Briefe an die Leser | April 2007


Sie schließlich, sehr verehrter Guido Westerwelle,

schnaubten betreffs Chrissie Klars nicht unkritischer Analyse des herrschenden Kapitalismus aus der Tagesschau heraus, daß jemand, der den Rechtsstaat abschaffen wolle, von dem er Gnade erbitte, sich nicht gnadenwürdig zeige. Nun bedeutet »Kapitalismus«, werter Dr. jur. Westerwelle, nun aber nicht unbedingt dasselbe wie »Rechtsstaat«. Schauen Sie mal nach China! Und für manche verhalten sich diese Begriffe sogar, nun ja – kontradiktorisch. Klassenjustiz und so, Sie verstehen!

Nie im Leben.

Titanic

Erlebnisland Sachsen!

Hier mal eine kleine selbstgemachte Statistik nach selbstgemachten Beobachtungen an einem beliebigen Wochenende:

Wahrscheinlichkeit, am Sonntag-nachmittag einen Regionalexpress mit Fußballfans irgendeines lokalen Regionalligavereins zu teilen: 80%.

Wahrscheinlichkeit, daß die ganze Horde bzw. Kameradschaft Klamotten von »Thor Steinar« trägt: 95%.

Wahrscheinlichkeit, daß in einem solchen Zug irgendein Ausländer sitzt: 0%.

Wahrscheinlichkeit, daß die Meute trotzdem irgendwann zu brüllen beginnt: »Deutschland den Deutschen, Ausländer raus!«: 100%.

Das, Sachsen, wußtest Du längst?

Na dann komm mal bloß nicht vom rechten Weg ab!

Erlebnismüde:

Titanic

Sagt mal, Journalisten!

Da gebiert Vorzeige-Moderatorinnen-Schnatze Sandra Maischberger der interessierten Nation ein Blag, und wie titelt Ihr? »Maischberger – Baby da – es ist ein Junge« (Bild), »Sandra Maischberger bringt Sohn zu Welt« (Welt) oder gar, als Höhepunkt glanzvoller Formulierkunst, »Nachwuchs bei Maischberger« (Spiegel online). Geht’s, Journalisten, denn nicht noch einfallsloser? »Menschlein bei Maischberger!«, so hätte die Schlagzeile lauten müssen!

Nichts zu danken:

Titanic

»Tagesspiegel«!

»Australien will den Potsdamer Platz« – da hast Du nicht etwa einen Satzteil vergessen, wie: »aus ästhetischen Gründen in die Luft sprengen«, nein, ganz offenbar wollen die Australier das häßliche Ding tatsächlich nachbauen, und zwar in Perth. So irritiert man über dieses Ansinnen zunächst auch sein mag, Deine Unterzeile erklärt dann aber doch einiges: »Die Millionenstadt gilt als verschlafen. Jetzt wird umgebaut – nach dem Vorbild Berlins.« Ach so. Na, dann wollen die als nächstes ganz sicher auch den extrem ausgeschlafenen Tagesspiegel!

Gähn:

Titanic

»Cornelia Goethe Akademie« Frankfurt!

Bei Dir kann man, auf dem Weg zum »Schriftsteller-Diplom«, lernen, wie man »spannend« und »packend« schreibt; aber wer will schon -Tausende von Euro versenken, wenn er das beim Studium Deiner Home-page be-reits lernen kann? Denn die liest sich spannend bis zum letzten Link; geschickt verstehst Du es, immer neue Charaktere einzuführen, -namenlose Gestalten, um die sich allerlei Rätsel ranken: Wer ist der -»hochqualifizierte Akademiedirektor«? Wer sind die »hochqualifizierten Akademielektoren«? Und wer die Mitglieder -Deines Beirats, zusammengesetzt aus »Literaturpreisträgern«, »Industriellen«, »Führungspersönlichkeiten der Juwelenbranche und der internationalen Hotellerie«? Auch das weitere Personal läßt aufhorchen: »Der Richter am Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte trifft mit dem Geigenvirtuosen zusammen, der Inhaber eines Schweizer Bankhauses mit dem Großindustriellen aus der Metallbranche« – das ist doch der Stoff, aus dem Beststeller sind!

Schreibst Du’s auf?

Eher nicht so ungeduldig:

Titanic

Liebe Frösche!

