Eigentlich bin ich nicht zuständig für die Filmkunst Robert Altmans. Altman rauft zwar in meiner cineastischen Privatmythologieriege mit Martin Scorsese um die vorderen Olympränge, aber sowohl Altman als auch Scorsese gehören weiß Gott nicht zu den Schöpfern großer komischer Werke; sondern beide stellen, das ist bekannt, ein gewaltiges, beinahe durchgängig bewundernswertes Erzählkino auf die Beine, das zu unserer dummen Zeit der grassierenden Fast-Comedy-Productions und faden Hollywood-Thriller nicht passen will und mir deshalb um so schöner und wahrhaftiger erscheint.
Das schließt natürlich nicht aus, daß es im Kino Scorseses und Altmans auch Szenen und Motive gibt, über die man lachen kann - über vielerlei brutale Slapsticknummern in "Casino" beispielsweise oder über das ekelhaft geckenhafte Gebaren des britischen Adels der dreißiger Jahre, wie es "Gosford Park" in Altmans exquisit zurückhaltender Art vorführt: das infantil-infame Gelaber einer geldgeilen, abgestumpften Upperclass, der das teils versiert parodistische, teils ängstlich mimetische Verhalten der Dienerschaft antwortet, die dem Geschmeiß jeden Wunsch von den Lippen ablesen muß und schon mal das Silberbesteck zum Zählappell aufmarschieren läßt. Gegen Ende, nach dem Mord am Lord, der die potente Jagdgesellschaft eingeladen und jahrelang engagiert die Zofen durchgepflügt hatte, tritt noch der trottelige, farceforcierte Inspektor auf, grandios gespielt von Stephen Fry.
So gesehen also in einzelnen Sequenzen ein komischer Film, doch der wie malerischen, sittenbildlichen Komposition, der kompliziert-bedächtigen Kameraführung, der darstellerischen Noblesse nach kein genuin komischer Film. Und wie, und ich komme jetzt endlich zum Punkt meiner Einlassung, bewirbt das Kino Journal Frankfurt Altmans Meisterstück? Als "Comedy-Thriller". Wäre dann nicht gleich "Klassenkampf-Propagandahammer" passender gewesen? Oder "Society-Schocker"? Oder "Grusel-Screwball"? Oder, am ehesten: "Geiler Fuckstreifen"?
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