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"Manchmal muss man Feuer mit Feuer bekämpfen!"

Weil es mit dem Klimaschutz in Deutschland einfach nicht vorangeht, fordern immer mehr Aktivisten, die Protestplakate endlich einzumotten und den Kampf gegen fossile Umweltsünder aus dem Untergrund zu führen. Während man in der Auto-, Kohle- und Ölindustrie noch nicht so recht an die Bedrohung durch eine "Grüne RAF" glauben mag, führt eine knallharte Splittergruppe aus dem Emsland bereits Sabotageakte von staatsgefährdenden Auswüchsen durch. TITANIC hat sich mit Malte X, dem Mastermind und Anführer der militanten Terrorzelle, auf einen Bio-Kräutertee getroffen.  

TITANIC: Herr X, die Bildung einer gewalttätigen Klimabewegung geistert noch als Schreckgespenst durch die Medien, dabei gibt es sie nach Ihren Angaben ja schon längst. Welche grünen Terrorakte gehen denn bisher auf Ihr Konto?  

Malte X: Na, Sie erinnern sich doch bestimmt an das Reisechaos auf deutschen Flughäfen während der Sommerferien.  

TITANIC: Donnerwetter! Das waren Sie?  

Malte X (fühlt sich geschmeichelt): Nun ja, nicht ganz. Ein bisschen war es natürlich auch der Personalsituation beim Check-in geschuldet. Aber immerhin sind wir als Kegelclub getarnt auf innerdeutschen Kurzstrecken mehrmals täglich hin- und hergeflogen, um das Problem zu verstärken und die kerosinintensive Flugwirtschaft dadurch in den Kollaps zu treiben.  

TITANIC: Entschuldigung, aber haben Sie dadurch nicht selbst Unmengen an CO2 in die Luft geblasen?  

Malte X: Das ist uns sehr wohl bewusst. Aber je früher wir das kapitalistische System an den Rand des Zusammenbruchs bringen, desto früher hat es ein Ende mit der Vielfliegerei. Aus dem gleichen Grund blockieren wir ja auch mit unseren BMW-SUV der XM-Klasse bundesdeutsche Innenstädte und ziehen den Unmut von Fußgängern auf uns. Manchmal muss man eben Feuer mit Feuer bekämpfen, comprende?  

TITANIC: Nächste Frage. Zumindest der zweite Teil des Kürzels "Grüne RAF" ist wegen der deutschen Vergangenheit seit über 40 Jahren negativ besetzt und wird Ihnen abseits des extrem linken Spektrums wohl kaum Sympathiepunkte einbringen. Gibt es Alternativen für die Namensgebung?  

Malte X:  Wir möchten in Wort und Tat natürlich unverwechselbar sein. Weil die Übergänge zwischen den einzelnen Extremistengruppen mitunter fließend sind und wir nicht wollten, dass die Sucker von der "Letzten Generation" oder "Extinction Rebellion" nach einer gelungenen Operation unsere Lorbeeren abräumen, haben wir uns etwas Besonderes einfallen lassen: Wir nennen uns KRAMPFATS.  

TITANIC: Echt jetzt? KRAMPFATS?  

Malte X: Genauer gesagt "KLIMA-RETTUNGS-ALLIANZ-MIT-PFIFF-ABTEILUNG-TODESSCHWADRON".  In der Kurzversion sind die Begriffe "Kampf", "Kraft", "Kampfkraft", "Stark" und "Saft" schon allesamt enthalten. Ein Anagramm der Spitzenklasse, das uns beim Scrabblespielen im Terror-Trainingscamp eingefallen ist. Wenn uns das keinen Respekt in der Bevölkerung verschafft, dann weiß ich es auch nicht.  

TITANIC: Und wie sieht es mit dem Logo aus?  

Malte X:  Da halten wir uns in weiten Teilen tatsächlich noch an das RAF-Original aus den 70ern. Das Maschinengewehr im Hintergrund haben wir allerdings gegen zwei gekreuzte Selleriestangen und eine brutal dicke Zucchini ausgetauscht.  

TITANIC: Aha. Die Planung und Durchführung von Terrorakten ist doch bestimmt unglaublich kostenintensiv. Wie kommt Ihre Organisation denn an das nötige Kleingeld?  

Malte X: Anfangs haben wir ganz klassisch Pfandflaschen gesammelt und selbstgepflückte Brombeeren auf dem Bürgersteig verkauft. Das war aber auch die Zeit, in der unsere "Bomben" noch aus in Zeitungspapier eingewickelter Hundescheiße bestanden, die wir dann brennend auf den Türschwellen der Konzernbosse abgelegt haben. Mittlerweile ziehen wir das Ganze eine Nummer größer auf, indem wir im Wald umherstrolchen und aus verdutzten Sonntagsspaziergängern Schmuck und Bargeld herausprügeln. Außerdem bieten wir für Leute, die beim Umarmen von Rotbuchen Lust auf mehr bekommen haben, diskrete Plätze für intime Gehölz-Begegnungen zur Verfügung.  

