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Hausarbeit und Selbstaufgabe – Wie schreibe ich meine akademischen Texte aus dem Home Office?

Für manche ist es die schlimmste Jahreszeit: der Sommer. Für alle ist es die schlimmste Zeit des Jahres: Semesterferien. Zeit, um die Hausarbeiten aus den letzten drei Semestern zu schreiben. Weil dieses Jahr alles noch schlimmer ist als eh schon, haben die Bibliotheken zu und alle brüten zu Hause. Doch wie schafft man trotzdem was? Ein Ratgeber.

Die richtigen Leute

Du lebst in einer WG? Sehr cool! Deine Mitbewohner sind alle voll locker drauf und ihr vertragt euch super? Nice! Sie sind zusätzlich auch noch voll die verpeilten Kiffer und so verrückt und lustig, dass du sehr erfolgreiche Poetry-Slam-Texte über sie schreibst? Das klingt schlimm, aber freut uns für dich! Leider sind deine ultraentspannten Mitbewohner aber gerade kein guter Umgang für dich. Denn du willst ja keine netten Gespräche führen, rumhängen und ab und an mit Essen beworfen werden, sondern weiterkommen im Leben! Und die Poetry-Slam-Bühnen haben auch alle zu … Deswegen: am besten einfach alle rausschmeißen und extrem motivierte Jungentrepreneure einziehen lassen (einfach mal bei Jodel nachfragen). Die kreieren eine so produktive Atmosphäre, dass du dich nicht traust, etwas anderes zu machen, als zu arbeiten. Pluspunkt: Deine neuen Mitbewohner sind dir so unsympathisch, dass du gar nicht erst auf die Idee kommst, dich durch einen kleinen Plausch abzulenken. Dafür hätten sie aber sowieso keine Zeit …

Das passende Zimmer

Damit du fokussiert und ordentlich denken kannst, muss auch dein Zimmer fokussiert und ordentlich sein. Also erstmal aufstehen, den Schreibtisch aufräumen, den Müll rausbringen, alte Kettenbriefe ausmisten … Reingefallen! Zimmer aufräumen und den Haushalt führen sind die gängigsten Ausreden, um sich nicht an die Hausarbeit zu setzen. Pass also besser auf, anstatt einfach zu machen, was dir irgendeine Webseite sagt. Merke: Es ist egal, ob du im Dreck versinkst, du starrst ja eh die ganze Zeit auf den Bildschirm. Und deine neuen Mitbewohner essen sowieso immer auswärts, denen ist egal, wie die Küche aussieht. 

Die richtige Literatur

Jetzt, wo alle äußeren Umstände geklärt sind, kannst du dich endlich der Hausarbeit widmen! Da die Bibliotheken immer noch geschlossen sind, wird es dieses Semester schwierig, an Literatur zu kommen. Sei also kreativ! Auch "Spiegel-online"-Kommentare zählen als Sekundärliteratur, zumindest für das im Artikel behandelte Thema. Oder du schreibst dir die benötigten Bücher einfach selbst (hierfür etwas Zeit einplanen). Falls du MINT-Fächer studierst, ist die Sache sogar noch einfacher: In den Studienordnungen sämtlicher deutscher Hochschulen steht, dass angehende Ingenieure nicht zum Lesen gezwungen werden dürfen. Male einfach mit einem Bleistift einige Quadrate auf einen Zettel und gib das ab. Naturwissenschaftler, die auf ein Labor angewiesen sind, müssen auf die nun doch ziemlich angegammelte Küche zurückgreifen: Vielleicht hat sich im Abfluss eine neue Bakterienkultur gebildet? Dank welcher statischen Rechnung kippt der Müllberg nicht? Und ist die Berechnung des Volumens des Kühlschranks nicht ein schönes Thema für die Promotion? Wenn dir gar nichts einfällt: ein Mentos in die Cola werfen, staunen, schreiben!

Das richtige Mindset

Viel wichtiger als die richtigen Bücher und das Kappen aller sozialen Kontakte ist aber das richtige Mindset. Und das lautet "Nicht ablenken lassen!" Vor allem nicht durch irgendwelche Texte im Internet, du Hirni!

