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HELP!

Ein britischer Versorger hat wegen der hohen Energiepreise für Haushalte in Geldnöten einen Ratgeber mit Warmhalte-Tipps wie "Hampelmann-Springen" und "Kuscheln mit Tieren" veröffentlicht – und damit auch in anderen Bereichen des täglichen Lebens einen wahren "Hilfe-zur-Selbsthilfe-Boom" ausgelöst. Viele Dienstleister im Königreich haben als "special treat" für ihre Kunden nützliche Tipps zusammengestellt, damit diese gefälligst möglichst ohne Unterstützung von außen durch den Winter kommen. TITANIC hat sich in der Servicewüste Großbritannien für Sie umgesehen.

Telekommunikation und Internet

Vodafone UK rät bei quälend langsamer Internet-Grundversorgung zum Ausmalen von Mandalas und stellt nach entsprechendem Antrag seinem Klientel auch gerne Laptop-Attrappen zur Verfügung, die man an der Wand zertrümmern und danach aus dem Fenster werfen kann. Auf der Homepage des Telekommunikations-Dienstleisters kann man sich zudem eine Bastelanleitung für einen Boxsack mit dem Konterfei von Vodafone CEO Ahmed Essam ausdrucken. Weitere Selbsthilfetipps gibt es bequem als Download unter www.vodafone.uk.com/help (Zeitaufwand ca. 7-8 Stunden).

Medizinische Grundversorgung

Das marode britische Gesundheitssystem NHS bittet kranke Briten nicht nur wegen des Intensivbettenmangels aufgrund der Coronakrise darum, Wehwehchen wie Krebs, Schlaganfälle oder akute Atemnot kostensparend selbst zu therapieren und hat dazu einen praktischen Flyer mit Erste-Hilfe-Maßnahmen veröffentlicht:
"Trinken Sie viel Wasser, rauchen Sie an frischer Luft oder umgeben Sie sich mit Leuten, die körperlich ein noch ein viel größeres Wrack sind als Sie (in manchen Fällen schließt das sogar noch einen supergesunden Spaziergang zum Friedhof mit ein!). Ganz heißer Tipp: Wenn Sie den Betrag, den wir durch die Nichtbehandlung ihres Leidens gespart haben, als Spende ans NHS überweisen, wird sich zu hundert Prozent ein warmes Wohlgefühl einstellen. Allerdings nicht bei Ihnen. Gute Besserung!"

Öffentliche Sicherheit

Die Londoner Metropolitan Police ist mit der Verbrechensbekämpfung im Acht-Millionen-Moloch seit Jahren völlig überfordert. Weil vom Absetzen des Notrufs bis zum Eintreffen eines Polizeiautos oder schlendernden Bobbys oft 60 Minuten oder mehr vergehen (meistens ist der Leichenwagen sogar zuerst da), hat Londons Deputy Chief Stuart Betts für die Bürger der Hauptstadt eine Broschüre ("Staying alive: You can do it!") mit Überlebensratschlägen für Extremsituationen herausgegeben:
"Sollte sich Ihnen ein messerschwingender Islamist im Regierungsviertel mit mörderischer Absicht nähern, suchen Sie umgehend die nächste Retro-Telefonzelle auf und bringen diese durch beherztes Wackeln zum Umstürzen. Wichtig: Die Telekommunikationseinheit muss mit der Tür auf dem Boden liegen, damit Sie außer Gefahr sind. Mit dem richtigen Timing sollte es Ihnen spielend möglich sein, beim Fallen auch noch den Attentäter außer Gefecht zu setzen. Soweit der Sauerstoff ausreicht, können Sie in der todsicheren 'Phone Booth' anschließend mehrere Stunden ausharren, während Sie von der Warteschleifenmusik der Bereitschaftspolizei ('Hold on' von Adele) unterhalten werden. Good Luck!"

Eat? Drink? Pray!

