Artikel
Upcycling mit Weltraumschrott
Der Weltraum, unendliche Weiten, aber leider ziemlich ungepflegt. In der Erdumlaufbahn stapelt sich der Weltraumschrott – Gebrauchtraketen, entlaufene Satelliten, Haarballen von Alf. TITANIC beantwortet wichtige Fragen zur extraterrestrischen Umweltverschmutzung: In welche Tonne kommen Meteoroide? Wie funktioniert ein Sternenstaubsauger? Und kann man alte Ufos zu Untertassen upcyceln?
Was ist Weltraumschrott?
Weltraumschrott besteht vor allem aus Raketenresten und Satellitentrümmern, aber auch aus Weltraumtouristen, deren Schecks für die Tickets kurz nach dem Start geplatzt sind und die deshalb in der Umlaufbahn zurückgelassen wurden. Die erste Beschreibung des Phänomens All-Abfall aus dem Jahr 1969 stammt vom bayrischen Astronauten Eduard "Eddie" Mondlandler. Dieser definierte Weltraumschrott damals folgendermaßen: "Des is’ wie ein Schrott auf der Erden, nur im Himmel droben." Bis heute hat diese Definition nichts von ihrer Gültigkeit verloren. Modellrechnungen ergeben, dass sich derzeit im Erdorbit circa eine Million Teile befinden, die größer sind als ein Zentimeter. Da sind die Wollmäuse in den hohen Ecken des Weltraums, an die man selbst mit dem langen Besen so schwer rankommt, noch gar nicht mitgerechnet.
Warum ist das ein Problem?
Einerseits macht es auf außerirdische Weltraumreisende, die an der Erde vorbeifliegen, keinen guten Eindruck, wenn die Menschen ihre Umlaufbahn so zumüllen. "Bei denen sieht es ja aus wie bei Hempels unterm Solar", werden die Aliens pikiert feststellen, eine ihrer vielen Nasen rümpfend. Andererseits ist ein vollgekleckerter Orbit für die menschengemachte Raumfahrt gefährlich. So musste die Internationale Raumstation ISS erst kürzlich wieder umherschwirrendem Weltraumschrott ausweichen. Bereits kleine Splitter können nämlich Löcher in Raumschiffe reißen, Sonden demolieren und tun ganz doll weh, wenn man sie ins Auge kriegt.
Wer hat da eigentlich den Müll nicht runtergebracht?
Private Raumfahrtunternehmen wie SpaceX, Blue Origin oder TUI schießen für ihre Netzwerke Tausende Satelliten "'nauf" (Eddie Mondlandler). Das Aufräumen von kaputten oder ausgedienten Flugkörpern ist jedoch in den meisten Ländern durch freiwillige Selbstverpflichtungen geregelt. Und obwohl freiwillige Selbstverpflichtungen in der freien Wirtschaft normalerweise immer funktionieren – ab einer Höhe von 100 Kilometern haken sie irgendwie. Diese Firmen investieren halt lieber in sich selbst und wollen einfach das tun, was das Universum auch die ganze Zeit macht: expandieren.
Wie könnte man den Himmel entrümpeln?
Eines sei vorausgeschickt: Der Müllmann im Mond ist lediglich eine Legende, erfunden, um Kindern vorm Einschlafen Angst zu machen. Was allerdings tatsächlich schon seit dem "Ersten Intergalaktischen Gerümpelkongress der Vereinigten Föderation der Planeten" existiert, ist eine interstellare Müllabfuhr. Leider kommt die nur jeden ersten Sonntag des galaktischen Jahres, also alle 225 Millionen Jahre. Deshalb haben Mist-Ingenieure der Freien Abfall-Universität Duisburg begonnen, eine "Kosmische Kloake" zu entwickeln. Dieses Abflusssystem soll in einer Höhe von ungefähr 250 Kilometern aus nicht mehr benötigten Nord-Stream-2-Rohren konstruiert werden. Steht der Leitungsaufbau erst mal, muss man bloß noch bei einem frisch neben dem Mond montierten schwarzen Loch den Abflussstopfen ziehen. Problem gelöst! Beziehungsweise dürfte Weltraumschrott dann unser geringstes Problem sein.
Kann man ein ganzes Universum recyceln?
Tatsächlich gibt es die Theorie des "Big Bounce", wonach es vor unserem Universum bereits ein anderes gab. Dieses habe sich kollabierend in einem kleinen Punkt verdichtet. Daraus sei dann mit dem Urknall unser Universum entstanden. Insofern leben wir in einem Secondhand-Weltall. Ein Pfandsystem für Universen könnte also durchaus Sinn machen. Beam it up, Mr. Habeck!
Und was ist mit dem erwähnten Upcycling von Weltraumschrott?
War das mehr als eine abstruse Headline für diesen seltsamen Artikel? Und wird wenigstens eine der im Vorspann gestellten Fragen noch beantwortet?
Leider nein. Sorry!
Jürgen Miedl