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Lanzen und in die CSU eintreten: Jetzt kommen die neuen Protestformen!

Marco Buschmann und Alexander Dobrindt sind sich mit vielen Deutschen einig: Kartoffelbrei auf Kunstwerke werfen und sich auf der Straße festkleben, das alles muss hart bestraft werden. Am besten mit Knast oder der FDP-Mitgliedschaft. Um Klimaaktivisten zu stoppen, könnten bald auch Lebensmittel und Straßen verboten werden, vielleicht sogar das Klima. Doch was ist künftig erlaubt? Darf man überhaupt noch demonstrieren? Klare Antwort: Ja! Die neuen Protestformen in der Übersicht:

1) Lanzen

Wer etwas wirklich Wertvolles für die Gesellschaft tun will, geht künftig "lanzen". Das bedeutet: Man verschafft sich Zutritt in die Sendung von Markus Lanz, besetzt dort die Talkstühle und verhindert auf diese Weise, dass Richard David Precht, Harald Welzer und andere Klartextheinis Platz nehmen und vor laufender Kamera peinlichen Unfug erzählen können. Wichtig: Profi-Lanzer besetzen die Stühle nicht nur bei Lanz, sondern auch bei "Hart aber fair", Maischberger, Illner, Will, "The Masked Singer" und grundsätzlich überall bei RTL, Bild TV und dem Bayerischen Rundfunk.

2) Sich antackern

Um zu beweisen, dass man es ernst meint, wenn man für ein Anliegen demonstriert, tackert man sich künftig irgendwo an. Ist zum Beispiel jemand für mehr Lohn, kommt das Antackern am eigenen Chef infrage. Für besseren Tierschutz tackert man sich am besten an eine Sau (Clemens Tönnies) an. Und wer für längere Kaffeepausen demonstriert, tackert sich an der Kaffeemaschine an. Zu beachten ist allerdings, dass derzeit in einigen Regionen Deutschlands (Nordbayern, Südbayern, Restbayern) das Festtackern sechs Monate im Voraus schriftlich angekündigt werden muss, andernfalls droht Polizeigewahrsam. Vor allem dann, wenn man mit seiner Aktion Autofahrer verärgert.

3) In die CSU eintreten

Demonstrieren bedeutet, hin und wieder auch extrem unangenehme Dinge zu tun. Zum Beispiel in CSU einzutreten und sich dort mit konstruktiven Vorschlägen einzubringen („Auf dem nächsten Parteitag könnten wir doch die Auflösung der CSU beschließen, oder? Das würde uns viele Sympathien in Deutschland bringen!“). Erfreulich ist, dass man bei dieser subversiven Aktion nicht allein ist. Andere arbeiten schon lange daran, die CSU unwählbar zu machen – etwa ein gewisser Andreas S., Kampfname „Maut-Andi“. Und immer dran denken: Der Einsatz ist wirklich für die gute Sache, nämlich ein Deutschland ohne die CSU.

4) Sich etwas abschneiden

Das könnte ein neuer Trend auf Kundgebungen werden: Sich etwas abschneiden und damit verdeutlichen, dass endlich gehandelt werden muss. Zugleich ist das die Gelegenheit, sich von unliebsamen Dingen zu trennen (Nasenhaare, Fingernägel, Doppelkinn). Doch es müssen nicht unbedingt gleich Körperteile sein, für den Anfang reichen auch Kleidungsstücke, zum Beispiel der Bommel auf der Mütze oder die Krawatte. Ob es sich beim Abschneiden um eine Straftat handelt, darüber sind sich CDU/CSU und die Bundesregierung noch uneins. Prognose: Es wird okay sein, solange man die abgeschnittenen Teile nicht auf die Straße wirft und so den Autoverkehr beeinträchtigt.

5) Nach links wischen

Das Prinzip ist ganz einfach: Ob bei Tinder, Bumble, Twitter, Instagram oder Spiegel Plus – ab sofort wird überall gnadenlos nur noch nach links gewischt. So gibt es keine nervigen Matches und Dates mehr, man kann sich voll aufs Weltretten konzentrieren. Erfahrene Swiper praktizieren das Wischen nach links schon lange und sind begeistert ("Linkswischen ist super, empfiehlt sich übrigens auch beim Fensterputzen!"). Aber Achtung: Man sollte es mit der Linkswischerei nicht übertreiben. Aus der FDP gibt es bereits erste Stimmen, die vor übereifrigem Linkswischen warnen ("Wir müssen eine Linkswischrepublik mit allen Mitteln verhindern!").

6) Kunstwerke auf Lebensmittel werfen

Kartoffelbrei auf Gemälde von Claude Monet schmeißen – das war gestern. Ab sofort wird alles anders. Denn jetzt rächt sich die Kunst, und die Lebensmittel müssen leiden! Werke von Picasso, Rembrandt und Botticelli werden nun auf Gurken, Milch und Wurst geworfen. Und einige Demonstranten haben sogar vor, den "Schrei" des norwegischen Malers Edvard Munch auf Mayonnaise zu werfen. Rewe, Penny und Edeka haben deshalb schon angekündigt, an ihren Eingängen Sicherheitspersonal aufzustellen, um Kunden abzutasten und Jacken, Taschen und Rucksäcke nach Werken von französischen Impressionisten und anderen Künstlern zu durchsuchen. Aufpassen sollten die Demonstrierenden jedoch darauf, dass sie bei dieser Art des Protests keine Einkaufswagen behindern.

 

Lissek

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Dear Weltgeist,

das hast Du hübsch und humorvoll eingerichtet, wie Du an der Uni Jena Deiner dortigen Erfindung gedenkst! Und auch des Verhältnisses von Herr und Knecht, über das Hegel ebenfalls ungefähr zur Zeit Deiner Entstehung sinnierte. Denn was machst Du um die 200 Jahre später, lieber Weltgeist? Richtest an Deiner Alma Mater ein Master-Service-Zentrum ein. Coole Socke!

