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"Der Olaf wollte direkt den Notarzt rufen!" – Das große TITANIC-Interview mit dem neuen Gesundheitsminister Karl Lauterbach

Karl Lauterbach packt ausnahmsweise aus: übers Salzessen, seine politischen Ziele, Corona und übers Salzessen.

TITANIC: Guten Tag, Herr Lauterbach! Nun haben Sie es endlich geschafft. Aber sagen Sie mal: Waren Sie nicht überrascht, dass Sie nun doch noch zum Zug gekommen sind?

Lauterbach: Nein, eigentlich nicht, ich habe ja einen schnellen Dienstwagen und inzwischen sogar Bodyguards, die räumen für mich den Weg zum Bahnsteig frei. Meistens jedoch nehmen die Menschen Reißaus, werfen sich gar vor einen einfahrenden Zug, wenn Sie mich mit Blaulicht auf der Rübe heraneilen sehen. Ich bin jedenfalls immer pünktlich, pünktlich wie die Feuerwehr, haha!

TITANIC: Wobei wir dazu aber auch schon etwas ganz anderes aus Kreisen der Bundestagsfraktion der SPD gehört haben. Es hieß, Sie wären im Winter oft zu spät zur Fraktionssitzung erschienen, weil Sie sich geweigert haben sollen, auf mit Salz gestreuten Wegen ins Regierungsviertel zu fahren. Isolieren Sie sich damit nicht unnötig von Ihren Parteifreunden, falls dieser Begriff überhaupt auf Ihre Situation passt? Sie gehen ja schon vielen, nicht nur Impfgegnern, durch Ihre ölige Omnipräsenz in den Medien auf den Sack, oder?

Lauterbach: Nein, das glaube ich nicht. Außerdem esse ich ja schon seit dreißig Jahren salzlos. Manche sagen vielleicht: "Der Typ hat doch einen an der Waffel". Da kann ich nur sagen: Ja, klar, da ist ja auch nur Puderzucker drauf, oder heiße Kirschen!

TITANIC: Apropos heiße Kirschen, Quatsch!, Eisen: Wie wollen Sie die vierte Welle brechen?

Lauterbach: Meine erste Amtshandlung wird die Einführung eines Salzverbots im Straßenverkehr sein. So werden wir im Winter die Kontakte bundesweit schnell und umfänglich abbremsen.

TITANIC: Mit Verlaub, Herr Lauberbach, Entschuldigung, Lauterbach!, klingt das nicht reichlich beknackt? Wo sollen denn die ganzen Unfallopfer behandelt werden, wo die Kliniken doch jetzt schon voll sind?

Lauterbach: Gut, vielleicht ist der Plan noch nicht ganz ausgereift, selbst ich kann mich ja mal irren! Er schoss mir kürzlich durch den Kopf, als ich mich, wie jeden Tag, mit einer guten Flasche Rotwein in meiner Singlewohnung habe volllaufen lassen wie eine Poliklinik im Erzgebirge. Aber die Autoinsassen, ob geimpft, genesen oder getötet, sind dann immerhin durch die Fahrgastzellen vor weiteren Ansteckungen wirksam geschützt, nicht wahr? Das müssen Sie doch zugeben, oder?

TITANIC: Wir müssen gar nichts, Herr Klabauterbach, gestehen aber gerne ein, dass wir schon etwas erleichtert sind, dass wir Sie künftig nicht mehr 24/7 bei Markus Lanz die Polster durchscheuern sehen werden, auch wenn uns Ihre sedierende Leierstimme schon so manchen Euro für teure Schlaf-Präparate in der Apotheke gespart hat …

Lauterbach: Sie werden lachen: Ich habe dem Olaf vorgeschlagen, das komplette Team der Sendung mit in mein Ministerium zu übernehmen! Noch besser hätte es mir aber gefallen, gleich den Lanz als Kanzler aufzustellen. Kanzler, Lanzler, klingt das nicht toll, einfach lustig! Der Olaf wollte direkt den Notarzt rufen, als ich diesen Gedanken geäußert habe.

TITANIC: Irre komisch, Herr Lautlachbach, wir biegen uns schon vor Lachen wie eine Inzidenzkurve zum Sommerbeginn! An Ihnen ist echt ein TV-Comedy-Star verloren gegangen! Aber Spaß beiseite: Viele denken ja hinter vorgehaltener Armbeuge: Das mit dem Gesundheitsministerium, das hätte sich der Lautsprecherbach aber auch sparen können, jetzt heißt es eh nur noch Schadensbegrenzung, was in Ihrem Fall nur eine Redensart ist, oder haben Sie noch so eine geniale Idee, wie die mit dem eingestellten Winterdienst auf den Straßen?

