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50 Jahre deutscher "Playboy": Bisher unbekannte Anekdoten

In Deutschland gibt es viele Schmuddelheftchen (Focus, Stern, FDP-Mitgliedermagazin), das mit Abstand beste von allen ist aber schon lange der Playboy. Die deutsche Ausgabe feiert 2022 ihr 50-jähriges Bestehen. Grund genug, auf die intimsten Geheimnisse und größten Skandale des Magazins zu blicken. Und zwar in einem Artikel (Lesedauer: 12,5 Sekunden) und einer großen Bildergalerie (nach dem Klick).

 

Februar 1979: Der erste Skandal

Große Aufregung in der Redaktion. Enthüllungsjournalist Günter Wallraff hat sich als "Topmodel Walli" ein Fotoshooting erschlichen, um auf irgend etwas aufmerksam zu machen – vor allem auf die wirren Gedanken in seinem Kopf. Die Undercover-Nervensäge fliegt jedoch schon zu Beginn des Shootings auf, weil er vorab vergessen hatte, seinen Schnurrbart abzurasieren. Der Fotograf kann mit seinem Assistenten gerade noch rechtzeitig verhindern, dass sich Wallraff komplett entkleidet.

April 1985: Ein peinliches Missverständnis

Die Playboy-Redaktion erlebt eine Premiere. Zum ersten Mal meldet sich ein Leser ("Guten Tag, hier spricht Jauch!") und behauptet, dass er einen Text im Magazin gelesen hat, und zwar von Anfang bis Ende. "Allerdings nur aus Versehen", wie er beteuert, "eigentlich dachte ich, dass ich im Kicker-Sportmagazin blättere." Beim Playboy glaubt man zuerst an einen Schwindel. Doch als sich kurz darauf ein weiterer Leser meldet ("Hallo, mein Name ist Schweiger!") und ähnliches behauptet, ist die Chefredaktion schockiert und entschuldigt sich: "Das wollten wir nicht, ehrlich!"

Mai 1992: Verliebte Pärchen

Der Playboy bittet Promipaare, die Geheimnisse ihrer langen Beziehungen zu verraten. Die besten Antworten kommen vom Trigema-Chef und seinem Werbe-Schimpansen ("Wir sehen uns nur im TV-Spot!"), Thomas Gottschalk und Mike Krüger ("Mein Partner ist schon tot!") und Lena Meyer-Landrut und Mark Forster ("Wir kennen uns noch gar nicht!").

September 1994: Die Polit-Sauerei

Der Bundestagswahlkampf steckt in der heißen Phase. Der Playboy will mit Kanzler Helmut Kohl und Herausforderer Rudolf Scharping Homestorys machen. Beide willigen zunächst auch ein. Doch als Kohl erfährt, dass auf dem Titel des Heftes gar nicht er selbst präsentiert werden soll, sondern ein nackter Saumagen, lässt er den Deal verärgert platzen ("So eine Sauerei, man hätte dem Saumagen wenigstens einen Bikini von Peter oder Walter anziehen können!"). Scharpings Wahlkampfberater versuchen noch schnell, von der Situation zu profitieren, doch der Playboy lehnt die "selbstgemachten hocherotischen Fotos mit Fahrradhelm im Pfälzerwald" höflich ab ("Ähm ... äh ... Das geht leider nicht mehr, denn völlig überraschend wurde der Redaktionsschluss um drei Wochen vorverlegt!").

August 2006: Die Sommermärchen-Clowns

Moderatoren-Legende Johannes B. Kerner verrät in einem intimen Interview mit sich selbst seine drei liebsten Stellungen: Bloßstellung, Dummstellung, Nachstellung. In einem weiteren intimen Interview plaudert Kult-Schreihals Jürgen Klopp über Positionen, die ihn am meisten erregen ("Innenverteidigung, offensives Mittelfeld, Linksaußen"). Am Ende sind die zwei Interviews so intim, dass sie glücklicherweise nur in Kerners persönlichem Panini-Album abgedruckt werden.

