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"Hallihallo, liebe Kriegis!" – Die neuen Weltkrieg-Podcasts im Überblick

Welche Augencreme passt zu meinem Panzer? Wieso sind Kriegstreiber erstaunlich oft Hundeliebhaber? Und muss Arminia Bielefeld in die Nato? Auf all diese Fragen gibt es jetzt endlich Antworten von Fachleuten wie Cathy Hummels, Oliver Pocher und Richard David Precht. Denn nach den ganzen Corona-Podcasts kommen jetzt die Weltkrieg-Podcasts. Wer macht welchen? – Ein Überblick über die Duos und ihre Konzepte:

Christian Drosten/Eckart von Hirschhausen: Das Blitzkrieg-Update

Ursprünglich hatte Drosten keine Lust mehr aufs Podcast-Business ("Ich habe Besseres zu tun"), ließ sich dann aber von Deutschlands hartnäckigstem Krankenhausclown überzeugen. Die zwei stellen in jeder Folge die neuesten Studien vor – etwa über Kriegstreiber (sind erstaunlich oft Hundeliebhaber, haben in der Regel nur einen Hoden, kämpfen gegen Mundgeruch). Außerdem berichten sie über wichtige wissenschaftliche Erkenntnisse ("Anti-Wurmmittel für Pferde helfen nur bedingt bei Raketenbeschuss – auch, wenn man ein Pferd ist"), erinnern an vergessene Konflikte der Menschheitsgeschichte (Armin Laschet gegen die Wissenschaft) und machen schließlich Vorschläge für den Friedensnobelpreis (Christian Drosten, Eckart von Hirschhausen).

Cathy Hummels/Hella von Sinnen: Krieg & flauschig

"Hallihallo, liebe Kriegis! Willkommen zu unserem Podcast!" Nach dieser flauschigen Begrüßung gibt es zunächst die Rubrik "Pro und Kontra" – in der ersten Folge erörtert das Duo das Für und Wider von bunten Overalls an der Front. Anschließend plaudert Hella von Sinnen alte Kriegsgeheimnisse aus und verrät, wie ihr lautes Lachen 1997 mal fast eine militärische Spezialoperation zwischen Köln und Bergisch Gladbach ausgelöst hätte. Und Cathy Hummels beantwortet am Ende jeder Folge mit viel Fachwissen die wichtigsten Fan-Fragen rund ums Thema Kriegsbeauty, unter anderem: Welche Augencreme passt zu meinem Panzer? Welche Schuhe trägt man heute im Schützengraben? Und reichen 100 Milliarden Euro überhaupt aus, um die Bundeswehr schick anzuziehen – oder nur die Berater?

Alice Schwarzer/Bushido: Im Bunker

Das Duo reist quer durchs Land und besichtigt die schönsten Bunker der Republik. Leider mit wenig Erfolg – beide finden immer wieder den Weg nach draußen. In der Rubrik "50 Fragen an ..." fragt sich Schwarzer, was sie schon immer von sich wissen wollte ("... und wie haben Sie es bisher geschafft, einen Weltkrieg zu verhindern?"). Unterdessen diskutiert Bushido mit sich selbst über eine neue Weltordnung (Schleswig-Holstein als Aggressor, der Abou-Andorra-Clan als Weltpolizist).

So-yeon Schröder-Kim/Doris Schröder-Köpf: Pray for Gerd!

Zu Beginn jeder Folge wird vor dem Fenster gebetet – dafür, dass keine Altkanzler die Aufnahme stören. Dann gibt es nützliche Tipps für Kriegszeiten. Schröder-Kim berichtet, welche Steppwesten und Bratpfannen für die Front geeignet sind und wie instataugliche Fotos im Blitzkrieg am besten gelingen. Schröder-Köpf erklärt den Zusammenhang zwischen gefärbten Haaren, Currywurst und Frieden. In jeder Folge ist jeweils ein Gast dabei. Die gute Nachricht: Gerhard Schröder ist für die ersten Folgen nicht vorgesehen, weil zunächst alle Ex-Frauen des Altkanzlers sowie mit ihm verwandte Oligarchen eingeladen werden. Fraglich ist nur, wie lange das Format laufen darf: Mehrere SPD-Ortsvereine haben schon angekündigt, den "Schröder-Trullas" (Sozialdemokraten-Sprech) die Podcast-Lizenz entziehen zu wollen.

