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"Pragmatismus, Fantasielosigkeit und radikales Mittelmaß!"

Überraschende Wende im Kampf um den CDU-Vorsitz: Jens Spahn macht einen Rückzieher und wird die Kandidatur Armin Laschets unterstützen. TITANIC traf den NRW-Ministerpräsidenten und den Bundesgesundheitsminister zum Interview.


TITANIC:
Herr Spahn, Herr Laschet, wie kam es zu dem unerwarteten Entschluss, gemeinsam anzutreten?

Laschet: Zusammenhalt hat in diesen Tagen oberste Priorität! Wir sehen soviel Entzweiung, soviel Hass, soviel Thüringen. Es gilt, wieder gemeinsam zu agieren und ganz dicht zusammenzurücken. (schmunzelt)

Spahn: Dem schließe ich mich an und möchte betonen, dass ich dem innerparteilichen Zusammenhalt zuliebe gerne dieses Opfer bringe. Es geht hier nicht um mich, mich, mich. Das sage mit Stolz: ich.

TITANIC: Herr Laschet, Sie plädieren schon lange für eine Politik von "Maß und Mitte".

Laschet (rotwangig): Wir werden das Volk in alter CDU-Manier zurückgewinnen: Mit Pragmatismus, Fantasielosigkeit und radikalem Mittelmaß! Was wir nun brauchen, ist ein klares Bekenntnis zu etwas bestimmtem.

Spahn: Richtig! Ich möchte dem hinzufügen, dass ich, Jens Spahn, meine Arbeit bereitwillig in den Dienst der Allgemeinheit stelle. Jetzt schreiben Sie's schon auf!

TITANIC: Ist notiert. Herr Laschet, Sie sprachen zuletzt von einer zunehmenden Verunsicherung in der Bevölkerung. Was genau meinen Sie damit?

Laschet (seufzt): Ach, es gibt so vieles, das wir nicht verstehen in diesen schwierigen Zeiten: Die fortschreitende Radikalisierung der Ränder, die Erosion der Mitte, Hass im Internet, E-Scooter, Corona. Vieles davon macht uns Angst und verwirrt uns. Dann wachen wir nachts schweißgebadet auf und sehen uns mit einer kolossalen Ratlosigkeit konfrontiert. So geht es mir zumindest. (kichert)

TITANIC: Teilen Sie denn Friedrich Merz' Ansicht, dass die steigende Aggression von rechts vor allem auf Clan-Kriminalität und rechtsfreie Räume zurückzuführen ist?

Spahn: Kein Kommentar! Nur diesen: Eine von mir persönlich durchgeführte phrenologische Untersuchung von Herrn Merz' Schädel hat ergeben, dass sein ohnehin üppiger Stirnlappen auf der rechten Seite noch stärker ausgeprägt ist. Was sich daraus schließen lässt, können Sie sich ja denken.

TITANIC: Herr Spahn, Sie wirken ja sehr überzeugt von dieser neuen Konstellation mit Herrn Laschet. Dennoch die Frage: Liegt es vor allem an dessen Ausstrahlung und Menschennähe, ja, an dieser ganz eigenen, Doof-Knuffigkeit, dass er nun kandidiert und nicht Sie?

Spahn (bearbeitet sein Kinn nachdenklich mit einer Holzfeile): Hmm, interessante Frage. Hab ich so noch gar nicht drüber nachgedacht.

TITANIC: Anders gefragt: Rechnen Sie sich als Laschets Vize Chancen aus, um zu einem späteren Zeitpunkt an die Spitze zu kommen?

Spahn (kämmt Laschet die Haare): Ach, wissen Sie, wir haben uns viel zu lange in Personalfragen verrannt. Es geht hier, wie gesagt, nicht um mich oder um den Wunsch, sich in der ferneren Zukunft als Oberhaupt eines absoluten Präsidialsystems an seinen ehemaligen Widersachern zu rächen.