Der Lebensmittel-Einzelhändler Sainsbury´s hat in Post-Brexit-Krisenzeiten einen Leitfaden für hungrige Supermarktkunden online gestellt, der beim Vorfinden leerer Regale schnelle Abhilfe verspricht und zudem noch satt macht, wenn man ihn nach dem Ausdrucken wegputzt:
"1. Bringen Sie einfach Nudeln, Reis, Konserven und verpacktes Toilettenpapier von zu Hause mit und füllen Sie mit dem Zeug zur Freude von Kunden und Angestellten netterweise unser mickriges Sortiment auf.
2. Gurken Sie als Lastwagenfahrer für Sainsbury´s Lebensmittel durch die Gegend und lassen sich ihr lächerliches Gehalt in Naturalien (wahlweise Schraubnägel, Glühbirnen oder Hundefutter) auszahlen.
3. Nutzen Sie die aufgeheizte Stimmung im Land, um Massenunruhen anzuzetteln auf deren Höhepunkt Sie in den Läden von Tesco, Morrisons und Aldi nach Herzenslust plündern dürfen."

Verkehrswesen

Um im Falle einer erneuten Treibstoffknappheit tumultartige Zustände und Gewaltausbrüche vor den Zapfsäulen zu vermeiden, hat das britische Verkehrsministerium eine Liste mit deeskalierenden Verhaltensvorschlägen veröffentlicht. Sollten sich vor Ihrer Tankstelle ineinander verkeilte und hupende Fahrzeugschlangen bilden und nur noch ein Funke (in der Nähe von leicht entzündlichen Benzinprodukten eindeutig eine lose-lose-Situation) nötig sein, damit die Fahrer*innen aussteigen und mit Regenschirmen aufeinander einprügeln, können Sie folgendes tun:
"A) Holen Sie Ihren Not-Dudelsack aus dem Kofferraum und spielen Sie mit der höchstmöglichen Lautstärke und möglichst schief "Mull of Kintyre". Entfernen Sie sich währenddessen bitte im Laufschritt - und zwar weg von der Meute, die Sie nun im Gemeinschaftsverbund lynchen möchte. (Tipp: Suchen Sie eine Telefonzelle!)
B) Ermitteln Sie durch höfliches Nachfragen die Person mit den größten Spritreserven im Tank und teilen Sie diese Information mit ihren Mitmenschen. Während das betreffende Fahrzeug vom Mob mit bloßen Händen auseinandergenommen und in die Themse geworfen wird, fahren Sie bitte zu Säule 1 vor und lassen dort Ihren Tank sowie 5-6 Plastikkanister volllaufen.
C) Setzen Sie sich eine blonde Wuschel-Perücke auf den Kopf und beruhigen Sie die aufgebrachte Menge mit einer dreisten aber äußerst kreativen Lüge."

Patric Hemgesberg

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Kurze Anmerkung, Benedikt Becker (»Stern«)!

»Wer trägt heute noch gerne Krawatte?« fragten Sie rhetorisch und machten den Rollkragenpullover als neues It-Piece der Liberalen aus, v. a. von Justizminister Marco Buschmann und Finanzminister Christian Lindner, »Was daran liegen mag, dass der Hals auf die Ampelkoalition besonders dick ist. Da hilft so eine Halsbedeckung natürlich, den ganzen Frust zu verbergen.«

Schon. Aber wäre es angesichts des Ärgers der beiden Freien Demokraten über SPD und Grüne nicht passender, wenn sie mal wieder so eine Krawatte hätten?

Ebenso stilistisch versiert wie stets aus der Mode: Titanic

 Gute Frage, liebe »Süddeutsche«!

»Warum haben wir so viele Dinge und horten ständig weiter? Und wie wird man diese Gier wieder los?« teast Du Dein Magazin an, dasselbe, das einzig und allein als werbefreundliches Vierfarb-Umfeld für teuren Schnickschnack da ist.

Aber löblich, dass Du dieses für Dich ja heißeste aller Eisen anpackst und im Heft empfiehlst: »Man kann dem Kaufimpuls besser widerstehen, wenn man einen Schritt zurücktritt und sich fragt: Wer will, dass ich das haben will?«

Und das weiß niemand besser als Du und die Impulskundschaft von Titanic

 Ah, »Galileo«!

