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Ein offener Brief von Eberhard Zorn


Liebe Zivilistinnen und Zivilisten,
sehr "verehrte" Frau Dr. Verteidigungsministerin!

Ich muss mich schon sehr wundern. Während in Deutschland plötzlich Milliarden Euro für biologische Kampfstoffe von Biontech und Co. zur Verfügung stehen, bleibt die erste Verteidigungslinie des Landes, die Bundeswehr, nach wie vor unterversorgt. Das schmerzt, auch vor dem Hintergrund, dass die Streitkräfte während der Pandemie ganz selbstverständlich in den Gesundheitsämtern aushelfen – sei es bei Notfallabwürfen von Kopierpapier, bei der Sprengung defekter Faxgeräte oder ganz normal beim "Plausch" in der Kaffeeküche. Wir erwarten keinen Dank, kein Lob für unseren Einsatz. Nur neue Kampfdrohnen.

Mit Sorge beobachten wir, wie die Anschaffung lebensrettender Drohnen als nachrangiges Problem, als Hobby gelangweilter Bürosoldaten abgekanzelt wird. Dazu möchte ich folgendes festhalten: Auch eine komplett durchgeimpfte Bevölkerung ist wenig wert, wenn nächste Woche Aserbaidschan bei uns einfällt! Ob ein “gesundes” Leben unter einer Besatzungsarmee überhaupt Leben genannt werden kann? Ich denke, hier werden wieder mal die Lebenden die Toten beneiden.

Ich lese Stimmen sogenannter Parlamentarier, durch den Drohnenkrieg würde die Hemmschwelle für Auslandseinsätze sinken. Hemmschwelle! Da platzt mir doch die Hutschnur. Als würden wir alle nur darauf warten, wild um uns zu ballern! Ich darf Sie daran erinnern, dass in den vergangenen Jahren mehrere Soldaten mit privaten Waffenlagern entdeckt wurden. Aber haben die etwa einen Krieg begonnen? Eben nicht! Wenn schon die, pardon, "Verrückten" in unserer Truppe sich derart zurückhalten, einen passenden Moment abwarten, ist der "General"verdacht gegen uns normale Soldaten doch eine Verleumdung hoch zehn. Ja Scheißdreck! Ich bin völlig ruhig, aber bei diesem Thema kann ich nicht sachlich bleiben.

Wissen Sie, ich habe gekämpft. 1993–1995, in Paris, beim Generalstabslehrgang. Gekämpft! Mit der Aussprache! Otell, otell, da weiß doch niemand, was gemeint ist. Mich muss keiner darüber belehren, was ein zurückhaltender Umgang mit militärischen Mitteln ist. Ich war zehn Jahr lang Brigadegeneral im Saarland, ohne jemanden zu erschießen. Im Saarland! Das hat mich schon an einiges an Zurückhaltung gekostet, das können Sie mir glauben. Ich sehe aber nicht, inwiefern ich anders gehandelt hätte, wenn ich bewaffnete Drohnen gehabt hätte, die meinen Nachbarn mit seinem Laubbläser noch aus zwanzig Kilometern Höhe zerbröseln können. Völlig geräuschlos. Im Gegensatz zu diesem Dezibelfaschisten.

Ich will hier keineswegs den Teufel an die Wand malen, aber: Wenn Deutschland sich nicht bald dazu entscheidet, sich von uns verteidigen zu lassen, dann suchen wir uns eben ein Land, das das möchte! Dann soll mir aber keiner jammern! Wir haben die Erde von unseren Soldaten nur geliehen.

Noch im Guten

Ihr 

Eberhard "G.I." Zorn

Leo Fischer 

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Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Und übrigens, Weltgeist …

Adam Driver in der Rolle des Enzo Ferrari – das ist mal wieder großes Kino!

Grazie mille von Titanic

 Ziemlich beunruhigt, Benjamin Jendro,

lässt uns Ihr vielzitiertes Statement zur Verhaftung des ehemaligen RAF-Mitglieds Daniela Klette zurück. Zu dem beeindruckenden Ermittlungserfolg erklärten Sie als Sprecher der Gewerkschaft der Polizei: »Dass sich die Gesuchte in Kreuzberg aufhielt, ist ein weiterer Beleg dafür, dass Berlin nach wie vor eine Hochburg für eine gut vernetzte, bundesweit und global agierende linksextreme Szene ist.«

Auch wir, Jendro, erkennen die Zeichen der Zeit. Spätestens seit die linken Schreihälse zu Hunderttausenden auf die Straße gehen, ist klar: Die bolschewistische Weltrevolution steht im Grunde kurz bevor. Umso wichtiger also, dass Ihre Kolleg/innen dagegenhalten und sich ihrerseits fleißig in Chatgruppen mit Gleichgesinnten vernetzen.

