Artikel

Fünf Rezepte aus dem Kochbuch der "Letzten Generation" zum Ausprobieren und Selbermachen

TITANIC präsentiert: Fünf schnelle Gerichte, bei denen Ihre Geschmacksknospen sicher nicht rebellieren wollen. Ob auf dem Gemälde oder dem Teller – mit diesen Rezepten gelingt Ihnen der große Wurf in der Küche.

Kartoffelbrei

Der prominente Klassiker, bekannt aus Film und Fernsehen! Wussten Sie, dass der Kartoffelbrei im Deutschen Grundgesetz verankert ist? Seit 1963 darf er in Schleswig-Holstein sogar wählen! Ganz abgesehen von der lebhaften Geschichte des Kartoffelbreis schmeckt er auch noch ganz hervorragend. Zunächst die Kartoffeln in Salzwasser kochen, dann heiße Milch und Butter dazu und alles schön zerstampfen. Seien Sie nicht zu zimperlich mit den Zutaten. Wie hat Alfons Schuhbeck einst gesagt: "Kartoffelbrei verzeiht, das Finanzamt nicht." Abschließend noch etwas Muskat dazu. Achtung: Verwenden Sie nicht zu viel Muskat! Ähnlich wie bei der Überschreitung des 1,5-Grad-Ziels ist sonst leider nicht mehr viel zu retten.

Bewertung: 9/10 – Aus den Klümpchen im Brei können Sie Ihren Freund:innen auch die Zukunft lesen.

Tomatensuppe

Die Klimaaktivist:innen-Gruppe "Just Stop Oil" hat bei ihrer Tomatensuppe auf die Konserve zurückgegriffen, dabei kann man das Gericht ganz leicht selbst herstellen. Eine kurze Warnung vorab: Der Name der Gruppe bezieht sich nicht auf die Ölverwendung in der Küche. Sonst brennen Ihnen Ihre Zutaten schneller an, als sie "Fossile Energieträger" sagen können. Die Tomaten zunächst mit kochendem Wasser übergießen und anschließend schälen. Hierbei ist eine strategisch günstige Lage zur nächsten Notaufnahme von Vorteil, denn Sie werden sich beim Schälen dieser kleinen Lavabomben garantiert Verbrennungen dritten Grades zuziehen. Hier bekommen Sie schon einmal einen kleinen Vorgeschmack, wie sich der Sommer in 50 Jahren anfühlen wird. Wenigstens weinen Sie nicht umsonst, denn durch Ihre Tränen können Sie sich das Nachsalzen sparen. Zwiebeln, Knoblauch und Tomaten anbraten, mit Gemüsebrühe ablöschen, abschmecken und abschließend nur noch pürieren. Zuletzt können Sie durch die Zugabe von Tomatenmark die Färbung Ihrer Suppe so abstimmen, dass sie sich nicht mit den Ölfarben auf Ihrem nächsten Ziel beißt. Was würde Guido Maria Kretschmer sonst bloß sagen?

Bewertung: 6/10 – Egal, wie sehr Sie es versuchen, Sie werden auf jeden Fall einen roten Fleck auf Ihre Kleidung bekommen, der Ihnen erst dann auffällt, wenn Sie unter Leuten sind.

Wrap

Dieses Gericht ist so vielfältig wie der Artenreichtum vor der Industrialisierung. Füllen Sie Ihren Wrap mit saisonalen Zutaten der Wahl oder aber auch, wenn Sie Ihr Gericht doch auf ein Gemälde werfen wollen, mit verhasstem Gemüse wie Staudensellerie, Wirsing oder Rosenkohl. Wenn Sie die Gesellschaft schon nicht mit Umweltschutz zusammenbringen können, dann vielleicht durch den kollektiven Hass auf Gemüse, das nach Arsch schmeckt. Im Anschluss müssen Sie den Wrap nur noch einrollen. Falls der Teigfladen nicht zusammenhalten sollte, können Sie auch mit etwas Sekundenkleber nachhelfen – wir nehmen einfach mal an, dass Sie ihn griffbereit haben. Durch die aerodynamisch schnittige Form Ihres Gerichts, können damit sogar Entfernungen aus bis zu 120 Metern zielgenau anvisiert werden. So können Sie der nächsten Person, die Ihnen erklären will, dass wir in Deutschland doch eigentlich schon genug für den Klimaschutz tun, treffsicher das Maul stopfen.