Oliver Pocher/Will Smith: Autsch! – Die Schlagfertigen

Ursprünglich sollte der Podcast "Smith trifft Pocher" heißen, doch dann entschieden sich der Kabarettist aus Haunover und der Prügelprinz aus Haullywood um. Bei der Aufzeichnung halten beide aus Sicherheitsgründen eine Armlänge Abstand. Im Podcast selbst präsentiert Pocher die besten Wundheilsalben für die Front und Smith die wichtigsten Tricks für den Nahkampf. Außerdem spielen sie am Ende jeder Folge mit ihrem Gast eine Runde "Hau den Lukas". Eingeladen ist zunächst Jürgen Klopp, aber auch Andreas Scheuer soll noch kommen. Bis zuletzt war übrigens unklar, wer die beiden unter Vertrag nimmt, doch dann bekam Spotify den Zuschlag.

Richard David Precht: Ganz ohne Lanz

Deutschlands Philosophie-Genie ist mit seinem Solo-Podcast täglich 14 Stunden auf Sendung. Die Zeit nutzt er unter anderem dafür, alle Spitznamen der Bundeswehr ("Die Mannschaft", "Leibstandarte Olaf Scholz", "Die Bummbumms") philosophiehistorisch einzuordnen. Er spricht aber nicht nur mit sich selbst, sondern immer wieder auch mit der Wand, seinem Sessel und der Fliege im Raum. Dabei fallen ihm regelmäßig kriegsentscheidende Fragen ein: Hallo, wieso sind hier im Raum eigentlich keine Fenster? Warum ist die Tür abgesperrt? Hey, Fliege, hast du überhaupt gedient?

Jella Haase/El Hotzo: Fack ju Nato!

Die beliebtesten Jugendidole der Republik (neben Philipp Amthor) haben endlich "Ja!" gesagt – zu einem gemeinsamen Podcast. Noch handelt es sich dabei um ein Geheimprojekt, nur der Titel steht schon fest. Gerüchten zufolge wollen die Schauspielerin ("Fack ju Göhte") und das große Vorbild für Twitterbots darüber diskutieren, wen die Nato unbedingt noch aufnehmen sollte (RAF? Arminia Bielefeld?) und wer dringend raus muss aus dem Militärbündnis (Mecklenburg-Vorpommern? Amazon?). Ausgestrahlt werden soll das Ganze zeitgleich live im Kino und auf Insta.

 

Dimitri Taube

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Erinnerst Du Dich, Adobe,

an das Titelbild unserer letzten Ausgabe? Wir nämlich schon, und da fragen wir uns glatt, ob Du neuerdings die Betreffzeilen für Deine Werberundmails ungeprüft vom Digitalisierungs-Ausschuss der AfD übernimmst!

Nichts für ungut. Titanic

 Grüß Dich, Stachelbeere!

Von Dir dachten wir bisher, wir wüssten einigermaßen Bescheid. Keine Ahnung hatten wir! Bis wir die NZZ in die Hände bekamen: »Die Stachelbeere galt lange als spießigste aller Sommerbeeren.« Wie konnte das an uns vorbeigehen? »Im Gegensatz zu ihrem Namen tut ihr Stachel gar nicht weh.« Toll, Du bist die erste Beere der Naturgeschichte, deren Name wehtut. »Stachelbeeren werden geputzt, indem der Stiel und die Blütenenden mit einer Küchenschere abgeschnitten und dann kurz mit Wasser abgebraust werden.« Dann sind zwar Stiel und Blütenenden nass, aber wie wirst Du davon sauber? »Der Gaumen erinnert sich beim Verspeisen an einen süßen Sirup, der als Kind besonders gut geschmeckt hat.« Außer, der Gaumen ist etwas zerstreut und hat vergessen, dass der Sirup mal ein Kind war.

»Stachelbeeren haben einen schönen Knack.« Wir aber haben jetzt einen schönen Knacks, Stachelbeere, nämlich einen Stachelbeeren-Knacks, und rühren Dich bizarres Früchtchen auf keinen Fall mehr an. Oder zumindest nicht die NZZ-Kulinarikseiten. Die machen nämlich Sodbrennen.

