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Geldanlage statt Slipeinlage
Sie haben sich für das neue Jahr vorgenommen, reich zu werden, oder zumindest nicht noch weiter in die Altersarmut abzurutschen? Keine Sorge, das regelt der Markt: Mit immer mehr Finanztipps extra für Frauen (zum Beispiel: weniger Geld im Internet ausgeben). TITANIC hat die besten davon für Sie zusammengetragen (gleich hinter der Bezahlschranke).
Geldsparen im Alltag
"Reichtum beginnt im Kleinen". Diese Weisheit, die Sie mit etwas Glück in einem Glückskeks finden, sollten Sie sich zu Herzen nehmen, auch wenn Sie zufälligerweise nicht in Ihrem Keks steht. Beginnen Sie, auch Kleinstbeträge (wie Ihren Lohn) zu sparen, um mehr Investitionsmasse zu haben. Werden Sie in Ihrem Alltag sparsamer: Lassen Sie sich zum Beispiel von Männern die Tür aufhalten. So verbrauchen Sie weniger Energie und müssen folglich weniger essen. Das Gleiche gilt für andere Aktivitäten: zuhören verbraucht zum Beispiel weniger Kalorien als reden, sich zu streiten deutlich mehr als sich totzustellen. Ihr so gewonnenes Geld können Sie jetzt gewinnbringend einsetzen: in ein Rubbellos (wir drücken die Daumen) oder zwei Briefmarken, die Sie verwenden können, um Ihrem Bekanntenkreis Ihr seltsames Verhalten in letzter Zeit zu erklären.
Geldanlagen
Frauen mögen bekanntlich schöne und nutzlose Dinge, also kaufen Sie sich doch einfach mal ein NFT. Das staubt nicht so schnell ein und Sie können die gewonnene Zeit nutzen, um noch stärker Ihrer Lohnarbeit nachzugehen. Weiterer Pluspunkt: Niemand versteht, wie genau die Dinger funktionieren, aber Sie werden viele junge Männer kennenlernen, die es versuchen. Sollten Sie sich nicht so für Kunst interessieren und auch keine NFTs mögen, können Sie sich anderen Formen der Geldanlage zuwenden: Überreden Sie Ihren Ehemann, Ihnen eine Immobilie zu kaufen. Legen Sie sich Aktien zu, die Elon Musk auf Twitter empfiehlt. Zerbrechen Sie nicht an dem schlechten Gewissen, den Turbokapitalismus zu unterstützen, aber auch nicht an der Angst vor der Armut, wenn Sie dies nicht tun. Lassen Sie sich von Ihrem Ehemann scheiden, verkaufen Sie das Haus und beginnen Sie ein nervenaufreibendes Leben auf der Flucht vor der Steuerfahndung.
Beratungsangebote
Beratungsangebote gibt es wie bald Euros auf Ihrem Konto (ein paar). Falls Sie über ein Smartphone und eine technische Begabung verfügen, gelingt es Ihnen vielleicht, in den Google Play Store zu gehen und die App "Moneylla" runterzuladen. Diese synchronisiert sich dann mit Ihrer Zyklus-App, weil sie von Männern programmiert wurde. Sollten Sie diese technische Herausforderung nicht meistern, können Sie auch ein auf Frauenfinanzen spezialisiertes Seminar besuchen (999 Euro pro Tag) und sich erklären lassen, dass Sie schlecht mit Geld umgehen können. Sollte dafür das nötige Kleingeld fehlen, was spätestens nach einer Seminarbuchung der Fall sein wird, können Sie auch ganz old-school auf eine Zeitschrift zurückgreifen. Hier zu empfehlen sind besonders Neuerscheinungen wie "Jolie Monei", "Bravo Girl Boss" oder "Brigitte Zaster". Diese geben nützliche Tipps wie "So kaschieren Sie unschöne Lücken in Ihrer Steuererklärung" und veröffentlichen Artikel wie "Fit und schlank durch Existenzängste" oder "Dellendesaster: Diese Promifrauen sehen aus, als bräuchten sie bald eine gute Altersvorsorge". Wenn alle Ratschläge nicht fruchten, kann Sie immer noch der Text "So werden Sie ohne Falten altersarm" darüber hinwegtrösten. Aber beim Lesen nicht zu sehr die Stirn runzeln!
Familie und Geld
Passen Sie auf, dass Sie nicht zu erfolgreich werden: Männer haben Angst vor reichen Frauen. Allerdings haben sie auch sehr große Angst vor Golddiggern. Es ist also wichtig, dass Sie in Sachen Reichtum den goldenen Mittelweg finden. Dieser sollte allerdings nicht zu golden sein (s. o.). Wenn Sie sich dann doch mit Hilfe einiger gefälschter Kontoauszüge einen Mann geangelt haben, stehen Sie vor der nächsten wichtigen Frage: Kinder oder nicht? Einerseits kosten Kinder viel Geld, meistens kümmert sich doch die Frau hauptsächlich um die Kleinen, kann so weniger Geld verdienen und hat ein höheres Risiko, in die Armut abzurutschen. Andererseits muss man für die Pille auch bezahlen. Eine einfache Gegenüberstellung aller Kosten zeigt hier: Am besten bis zur Menopause keinen Sex mehr haben. Sobald Sie in Rente sind, können Sie dann so viele Kinder adoptieren, wie Sie wollen.
Laura Brinkmann