Laschet (bekommt von Spahn einen Früchtetee serviert): Genau! Es gilt, derartige Egoismen loszuwerden und stattdessen den Zusammenhalt zu fördern, in der Gesellschaft, in sämtlichen Einrichtungen und Organen.

Spahn (massiert Laschet die Schultern): Mmm, Organe!

Laschet: Aua, nicht den Hals!

Spahn: Entschuldigung.

TITANIC: Eine letzte Frage: Wer wird das Rennen am Ende machen?

Laschet: Merz!

Spahn: Röttgen!

TITANIC: Vielen Dank für das Interview.


Leo Riegel

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Briefe an die Leser

 Lustiger Zufall, »Tagesspiegel«!

»Bett, Bücher, Bargeld – wie es in der Kreuzberger Wohnung von Ex-RAF-Terroristin Daniela Klette aussah«. Mit dieser Schlagzeile überschreibst Du Deine Homestory aus Berlin. Ha, exakt so sieht es in unseren Wohnungen auch aus! Komm doch gern mal vorbei und schreib drüber. Aber bitte nicht vorher die Polizei vorbeischicken!

Dankend: Titanic

 Kurz hattet Ihr uns, liebe Lobos,

Kurz hattet Ihr uns, liebe Lobos,

als Ihr eine Folge Eures Pärchenpodcasts »Feel the News« mit »Das Geld reicht nicht!« betiteltet. Da fragten wir uns, was Ihr wohl noch haben wollt: mehr Talkshowauftritte? Eine Homestory in der InTouch? Doch dann hörten wir die ersten zwei Minuten und erfuhren, dass es ausnahmsweise nicht um Euch ging. Ganz im Sinne Eures Formats wolltet Ihr erfühlen, wie es ist, Geldsorgen zu haben, und über diese Gefühle dann diskutieren. Im Disclaimer hieß es dann noch, dass Ihr ganz bewusst über ein Thema sprechen wolltet, das Euch nicht selbst betrifft, um dem eine Bühne zu bieten.

Ihr als Besserverdienerpärchen mit Loft in Prenzlauer Berg könnt ja auch viel neutraler und besser beurteilen, ob diese Armutsängste der jammernden Low Performer wirklich angebracht sind. Leider haben wir dann nicht mehr mitbekommen, ob unser Gefühl, Geldnöte zu haben, berechtigt ist, da wir gleichzeitig Regungen der Wohlstandsverwahrlosung und Realitätsflucht wahrnahmen, die wir nur durch das Abschalten Eures Podcasts loswerden konnten.

Beweint deshalb munter weiter den eigenen Kontostand: Titanic

 Wussten wir’s doch, »Heute-Journal«!

Deinen Bericht über die Ausstellung »Kunst und Fälschung« im Kurpfälzischen Museum in Heidelberg beendetest Du so: »Es gibt keine perfekte Fälschung. Die hängen weiterhin als Originale in den Museen.«

Haben Originale auch schon immer für die besseren Fälschungen gehalten:

Deine Kunsthistoriker/innen von der Titanic

 Vielleicht, Ministerpräsident Markus Söder,

sollten Sie noch einmal gründlich über Ihren Plan nachdenken, eine Magnetschwebebahn in Nürnberg zu bauen.

Sie und wir wissen, dass niemand dieses vermeintliche High-Tech-Wunder zwischen Messe und Krankenhaus braucht. Außer eben Ihre Spezln bei der Baufirma, die das Ding entwickelt und Ihnen schmackhaft gemacht haben, auf dass wieder einmal Millionen an Steuergeld in den privaten Taschen der CSU-Kamarilla verschwinden.

Ihr Argument für das Projekt lautet: »Was in China läuft, kann bei uns nicht verkehrt sein, was die Infrastruktur betrifft.« Aber, Söder, sind Sie sicher, dass Sie wollen, dass es in Deutschland wie in China läuft? Sie wissen schon, dass es dort mal passieren kann, dass Politiker/innen, denen Korruption vorgeworfen wird, plötzlich aus der Öffentlichkeit verschwinden?