Bewertung: 7/10 –  Das viele Werfen könnte bei unsportlichen Personen wie Ihnen einen Tennisarm verursachen.

Kohlrouladen

Auch Kohlrouladen sind tief in der deutschen Geschichte verwurzelt. Man schrieb das Jahr 1989, als ihr Namensvater Helmut Kohl mit seinen selbstgekochten Rouladen das Fundament zur Wiedervereinigung Deutschlands gelegt hat. Wer hätte gedacht, dass die eisige Stimmung durch ein paar wärmende Flatulenzen ad acta gelegt werden kann? Für das Gericht müssen Sie einfach in Salzwasser blanchierte Kohlblätter mit einer herzhaften Füllung Ihrer Wahl belegen und anschließend aufrollen. Damit die Blätter beim abschließenden Schmoren nicht auseinanderfallen, müssen diese einfach mit einem Küchengarn zusammengebunden werden. Als Aktivist:innen der "Letzten Generation" können Sie das Gericht hervorragend für Ihre Zwecke einsetzen, da das Garn dafür sorgt, dass die Kohlroulade wie ein Jo-Jo funktioniert. So können Sie schnell unauffällig Flecken auf Gemälden erzeugen und die Roulade im Anschluss unbemerkt zurück in Ihre Hand flitschen lassen.

Bewertung: 10/10 – Mit etwas Übung können Sie mit der Roulade Jo-Jo-Tricks wie die Affenschaukel vorführen. Damit sind Sie definitiv die coolste Person im Raum.

Einmachglas

Für dieses Gericht müssen Sie nicht einmal selbst den Kochlöffel schwingen. Alles, was Sie hierfür brauchen, ist ein Einmachglas aus der hinteren Ecke Ihres Kühlschrank. Wichtig ist hierbei der undefinierbare Inhalt des Glases – auch angeeist und pelzig darf es gerne sein. Aus rechtlichen Gründen dürfen wir Ihnen an dieser Stelle weder zur Zubereitung noch zum Verzehr dieses Gerichts raten. Dennoch ist es für den Protest hervorragend geeignet. Stichwort: dicke Luft. Denn ähnlich wie ein zu hoher CO2-Gehalt in der Luft oder der Anblick von Jogi Löw beim Popeln, raubt Ihnen auch der Gestank Ihres Einmachglas-Inhalts den Atem. Hervorragend um Aufmerksamkeit für die eigene Sache zu erregen. Platzieren Sie Ihr Einmachglas strategisch und zünden Sie die Bombe, sobald genug Leute im Raum sind! Achtung, entfernen Sie sich schnell vom Tatort! Verfrühtes Kotzen macht immer verdächtig. Und wo Sie schon mal dabei sind: Machen Sie doch kleine Ableger Ihrer Stinkbombe und geben Sie diese an andere weiter: ein kleiner Ekel-Herrmann sozusagen.

Bewertung: 9/10 – Endlich können Sie mal etwas Positives bewirken, indem Sie ein widerliches Schwein sind und nie Ihren Kühlschrank aufräumen.

Autorin: Yvonne Zißler

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Katsching, Todd Boehly!

Sie haben sich von Ihrem sauer Errafften den englischen Fußballverein FC Chelsea angelacht, der Titel holen soll, allerdings unter Ihrer Leitung lediglich einen einstelligen Tabellenplatz im nationalen Wettbewerb vorzuweisen hat. Zur Generalüberholung der in der Mittelmäßigkeit versackten Blauhemden sind auf Ihr Geheiß für über eine Milliarde Euro insgesamt 39 Fußballer verpflichtet worden, womit der aktuelle Kader mindestens 44 Spieler umfasst (darunter zehn Torhüter, von denen laut derzeit gültigem Regelwerk leider trotzdem nur einer das Tor hüten darf).

Zu dem über Ihrer Truppe ausgekübelten Spott tragen wir allerdings nicht bei, aus unserem Mund also keine Mutmaßungen über beengte Verhältnisse unter der Dusche oder die vollen Körbe am Trikotwaschtag. Denn selbstverständlich wird ein ausgebufftes Finanzgenie wie Sie, Boehly, seine Gründe haben, viermal elf Freunde mit Verträgen, die zum Teil bis ins nächste Jahrzehnt laufen, auszustatten. Denn wissen wir nicht alle, dass in diesen unsicheren Zeiten das Geld auf der Bank am besten aufgehoben ist?

