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„Pfiffi will Pornos!“ – wenn Hunde in die Pubertät kommen

Die Pubertät ist eine Zeit, voller Probleme. Das gilt nicht nur für angehende Menschen – auch Hunde werden zu Beginn der Geschlechtsreife durch Hormonschüben aus der Sexyzone zu unberechenbaren Triebschleudern. Welche Folgen hat dieses chemischen Schwanzwedeln im Gehirn für Tier und Umwelt? Bericht einer Schnüffelei.  

Seit Stunden schon hämmern die Beats aus einer Hundehütte im Hunsrück. "Leiser, Bronko! Leiser!!!" brüllt Gertrude Herrchen zum wiederholten Mal ins Gabbagetöse aus dem Vorgarten. "Leiser, sonst kommst du zum Abdecker, du Misttöle!" Aber der Hund hört nicht. Einerseits wegen der extrem laut hämmernden Beats, andererseits weil er nicht will. Dabei konnte Bronko (8 M.) noch vor einigen Wochen auf Kommando Salto rückwärts, im Handstand pinkeln und beim Salto pinkeln. "Was ist nur los mit Bronko?" fragt sich Frauchen Herrchen. "Liegt es am Tier oder doch nicht an mir?" Was selbst viele Halter*innen nicht wissen: Auch Hunde kommen in die Pubertät. Alles Reden ist dann zwecklos, die Tiere machen einfach, was sie wollen. "Es stimmt", erläutert Prof. Dr. Julia Pirmschler, Professorin für Hundefragen an der Canis-Lupus-Hundiversität in Wolfsburg. "Hunde kommen tatsächlich in die Pubertät, so unglaublich es auch klingen mag." In ihrem Labor finden sich neben Hundeskeletten, leeren Kaffeebechern, Kugelschreibern, Radiergummis, Radieschen und radioaktivem Material auch einige von Bissspuren gezeichnete Menschenschädel. "Meine Vorgänger", kommentiert Pirmschler lakonisch. "Die Universität ist ein Hundshaifischbecken." Diese Erfahrung musste auch Dr. Harry Huhn an der renommierten TU in Karlsruhe machen, dessen Schädel aus unbekannten Gründen ebenfalls hier liegt.

Im Hundezentrum in Woffenbach ist ebenfalls die Teenie-Hölle los. Zu Punkgebell werkeln die drei Jughundlichen Lumpi (11 M.), Gaga (15 M.) und Pickel (28 M.) an einer Weltkriegsbombe, die sie offenbar soeben auf dem benachbarten Bolzplatz ausgebuddelt haben. Promenadenmischung Lumpi trägt eine schwere goldene Kette um den Hals, Sonnenbrille auf der Nase und eine löchrige Jeans im Maul. Seinem Ingenieursenthusiasmus tut das keinen Abbruch. Eifrig scharrt er mit den Vorderpfoten das Metall frei, wohingegen Dalmatinerin Gaga eigentlich nur herumsteht und raucht. Von ihren Fellpunkten ist nichts mehr zu sehen: Der Körper ist tiefschwarz gefärbt, der Kopf weiß gebleicht, mit einem schwarzen Petruskreuz auf der Stirn und dicken Kajalstrichen um die Augen. Bei jeder Frage schaut sie genervt weg. Terrier Pickel hat für so etwas keine Zeit. Bis auf einen grünen Kamm am Rücken kahlrasiert, den Körper mit schwer entzündeten Pickeln überzogen, bearbeitet er inmitten aufgebissener Bierdosen den Bombenzünder mit routinierten Beißattacken. Wir wüssten zu gerne, was die Halbstarken im Sinn haben! Leider kann nur Gaga sprechen, und die tut es aus pupertärem Trotz nicht. Die Blicke der drei scheinen zu sagen:

"Meinst du echt, das Ding kann noch hochgehen?"

"Klar wie Butter, das kannst du mir glauben! Mein Herrchen hat in seinem Wohnzimmer Bücher und Pläne zu allen möglichen Bomben. Die habe ich teilweise zerfetzt, teilweise gefressen."

"Bist du aber ein Feiner, ein ganz feiner 'Journalist' bist du! Wenn das Ding gleich hochgeht, nehmen wir euch mit!"