Stichelt gern: Titanic

 Ob das eine gute Idee ist, British Telecommunications?

Als einer von Großbritanniens größten Kommunikationsdienstleistern betreibst Du unter anderem die berühmten roten Telefonzellen, die allerdings außer für Lösegeldforderungen und Rauschmitteldeals keinem Zweck mehr dienen. Darum hast Du nun angekündigt, die pittoresken Blickfänger für einen symbolischen Betrag den britischen Kommunen zu verkaufen, damit diese einen neuen Verwendungszweck für sie finden. Es ist also nur eine Frage der Zeit, bis wir lesen werden, dass die Tories die erste Telefonzelle in eine Mehrbettunterkunft für Geflüchtete umgewandelt haben.

Orakeln Deine politischen Hellseher/innen von Titanic

 Huhu, hessische FDP!

Zunächst hatten wir es ja auf das Unwissen des jungen Kandidaten bei uns im Viertel geschoben, aber spätestens zur Septembermitte dann verstanden, dass Dein eminenter Powerslogan für die gesamte hessische Landtagswahl tatsächlich »Feuer und Flamme für Hessen« lautet. Anschließend hatten wir gedacht, Ihr wärt vielleicht allesamt zu dumm oder unbelesen, um zu wissen, dass »Feuer und Flamme für diesen Staat« seit den frühen achtziger Jahren ein beliebter Schlachtruf von Linksradikalen und Autonomen war, gerade in Hessen, wo die Kämpfe um die Startbahn West blutig eskalierten.

Aber Du, FDP, hast den Slogan gewiss mit Bedacht und einem kräftigen Augenzwinkern gewählt, denn Du besitzt ja auch einen anarcho-libertären Flügel, der jede staatliche Ordnung abschaffen und alle Belange vom Markt regeln lassen will, also vom Gesetz des Stärkeren.

Und dass Du diese gewaltversessenen Hooligans zur Wahl noch mal vor unseren inneren Augen durch die Straßen Frankfurts marodieren lässt, dafür danken Dir die gesetzlosen Chaot/innen von der Titanic

 Haha, Daniel Günther!

Haha, Daniel Günther!

Sie haben tatsächlich im Juni dieses Jahres auf der Kieler Woche »Layla« mitgegrölt? Auf der Bühne euphorisch »Schöner, jünger, geiler!« ins Mikro gejohlt? Also unsereins hat ja schon eine lange Leitung, wenn uns das bis jetzt entgangen ist. Aber mit einer solchen Verzögerung und mit beiden Beinen ins Vorjahres-Fettnäpfchen zu springen, da können wir nicht mithalten – Chapeau!

Rechnen mit einer Reaktion in zwei bis drei Werkjahren:

Ihre Puffmütter von Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Verödungsalarm

Deutliches Zeichen dafür, dass ein Ort langsam stirbt: Wenn im kommunalen Veranstaltungskalender eine Blutspende-Aktion unter »Events« angekündigt wird.

Jürgen Miedl

 Rentner mit Humor

Ich bin im Bus für einen deutlich Jüngeren aufgestanden.

Uwe Becker

 In between lifestyles

Silberner BMW, quer über die Heckscheibe der Schriftzug »Moskovskaya«, vorn auf der Ablage: Anwohner-Parkausweis Nr. 05.

Frank Jakubzik

 After-Life-Hack

Auf meinem Organspendeausweis ist vermerkt, dass ich posthum nur ausgeschlachtet werden darf, wenn mein Ableben, egal wie mysteriös, blutrünstig, effektvoll, erheiternd, generationenkonfliktelösend, krebsheilend oder die messianische Zeit einläutend es auch stattgefunden haben werden mag, niemals in einem True-Crime-Podcast vorkommen darf.

Sebastian Maschuw

 Präzision

Fine-Dining-Restaurants schließen nicht, sie fermétieren.

Ronnie Zumbühl

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
08.10.2023 Frankfurt, Elfer Hauck & Bauer mit Julia Mateus
08.10.2023 Berlin, BAIZ Katharina Greve
10.10.2023 Cuxhaven, Ringelnatz-Museum Thomas Gsella
10.10.2023 Frankfurt am Main, Club Voltaire »TITANIC-Peak-Preview«