Artikel
"Viele klingen bescheuert" – Warum die Nazis in Sachsen so stark sind
Wieso sind ausgerechnet in Sachsen die Nazis so stark? Diese Frage treibt Deutschland um. Die Antwort gibt uns die Linguistin Naomi Chomsky im Interview.
TITANIC: Frau Chomsky, Sie beschäftigen sich mit Dialekten, was ist Ihnen dabei aufgefallen?
Chomsky: Viele klingen wirklich bescheuert.
TITANIC: Zugegeben. Aber wie bewerten Sie das wissenschaftlich?
Chomsky: Es ist erwiesen, dass die Erwartung, die ich bei anderen hervorrufe, deren Verhalten mir gegenüber so beeinflusst, dass dieses wiederum mein Verhalten beeinflusst. Ein Kind, das Rüdiger heißt, wird unbewusst merken, dass man von ihm erwartet, ein Schrat zu sein und sich entsprechend dieser unausgesprochenen kollektiven Forderung anpassen. Das wiederum prägt die unbewusste Vorstellung des Kollektivs davon, was ein Rüdiger ist.
TITANIC: Aber liegt das nicht auch an den Eltern, die ja einen Knall haben müssen, wenn sie ihr Kind Rüdiger nennen?
Chomsky: Machen Sie mir bitte nicht meine Theorie kaputt.
TITANIC: Was hat das nun mit den Dialekten zu tun?
Chomsky: Schauen Sie, Dialekte haben für alle normalen Menschen, die nicht so reden, einen deutlichen Klang. Ein Bayer beispielsweise klingt automatisch etwas grantig und verärgert. Ein Mannheimer, in seiner langsamen und weltfremden Art, klingt, als würde er sich gerade sehr darüber wundern, dass sein kleines, argloses Gehirn einen Gedanken auspupst. Das Norddeutsche klingt stets etwas arrogant, kühl, ja geradezu unverschämt hochnäsig, als würden diese widerlichen Schnösel in ihren Elbvillen mit ihren dicken Autos sich für etwas Besseres halten, diese reichen Junker, diese aufgeblasenen …
TITANIC (beruhigend): Schon gut, zünden Sie sich ruhig eine Zigarette an. Wie sehen Ihre Forschungsergebnisse in Bezug auf Sachsen aus?
Chomsky: Sachsen klingen ja bekanntermaßen von allen am lächerlichsten. Man kann einfach nichts auf Sächsisch sagen, ohne wie ein empörter Kleinbürger zu klingen, der sich gerade ungerechtfertigt – und ohne dabei jemanden zu beeindrucken – aufregt. Wenn Sie in einem Film eine Rolle besetzen wollen mit jemandem, der HB-männchen-mäßig herumläuft und von keinem so richtig ernst genommen wird, dann nehmen Sie natürlich einen Sachsen. Die Lacher sind garantiert.
TITANIC: Okay …
Chomsky: Und das wirkt sich natürlich aus, siehe oben. Das Tragische ist, dass die Sachsen selbst ja gar nicht merken, wie sie reden. Für die klingt das ja NORMAL. Das ist, als hätten die immer eine Clownsnase auf, die sie selbst nicht sehen. Alle lachen sie aus und erwarten andererseits von ihnen, empörte, wütende Rumpelstilzchen zu sein. Und diese Rolle erfüllen sie dann unbewusst auch und werden Nazis.
TITANIC: Interessant. Und wie können Sie das wissenschaftlich belegen?
Chomsky: Sehen Sie, da versuchen Sie jetzt mir kollektiv unterbewusst einen Auftrag zuzuschieben, weil Sie eine unbewusste Erwartung …
TITANIC: Na ja, Sie sind doch Forscherin.
Chomksy: Ich muss jetzt gehen, Sie Alkoholiker. Ihre Aussprache riecht nach Apfelwein.
TITANIC: Vielen Dank für das Interview.
Robert Friedrich von Cube