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Mutig: Diese Politikerin verzichtet auf eine Frauenquote
Annika Müller ist die Ortsverbandsvorsitzende der CDU Frechen. Sie hält nichts von der Frauenquote, über die ihre Partei im Dezember entscheiden soll. Ein Gastbeitrag.
Schade, dass heute wieder Mut dazugehört, sich auf solche Weise zu äußern. Doch ich stehe dazu: Ich bin eine Frau. Und ich bin gegen die Frauenquote.
Ein Widerspruch? Nein. Wenn mir meine 43 Jahre im Leben etwas gezeigt haben, dann das: Das Geschlecht ist kein Qualifikationsmerkmal. Was ist das für ein Feminismus, der will, dass Frauen auf ihr Geschlecht reduziert werden? Warum sollte ich als Personalchef eine unqualifizierte Frau bevorzugen – wenn ich ihr hinterher nicht einmal die Tür aufhalten darf?
Die Quote ist überflüssig. Ich bin seit über 20 Jahren in der Partei und habe es auch ohne Quote geschafft. Mir wurde nichts geschenkt. Meinen ersten Wahlgang verlor ich – an einen Mann, der nicht so lange in der Partei ist wie ich. Er war auch weniger qualifiziert, wie ich im vertraulichen Küchengespräch mit anderen Parteikolleginnen erfuhr, als wir für die Mitgliederversammlung Kaffee und Kuchen bereitstellten. Als Mann unqualifiziert bis nach oben – auch das ist eine Leistung.
Eine Welt, in der eine Quote unqualifizierte Frauen in wichtige Positionen bringt, macht mir Angst – das sagte ich neulich auch meiner Putzfrau Ayşe. Sie ist studierte Politikwissenschaftlerin, daher kann ich mit ihr über Themen wie diese sprechen. Wer will von einer Frau am Herzen operiert werden, die nur eingestellt wurde, um die Quote vollzumachen? Da finde ich einen mittelmäßigen Mann, der von seinen Kumpels in der Ärztekammer beschützt wurde, um Längen vertrauenswürdiger. Ayşe stimmt mir zwar nicht zu, aber aber um Freundinnen zu sein, müssen wir nicht immer dieselbe Meinung vertreten. Zum Glück wird Ayşes ausländischer Studienabschluss in Deutschland nicht anerkannt. Sonst hätte sie nie bei uns als Putzfrau angefangen und wir hätten uns nie kennengelernt!
Frauen sind in der Politik unterrepräsentiert. Sie entscheiden sich aber auch selbstbestimmt für andere Berufswege, etwa in der Pflege. Denn auch dort werden wichtige Entscheidungen getroffen. Viele ältere Menschen können zum Beispiel die Briefwahlunterlagen nicht mehr selbständig ausfüllen. Ich glaube, hier unterschätzen wir die Macht von Pflegerinnen gewaltig!
Wenn jüngere Frauen heute einfach so in hohe Parteiämter gehoben werden wollen, ohne vorher Konkurrentinnen ausgebootet und Freundinnen verraten zu haben, habe ich dafür wenig Verständnis. Ich möchte von meiner Nachfolgerin von hinten erdolcht werden, wie schon meine Vorgängerin vor mir.
Das Quoten-Denken ist nicht das, was ich meinen Kindern mitgeben möchte. Eine Quote, das erzähle ich ihnen jeden Tag nach der Schule, ist eine Belohnung für Bequemlichkeit. Ich möchte aber, dass meine Kinder leiden. So wie unser Herr Jesus Christus. Nur dann wissen sie, dass sie ihren Platz in Gottes Reich auch wirklich verdient habt, bzw. in der CDU.
Überhaupt diese Dekadenzkultur: überall automatische Türen, Aufzüge, Rolltreppen – Menschen bekommen Rollstühle, wenn sie nicht gehen können. Mein Rat an die jungen Leute da draußen: Nehmt die Treppe, geht zu Fuß, tragt euer Gepäck in der Hand, so wie wir es früher auch gemacht haben. Schmeißt den Nussknacker weg, knackt eure Nüsse mit einer Kopfnuss – ich mache das täglich. Dann lernt man auch wieder, stolz auf die eigene Leistung zu sein.
Ich bin eine Frau. Ich brauche keine schönen Kleider, um zu wissen, dass ich gut bin. Ich brauche kein Make-up, keine Brillen, kein elektrisches Licht, keine Schutzimpfung und keine Zentralheizung. Ich bin aus eigener Kraft an einen Punkt in meinem Leben gelangt, an dem ich hauptsächlich mit wilden Bären ringe und mich von Waldkräutern ernähre. Denn wer die Gefahren des Landes nicht bewältigt, der ist auch nicht würdig, dieses Land zu führen.
Sibel Schick