Humorkritik
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Finis morbi

Ich habe Frank Schulzens "Morbus Fonticuli" (cf. TITANIC 6/02) tatsächlich noch zu Ende gelesen, und das zum Schluß keineswegs ohne Vergnügen. Denn so konfus und disparat, so angeberhaft metapherndick und eklektisch verfrickelt der Roman im ersten Drittel ist, so sehr gewinnt er mit den Seiten an Fahrt und Souveränität, als sei Schulz, der an dem Riemen ja acht Jahre gehockt hat, mit der Zeit in Übung gekommen; und irgendwann, ca. nach der ersten Hälfte, liest man sie wirklich gerne, die Erzählung um den Anzeigenblatt-Redakteur Bodo Morten, der vor lauter Vieltrinken, Ketterauchen, außerpartnerschaftlichem Geschlechtsverkehr und Alltagsquatsch depressiv den Überblick verliert und sich im Wald eine Höhle baut, ohne eine Antwort auf die wirklich schöne Kernfrage gefunden zu haben, "ob man tatsächlich so schwer unter der Dummheit der Menschen litt oder nicht vielmehr unter der eigenen Arroganz". Das alles hat den Sound, wie vom Feuilleton schon festgestellt, von Schmidts Arno und L. Sterne sowie, wie von mir festgestellt, von Henscheid und Egner; aber auch an diese grad zu Anfang so ermüdend explizit herausgestellten Wahlverwandtschaften, zu denen auch ein häufig bemühter Heino Jaeger gehört, hat man sich irgendwann gewöhnt; und legt das Buch am Ende zufrieden beiseite.


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