Meisterhafte Grüße von Deiner Titanic

 Vielleicht, Ministerpräsident Markus Söder,

sollten Sie noch einmal gründlich über Ihren Plan nachdenken, eine Magnetschwebebahn in Nürnberg zu bauen.

Sie und wir wissen, dass niemand dieses vermeintliche High-Tech-Wunder zwischen Messe und Krankenhaus braucht. Außer eben Ihre Spezln bei der Baufirma, die das Ding entwickelt und Ihnen schmackhaft gemacht haben, auf dass wieder einmal Millionen an Steuergeld in den privaten Taschen der CSU-Kamarilla verschwinden.

Ihr Argument für das Projekt lautet: »Was in China läuft, kann bei uns nicht verkehrt sein, was die Infrastruktur betrifft.« Aber, Söder, sind Sie sicher, dass Sie wollen, dass es in Deutschland wie in China läuft? Sie wissen schon, dass es dort mal passieren kann, dass Politiker/innen, denen Korruption vorgeworfen wird, plötzlich aus der Öffentlichkeit verschwinden?

Gibt zu bedenken: Titanic

 Gude, Fregatte »Hessen«!

Du verteidigst Deutschlands Demokratie zur Zeit im Roten Meer, indem Du Handelsrouten vor der Huthi-Miliz schützt. Und hast schon ganz heldenhaft zwei Huthi-Drohnen besiegt.

Allerdings hast Du auch aus Versehen auf eine US-Drohne geschossen, und nur einem technischen Fehler ist es zu verdanken, dass Du nicht getroffen hast. Vielleicht ein guter Grund für die USA, doch nicht auf der Erfüllung des Zwei-Prozent-Ziels zu beharren!

Doppelwumms von Titanic

 Persönlich, Ex-Bundespräsident Joachim Gauck,

nehmen Sie inzwischen offenbar alles. Über den russischen Präsidenten sagten Sie im Spiegel: »Putin war in den Achtzigerjahren die Stütze meiner Unterdrücker.« Meinen Sie, dass der Ex-KGBler Putin und die DDR es wirklich allein auf Sie abgesehen hatten, exklusiv? In dem Gespräch betonten Sie weiter, dass Sie »diesen Typus« Putin »lesen« könnten: »Ich kann deren Herrschaftstechnik nachts auswendig aufsagen«.

Allerdings hielten Sie sich bei dessen Antrittsbesuch im Schloss Bellevue dann »natürlich« doch an die »diplomatischen Gepflogenheiten«, hätten ihm aber »schon zu verstehen gegeben, was ich von ihm halte«. Das hat Putin wahrscheinlich sehr erschreckt. So richtig Wirkung entfaltet hat es aber nicht, wenn wir das richtig lesen können. Wie wär’s also, Gauck, wenn Sie es jetzt noch mal versuchen würden? Lassen Sie andere Rentner/innen mit dem Spiegel reden, schauen Sie persönlich in Moskau vorbei und quatschen Sie Putin total undiplomatisch unter seinen langen Tisch.

Würden als Dank auf die Gepflogenheit verzichten, Ihr Gerede zu kommentieren:

die Diplomat/innen von der Titanic

 Wieso so eilig, Achim Frenz?

Wieso so eilig, Achim Frenz?

Kaum hast Du das Zepter im Kampf um die Weltherrschaft der Komischen Kunst auf Erden in jüngere Hände gelegt, da schwingst Du Dich nach so kurzer Zeit schon wieder auf, um in den höchsten Sphären für Deine Caricatura zu streiten.

Mögest Du Dir auch im Jenseits Dein beharrliches Herausgeber-Grummeln bewahren, wünscht Dir zum Abschied Deine Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Kapitaler Kalauer

Da man mit billigen Wortspielen ja nicht geizen soll, möchte ich hier an ein großes deutsches Geldinstitut erinnern, das exakt von 1830 bis 1848 existierte: die Vormärzbank.

Andreas Maier

 Frühlingsgefühle

Wenn am Himmel Vögel flattern,
wenn in Parks Familien schnattern,
wenn Paare sich mit Zunge küssen,
weil sie das im Frühling müssen,
wenn überall Narzissen blühen,
selbst Zyniker vor Frohsinn glühen,
Schwalben »Coco Jamboo« singen
und Senioren Seilchen springen,
sehne ich mich derbst
nach Herbst.

Ella Carina Werner

 Nichts aufm Kerbholz

Dass »jemanden Lügen strafen« eine doch sehr antiquierte Redewendung ist, wurde mir spätestens bewusst, als mir die Suchmaschine mitteilte, dass »lügen grundsätzlich nicht strafbar« sei.

Ronnie Zumbühl

 Man spürt das

Zum ersten Mal in meinem Leben war ich in New York. Was soll ich sagen: Da war sofort dieses Gefühl, als ich zum ersten Mal die 5th Avenue hinunterflanierte! Entweder man spürt das in New York oder man spürt es eben nicht. Bei mir war sie gleich da, die Gewissheit, dass diese Stadt einfach null Charme hat. Da kann ich genauso gut zu Hause in Frankfurt-Höchst bleiben.

Leo Riegel

 Überraschung

Avocados sind auch nur Ü-Eier für Erwachsene.

Loreen Bauer

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
25.04.2024 Köln, Comedia Max Goldt
27.04.2024 Schwerin, Zenit Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
28.04.2024 Lübeck, Kolosseum Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
29.04.2024 Berlin, Berliner Ensemble Martin Sonneborn mit Sibylle Berg