Guckt eh lieber von der Tribüne aus zu: Titanic

 Hmmm, Aurelie von Blazekovic (»SZ«)!

Am Abend der Wahlen in Thüringen und Sachsen hatte die ZDF-Chefredakteurin Schausten dem 1. September 2024 den 1. September 1939 an die Seite gestellt, und dazu fiel Ihnen dies ein: »Das Dämonisieren von Rechtspopulisten hatte bisher keinen Erfolg. Egal, wie richtig es ist, dass die AfD gefährlich, radikal, extrem ist. Politiker, Journalisten, Demokratieverteidiger können das immer noch lauter und lauter rufen – aber es bringt nichts. Die berechtigten Warnungen sind inzwischen leere Formeln. Die Wahlergebnisse der AfD sind immer besser geworden, der Trotz immer erheblicher. Die Tatsache, dass sie sich beständig als Opfer von Medien inszenieren kann, hat der Partei genutzt. Es ist nicht die Aufgabe von Bettina Schausten, die AfD kleinzukriegen, sondern die der anderen Parteien. Sie sollten mal über den Tim-Walz-Weg nachdenken. Ist Björn Höcke etwa nicht weird

Ist er. Hitler war es auch, und ihn als »Anstreicher« (Brecht) oder inexistenten Krachmacher (Tucholsky) zu entdämonisieren, hat bekanntlich so viel gebracht, dass diese Sätze nie haben fallen müssen: »Man hat mich immer als Propheten ausgelacht. Von denen, die damals lachten, lachen heute Unzählige nicht mehr, und die jetzt noch lachen, werden in einiger Zeit vielleicht auch nicht mehr lachen.«

Wegweisend winkt Titanic

 Und Du, »Braunschweiger Zeitung«,

hast uns mit Deiner Überschrift »Diese beiden tödlichen Keime bekämpfen Forscher aus Braunschweig« einen kleinen Schrecken eingejagt. Viel lieber wäre uns in eh schon schweren Zeiten die Headline »Forscher aus Braunschweig bekämpfen diese beiden tödlichen Keime« gewesen.

Bitte auf uns arme Seelen achten, wünscht sich

Deine Titanic

 Keine Frage, DHT Speditionsgesellschaft,

steht da auf Deinen Lkw, sondern eine Aussage: »Lust auf Last«.

Als Du damit auf der Autobahn an uns vorbeirauschtest, waren wir erst mal verwirrt: Kann man wirklich Lust auf etwas haben, was laut Duden »durch sein Gewicht als drückend empfunden wird«? Erst dachten wir noch, dass Du vielleicht was anderes damit meinst. »Last Christmas, I gave you my heart«, »Last uns froh und munter sein«, »I last my heart in San Francisco« – irgendwie so was.

Aber offenbar behauptest Du tatsächlich einfach, dass Du Spaß an der monotonen und zermürbenden Aufgabe hättest, dem Kapitalismus seine Waren über die stinkenden Autobahnen zu fahren, dabei Sonntage auf zugepissten Autohöfen zu verbringen und Dich beim Überholmanöver von Teslas und Audi A-Sonstwas anhupen zu lassen. Diese »Lust« wünschen wir Dir von ganzem Herzen, aber vermuten doch ganz stark, dass Dir der Spruch von jemandem auf den Lkw diktiert wurde, der bei der Berufswahl »Lust auf Marketing« hatte und seine Mittagspausen nicht in der Fahrerkabine, sondern beim Bagel-Laden in der Innenstadt verbringt.

Fahren an der nächsten Ausfahrt ab: Deine Leichtgewichte von Titanic

 Wenn Sie, Micky Beisenherz,

als Autor des »Dschungelcamps« gedacht hatten, Sie könnten dessen Insass/innen mit einer Scherzfrage aus der Mottenkiste zu der Ihnen genehmen Antwort animieren, dann waren Sie aber so was von schief gewickelt; die RTL-»Legenden« wollten Ihnen nämlich partout nicht den Gefallen tun, auf die Frage, womit sich Ornitholog/innen beschäftigten, einfach und platterdings »mit Vögeln« zu antworten.

