Vom Fachmann für Kenner | Januar 2017


Zu späte Einsicht

Als es Samstag war, ich schwer verkatert auf der Feier eintraf, den Willkommenssekt besagter Blümeranz wegen nur mit Not durch die Speiseröhre gequetscht bekam und nach der Überwindung des ersten Bieres schon schwankte, mein fragwürdiger Auftritt entsetztes Getuschel auslöste und zum Leidwesen der Veranstalter die Stimmung trübte, da sah ich meinen Fehler vom Vortag ein und dachte reumütig: Hätte ich doch gestern nur mehr getrunken, dann hätte ich es heute gar nicht aus dem Bett geschafft.

Cornelius Oettle

Das Netflixbarometer informiert:

Stadt mit dem höchsten Pro-Kopf-Konsum von Fernsehserien: Bingen am Rhein.

Florian Kölsch

Mißverständnis

Meine Freundin fragte mich kürzlich, was wohl meine größte Schwäche sei. Ich antwortete darauf, das sei wohl die Tatsache, daß ich zwar die Semantik einer Frage korrekt deuten könne, nicht aber die implizite Seite einer Frage. Ob ich denn ein Beispiel dafür nennen könnte, wollte sie wissen. Meine Antwort: ja.

Ernst Jordan

Etikette

In Zeiten wie diesen sollte die einem geplanten Anschlag vorausgeschickte Bombendrohung als Zeugnis von Anstand und guten Umgangsformen gewertet werden.

Sebastian Klug

Krahahahaha!

Daß Krähen noch intelligenter sind als allgemein angenommen, wurde mir neulich klar. Wie viele wissen, läßt das Vogeltier, schlau wie es ist, Nüsse auf harten Untergrund fallen, um sie so zu knacken. Als ich neulich an der Ampel stand und nur knapp von einer solchen Walnuß verfehlt wurde, dachte ich, das sei Zufall. Erst Stunden später fiel mir ein, daß es sich um den subtilsten Spott seit langem über meine Kahlköpfigkeit handelte.

Leo Riegel

Witze im Weltraum

Irgendwie scheint sich bisher noch niemand darum gekümmert zu haben, denn die Genres der Fäkal- sowie der Kellnerwitze sind noch nicht im Zeitalter der Raumfahrt angekommen. Mal sehen, ob ich das ändern kann. Also: In der internationalen Raumstation schwebt neben dem einzigen Gast über Tisch 3 ein Teller. Sagt der Gast: Herr Ober, in meiner Suppe verglüht ein schwarzes Loch. Sagt der Ober: Nein, das ist nur etwas, was aus meinem Kotbeutel entwischt ist.

Theobald Fuchs

Das System mit System überlisten

Grundsätzlich ärgert es mich, wenn ich etwas suchen muß. Dieser Ärger wird noch dadurch verstärkt, daß man die Dinge immer erst ganz zum Schluß findet. Um dieses System zu durchbrechen, habe ich mir angewöhnt, die Suche auch nach dem Auffinden noch ein bißchen fortzuführen. Dabei freue ich mich dann sehr darüber, daß ich eigentlich schon fündig war. Ergo: Glücksgefühle statt Ärger!

Marie N. Käfer

Wochentage

Wenn eine Firma damit wirbt, daß ihre Mitarbeiter Montageprofis sind, was machen die Leute dann den Rest der Woche?

Ludger Fischer

Dünner als Blut

Einerseits ist es schon traurig, wenn Geschwister nichts mehr voneinander wissen wollen. Andererseits: Würden Sie sich noch Kontakt zu Ihrem Bruder wünschen, der Sie über Jahre hinweg mit Ihrer Ehefrau betrogen hat, während Sie sich für die Familie im Schichtdienst krumm und buckelig malocht haben? Meiner jedenfalls nicht!

Daniel Sibbe

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Rrrrr, Jesus von Nazareth!

Rrrrr, Jesus von Nazareth!

Im andalusischen Sevilla hast Du eine Kontroverse ausgelöst, der Grund: Auf dem Plakat für das Spektakel »Semana Santa« (Karwoche) habest Du zu freizügig ausgesehen, zu erotisch, ja zu hot!

Tja, und wie wir das besagte Motiv anschauen, verschlägt es uns glatt die Sprache. Dieser sehnsüchtige Blick, der kaum bedeckte anmutige Körper! Da können wir nur flehentlich bitten: Jesus, führe uns nicht in Versuchung!

Deine Dir nur schwer widerstehenden Ungläubigen von der Titanic

 Hey, »Dyn Sports«!

