Inhalt der Printausgabe
November 2005
Ich geh jetzt nach Hause, tschüß!
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NACH EINEM AUSSCHWEIFENDEN TITANIC-BUCHMESSENFEST HABE ICH MEINEN RÜCKTRITT ALS CHEFREDAKTEUR ERKLÄRT. EIN LEBENSABSCHNITT IST ZU ENDE GEGANGEN. Wenn die TITANIC-Redaktion das nächste Mal zusammentritt, werde ich ihr definitiv nicht mehr angehören. Meine Lebensplanung sieht anders aus: Ich will die Freiheit zurück, die ich vor 12 Jahren in Hessen mit einer Unterschrift gegen die Macht getauscht habe. Daß mir dieser Schritt nicht leichtgefallen ist, können Sie sich denken. Nicht nur der Verzicht auf Privilegien wie Dienstfahrrad (Bergwerk), Konkret-Austausch-Abo, einmal im Monat Freigetränke im Wert von 12,50 Euro im Frankfurter Club Voltaire und einen wertvollen antiken Tintenstrahldrucker, der sich 24 Stunden am Tag zu meiner persönlichen Verfügung halten mußte, wird schmerzen. Um den Schmerz in Grenzen zu halten, nehme ich zumindest den Drucker mit nach Berlin, wo ich ab November das TITANIC-Hauptstadtbüro leiten werde. |
Am liebsten möchte ich Euch – und während ich Sie vor lauter Sentimentalität duze, glitzert es verdächtig in meinen Augen –, möchte ich Euch, liebe Leser, zurufen: Behaltet mich so in Erinnerung, wie ich wirklich war! Das Bild, das die Medien gerade im letzten Jahr von mir gezeigt haben: der Genosse der Gosse, der Chefredakteur im Brioni-Anzug von C&A, der Krawallmacher aus der heißen Phase des Bundestagswahlkampfes, dieses Bild ist ein falsches Bild. Ich habe stets nur das Wohl unseres Landes (in den Grenzen von 1989) im Sinn gehabt, und nebenher dafür gesorgt, daß die Redaktion auch in Zukunft auf gleicher Augenhöhe mit irgendwelchen anderen verhandeln kann.
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Der letzte Rock’n’Roll-Satiriker geht; jetzt kommt die Playback-Generation… |
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Bitte halten Sie fortan meinem Nachfolger, dem altgedienten PARTEI-Soldaten Münte… quatsch: Thomas Gsella die Treue; ich tue es auch.
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Gott schütze unser Land! Herzlichst, Ihr Martin Sonneborn
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