Stattdessen kamen: »Was ist das denn?« oder »What the fuck …?«. Dafür zu sorgen, dass so aus Ahnungslosigkeit ein Akt des Widerstands gegen Ihre idiotische Fangfrage wurde, das soll Ihnen, Beisenherz, erst mal jemand nachmachen.

Mit der Ihnen gebührenden Hochachtung: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Aus der militärgeschichtlichen Forschung

Feldjäger sind auch nur Sammler.

Daniel Sibbe

 Kurzzeitgenossen

Bei der Meldung zu Anton Bruckners 200. Geburtsjubiläum (4. September) und dem tags darauf sich jährenden Geburtstag Heimito von Doderers (5. September) mit Interesse bemerkt, dass beide Herren im Jahr 1896 kurz gleichzeitig am Leben waren: nämlich fünf Wochen und einen Tag lang, von Klein-Heimitos Entbindung bis zu Bruckners Tod am 11. Oktober. Solche ganz knapp verpassten Möglichkeiten der Seelenwanderung faszinieren mich. Was wäre gewesen, hätte man Doderer etwas später zur Welt gebracht, wäre Bruckners Geist schon ein paar Wochen früher »frei« gewesen? Hätte Wien / Ansfelden ein reinkarniertes Doppeltalent Heimtoni von Brucknerer überhaupt ausgehalten, hätte die literarisch-musikalische Welt unter dem Eindruck der »Strudlhofsinfonie«, des »Rondo in c-Moll für Streichquartett und einen Merowinger« (Alternativtitel: »Die tonale Familie«) oder der kurzen vierstimmigen Motette »Die Peinigung der Orgelpfeifelchen« vor Entzücken und Überwältigung alle viere von sich gestreckt, aufgegeben und ihren Kulturbeutel auf immerdar zusammengepackt? – Dass das Spekulieren über solche vergeigten Leider-nicht-Seelenwanderungen nur sehr ausnahmsweise Sinn ergibt, dämmerte mir aber, als ich ad notam nahm, mit welchen Gruselgestalten und potentiellen Reinkarnationsgefäßen seinerseits Doderer seine allerletzten Tage im Herbst 1966 verbringen musste: Stefan Raab (*20.10.66), David Cameron (*9.10.66), Caroline Beil (*3.11.66) und sogar noch haarscharf David Safier (*13.12.66, »Miss Merkel – Mord am Friedhof«; »Der kleine Ritter Kackebart«). Dann schon lieber die Seele mit in die Hölle nehmen.

Michael Ziegelwagner

 Unangenehm

Auch im Darkroom gilt: Der Letzte macht das Licht aus.

Sebastian Maschuw

 Obacht!

Die Ankündigung von Mautgebühren ist furchterregend, aber so richtig Gänsehaut bekomme ich immer erst, wenn bei Google Maps als »Warnhinweis« auftaucht: »Diese Route verläuft durch Österreich.«

Norbert Behr

 Schrödingers Ruhebereich

Wenn es im Abteil so still ist, dass ein Fahrgast einschläft und dann übertrieben laut schnarcht.

Loreen Bauer

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

  • 03.10.: Der MDR kramt bei der Debatte, ob Ostdeutschland in den Medien schlechtgeredet wird, die Zonen-Gaby wieder hervor.
  • 26.09.:

    Noch-Grünenchefin Ricarda Lang retweetet "ihren" Onlinecartoon vom 25.09.

  • 18.09.: TITANIC-Zeichnerin Hilke Raddatz ("Briefe an die Leser") ist mit dem Wilhelm-Busch-Preis geehrt worden. Die SZLZ und der NDR berichten.
  • 12.09.:

    "Heute detoxe ich im Manager-Retreat im Taunus": TITANIC-Chefredakteurin Julia Mateus im Interview mit dem Medieninsider.

  • 29.08.:

    Die FR erwähnt den "Björnout"-Startcartoon vom 28.08.

Titanic unterwegs
23.10.2024 Karlsruhe, Tollhaus Max Goldt
23.10.2024 Berlin, Walthers Buchladen Katharina Greve
24.10.2024 Stuttgart, Im Wizemann Max Goldt
25.10.2024 Potsdam, Waschhaus-Arena Thomas Gsella