TITANIC: Das hört sich aber jetzt ein bisschen so an, als würden Sie einen "Baum-Puff" betreiben.  

Malte X: Na und? Schließlich setzen wir uns für den Schutz der Pflanzenwelt ein. Da können die Laubmonster auch ruhig zwei-/dreimal am Tag ihre Rinde hinhalten oder ein paar unartigen Phytomiten mal kräftig eins mit der Weidenpeitsche mitgeben. Übrigens: Falls Sie auf Stechpalmen stehen, könnte ich Ihnen eine Sitzung bei "Loretta" zum Vorzugspreis anbieten.  

TITANIC: Nein, danke. Stichwort Rechtsbeistand: Die RAF hatte Otto Schily und den kürzlich verstorbenen Hans-Christian Ströbele als Anwälte. Wissen Sie schon, welcher Politpromi sich um Ihre juristischen Belange kümmern wird?  

Malte X: Selbstverständlich! Das wird Wolfgang Kubicki übernehmen.  

TITANIC: Ist der aus ökologischer Sicht nicht in der völlig falschen Partei?  

Malte X: Unterschätzen Sie nie die Überzeugungskraft von Gratis-Alkohol, Zigarillos und gelegentlichen Thai-Fußmassagen! Mit ein bisschen Dolce Vita und heiß Duschen kriegen wir den schon für unsere Sache eingelullt. Übrigens: Herr Kubicki hat in den letzten Monaten ein bemerkenswert intensives Faible für junge Eichen entwickelt und verbringt viel Zeit im Wald (zwinkert).  

TITANIC: Anderes Thema. Die RAF hat seinerzeit mit spektakulären Entführungen für mediales Aufsehen gesorgt. Haben Sie in diese Richtung schon irgendwas geplant?  

Malte X: Geiselnahmen sind natürlich höchst anspruchsvoll. Da wir Schusswaffen strikt ablehnen, müssen wir potenzielle Entführungsopfer aufwendig mit ätherischen Ölen betäuben oder vor dem Zugriff ein dressiertes Stinktier durch den Lüftungsschacht schicken. Außerdem dürfen die Geiseln nur so groß sein, dass sie komplett unter die Abdeckplane unseres Flucht-Lastenfahrrads passen. Schade, dass Armin Laschet nicht Kanzler geworden ist. Der hätte die perfekten Maße gehabt!  

TITANIC: Mal ganz unter uns. Glauben Sie, dass der Planet mithilfe Ihres Öko-Terrors tatsächlich noch zu retten ist?  

Malte X: Fragen Sie mich das nochmal, wenn Christian Lindner endlich den Fisch unter seiner Porsche-Fußmatte gefunden hat.  

TITANIC: Herr X, vielen Dank für das Gespräch.                                    

Patric Hemgesberg  

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Gott sei dank, »Focus«!

Du schreibst: »Fleischkonsum sinkt, Mitarbeiter fehlen. Fachkräftemangel trifft die Wursttheke«. Aber sieh es doch mal positiv, lieber Focus: Es wäre doch viel schlimmer, wenn aufgrund des hohen Fleischkonsums die Mitarbeiter/innen verschwinden würden …

Grüße aus der Fleet Street schickt Titanic

 Tatütata, LKA Niedersachsen!

»Ganz viel Erfolg morgen bei der Prüfung, liebe Karin«, sagt angeblich das gesuchte ehemalige RAF-Mitglied Burkhard Garweg gut gelaunt in einem Video, das bei der Fahndung im Presseportal unter der Rubrik »Blaulicht« veröffentlicht wurde. Die Fahnder/innen erhofften sich dadurch, so heißt es, neue Hinweise, und richten sich deshalb mit den Fragen an die Bevölkerung: »Wer ist ›Karin‹ bzw. ›Carin‹?« und: »In welchem Zusammenhang steht sie zu Burkhard Garweg?«. Schön und gut, da möchten wir nach einem derartigen Cliffhanger nun aber auch die Frage hinzufügen: Wie ist Karins Prüfung denn nun eigentlich gelaufen?

Hinweise an Titanic

 Ho ho ho, Venezuelas Präsident Nicolás Maduro!

Ho ho ho, Venezuelas Präsident Nicolás Maduro!