Gibt zu bedenken: Titanic

 Gude, Fregatte »Hessen«!

Du verteidigst Deutschlands Demokratie zur Zeit im Roten Meer, indem Du Handelsrouten vor der Huthi-Miliz schützt. Und hast schon ganz heldenhaft zwei Huthi-Drohnen besiegt.

Allerdings hast Du auch aus Versehen auf eine US-Drohne geschossen, und nur einem technischen Fehler ist es zu verdanken, dass Du nicht getroffen hast. Vielleicht ein guter Grund für die USA, doch nicht auf der Erfüllung des Zwei-Prozent-Ziels zu beharren!

Doppelwumms von Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Kapitaler Kalauer

Da man mit billigen Wortspielen ja nicht geizen soll, möchte ich hier an ein großes deutsches Geldinstitut erinnern, das exakt von 1830 bis 1848 existierte: die Vormärzbank.

Andreas Maier

 Bilden Sie mal einen Satz mit Distanz

Der Stuntman soll vom Burgfried springen,
im Nahkampf drohen scharfe Klingen.
Da sagt er mutig: Jetzt mal ehrlich –
ich find Distanz viel zu gefährlich!

Patrick Fischer

 Neulich

erwartete ich in der Zeit unter dem Titel »Glückwunsch, Braunlage!« eigentlich eine Ode auf den beschaulichen Luftkurort im Oberharz. Die kam aber nicht. Kein Wunder, wenn die Überschrift des Artikels eigentlich »Glückwunsch, Braunalge!« lautet!

Axel Schwacke

 Die Touri-Falle

Beim Schlendern durchs Kölner Zentrum entdeckte ich neulich an einem Drehständer den offenbar letzten Schrei in rheinischen Souvenirläden: schwarzweiße Frühstücks-Platzmatten mit laminierten Fotos der nach zahllosen Luftangriffen in Schutt und Asche liegenden Domstadt. Auch mein Hirn wurde augenblicklich mit Fragen bombardiert. Wer ist bitte schön so morbid, dass er sich vom Anblick in den Fluss kollabierter Brücken, qualmender Kirchenruinen und pulverisierter Wohnviertel einen morgendlichen Frischekick erhofft? Wer will 365 Mal im Jahr bei Caffè Latte und Croissants an die Schrecken des Zweiten Weltkriegs erinnert werden und nimmt die abwischbaren Zeitzeugen dafür sogar noch mit in den Urlaub? Um die Bahn nicht zu verpassen, sah ich mich genötigt, die Grübelei zu verschieben, und ließ mir kurzerhand alle zehn Motive zum Vorteilspreis von nur 300 Euro einpacken. Seitdem starre ich jeden Tag wie gebannt auf das dem Erdboden gleichgemachte Köln, während ich mein Müsli in mich hineinschaufle und dabei das unheimliche Gefühl nicht loswerde, ich würde krachend auf Trümmern herumkauen. Das Rätsel um die Zielgruppe bleibt indes weiter ungelöst. Auf die Frage »Welcher dämliche Idiot kauft sich so eine Scheiße?« habe ich nämlich immer noch keine Antwort gefunden.

Patric Hemgesberg

 Parabel

Gib einem Mann einen Fisch, und du gibst ihm zu essen für einen Tag. Zeig ihm außerdem, wie man die Gräten entfernt, und er wird auch den folgenden Morgen erleben.

Wieland Schwanebeck

Vermischtes

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Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
25.04.2024 Köln, Comedia Max Goldt
27.04.2024 Schwerin, Zenit Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
28.04.2024 Lübeck, Kolosseum Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
29.04.2024 Berlin, Berliner Ensemble Martin Sonneborn mit Sibylle Berg