Inhalt der Printausgabe

Februar 2006


Kemal Öztürk
»Möhren? Gesund! «

(Seite 8 von 13)

TITANIC Wie schätzen Sie die Demokratie ein? Sagen Sie a) das ist eben in erster Linie Demokratie oder b) manchmal auch übertrieben, also Quatsch?
Öztürk Also Demokratie ist da, aber ist manchmal übertrieben, muß ich sagen. Unter Demokratie verstehe ich Gesetze, manchmal zuviel. Also Freiheit und Demokratie ist manchmal verwechselt. Das paßt manchmal nicht zusammen.
TITANIC Zur deutschen Kultur: Können Sie auf Anhieb den Titel eines deutschen Gedichts nennen?
Öztürk (stolz) Ja.
TITANIC Ja?
Öztürk (überzeugt) Natürlich!
TITANIC Dann sagen Sie ihn mal.
Öztürk (ausweichend) Hoooh, ja ich les ja auch ab und zu mal was, und was deutsche Kultur betrifft – also ich bin hier in Deutschland großgezogen. Deutsche Kultur ist genau wie meine Mutterkultur sozusagen.
TITANIC Dann nennen Sie doch mal ein deutsches Gedicht, nur den Titel.
Öztürk (windet sich) Nur den Titel… Wie soll ich das formulieren?
TITANIC Oder die erste Zeile.
Öztürk (gedehnt) Die erste Zeile…?
TITANIC Den Anfang?
Öztürk (gequält) Hmm, kommt jetzt nicht.
TITANIC Gut. Sie kennen sicherlich Menschen, die diese extremistischen Bärte tragen. Finden Sie das a) unpraktisch, oder denken Sie b): Ist mal was anderes, oder ist Ihnen das c) zu lang und zu unordentlich?
Öztürk Also da bin ich bescheiden. Also dazu kann ich nicht viel sagen.
TITANIC Also am ehesten b? Mal was anderes?
Öztürk Ja, ist mal was anderes.
TITANIC Gilt das mehr für Männer oder für Frauen oder überhaupt?
Öztürk Also ich bin da generell tolerant.
TITANIC Was denken Sie beim Anblick von Schweinefleisch?
Öztürk Meine Meinung: Ich esse nicht Schweinefleisch, aus dem Grunde: Das ist für mich zu billig.
TITANIC Und was empfinden Sie beim Anblick von Möhren?
Öztürk Ja. Das ist schon viel, viel gebraucht und ist auch gesund.
TITANIC In der deutschen Politik ist ja üblich geworden, daß Homosexuelle trotzdem im Amt bleiben. Wie finden Sie das?
Öztürk Wenn Sie mich persönlich fragen, das ist hart, da habe ich für diese Homosexuellen fast kein Verständnis.
TITANIC Wenn die sich mit andern Männern abgeben, sollen sie es a) nur in ihrer Freizeit machen oder b) wenn’s keiner sieht oder c) ganz demokratisch, wenn alle Anwesenden ihr Einverständnis dazu geben?
Öztürk Na, das soll er während der Freizeit machen, nicht während der Arbeitszeit.
TITANIC Wenn Sie ein Fußballspiel Deutschland – Türkei sehen, für wen sind Sie dann?
Öztürk (pathetisch) Dann würden in meiner Brust zwei Herzen schlagen.
TITANIC Dann könnte ich hier eintragen halbehalbe, das gibt dann wenigstens noch einen Punkt für Sie.
Öztürk Ja, fünfzig Prozent, kein bißchen mehr.




Als Moslem ist es natürlich kein Problem für Herrn Öztürk, auf zwei Hochzeiten zu tanzen. Aber von einer Einbürgerung würden wir doch abraten. Empfehlung an das Innenministerium: Etwaige Anfragen abschlägig mit »Hmm, kommt jetzt nicht!« beantworten.
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Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Aha bzw. aua, Voltaren!

Das wussten wir gar nicht, was da in Deiner Anzeige steht: »Ein Lächeln ist oft eine Maske, die 1 von 3 Personen aufsetzt, um Schmerzen zu verbergen. Lass uns helfen. Voltaren.«

Mal von der Frage abgesehen, wie Du auf die 1 von 3 Personen kommst, ist es natürlich toll, dass Du offenbar eine Salbe entwickelt hast, die das Lächeln verschwinden lässt und den Schmerz zum Vorschein bringt!

Gratuliert salbungsvoll: Titanic

 Chillax, Friedrich Merz!

Sie sind Gegner der Cannabislegalisierung, insbesondere sorgen Sie sich um den Kinder- und Jugendschutz. Dennoch gaben Sie zu Protokoll, Sie hätten »einmal während der Schulzeit mal einen Zug dran getan«.

Das sollte Ihnen zu denken geben. Nicht wegen etwaiger Spätfolgen, sondern: Wenn ein Erzkonservativer aus dem Sauerland, der fürs Kiffen die Formulierung »einen Zug dran tun« wählt, schon in der Schulzeit – und trotz sehr wahrscheinlichem Mangel an coolen Freund/innen – an Gras kam, muss dann nicht so ziemlich jedes andere System besseren Jugendschutz garantieren?

Sinniert

Ihre Titanic

 Hä, »Spiegel«?

