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Offener Brief des Roswell-Aliens: "Um endlich Klarheit zu schaffen: Uns gibt es nicht!"

Bald beamt der US-Geheimdienst seinen Ufo-Bericht an die Öffentlichkeit. Spacige Spekulationen über außerirdische Stippvisiten sind neu entfacht. Nun macht das Roswell-Alien in einem offenen Brief klar Raumschiff.
Hallo,
oder ZraaampatzzzDoiiing =)/%$“ GzssLoooooooomgööööööö, wie wir auf meinem Heimatplaneten Eshraamaghaasu 73 sagen würden. Wörtlich übersetzt heißt das: "Echt, der Laschet? Findest du?" Hier zu erklären, warum ausgerechnet das zu unserer Begrüßungsformel aufstieg, führe zu sehr in die unendlichen Weiten deutscher Innenpolitik und intergalaktischer Übersetzungsfehler.
Reden wir lieber nicht länger um den 20 000 °C heißen Kern des Jupiters herum: Warum wende ich mich in diesem offenen Brief an Euch, Ihr knuffigen Erdlinge? Die Antwort ist natürlich 42 – einerseits. Andererseits geht es um die anstehende Veröffentlichung eines US-Geheimdienstberichtes über Sichtungen unbekannter Flugobjekte.
Zuerst traute ich meinen dreißig Zentimeter großen Glupschaugen kaum und dachte: Die haben ja nicht mehr alle fliegenden Untertassen im Schrank!
Der Report attestiert zwar nur, dass es unbekannte Flugobjekte gibt (in der Fachsprache UNFLOBJs genannt). Außerirdisches Leben wird darin nicht bestätigt, allerdings auch nicht ausgeschlossen. Und hier krieg ich einen dicken Hals, aber à la Jabba the Hutt mit geschwollenen Lymphknoten! Denn natürlich gibt eine derart himmelschreiende Enthüllungsstory den Ufologen so kräftigen Auftrieb wie der Warp-Antrieb einem Star Trek-Shuttle oder der Scholz-Zug der SPD.
Hat dabei irgendwer eine Sekunde lang an das kleine grüne Männchen von der Straße gedacht? Was wird dieses neu entfachte Interesse für uns einfache, gut versteckte Aliens aus der Nachbarschaft bedeuten? Ich jedenfalls werte die offizielle Existenzbestätigung von UNFLOBJs als heftigen Eingriff in meine Privatsphäre, den ich so nicht stehen lassen kann und will!
Ja, es stimmt: Ich bin am 8. Juli 1947 in Roswell, New Mexico (ein ziemliches Kaff, by the way) abgestürzt. Dazu möchte ich nur sagen: Sekundenschlaf ist gefährlich, vor allem, wenn man drei, vier Likörchen intus hat und mit Überlichtgeschwindigkeit unterwegs ist. Doch wen geht das etwas an außer mich und meine Raumschiff-Vollkaskoversicherung?
Dank meines exorbitant leistungsstarken Riesen-Quantengehirns (daher mein klobiger Eierkopf ;) ) weiß ich genau: Bald schon hängen uns reihenweise durch den Bericht übermotivierte Spaceshuttle-Spotter und Paranormalo-Paparazzi an der Chewbacke und beobachten uns heimlich durch die Küchenfenster, wie wir Euch, Spezies Mensch, seit Jahrhunderten heimlich durch die Küchenfenster beobachten. Ups, vergesst Letzteres bitte …
Jedenfalls appelliere ich an alle Erdbewohner/innen: Behalten wir – Geheimdienstbericht hin oder her – unsere bisherige Aufgabenteilung bei. Wir bleiben für Euch Gedankenspielerei, extraterrestrische Projektionsfläche, Inspirationsquelle für nerdige T-Shirt-Motive und früher für Filme mit Will Smith. Und wir stellen Euch alle paar Tausend Jahre mal, wenn wir grad lustig sind, irgendwo eine Pyramide hin und zerstören gelegentlich kreisförmig Eure Kornfelder. Und ja, vielleicht entführen wir manchmal einen von Euch und untersuchen ihn. Aber das sind allesamt medizinisch sinnvolle Vorsorgeuntersuchungen, finanziert von der AOK.
Habt Ihr Euch denn nie gefragt, warum immer bloß Männer über 50 mit ungesundem Lebensstil von solchen Szenarien berichten? An diese Zielgruppe kommt man mit herkömmlichen Prophylaxe-Angeboten nicht ran!
Ansonsten gehen wir getrennte Wege. Wir leben in Ruhe unser meist zwei Oktilliarden Jahre währendes Leben – und Ihr Euer kurzes, kümmerliches.
Einigen wir uns also auf Folgendes, um endlich Klarheit zu schaffen und meine Privatsphäre, wie auch jene meiner Alien-Buddys zu schützen: Uns gibt es nicht!
Darum bittet in Frieden kommend Euer
Njingkatschrigck RD($&/%) Flaugrungo987GACK
Juni 2021 (Erdenzeit), Roswell
Jürgen Miedl