Bitte für zukünftige Moderationen unbedingt merken: Die Lage eines Basketballers, der nach einem Sturz »alle Viere von sich streckt«, ist alles Mögliche, aber bestimmt nicht »kafkaesk«. Sagst Du das bitte nie wieder?

Fleht Titanic

 Ganz schön unentspannt, Giorgia Meloni!

Ganz schön unentspannt, Giorgia Meloni!

Nachdem Sie eine Klage wegen Rufschädigung eingereicht haben, wird nun voraussichtlich ein Prozess gegen den britischen Rockstar Brian Molko eingeleitet. Dieser hatte Sie bei einem Konzert seiner Band Placebo in Turin als Nazi und Faschistin bezeichnet.

Wir finden, da könnten Sie sich mal etwas lockermachen. Wer soll denn bitte noch durchblicken, ob Sie gerade »Post-«, »Proto-« oder »Feelgood-« als Präfix vor »Faschistin« bevorzugen? Und: Wegen solcher Empflichkeiten gleich vor Gericht zu gehen, kostet die Justiz so viel wertvolle Zeit. Die könnte sie doch auch nutzen, um Seenotretter/innen dingfest zu machen oder kritische Presse auszuschalten. Haben Sie darüber schon mal nachgedacht, Sie Snowflake?

Schlägt ganz gelassen vor: Titanic

 Könnte es sein, »ARD-Deutschlandtrend«,

dass Dein Umfrageergebnis »Mehrheit sieht den Frieden in Europa bedroht« damit zusammenhängt, dass seit über zwei Jahren ein Krieg in Europa stattfindet?

Nur so eine Vermutung von Titanic

 Bild.de!

»Springer hatte im Januar bundesweit für Entsetzen gesorgt«, zwischentiteltest Du mit einem Mal überraschend selbstreferenziell. Und schriebst weiter: »Nach der Enthüllung des Potsdamer ›Remigrations‹-Treffens von AfD-Politikern und Rechtsextremisten postete Springer: ›Wir werden Ausländer zurückführen. Millionenfach. Das ist kein Geheimnis. Das ist ein Versprechen.‹« Und: »In Jüterbog wetterte Springer jetzt gegen ›dahergelaufene Messermänner‹ und ›Geld für Radwege in Peru‹«.

Dass es in dem Artikel gar nicht um Dich bzw. den hinter Dir stehenden Arschverlag geht, sondern lediglich der Brandenburger AfD-Vorsitzende René Springer zitiert wird, fällt da kaum auf!

Zumindest nicht Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Back to Metal

Wer billig kauft, kauft dreimal: Gerade ist mir beim zweiten Sparschäler innerhalb von 14 Tagen die bewegliche Klinge aus ihrer Plastikaufhängung gebrochen. Wer Sparschäler aus Kunststoff kauft, spart also am falschen Ende, nämlich am oberen!

Mark-Stefan Tietze

 Vom Feeling her

Es hat keinen Sinn, vor seinen Gefühlen wegzulaufen. Man muss sich schon auch mal hinter einem Baum verstecken und warten, dass die das nicht merken und an einem vorbeiziehen, sonst bringt das ja alles nichts.

Loreen Bauer

 Im Institut für Virologie

Jeder Gang macht krank.

Daniel Sibbe

 Nicht lustig, bloß komisch

Während ich früher schon ein kleines bisschen stolz darauf war, aus einer Nation zu stammen, die mit Loriot und Heinz Erhardt wahre Zen-Meister der Selbstironie hervorgebracht hat, hinterfrage ich meine humoristische Herkunft aufgrund diverser Alltagserfahrungen jetzt immer öfter mit Gedanken wie diesem: Möchte ich den Rest meines Lebens wirklich in einem Land verbringen, in dem man während seiner Mittagspause in ein Café geht, das vor der Tür vollmundig mit »leckerem Hunde-Eis« wirbt, und auf seine Bestellung »Zwei Kugeln Labrador und eine Kugel Schnauzer« statt des fest eingeplanten Lachers ein »RAUS HIER!« entgegengebrüllt bekommt?

Patric Hemgesberg

 Finanz-Blues

Wenn ich bei meiner langjährigen Hausbank anrufe, meldet sich immer und ausnahmslos eine Raiffeisenstimme.

Theobald Fuchs

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
18.05.2024 Wien, Rabenhoftheater Max Goldt
23.05.2024 Bielefeld, Theaterlabor Max Goldt
24.05.2024 Dresden, Buchladen Tante Leuk Thomas Gsella
30.05.2024 Frankfurt, Museum für Komische Kunst »POLO«