 

Laura Brinkmann

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Eine Frage, Miriam Meckel …

Im Spiegel-Interview sprechen Sie über mögliche Auswirkungen künstlicher Intelligenz auf die Arbeitswelt. Auf die Frage, ob die Leute in Zukunft noch ihr Leben lang im gleichen Beruf arbeiten werden, antworten Sie: »Das ist ja heute schon eher die Ausnahme. Ich zum Beispiel habe als Journalistin angefangen. Jetzt bin ich Professorin und Unternehmerin. Ich finde das toll, ich liebe die Abwechslung.« Ja, manchmal braucht es einfach einen beruflichen Tapetenwechsel, zum Beispiel vom Journalismus in den Fachbereich Professorin! Aber gibt es auch Berufe, die trotz KI Bestand haben werden? »Klempner zum Beispiel. Es gibt bislang keinen Roboter mit noch so ausgefeilter KI auf der Welt, der Klos reparieren kann.«

Das mag sein, Meckel. Aber was, wenn die Klempner/innen irgendwann keine Lust mehr auf den Handwerkeralltag haben und flugs eine Umschulung zum Professor machen? Wer repariert dann die Klos? Sie?

Bittet jetzt schon mal um einen Termin: Titanic

 Hallo, faz.net!

»Seit dem Rückzug von Manfred Lamy«, behauptest Du, »zeigt der Trend bei dem Unternehmen aus Heidelberg nach unten. Jetzt verkaufen seine Kinder die Traditionsmarke für Füller und andere Schreibutensilien.« Aber, faz.net: Haben die Lamy-Kinder nicht gerade davon schon mehr als genug?

Schreibt dazu lieber nichts mehr: Titanic

 Persönlich, Ex-Bundespräsident Joachim Gauck,

nehmen Sie inzwischen offenbar alles. Über den russischen Präsidenten sagten Sie im Spiegel: »Putin war in den Achtzigerjahren die Stütze meiner Unterdrücker.« Meinen Sie, dass der Ex-KGBler Putin und die DDR es wirklich allein auf Sie abgesehen hatten, exklusiv? In dem Gespräch betonten Sie weiter, dass Sie »diesen Typus« Putin »lesen« könnten: »Ich kann deren Herrschaftstechnik nachts auswendig aufsagen«.

Allerdings hielten Sie sich bei dessen Antrittsbesuch im Schloss Bellevue dann »natürlich« doch an die »diplomatischen Gepflogenheiten«, hätten ihm aber »schon zu verstehen gegeben, was ich von ihm halte«. Das hat Putin wahrscheinlich sehr erschreckt. So richtig Wirkung entfaltet hat es aber nicht, wenn wir das richtig lesen können. Wie wär’s also, Gauck, wenn Sie es jetzt noch mal versuchen würden? Lassen Sie andere Rentner/innen mit dem Spiegel reden, schauen Sie persönlich in Moskau vorbei und quatschen Sie Putin total undiplomatisch unter seinen langen Tisch.

Würden als Dank auf die Gepflogenheit verzichten, Ihr Gerede zu kommentieren:

die Diplomat/innen von der Titanic

 Kurz hattet Ihr uns, liebe Lobos,

Kurz hattet Ihr uns, liebe Lobos,

als Ihr eine Folge Eures Pärchenpodcasts »Feel the News« mit »Das Geld reicht nicht!« betiteltet. Da fragten wir uns, was Ihr wohl noch haben wollt: mehr Talkshowauftritte? Eine Homestory in der InTouch? Doch dann hörten wir die ersten zwei Minuten und erfuhren, dass es ausnahmsweise nicht um Euch ging. Ganz im Sinne Eures Formats wolltet Ihr erfühlen, wie es ist, Geldsorgen zu haben, und über diese Gefühle dann diskutieren. Im Disclaimer hieß es dann noch, dass Ihr ganz bewusst über ein Thema sprechen wolltet, das Euch nicht selbst betrifft, um dem eine Bühne zu bieten.