Mitten im Streit um das wohl von Ihnen manipulierte Wahlergebnis bei der Präsidentschaftswahl haben Sie wieder einmal tief in die politische Trickkiste gegriffen: »Es ist September, und es riecht schon nach Weihnachten«, frohlockten Sie in einer Fernsehansprache. »Als Dank an das kämpferische Volk werde ich daher Weihnachten per Dekret auf den 1. Oktober vorziehen.«

Wir haben sogar eine noch bessere Idee, Maduro: Könnten Sie nicht per Dekret Weihnachten von Anfang Oktober bis Ende Dezember stattfinden lassen? Im Gegensatz zum Kanzler in seinem kapitalistischen Schweinesystem können Sie doch sicher bestimmen, dass die planwirtschaftliche Lebkuchen-Vanillekipferl-Produktion schon im Juni anläuft. So können Sie sich nicht nur ein paar Tage, sondern ganze drei Monate Ruhe zum Fest schenken!

Rät Titanic

 Wenn Sie, Micky Beisenherz,

als Autor des »Dschungelcamps« gedacht hatten, Sie könnten dessen Insass/innen mit einer Scherzfrage aus der Mottenkiste zu der Ihnen genehmen Antwort animieren, dann waren Sie aber so was von schief gewickelt; die RTL-»Legenden« wollten Ihnen nämlich partout nicht den Gefallen tun, auf die Frage, womit sich Ornitholog/innen beschäftigten, einfach und platterdings »mit Vögeln« zu antworten.

Stattdessen kamen: »Was ist das denn?« oder »What the fuck …?«. Dafür zu sorgen, dass so aus Ahnungslosigkeit ein Akt des Widerstands gegen Ihre idiotische Fangfrage wurde, das soll Ihnen, Beisenherz, erst mal jemand nachmachen.

Mit der Ihnen gebührenden Hochachtung: Titanic

 Interessant, was Sie da sagten, Erling Haaland (Manchester City)!

»Die besten Spieler sind die besten in den einfachsten Dingen. Mit der rechten Hand berühren und mit der linken passen. Das ist das Wichtigste. Pep sagt das immer wieder zu mir.«

Mit welcher Hand man dann das Tor erzielt, ist egal, meint im Gedenken an Diego Maradona Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Schrödingers Ruhebereich

Wenn es im Abteil so still ist, dass ein Fahrgast einschläft und dann übertrieben laut schnarcht.

Loreen Bauer

 Jeder kennt ihn

Die Romantrilogie auf der Geburtstagsfeier, das Raclettegerät auf der Taufe, die Gartenfräse zur Beerdigung: Ich bin der Typ in deinem Bekanntenkreis, der dir geliehene Sachen in den unmöglichsten Situationen zurückgibt.

Leo Riegel

 Mitläuferin? Ganz im Gegenteil!

Meine Oma fuhr im Widerstand Motorrad.

Andreas Maria Lugauer

 Alle meine Aversionen

Was ich überhaupt nicht schätze:
»Mädchen, ich erklär dir ...«-Sätze.

Was ich nicht so super finde:
Bluten ohne Monatsbinde.

Was ich gar nicht leiden kann:
Sex mit einem Staatstyrann.

Den Rest, auch Alkoholkonzerne,
mag ich eigentlich ganz gerne.

Ella Carina Werner

 Im Unterzucker

Wenn man sich bei seinem Lieblingsitaliener keine Pizza bestellen kann, weil man nicht alle Vespas auf den Fotos gefunden hat – liegt das dann am nicht bestandenen Turin-Test?

Lara Wagner

Vermischtes

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Das schreiben die anderen

  • 03.10.: Der MDR kramt bei der Debatte, ob Ostdeutschland in den Medien schlechtgeredet wird, die Zonen-Gaby wieder hervor.
  • 26.09.:

    Noch-Grünenchefin Ricarda Lang retweetet "ihren" Onlinecartoon vom 25.09.

  • 18.09.: TITANIC-Zeichnerin Hilke Raddatz ("Briefe an die Leser") ist mit dem Wilhelm-Busch-Preis geehrt worden. Die SZLZ und der NDR berichten.
  • 12.09.:

    "Heute detoxe ich im Manager-Retreat im Taunus": TITANIC-Chefredakteurin Julia Mateus im Interview mit dem Medieninsider.

  • 29.08.:

    Die FR erwähnt den "Björnout"-Startcartoon vom 28.08.

Titanic unterwegs
23.10.2024 Karlsruhe, Tollhaus Max Goldt
23.10.2024 Berlin, Walthers Buchladen Katharina Greve
24.10.2024 Stuttgart, Im Wizemann Max Goldt
25.10.2024 Potsdam, Waschhaus-Arena Thomas Gsella