Prof. Pirmschler hat für dieses Verhalten Verständnis. "Hunde möchten ihre Grenzen austesten, gerade in der Pubertät", erklärt sie. "Man sollte nicht so tun, als sei die Situation normal." Sie winkt uns zum Labortisch: "Schauen Sie mal." Mit ihrem Mikroskop erschlägt Pirmschler eine der vielen Katzen am Boden und wirft sie zu den anderen auf den Gang. "Seit nebenan dieser angeblich hochdekorierte Prof. Dr. Dr. Gordon Shumway eingezogen ist, wimmelt es hier von den kleinen Bestien. Ich muss ihn unbedingt fragen, was er beruflich macht, falls ich ihn je zu Gesicht bekomme." Im grauenhaften Hunsrück schmiert Bronko derweil bei Lavalampenlicht neben Poster von Snoop Dogg und Julian Reichelt mit einer toten Amsel ungelenk Graffitis an die Hundehüttenwand. Die Amsel sei bereits tot gewesen, bedeutet uns Bronko – das Luftgewehr im Körbchen spricht eine andere Sprache. Bronkos Herrchen Herrmann Herrchen kniet nun vor dem Eingang und wedelt mit der Leine. Doch Pudelweibchen Bronko denkt gar nicht daran, ihre viereinhalb Kilo in Bewegung zu setzen. "Wir hätten die Hütte nicht so riesengroß und den Eingang nicht so klein machen sollen", ärgert sich Ehemann Herrmann Herrchen. "Auch Lavalampe, Musikanlage und Luftgewehr waren im Nachhinein betrachtet ein Fehler", ergänzt Gertrude Herrchen Mit einem Stückchen Haschisch lockt Gertrude Bronkos Nase ein paar Zentimeter heraus, während Herrchen Herr Herrchen blitzschnell das Halsband anlegt. Auch Gassigehen ist schwierig geworden. Nicht nur, weil Bronko ständig in die entgegengesetzte Richtung zieht, sie interessiert sich neuerdings auch für Rüden. An jeder Urinmarke bleibt sie stehen, schnüffelt ausgiebig und notiert Mobilnummer und Snapchat-ID, bevor sie selbst einen Gruß dalässt. Herrchen Herrchen drängt zum Weitergehen, lockt mit Leckerchen, tobt und schimpft, doch Bronko hat anderes im Kopf und wälzt erst einmal ausgiebig den Kopf in Kot.

Expertin Pirmschler rät zu Gelassenheit. Verhalten wie dieses sei ganz natürlich. "Das Wichtigste ist: Ruhe bewahren und nicht hetzen. Aber auch die Halter*innen sollten entspannt bleiben und für jeden Meter einige Stunden Zeit einplanen." Inzwischen ist es dunkel geworden, die Uhr zeigt halb elf. Um neun hätte Bronko zu Hause sein sollen, aber sie wird noch immer um die Häuser gezogen. Gerade biegen Herrchen und Bronko in die Einfahrt ein, da tönt von weither leis das Krachen einer ungeheuren Explosion.  

Valentin Witt 

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Huhu, »HNA« (»Hessische/Niedersächsische Allgemeine«)!

Mit großer Verblüffung lesen wir bei Dir in einem Testbericht: »Frischkäse ist kaum aus einem Haushalt in Deutschland wegzudenken.«

Och, Menno! Warum denn nicht? Und wenn wir uns nun ganz doll anstrengen? Wollen wir es denn, HNA, einmal gemeinsam versuchen? Also: Augen schließen, konzentrieren und – Achtung: hui! – weg damit! Uuuund: Futschikato! Einfach aus dem eigenen Haushalt weggedacht. Und war doch überhaupt nicht schlimm, oder?

Es dankt für die erfolgreiche Zusammenarbeit und hofft, einen kleinen Denkanstoß gegeben zu haben, wenn nicht gar einen Wegdenkanstoß: Titanic

 Sie, Romancier Robert Habeck,

Sie, Romancier Robert Habeck,

nehmen Ihren Nebenjob als Wirtschaftsminister wohl sehr ernst! So ernst, dass Sie durch eine Neuauflage Ihres zusammen mit Ihrer Ehefrau verfassten Romans »Der Tag, an dem ich meinen toten Mann traf« versuchen, fast im Alleingang dem darniederliegenden Literaturmarkt auf die Sprünge zu helfen. Könnten Sie sich als Nächstes das Zeitschriftensterben vorknöpfen?