Wie wir mit Entsetzen vernehmen müssen, verschwindet Ihr gerade einer nach dem anderen von diesem Planeten; über ein Drittel von Euch gelten nach einer neuen Studie als hochgradig von der Ausrottung bedroht wg. Klimawandel, Biotopzerstörung und rätselhafter Krankheiten. Daher haben Wissenschaftler und Zoos nun das Projekt einer »Frosch-Arche« ins Leben gerufen, auf der Ihr so lange per Nachzucht überdauern sollt, bis Ihr mit dieser Aussterberei wieder aufhört.

Frösche, alte Glipschgesellen: -Bitte laßt es nicht dazu kommen. Denn was alles passieren kann, wenn man sich auf ein einzelnes Schiff verlassen muß, das weiß doch niemand besser als

Titanic

Sagt mal, Britpopper:

Wen dürfen wir nach Franz Ferdinand und den Kaiser Chiefs denn noch erwarten: The Bismarcks? Wilhelm Zwo Generator? Hermann Göring and the Mothers of Invasion?

Curi-curi-curious:

Titanic

Kracht, Christian c/o McDonald’s!

Weil bei den neu-alten »Bildern und Zeiten« der FAZ die Spesenrechnung ein wenig genauer geprüft wird als noch bei den in vielerlei Hinsicht ruinösen »Berliner Seiten«, schickt man Sie zwar auf Reisen und läßt Sie eine ab ovo hochoriginelle »Briefe aus …«-Kolumne vollschreiben, andererseits darf das alles offenbar keinen Cent mehr kosten, wie sich Ihrem »Brief aus Uruguay« entnehmen läßt: Dort »gleichen die McDonald’s-Restaurants modern eingerichteten Aveda-Spas; auf dem Weg nach Punta del Este … besuchte ich drei verschiedene McDonald’s-Filialen. Sie waren allesamt mit hochgewachsenen Bambuspflanzen ausstaffiert, mit … braunem, hochwertigem Holzfurnier. Die Gaststühle, in Deutschland immer noch gelbe Plastikschalen, sind bei McDonald’s in Uruguay dunkelbraune Eames-Imitate aus Holz … Es gibt eine Vielzahl Salate.« Wir wissen nicht, was uns trauriger stimmt: daß Sie, Kracht, der Sie vor ein paar Jahren noch darüber nachdenken konnten, welcher Hermès-Schal am besten zum Anzug aus der Savile Row paßt, im Ausland jetzt wie ein x-beliebiger Pauschaltourist bei McDonald’s einkehren müssen; oder daß Sie dies im Auftrag der FAZ kulturimpressionistisch aufzumöbeln haben. Wir freuen uns jedenfalls über glänzend formulierte Snob-Post aus dem Subway in Caracas, dem Pizza Hut in Abu Dhabi und dem Starbucks in Jakarta.

Hauptsache, man kommt überhaupt noch raus, nicht?

Ihre Stubenhocker von

Titanic

Und, »FAZ« online!

Der ARD-Sendung zur Vorauswahl des deutschen Eurovision-Song-Contest- Teilnehmers habe neben »echten emotionalen Momenten« und »Überraschungen« leider auch »die Atmosphäre eines Ausscheidungswettbewerbs« gefehlt, so hast Du tags drauf in Deiner TV-Kritik beklagt – also, wenn Du uns fragst: Wir haben da mal minutenweise reingesehen, und zu den versammelten musikalischen Ausscheidungen hat die Stinke-Atmo aus Jubelpersern und Moderatorentucke doch gepaßt!

Lalala:

Titanic

Wenn wir, »FAZ«,

ein ganz furchtbar ekelhaftes Ekzem am Hintern haben, dann rennen wir nicht durch die Fußgängerzone und erzählen jedem davon; Du dagegen zeigst Dich in aller Öffentlichkeit mit so was: »Das Landgericht Mannheim hat den Holocaust-Leugner Ernst Zündel zu einer Freiheitsstrafe von fünf Jahren ohne Bewährung verurteilt, mit der Maßgabe, daß eine Strafaussetzung des restlichen Drittels nicht in Betracht kommt. Zudem wurde weder die in Kanada erlittene (!) zweijährige Auslieferungshaft noch die seit März 2005 dauernde Untersuchungshaft angerechnet. Nach Verbüßung seiner Strafe wäre demzufolge der Delinquent nahezu neun Jahre in Haft. Frau Mohnhaupt hat fünf schreckliche Morde begangen. Sie kommt nun nach 24 Jahren auf freien Fuß, so daß pro Mord eine Freiheitsentziehung von knapp fünf Jahren verbüßt ist. Michael F. Wolfrum, Kelkheim« –

man soll, FAZ, sich ja so akzeptieren, wie man ist; aber bist Du wirklich so? Genau so?