Über die Arbeit von Türsteher/innen berichtest Du: »Viele Frauen arbeiten sogar als Türsteherinnen«. Wir setzen noch einen drauf und behaupten: In dieser Branche sogar alle!

Schmeißen diese Erkenntnis einfach mal raus:

Deine Pointen-Bouncer von Titanic

 Hallihallo, Michael Maar!

In unserem Märzheft 2010 mahnte ein »Brief an die Leser«: »Spannend ist ein Krimi oder ein Sportwettkampf.« Alles andere sei eben nicht »spannend«, der schlimmen dummen Sprachpraxis zum Trotz.

Der Literatur- ist ja immer auch Sprachkritiker, und 14 Jahre später haben Sie im SZ-Feuilleton eine »Warnung vor dem S-Wort« veröffentlicht und per Gastbeitrag »zur inflationären Verwendung eines Wörtchens« Stellung bezogen: »Nein, liebe Radiosprecher und Moderatorinnen. Es ist nicht S, wenn eine Regisseurin ein Bachmann-Stück mit drei Schauspielerinnen besetzt. Eine Diskussionsrunde über postmoderne Lyrik ist nicht S. Ein neu eingespieltes Oboenkonzert aus dem Barock ist nicht S.«

Super-S wird dagegen Ihr nächster fresher Beitrag im Jahr 2038: Das M-Wort ist ja man auch ganz schön dumm!

Massiv grüßt Sie Titanic

 Wir wollten, »SZ«,

nur mal schnell Deine Frage »Gedenkbäume absägen. Hinweistafeln mit Hakenkreuzen beschmieren. Wer macht sowas?« beantworten: Nazis.

Für mehr investigative Recherchen wende Dich immer gerne an Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Gebt ihnen einen Lebenszyklus!

Künstliche Pflanzen täuschen mir immer gekonnter Natürlichkeit vor. Was ihnen da aber noch fehlt, ist die Fähigkeit zu verwelken. Mein Vorschlag: Plastikpflanzen in verschiedenen Welkstadien, damit man sich das Naserümpfen der Gäste erspart und weiterhin nur dafür belächelt wird, dass man alle seine Zöglinge sterben lässt.

Michael Höfler

 Mitgehört im Zug

»Prostitution ist das älteste Gewerbe der Welt!« – »Ja, aber das muss es ja nicht bleiben.«

Karl Franz

 Im Institut für Virologie

Jeder Gang macht krank.

Daniel Sibbe

 In Würde altern

Früher hätte mich der riesige Pickel mitten auf meinem Hals stark gestört. Heute trage ich den wohl niedlichsten ausgeprägten Adamsapfel, den die Welt je gesehen hat, mit großem Stolz ein paar Tage vor mir her.

Ronnie Zumbühl

 Nicht lustig, bloß komisch

Während ich früher schon ein kleines bisschen stolz darauf war, aus einer Nation zu stammen, die mit Loriot und Heinz Erhardt wahre Zen-Meister der Selbstironie hervorgebracht hat, hinterfrage ich meine humoristische Herkunft aufgrund diverser Alltagserfahrungen jetzt immer öfter mit Gedanken wie diesem: Möchte ich den Rest meines Lebens wirklich in einem Land verbringen, in dem man während seiner Mittagspause in ein Café geht, das vor der Tür vollmundig mit »leckerem Hunde-Eis« wirbt, und auf seine Bestellung »Zwei Kugeln Labrador und eine Kugel Schnauzer« statt des fest eingeplanten Lachers ein »RAUS HIER!« entgegengebrüllt bekommt?

Patric Hemgesberg

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
27.04.2024 Schwerin, Zenit Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
28.04.2024 Lübeck, Kolosseum Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
29.04.2024 Berlin, Berliner Ensemble Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
30.04.2024 Hamburg, Kampnagel Martin Sonneborn mit Sibylle Berg