Lauterbach: Wir müssen noch mehr Druck auf Ungeimpfte machen. Die sind mit Ihren verqueren Ansichten ja beinahe so stark in den Medien vertreten wie ich! Wir müssen da ganz andere Saiten aufziehen. In Australien wurden jetzt Internierungslager für Impfunwillige eingerichtet. Ich denke da an die Rheinwiesen ... Unter freiem Himmel ist die Ansteckungsgefahr ja auch geringer.

TITANIC: Na, da wird sicher ungesalzene Kost gereicht, gell?

Lauterbach: Natürlich, wir müssen ihnen das Leben so fade wie möglich machen. So kann auch keiner von denen mehr vor meiner Wohnung herumlungern. Wenn die das wenigstens angemeldet hätten, dann wären vielleicht noch tolle Bilder von mir geschossen worden!

TITANIC: Na, dann viel Glück damit in Zukunft, Herr Lauterbach, und Hals- und Beinbruch!


Burkhard Niehues

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Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Moment, Edin Hasanović!

Sie spielen demnächst einen in Frankfurt tätigen »Tatort«-Kommissar, der mit sogenannten Cold Cases befasst ist, und freuen sich auf die Rolle: »Polizeiliche Ermittlungen in alten, bisher ungeklärten Kriminalfällen, die eine Relevanz für das Jetzt und Heute haben, wieder aufzunehmen, finde ich faszinierend«, sagten Sie laut Pressemeldung des HR. Ihnen ist schon klar, »Kommissar« Hasanović, dass Sie keinerlei Ermittlungen aufzunehmen, sondern bloß Drehbuchsätze aufzusagen haben, und dass das einzige reale Verbrechen in diesem Zusammenhang Ihre »Schauspielerei« sein wird?

An Open-and-shut-case, urteilt Titanic

 So ist es, Franz Müntefering!

So ist es, Franz Müntefering!

Sie sind nun auch schon 84 Jahre alt und sagten zum Deutschlandfunk, Ältere wie Sie hätten noch erlebt, wozu übertriebener Nationalismus führe. Nämlich zu Bomben, Toten und Hunger. Ganz anders natürlich als nicht übertriebener Nationalismus! Der führt bekanntlich lediglich zur Einhaltung des Zweiprozentziels, zu geschlossenen Grenzen und Hunger. Ein wichtiger Unterschied!

Findet

Ihre Titanic

 Oha, »Siegessäule«!

Als queeres und »Berlins meistgelesenes Stadtmagazin« interviewtest Du anlässlich der Ausstellung »Sex. Jüdische Positionen« im Jüdischen Museum Berlin die Museumsleiterin und die Kuratorin und behelligtest die beiden unter anderem mit dieser Frage: »Linke, queere Aktivist*innen werfen dem Staat Israel vor, eine liberale Haltung gegenüber Homosexualität zu benutzen, um arabische und muslimische Menschen zu dämonisieren. Diese Aktivist*innen würden Ihnen wahrscheinlich Pinkwashing mit der Ausstellung unterstellen.«

Nun ist das Jüdische Museum Berlin weder eine Außenstelle des Staates Israel, noch muss man als Journalist/in irgendwelchen »Aktivist*innen« ihre antisemitischen Klischees, dass letztlich doch alle Jüdinnen und Juden dieser Welt unter einer Decke stecken, im Interview nachbeten. So können wir uns aber schon mal Deine nächsten Interviewfragen ausmalen: »Frau Pastorin Müller, Sie bieten einen Gottesdienst zum Christopher Street Day an. Betreiben Sie damit Pinkwashing für den Vatikanstaat?« oder »Hallo Jungs, ihr engagiert euch in einem schwulen Verein für American Football. Betreibt ihr damit nicht Pinkwashing für Donald Trump?«

Wird diese Artikel allerdings nicht mehr lesen: Titanic

 Diese Steilvorlage, Kristina Dunz (»Redaktionsnetzwerk Deutschland«),

wollten Sie nicht liegenlassen. Die Fußballnation hatte sich gerade mit der EM-Viertelfinalniederlage gegen Spanien angefreundet, der verlorene Titel schien durch kollektive Berauschtheit an der eigenen vermeintlich weltoffenen Gastgeberleistung sowie durch die Aussicht auf vier Jahre passiv-aggressives Gemecker über die selbstverständlich indiskutable Schiedsrichterleistung (»Klarer Handelfmeter!«) mehr als wiedergutgemacht, da wussten Sie einen draufzusetzen. Denn wie es Trainer Julian Nagelsmann verstanden habe, »eine sowohl fußballerisch als auch mental starke National-Elf zu bilden«, die »zupackt und verbindet«, hinter der sich »Menschen versammeln« können und der auch »ausländische Fans Respekt zollen«, und zwar »auf Deutsch« – das traf genau die richtige Mischung aus von sich selbst berauschter Pseudobescheidenheit und nationaler Erlösungsfantasie, die eigentlich bei bundespräsidialen Gratulationsreden fällig wird, auf die wir dank des Ausscheidens der Mannschaft aber sonst hätten verzichten müssen.