»Aber gesund machen wird diese Legalisierung niemanden!« schreibst Du in einem Kommentar zum neuen Cannabisgesetz. »Ach, echt nicht?« fragen wir uns da verblüfft. Wir waren bisher fest vom Gegenteil überzeugt. Immerhin haben Kiffer/innen oft sehr gute feinmotorische Fähigkeiten, einen gesunden Appetit und ärgern sich selten. Hinzu kommen die unzähligen Reggaesongs, in denen das Kiffgras als »Healing of the Nation« bezeichnet wird. All dies willst Du nun tatsächlich infrage stellen? Da lieber noch mal ganz in Ruhe drüber nachdenken!

Empfehlen Deine Blättchenfreund/innen von Titanic

 Prophetisch, »Antenne Thüringen«?

Oder wie sollen wir den Song verstehen, den Du direkt nach der von Dir live übertragenen Diskussion zwischen Mario Voigt und Björn Höcke eingespielt hast? Zwar hat der Thüringer CDU-Fraktionschef Höckes Angebot einer Zusammenarbeit nach der Wahl ausgeschlagen. Aber es wettet ja so manche/r darauf, dass die Union je nach Wahlergebnis doch noch machthungrig einknickt. Du jedenfalls lässt im Anschluss den Musiker Cyril mit seinem Remake des Siebziger-Lieds »Stumblin’ in« zu Wort kommen: »Our love is alive / I’ve fallen for you / Whatever you do / Cause, baby, you’ve shown me so many things that I never knew / Whatever it takes / Baby, I’ll do it for you / Whatever you need / Baby, you got it from me.« Wenn das nicht mal eine Hymne auf eine blau-schwarze Koalition ist!

Hätte sich dann doch eher »Highway to Hell« gewünscht: Titanic

 Hello, Grant Shapps (britischer Verteidigungsminister)!

Eine düstere Zukunft haben Sie in einem Gastbeitrag für den Telegraph zum 75jährigen Bestehen der Nato skizziert. Sie sehen eine neue Vorkriegszeit gekommen, da sich derzeit Mächte wie China, Russland, Iran und Nordkorea verbündeten, um die westlichen Demokratien zu schwächen. Dagegen hülfen lediglich eine Stärkung des Militärbündnisses, die weitere Unterstützung der Ukraine und Investitionen in Rüstungsgüter und Munition. Eindringlich mahnten Sie: »Wir können uns nicht erlauben, Russisch Roulette mit unserer Zukunft zu spielen.«

Wir möchten aber zu bedenken geben, dass es beim Russisch Roulette umso besser fürs eigene Wohlergehen ist, je weniger Munition im Spiel ist und Patronen sich in der Trommel befinden.

Den Revolver überhaupt vom eigenen Kopf fernhalten, empfehlen Ihre Croupiers von der Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Konsequent

Die Welt steckt in der Spermakrise. Anzahl und Qualität der wuseligen Eileiter-Flitzer nehmen rapide ab. Schon in wenigen Jahren könnten Männer ihre Zeugungsfähigkeit vollständig verlieren. Grund hierfür sind die Verkaufsschlager aus den Laboren westlicher Großkonzerne. Diese Produkte machen den Schädling platt, das Plastik weich und das Braterlebnis fettfrei und wundersam. Erfunden wurden diese chemischen Erfolgsverbindungen von – Überraschung – Y-Chromosom-Trägern. Toll, dass sich Männer am Ende doch an der Empfängnisverhütung beteiligen.

Teresa Habild

 In Würde altern

Früher hätte mich der riesige Pickel mitten auf meinem Hals stark gestört. Heute trage ich den wohl niedlichsten ausgeprägten Adamsapfel, den die Welt je gesehen hat, mit großem Stolz ein paar Tage vor mir her.

Ronnie Zumbühl

 Im Institut für Virologie

Jeder Gang macht krank.

Daniel Sibbe

 Gebt ihnen einen Lebenszyklus!

Künstliche Pflanzen täuschen mir immer gekonnter Natürlichkeit vor. Was ihnen da aber noch fehlt, ist die Fähigkeit zu verwelken. Mein Vorschlag: Plastikpflanzen in verschiedenen Welkstadien, damit man sich das Naserümpfen der Gäste erspart und weiterhin nur dafür belächelt wird, dass man alle seine Zöglinge sterben lässt.

Michael Höfler

 Nicht lustig, bloß komisch

Während ich früher schon ein kleines bisschen stolz darauf war, aus einer Nation zu stammen, die mit Loriot und Heinz Erhardt wahre Zen-Meister der Selbstironie hervorgebracht hat, hinterfrage ich meine humoristische Herkunft aufgrund diverser Alltagserfahrungen jetzt immer öfter mit Gedanken wie diesem: Möchte ich den Rest meines Lebens wirklich in einem Land verbringen, in dem man während seiner Mittagspause in ein Café geht, das vor der Tür vollmundig mit »leckerem Hunde-Eis« wirbt, und auf seine Bestellung »Zwei Kugeln Labrador und eine Kugel Schnauzer« statt des fest eingeplanten Lachers ein »RAUS HIER!« entgegengebrüllt bekommt?

Patric Hemgesberg

Vermischtes

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Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
27.04.2024 Schwerin, Zenit Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
28.04.2024 Lübeck, Kolosseum Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
29.04.2024 Berlin, Berliner Ensemble Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
30.04.2024 Hamburg, Kampnagel Martin Sonneborn mit Sibylle Berg