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So war die Fashion Week 2021!

Letzte Woche fand die Mercedes Benz Fashion Week in Berlin (wo auch sonst? Wuppertal?) statt. Die Mode war – wie immer – zweitrangig, stattdessen blieb – wie momentan immer – die Frage: Wie funktionieren Veranstaltungen während einer globalen Pandemie? TITANIC war für Sie live von zu Hause vor Ort.

Was ist das wichtigste an der Fashion Week? Natürlich die Kleidung der Promis. Damit man auch bequem von der Couch aus über "die Looks der Stars" (InTouch) lästern kann, haben sich die Promimagazinredaktionen etwas ganz Besonderes ausgedacht: Im Rahmen eines Charity-Events posteten deutsche Promis wie Lena Gercke, Bonnie Strange und Jan Hofer Fotos ihrer für die Fashion Week ausgesuchten Outfits. Der Clou: Für jeden gehässigen Kommentar auf Instagram ("Boah, peach steht ihr gar nicht, das trägt richtig auf!", "Ich persönlich finde Frauen mit Make-up ja voll hässlich, weil ich Feminist bin …" und "Hä, ohne die Krawatte hab ich den Janni gar nicht erkannt?") spendeten die Celebrities einen Euro an die Mercedes-Benz-Stiftung. "Eigentlich wollten wir uns das Geld zurückholen, indem wir die Schreiber der Posts verklagen", so Gercke. "Dann haben wir aber gemerkt, dass uns die Beleidigungen nach öffentlichen Auftritten etwas Normalität in diesen schweren Zeiten zurückgeben." Man müsse auch für die kleinen Dinge dankbar sein.

Doch nicht nur die Outfits der Promis mussten coronabedingt "distanziert kommunikativ vermittelt werden" (Friedemann Schulz von Thurn und Taxis war natürlich bei der Fashion Week auch dabei), auch für die heißbegehrten Goodie Bags wurden neue innovative Lösungen gefunden. Anwohnerinnen und Anwohner hatten Glück: Ihnen wurden die Beutel einfach durchs Fenster geworfen (Inhalt: eine Hugo-Boss-Unterhose, ein T-Shirt von Dolce und Gabbana, ein Pflasterstein). Pluspunkt: Die Rettungsdienste freuten sich, mal wieder was zu tun zu haben am Wochenende. Instagram-Influencerinnen wurden die Bags dagegen digital übermittelt: Sie bekamen eine Direktnachricht mit der Emojikombination Lippenstift, Blume und – als Highlight – Birkin Bag. Screenshots werden im Internet für bis zu zwei Dollar gehandelt. Leute ohne Instagram haben nichts von der Fashion Week mitbekommen und deshalb keinen Bedarf an Goodie Bags.

Für die Modebranche ist die Fashion Week das, was für die Verlage die Frankfurter Buchmesse ist: Es wird viel gesoffen und alle finden es irgendwie anstrengend, kommen aber jedes Jahr wieder. Doch wie kann diese Vernetzung während einer globalen Pandemie stattfinden? Da man sich gegen digitale Wege entschied (Begründung: "Soooo 2020!"), musste es irgendwie analog funktionieren. Die Lösung: Es trafen sich alle Interessierten in der Schlange vor einem Kreuzberger Biosupermarkt. "Da ist eh immer voll, da fallen 50 Leute mehr nicht auf", so ein Teilnehmer, dessen Künstlername der Redaktion bekannt ist. Der Austausch wurde genutzt, um in Ruhe über Fragen der Nachhaltigkeit in der Modebranche zu diskutieren ("Biobaumwolle oder alte Kondome – welches Material ist umweltschonender?", "Sollen sie doch teurere Sachen kaufen! Die halten dafür auch länger: Tipps für ein ökologischeres Prekariat" und "Wie stark verringert sich mein ökologischer Fußabdruck, wenn sich die Kinderarbeiter nur noch vegan ernähren?"). Danach wurde im Bioladen mit naturtrübem mit Wodka verlängertem Apfelsaft angestoßen.

Trotz aller Sauferei sind doch die Modenschauen das eigentliche Herz (und die Leber) der Fashion Week. Um nicht ganz auf das Publikum verzichten zu müssen, wurden die Models samt ihrer frisch designten Outfits in die Öffentlichkeit geschickt. Die meisten trafen ausschließlich auf besoffene spanische Erasmusstudenten, die Fotos machten und die ganze Zeit riefen, wie unglaublich loco Berlin sei. Zu einem Zwischenfall kam es jedoch in einem Kreuzberger Biosupermarkt, in dem sich zwei Models mit einer Gruppe Betrunkener prügelten, die in einem Sitzkreis den ganzen Laden blockierte und sich weigerte, Platz zu machen.

Fazit: Auch in diesem Jahr hat die Mercedes Benz Fashion Week stattgefunden. Trotz allem. Das gibt Hoffnung auf weitere Jahre, in denen die Mercedes Benz Fashion Week auch stattfinden wird. Die Mercedes Benz Fashion Week bleibt genau so stabil wie ihre wichtigsten Werte: Performance und Fahrvergnügen. Herzlich, Ihr Mercedes-Benz-Team.

 

Laura Brinkmann

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Hoppla, Berliner Gefängnischefs!

Drei von Euch haben laut Tagesspiegel wegen eines Fehlers der schwarz-roten Regierungskoalition statt einer Gehaltserhöhung weniger Geld bekommen. Aber der Ausbruch von Geldnöten soll durch einen Nachtragshaushalt verhindert werden. Da ja die Freundschaft bekanntlich beim Geld endet: Habt Ihr drei beim Blick auf Eure Kontoauszüge mal kurz über eine Ersatzfreiheitsstrafe für die nachgedacht, die das verbrochen haben?