Juni 2008: Die Top Five des Grauens

Der Chefredakteur veröffentlicht seine Top Five des Monats (Wer zum Glück noch nie für den Playboy blankgezogen hat: 1. Wolfgang Thierse, 2. Lothar Matthäus, 3. Eisbär Knut, 4. Oliver Welke, 5. Rainer Maria Woelki). Daraufhin steht das Telefon der Redaktion nicht mehr still. Pausenlos melden sich Matthäus ("Ich verlange eine Gegendarstellung: Ich gehöre auf Platz eins!") und Woelki ("Darf ich die Nummer von Eisbär Knut haben?"). Der Horror hört erst auf, als der Playboy die beiden miteinander verbindet.

November 2013: Sex mit Helmut Schmidt

Nach der Erfolgskolumne "Auf eine Zigarette mit Helmut Schmidt" in der Zeit fragt der Playboy Giovanni di Lorenzo, ob er sich mit dem Ex-Kanzler auch das Format "Die Zigarette danach mit Helmut Schmidt" vorstellen könnte. Das Projekt scheitert jedoch am Widerstand von Helmut Schmidt ("Sex wäre kein Problem, aber mein Arzt hat mir geraten, nicht mehr so viel zu rauchen").

August 2022: Ein unmoralisches Angebot

Pünktlich zum 50. Geburtstag erreicht die Redaktion eine überraschende Anfrage: Die Katholische Kirche möchte den Playboy als Sponsor gewinnen. Nach langer Bedenkzeit (fünf Sekunden) lehnt der Chefredakteur ab: "Mit so einem Schweinkram wollen wir nichts zu tun haben!"

Lissek

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Grunz, Pigcasso,

malendes Schwein aus Südafrika! Du warst die erfolgreichste nicht-menschliche Künstlerin der Welt, nun bist Du verendet. Aber tröste Dich: Aus Dir wird neue Kunst entstehen. Oder was glaubst Du, was mit Deinen Borsten geschieht?

Grüße auch an Francis Bacon: Titanic

 Persönlich, Ex-Bundespräsident Joachim Gauck,

nehmen Sie inzwischen offenbar alles. Über den russischen Präsidenten sagten Sie im Spiegel: »Putin war in den Achtzigerjahren die Stütze meiner Unterdrücker.« Meinen Sie, dass der Ex-KGBler Putin und die DDR es wirklich allein auf Sie abgesehen hatten, exklusiv? In dem Gespräch betonten Sie weiter, dass Sie »diesen Typus« Putin »lesen« könnten: »Ich kann deren Herrschaftstechnik nachts auswendig aufsagen«.

Allerdings hielten Sie sich bei dessen Antrittsbesuch im Schloss Bellevue dann »natürlich« doch an die »diplomatischen Gepflogenheiten«, hätten ihm aber »schon zu verstehen gegeben, was ich von ihm halte«. Das hat Putin wahrscheinlich sehr erschreckt. So richtig Wirkung entfaltet hat es aber nicht, wenn wir das richtig lesen können. Wie wär’s also, Gauck, wenn Sie es jetzt noch mal versuchen würden? Lassen Sie andere Rentner/innen mit dem Spiegel reden, schauen Sie persönlich in Moskau vorbei und quatschen Sie Putin total undiplomatisch unter seinen langen Tisch.

Würden als Dank auf die Gepflogenheit verzichten, Ihr Gerede zu kommentieren:

die Diplomat/innen von der Titanic

 Boah ey, Natur!

»Mit der Anpflanzung von Bäumen im großen Stil soll das Klima geschützt werden«, schreibt der Spiegel. »Jetzt zeigen drei Wissenschaftlerinnen in einer Studie: Die Projekte können unter Umständen mehr schaden als nützen.« Konkret sei das Ökosystem Savanne von der Aufforstung bedroht. Mal ganz unverblümt gefragt: Kann es sein, liebe Natur, dass man es Dir einfach nicht recht machen kann? Wir Menschen bemühen uns hier wirklich um Dich, Du Diva, und am Ende ist es doch wieder falsch!

Wird mit Dir einfach nicht grün: Titanic

 Hey, »Zeit«,

Deine Überschrift »Mit 50 kann man noch genauso fit sein wie mit 20«, die stimmt vor allem, wenn man mit 20 bemerkenswert unfit ist, oder?