Ihr als Besserverdienerpärchen mit Loft in Prenzlauer Berg könnt ja auch viel neutraler und besser beurteilen, ob diese Armutsängste der jammernden Low Performer wirklich angebracht sind. Leider haben wir dann nicht mehr mitbekommen, ob unser Gefühl, Geldnöte zu haben, berechtigt ist, da wir gleichzeitig Regungen der Wohlstandsverwahrlosung und Realitätsflucht wahrnahmen, die wir nur durch das Abschalten Eures Podcasts loswerden konnten.

Beweint deshalb munter weiter den eigenen Kontostand: Titanic

 Erwischt, Bischofskonferenz!

In Spanien haben sich Kriminelle als hochrangige Geistliche ausgegeben und mithilfe künstlicher Intelligenz die Stimmen bekannter Bischöfe, Generalvikare und Priester nachgeahmt. Einige Ordensfrauen fielen auf den Trick herein und überwiesen auf Bitten der Betrüger/innen hohe Geldbeträge.

In einer Mitteilung an alle kirchlichen Institutionen warntest Du nun vor dieser Variante des Enkeltricks: »Äußerste Vorsicht ist geboten. Die Diözesen verlangen kein Geld – oder zumindest tun sie es nicht auf diese Weise.« Bon, Bischofskonferenz, aber weißt Du, wie der Enkeltrick weitergeht? Genau: Betrüger/innen geben sich als Bischofskonferenz aus, raten zur Vorsicht und fordern kurz darauf selbst zur Geldüberweisung auf!

Hat Dich sofort durchschaut: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Bilden Sie mal einen Satz mit Distanz

Der Stuntman soll vom Burgfried springen,
im Nahkampf drohen scharfe Klingen.
Da sagt er mutig: Jetzt mal ehrlich –
ich find Distanz viel zu gefährlich!

Patrick Fischer

 Neulich

erwartete ich in der Zeit unter dem Titel »Glückwunsch, Braunlage!« eigentlich eine Ode auf den beschaulichen Luftkurort im Oberharz. Die kam aber nicht. Kein Wunder, wenn die Überschrift des Artikels eigentlich »Glückwunsch, Braunalge!« lautet!

Axel Schwacke

 Einmal und nie wieder

Kugelfisch wurde falsch zubereitet. Das war definitiv meine letzte Bestellung.

Fabian Lichter

 Überraschung

Avocados sind auch nur Ü-Eier für Erwachsene.

Loreen Bauer

 Die Touri-Falle

Beim Schlendern durchs Kölner Zentrum entdeckte ich neulich an einem Drehständer den offenbar letzten Schrei in rheinischen Souvenirläden: schwarzweiße Frühstücks-Platzmatten mit laminierten Fotos der nach zahllosen Luftangriffen in Schutt und Asche liegenden Domstadt. Auch mein Hirn wurde augenblicklich mit Fragen bombardiert. Wer ist bitte schön so morbid, dass er sich vom Anblick in den Fluss kollabierter Brücken, qualmender Kirchenruinen und pulverisierter Wohnviertel einen morgendlichen Frischekick erhofft? Wer will 365 Mal im Jahr bei Caffè Latte und Croissants an die Schrecken des Zweiten Weltkriegs erinnert werden und nimmt die abwischbaren Zeitzeugen dafür sogar noch mit in den Urlaub? Um die Bahn nicht zu verpassen, sah ich mich genötigt, die Grübelei zu verschieben, und ließ mir kurzerhand alle zehn Motive zum Vorteilspreis von nur 300 Euro einpacken. Seitdem starre ich jeden Tag wie gebannt auf das dem Erdboden gleichgemachte Köln, während ich mein Müsli in mich hineinschaufle und dabei das unheimliche Gefühl nicht loswerde, ich würde krachend auf Trümmern herumkauen. Das Rätsel um die Zielgruppe bleibt indes weiter ungelöst. Auf die Frage »Welcher dämliche Idiot kauft sich so eine Scheiße?« habe ich nämlich immer noch keine Antwort gefunden.

Patric Hemgesberg

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
25.04.2024 Köln, Comedia Max Goldt
27.04.2024 Schwerin, Zenit Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
28.04.2024 Lübeck, Kolosseum Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
29.04.2024 Berlin, Berliner Ensemble Martin Sonneborn mit Sibylle Berg