Wollte diese Idee nur mal in den Raum stellen: Titanic

 Rrrrr, Jesus von Nazareth!

Rrrrr, Jesus von Nazareth!

Im andalusischen Sevilla hast Du eine Kontroverse ausgelöst, der Grund: Auf dem Plakat für das Spektakel »Semana Santa« (Karwoche) habest Du zu freizügig ausgesehen, zu erotisch, ja zu hot!

Tja, und wie wir das besagte Motiv anschauen, verschlägt es uns glatt die Sprache. Dieser sehnsüchtige Blick, der kaum bedeckte anmutige Körper! Da können wir nur flehentlich bitten: Jesus, führe uns nicht in Versuchung!

Deine Dir nur schwer widerstehenden Ungläubigen von der Titanic

 Chillax, Friedrich Merz!

Sie sind Gegner der Cannabislegalisierung, insbesondere sorgen Sie sich um den Kinder- und Jugendschutz. Dennoch gaben Sie zu Protokoll, Sie hätten »einmal während der Schulzeit mal einen Zug dran getan«.

Das sollte Ihnen zu denken geben. Nicht wegen etwaiger Spätfolgen, sondern: Wenn ein Erzkonservativer aus dem Sauerland, der fürs Kiffen die Formulierung »einen Zug dran tun« wählt, schon in der Schulzeit – und trotz sehr wahrscheinlichem Mangel an coolen Freund/innen – an Gras kam, muss dann nicht so ziemlich jedes andere System besseren Jugendschutz garantieren?

Sinniert

Ihre Titanic

 Aha bzw. aua, Voltaren!

Das wussten wir gar nicht, was da in Deiner Anzeige steht: »Ein Lächeln ist oft eine Maske, die 1 von 3 Personen aufsetzt, um Schmerzen zu verbergen. Lass uns helfen. Voltaren.«

Mal von der Frage abgesehen, wie Du auf die 1 von 3 Personen kommst, ist es natürlich toll, dass Du offenbar eine Salbe entwickelt hast, die das Lächeln verschwinden lässt und den Schmerz zum Vorschein bringt!

Gratuliert salbungsvoll: Titanic

 Recht haben Sie, Uli Wickert (81)!

Recht haben Sie, Uli Wickert (81)!

Die Frage, weshalb Joe Biden in seinem hohen Alter noch mal für das Präsidentenamt kandidiert, anstatt sich zur Ruhe zu setzen, kommentieren Sie so: »Warum muss man eigentlich loslassen? Wenn man etwas gerne macht, wenn man für etwas lebt, dann macht man halt weiter, soweit man kann. Ich schreibe meine Bücher, weil es mir Spaß macht und weil ich nicht Golf spielen kann. Und irgendwie muss ich mich ja beschäftigen.«

Daran haben wir, Wickert, natürlich nicht gedacht, dass der sogenannte mächtigste Mann der Welt womöglich einfach keine Lust hat, aufzuhören, auch wenn er vielleicht nicht mehr ganz auf der Höhe ist. Dass ihn das Regieren schlicht bockt und ihm obendrein ein Hobby fehlt. Ja, warum sollte man einem alten Mann diese kleine Freude nehmen wollen!

Greifen Sie hin und wieder doch lieber zum Golfschläger statt zum Mikrofon, rät Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Dual Use

Seit ich meine In-Ear-Kopfhörer zugleich zum Musikhören und als Wattestäbchen verwende, stört es mich gar nicht mehr, wenn beim Herausnehmen der Ohrstöpsel in der Bahn getrocknete Schmalzbröckelchen rauspurzeln.

Ingo Krämer

 Immerhin

Für mich das einzig Tröstliche an komplexen und schwer zugänglichen Themen wie etwa Quantenmechanik, Theodizee oder den Hilbertschen Problemen: Letztlich ist das alles keine Raketenwissenschaft.

Michael Ziegelwagner

 100 % Maxx Dad Pow(d)er

Als leidenschaftlicher Kraftsportler wünsche ich mir, dass meine Asche eines Tages in einer dieser riesigen Proteinpulverdosen aufbewahrt wird. Auf dem Kaminsims stehend, soll sie an mich erinnern. Und meinen Nachkommen irgendwann einen köstlichen Shake bieten.

Leo Riegel

 Altersspezifisch

Ich gehöre noch zu einer Generation, deren Sätze zu häufig mit »Ich gehöre noch zu einer Generation« anfangen.

Andreas Maier

 Nicht lustig, bloß komisch

Während ich früher schon ein kleines bisschen stolz darauf war, aus einer Nation zu stammen, die mit Loriot und Heinz Erhardt wahre Zen-Meister der Selbstironie hervorgebracht hat, hinterfrage ich meine humoristische Herkunft aufgrund diverser Alltagserfahrungen jetzt immer öfter mit Gedanken wie diesem: Möchte ich den Rest meines Lebens wirklich in einem Land verbringen, in dem man während seiner Mittagspause in ein Café geht, das vor der Tür vollmundig mit »leckerem Hunde-Eis« wirbt, und auf seine Bestellung »Zwei Kugeln Labrador und eine Kugel Schnauzer« statt des fest eingeplanten Lachers ein »RAUS HIER!« entgegengebrüllt bekommt?

Patric Hemgesberg

Vermischtes

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Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
27.04.2024 Schwerin, Zenit Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
28.04.2024 Lübeck, Kolosseum Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
29.04.2024 Berlin, Berliner Ensemble Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
30.04.2024 Hamburg, Kampnagel Martin Sonneborn mit Sibylle Berg