Fragt Titanic

 Damit hast Du nicht gerechnet, »Zeit online«!

Als Du fragtest: »Wie gut sind Sie in Mathe?«, wolltest Du uns da wieder einmal für dumm verkaufen? Logisch wissen wir, dass bei dieser einzigen Aufgabe, die Du uns gestellt hast (Z+), erstens der zweite Summand und zweitens der Mehrwert fehlt.

Bitte nachbessern: Titanic

 Ganz, ganz sicher, unbekannter Ingenieur aus Mittelsachsen,

dass Du Deine Verteidigungsstrategie nicht überdenken willst? Unter uns, es klingt schon heftig, was Dir so alles vorgeworfen wird: Nach einem Crash sollst Du einem anderen Verkehrsteilnehmer gegenüber handgreiflich geworden sein, nur um dann Reißaus zu nehmen, als der Dir mit der Polizei kommen wollte.

Die beim wackeren Rückzug geäußerten Schmähungen, für die Du nun blechen sollst, wolltest Du vor dem Amtsgericht Freiberg dann aber doch nicht auf Dir sitzen lassen. Weder »Judensau« noch »Heil Hitler« willst Du gerufen haben, sondern lediglich »Du Sau« und »Fei bitter«. Magst Du das nicht noch mal mit Deinem Rechtsbeistand durchsprechen? Hast Du im fraglichen Moment nicht vielleicht doch eher Deinen Unmut über das wenig höfische Verhalten des anderen Verkehrsteilnehmers (»Kein Ritter!«) geäußert, hattest Deinen im selben Moment beschlossenen Abschied von den sozialen Medien (»Bye, Twitter!«) im Sinn, oder hast gar Deiner verspäteten Freude über die olympische Bronzemedaille des deutschen Ruder-Achters von 1936 (»Geil, Dritter!«) Ausdruck verliehen?

Nein? Du bleibst dabei? Und würdest dafür sogar ins Gefängnis gehen (»Fein, Gitter!«)?

Davor hat fast schon wieder Respekt: Titanic

 Keine Übertreibung, Mathias Richling,

sei die Behauptung, dass die Ampel »einen desaströsen Eindruck bei jedermann« hinterlasse, denn in den vielen Jahren Ihrer Karriere, so schilderten Sie’s den Stuttgarter Nachrichten, hätten Sie es noch nie erlebt, »dass ohne jegliche pointierte Bemerkung allein die bloße Nennung des Namens Ricarda Lang ein brüllendes Gelächter auslöst«.

Aber was bedeutet das? »Das bedeutet ja aber, zu Mitgliedern der aktuellen Bundesregierung muss man sich nichts Satirisches und keinen Kommentar mehr einfallen lassen.« Nun beruhigt uns einerseits, dass Ihr Publikum, das sich an Ihren Parodien von Helmut Kohl und Edmund Stoiber erfreut, wohl immerhin weiß, wer Ricarda Lang ist. Als beunruhigend empfinden wir hingegen, dass offenbar Sie nicht wissen, dass Lang gar kein Mitglied der aktuellen Bundesregierung ist.

Muss sich dazu nichts Satirisches und keinen Kommentar mehr einfallen lassen: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Nachwuchs

Den werdenden Eltern, die es genau mögen, empfehle ich meinen Babynamensvorschlag: Dean Norman.

Alice Brücher-Herpel

 Süße Erkenntnis

Für jemanden, der Pfirsich liebt, aber Maracuja hasst, hält die Welt viele Enttäuschungen bereit.

Karl Franz

 Hellseherisch

Morgen ist einfach nicht mein Tag.

Theo Matthies

 Dilemma

Zum Einschlafen Lämmer zählen und sich täglich über einen neuen Rekord freuen.

Michael Höfler

 3:6, 6:7, 0:6

Der Volontär in der Konferenz der Sportredaktion auf die Bitte, seine Story in drei Sätzen zu erzählen.

Ronnie Zumbühl

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
07.12.2023 Bad Homburg, Kulturzentrum Englische Kirche Pit Knorr & Die Eiligen Drei Könige
09.12.2023 Leipzig, Kupfersaal Martin Sonneborn mit Gregor Gysi
10.12.2023 Kassel, Bali-Kino/Kulturbahnhof Gerhard Henschel
10.12.2023 Frankfurt, Elfer Ella Carina Werner