Schaut jetzt gelassener in die Zukunft:

Deine Titanic

 Sie, Victoria Beckham,

Sie, Victoria Beckham,

behaupteten in der Netflix-Doku »Beckham«, Sie seien »working class« aufgewachsen. Auf die Frage Ihres Ehemanns, mit welchem Auto Sie zur Schule gefahren worden seien, gaben Sie nach einigem Herumdrucksen zu, es habe sich um einen Rolls-Royce gehandelt. Nun verkaufen Sie T-Shirts mit dem Aufdruck »My Dad had a Rolls-Royce« für um die 130 Euro und werden für Ihre Selbstironie gelobt. Wir persönlich fänden es sogar noch mutiger und erfrischender, wenn Sie augenzwinkernd Shirts mit der Aufschrift »My Husband was the Ambassador for the World Cup in Qatar« anbieten würden, um den Kritiker/innen so richtig den Wind aus den Segeln zu nehmen.

In der Selbstkritik ausschließlich ironisch: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Nichts aufm Kerbholz

Dass »jemanden Lügen strafen« eine doch sehr antiquierte Redewendung ist, wurde mir spätestens bewusst, als mir die Suchmaschine mitteilte, dass »lügen grundsätzlich nicht strafbar« sei.

Ronnie Zumbühl

 Die Touri-Falle

Beim Schlendern durchs Kölner Zentrum entdeckte ich neulich an einem Drehständer den offenbar letzten Schrei in rheinischen Souvenirläden: schwarzweiße Frühstücks-Platzmatten mit laminierten Fotos der nach zahllosen Luftangriffen in Schutt und Asche liegenden Domstadt. Auch mein Hirn wurde augenblicklich mit Fragen bombardiert. Wer ist bitte schön so morbid, dass er sich vom Anblick in den Fluss kollabierter Brücken, qualmender Kirchenruinen und pulverisierter Wohnviertel einen morgendlichen Frischekick erhofft? Wer will 365 Mal im Jahr bei Caffè Latte und Croissants an die Schrecken des Zweiten Weltkriegs erinnert werden und nimmt die abwischbaren Zeitzeugen dafür sogar noch mit in den Urlaub? Um die Bahn nicht zu verpassen, sah ich mich genötigt, die Grübelei zu verschieben, und ließ mir kurzerhand alle zehn Motive zum Vorteilspreis von nur 300 Euro einpacken. Seitdem starre ich jeden Tag wie gebannt auf das dem Erdboden gleichgemachte Köln, während ich mein Müsli in mich hineinschaufle und dabei das unheimliche Gefühl nicht loswerde, ich würde krachend auf Trümmern herumkauen. Das Rätsel um die Zielgruppe bleibt indes weiter ungelöst. Auf die Frage »Welcher dämliche Idiot kauft sich so eine Scheiße?« habe ich nämlich immer noch keine Antwort gefunden.

Patric Hemgesberg

 Einmal und nie wieder

Kugelfisch wurde falsch zubereitet. Das war definitiv meine letzte Bestellung.

Fabian Lichter

 Tiefenpsychologischer Trick

Wenn man bei einem psychologischen Test ein Bild voller Tintenkleckse gezeigt bekommt, und dann die Frage »Was sehen Sie hier?« gestellt wird und man antwortet »einen Rorschachtest«, dann, und nur dann darf man Psychoanalytiker werden.

Jürgen Miedl

 Dünnes Eis

Zwei Männer in Funktionsjacken draußen vor den Gemüsestiegen des türkischen Supermarkts. Der eine zeigt auf die Peperoni und kichert: »Hähä, willst du die nicht kaufen?« Der andere, begeistert: »Ja, hähä! Wenn der Esel dich juckt – oder nee, wie heißt noch mal der Spruch?«

Mark-Stefan Tietze

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
25.04.2024 Köln, Comedia Max Goldt
27.04.2024 Schwerin, Zenit Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
28.04.2024 Lübeck, Kolosseum Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
29.04.2024 Berlin, Berliner Ensemble Martin Sonneborn mit Sibylle Berg