Bei diesem Gedanken schon zuversichtlicher: Titanic

 Du, »Deutsche Welle«,

betiteltest einen Beitrag mit den Worten: »Europäer arbeiten immer weniger – muss das sein?« Nun, wir haben es uns wirklich nicht leicht gemacht, ewig und drei Tage überlegt, langjährige Vertraute um Rat gebeten und nach einem durchgearbeiteten Wochenende schließlich die einzig plausible Antwort gefunden. Sie lautet: ja.

Dass Du jetzt bitte nicht zu enttäuscht bist, hoffen die Workaholics auf

Deiner Titanic

 Erwischt, Bischofskonferenz!

In Spanien haben sich Kriminelle als hochrangige Geistliche ausgegeben und mithilfe künstlicher Intelligenz die Stimmen bekannter Bischöfe, Generalvikare und Priester nachgeahmt. Einige Ordensfrauen fielen auf den Trick herein und überwiesen auf Bitten der Betrüger/innen hohe Geldbeträge.

In einer Mitteilung an alle kirchlichen Institutionen warntest Du nun vor dieser Variante des Enkeltricks: »Äußerste Vorsicht ist geboten. Die Diözesen verlangen kein Geld – oder zumindest tun sie es nicht auf diese Weise.« Bon, Bischofskonferenz, aber weißt Du, wie der Enkeltrick weitergeht? Genau: Betrüger/innen geben sich als Bischofskonferenz aus, raten zur Vorsicht und fordern kurz darauf selbst zur Geldüberweisung auf!

Hat Dich sofort durchschaut: Titanic

 Anpfiff, Max Eberl!

Sie sind seit Anfang März neuer Sportvorstand des FC Bayern München und treten als solcher in die Fußstapfen heikler Personen wie Matthias Sammer. Bei der Pressekonferenz zu Ihrer Vorstellung bekundeten Sie, dass Sie sich vor allem auf die Vertragsgespräche mit den Spielern freuten, aber auch einfach darauf, »die Jungs kennenzulernen«, »Denn genau das ist Fußball. Fußball ist Kommunikation miteinander, ist ein Stück weit, das hört sich jetzt vielleicht pathetisch an, aber es ist Liebe miteinander! Wir müssen alle was gemeinsam aufbauen, wo wir alle in diesem gleichen Boot sitzen.«

Und dieser schräge Liebesschwur, Herr Eberl, hat uns sogleich ungemein beruhigt und für Sie eingenommen, denn wer derart selbstverständlich heucheln, lügen und die Metaphern verdrehen kann, dass sich die Torpfosten biegen, ist im Vorstand der Bayern genau richtig.

Von Anfang an verliebt für immer: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Tiefenpsychologischer Trick

Wenn man bei einem psychologischen Test ein Bild voller Tintenkleckse gezeigt bekommt, und dann die Frage »Was sehen Sie hier?« gestellt wird und man antwortet »einen Rorschachtest«, dann, und nur dann darf man Psychoanalytiker werden.

Jürgen Miedl

 No pain, no gain

Wem platte Motivationssprüche helfen, der soll mit ihnen glücklich werden. »There ain’t no lift to the top« in meinem Fitnessstudio zu lesen, das sich im ersten Stock befindet und trotzdem nur per Fahrstuhl zu erreichen ist, ist aber wirklich zu viel.

Karl Franz

 Einmal und nie wieder

Kugelfisch wurde falsch zubereitet. Das war definitiv meine letzte Bestellung.

Fabian Lichter

 Nichts aufm Kerbholz

Dass »jemanden Lügen strafen« eine doch sehr antiquierte Redewendung ist, wurde mir spätestens bewusst, als mir die Suchmaschine mitteilte, dass »lügen grundsätzlich nicht strafbar« sei.

Ronnie Zumbühl

 Teigiger Selfcaretipp

Wenn du etwas wirklich liebst, lass es gehen. Zum Beispiel dich selbst.

Sebastian Maschuw

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

  • 27.03.:

    Bernd Eilert denkt in der FAZ über Satire gestern und heute nach.

Titanic unterwegs
31.03.2024 Göttingen, Rathaus Greser & Lenz: »Evolution? Karikaturen …«
04.04.2024 Bremen, Buchladen Ostertor Miriam Wurster
06.04.2024 Lübeck, Kammerspiele Max Goldt
08.04.2024 Oldenburg, Theater Laboratorium Bernd Eilert mit Klaus Modick