Humorkritik
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Von Menschen und Karnickeln

Die Botschaft des Films "Wie die Karnickel" läßt sich, nur ganz leicht vereinfacht, auf die Formel reduzieren: "Wenn die Menschen wie die Karnickel lebten, wäre ihr Leben einfacher und damit glücklicher." Das mag sein.
Ich lehne diese Botschaft aus tiefster humanistischer Überzeugung natürlich ab. Und gerade dieser Film hat mich davon überzeugt, daß eine Homosexualisierung der Gesellschaft in diesem Sinne nicht so wünschenswert ist, wie der Autor Ralf König uns glauben machen möchte.
Zivilisation ist eine starke Kulturleistung, die für so schwache komische Effekte nicht zur Disposition steht. Daß sie auch auf Triebverzicht basiert, mag man bedauern - nach diesem Film erscheint mir allerdings jede diesbezügliche Anstrengung unbedingt begrüßenswert. Denn erstens wäre ein Zusammenleben und Durcheinandervögeln der vorgeführten Art nicht bloß wesentlich langweiliger, sondern zweitens, und das macht die Vorstellung noch unattraktiver: es entbehrte jeglichen Charmes.
Ralf König ist offenbar auf dem dümmsten Wege, ein Michel Friedman der homosexuellen Emanzipation zu werden. Was in seinen Comics komisch aussehen mag, wirkt im Realfilm nur noch peinlich. Mal ganz abgesehen davon, daß die Dämlichkeit einer grundsätzlichen Diskussion über die Prävalenz gleichgeschlechtlicher Beziehungen von der, ob Frauen nicht doch die besseren Menschen wären, kaum zu überbieten ist.
Der schlechte Eindruck ist so ausgeprägt, gerade weil der Regisseur Sven Unterwald sich bemüht, das Beste aus seinen Darstellern herauszuholen. Selten habe ich so unsympathischen und, was schlimmer ist, uninteressanten Figuren zugeschaut.
"Jede Form von Lieblosigkeit", hat schon der unverdächtige Gerhard Polt erklärt, "ist eine Schweinerei." Und ich denke, das hat er im moralischen wie im artifiziellen Sinne so gemeint.


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