Versammelt sich lieber vorm Tresen als hinter elf Deppen: Titanic

 Nachdem wir, »Spiegel«,

Deine Überschrift »Mann steckt sich bei Milchkühen mit Vogelgrippe an« gelesen hatten, müssen wir selbst kurz in ein Fieberdelirium verfallen sein. Auf einmal waberte da Schlagzeile nach Schlagzeile vor unseren Augen vorbei: »Affe steckt sich bei Vögeln mit Rinderwahnsinn an«, »Vogel steckt sich bei Mann mit Affenpocken an«, »Rind steckt sich bei Hund mit Katzenschnupfen an«, »Katze steckt sich bei Krebs mit Schweinepest an« und »Wasser steckt sich bei Feuer mit Windpocken an«.

Stecken sich auf den Schreck erst mal eine an:

Deine Tierfreund/innen von Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Reifeprozess

Musste feststellen, dass ich zum einen langsam vergesslich werde und mir zum anderen Gedanken über die Endlichkeit allen Lebens mache. Vor meiner Abreise in den Urlaub vergaß ich zum Beispiel, dass noch Bananen in meiner Obstschale liegen, und dann dachte ich zwei Wochen darüber nach, wie lange es wohl dauert, bis die Nachbarn wegen des Geruchs und der Fliegen aus meiner Wohnung die Kripo alarmieren.

Loreen Bauer

 Guesslighting

Um meine Seelenruhe ist es schlecht bestellt, seit mich ein erschütternder Bericht darüber informierte, dass in Hessen bei Kontrollen 70 Prozent der Gastronomiebetriebe widerlichste Hygienemängel aufweisen (s. Leo Riegel in TITANIC 07/2022). Neben allerhand Schimmel, Schleim und Schmodder herrscht allüberall ein ernsthaftes Schadnagerproblem, die Küchen sind mit Mäusekot nicht nur kontaminiert, sondern praktisch flächendeckend ausgekleidet. Vor lauter Ekel hab ich sofort Herpes bekommen. Nun gehe ich vorhin in meine Küche, und auf der Arbeitsplatte liegen grob geschätzt 30 kleine schwarze Kügelchen. Ich bin sofort komplett ausgerastet! Zehn hysterische Minuten hat es gedauert, bis mir klar wurde, dass der vermeintliche Kot die Samen eines dekorativen Zierlauchs waren, der einen Blumenstrauß krönte, den eine liebe Freundin mir geschenkt hat. Ich hätte ihn einfach nicht noch einmal anschneiden sollen … Hysterie off, Scham on.

Martina Werner

 Unübliche Gentrifizierung

Zu Beginn war ich sehr irritiert, als mich der Vermieter kurz vor meinem Auszug aufforderte, die Bohr- und Dübellöcher in den Wänden auf keinen Fall zu füllen bzw. zu schließen. Erst recht, als er mich zusätzlich darum bat, weitere Löcher zu bohren. Spätestens, als ein paar Tage darauf Handwerkerinnen begannen, kiloweise Holzschnitzel und Tannenzapfen auf meinen Böden zu verteilen, wurde mir jedoch klar: Aus meiner Wohnung wird ein Insektenhotel!

Ronnie Zumbühl

 Lifehack von unbekannt

Ein Mann, der mir im Zug gegenüber saß, griff in seine Tasche und holte einen Apfel heraus. Zu meinem Entsetzen zerriss er ihn mit bloßen Händen sauber in zwei Hälften und aß anschließend beide Hälften auf. Ich war schockiert ob dieser martialischen wie überflüssigen Handlung. Meinen empörten Blick missdeutete der Mann als Interesse und begann, mir die Technik des Apfelzerreißens zu erklären. Ich tat desinteressiert, folgte zu Hause aber seiner Anleitung und zerriss meinen ersten Apfel! Seitdem zerreiße ich fast alles: Kohlrabi, Kokosnüsse, anderer Leute Bluetoothboxen im Park, lästige Straßentauben, schwer zu öffnende Schmuckschatullen. Vielen Dank an den Mann im Zug, dafür, dass er mein Leben von Grund auf verbessert hat.

Clemens Kaltenbrunn

 Zeitsprung

Dem Premierenpublikum von Stanley Kubricks »2001: Odyssee im Weltraum« wird der Film 1968 ziemlich futuristisch II vorgekommen sein.

Daniel Sibbe

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
03.08.2024 Kassel, Caricatura-Galerie Miriam Wurster: »Schrei mich bitte nicht so an!«
04.08.2024 Frankfurt/M., Museum für Komische Kunst Die Dünen der Dänen – Das Neueste von Hans Traxler
04.08.2024 Frankfurt/M., Museum für Komische Kunst »F. W. Bernstein – Postkarten vom ICH«
09.08.2024 Bremen, Logbuch Miriam Wurster