Das tut uns leid.

Titanic

Nun sag aber mal, mp3-Portal track4 (Hannover):

»Talentierte Newcomerbands ohne Plattenvertrag können mit Coke ganz groß rauskommen« – findest Du nicht, daß das der zweite Schritt vor dem ersten ist?

Üben, üben, üben:

Titanic

Christian Klar!

Sie haben der Rosa-Luxemburg-Konferenz zu Beginn des Jahres bekanntlich eine »bizarre Grußbotschaft« (Spiegel online) geschickt, in welcher Sie in schlechtestem K-Gruppen-Deutsch eine »Niederlage der Pläne des Kapitals« herbeihalluzinieren – was bitte sollte das denn? So wird das natürlich nie was mit Ihrer Begnadigung! Da müssen Sie sich schon ein bißchen mehr Mühe geben: »Der ehemalige RAF-Terrorist Christian Klar hat die IG Metall vor überzogenen Lohnforderungen gewarnt. ›Das Ergebnis muß unter dem Ergebnis von 2006 liegen, also unter drei Prozent bleiben‹, so Klar. Weitergehende Forderungen gefährdeten das zarte Pflänzchen Aufschwung und schadeten dem Standort Deutschland.«

Sehen Sie, geht doch!

Gnadenlos:

Titanic

Akademie fürLehrerfortbildung in Dillingen!

In einem »Manual für die Schulpraxis am Gymnasium« bereitest Du Junglehrer auf ihr künftiges Wirken vor und weißt dabei die von Konsumgesellschaft, Versexung und allg. Verlotterung bedrohte Jugend aufs genaueste zu beschreiben – eben frisch aus der 8c heraus –, und was sie bedroht, formulierst Du messerscharf: Das mit den neuen Medien ist ja schon mal nix, und v.a. das »Jetten im Internet kann dann oft nicht mehr gesteuert werden und führt zu süchtigem Verhalten«, genau. Auch vor dem besonders am deutschen Gymnasium blühenden Kinderhandel verschließt Du nicht die Augen: »Bekanntlich sind Minderjährige ein großer Wirtschaftsfaktor, da sie schon über eine enorme Kaufkraft verfügen und daher gnadenlos vermarktet werden.« Aber auch hier darf das Gemüse nicht zu frisch sein, weswegen Du den Übergang von der »glatten zur gelockten Schambehaarung« bei Mädchen ziemlich genau auf die Zeit zwischen dem 11. und 14. Lebensjahr terminierst; warum auch immer. Aber Dein analytisches Instrumentarium erfaßt selbst sprachliche Feinheiten der notorisch in »Peergroups« rumgammelnden Eiterfressen: »Laß dir Fun raus«, höre man sie alle naslang schreien, um sich »von der Erwachsenenwelt abzugrenzen«, wahlweise »rattenscharf« oder »affengeil«. Daß sich Pubertierende in »Discofreaks, Girlies und Grufties« kategorisieren lassen, ist zwar nicht die allerfresheste Ansage, aber ansonsten: Echt cool, ey!

Schade nur, daß es sich bei Dir, Akademie für Lehrerfortbildung in Dillingen, um das deutschlandweit renommierteste Institut dieser Art handelt. Und da freut sich doch, aus dem Gröbsten rauszusein:

Titanic

Und noch mal, Söder!

Schon klar, Sie haben mit der Sache nichts, aber auch nicht das geringste zu tun. Sondern es war purer Zufall, was sich bei der von der Gewerkschaft der Polizei veranstalteten internen Internetumfrage, wer der nächste bayerische Innenminister werden solle, ereignete: Da waren zunächst lediglich 200 von 12000 abgegebenen Stimmen auf Sie gefallen, und dann erhielten Sie auf einmal innerhalb von dreieinhalb Stunden 10000 weitere Stimmen. Auch wurden insgesamt 50000 Voten abgegeben, dabei gibt es in Bayern nur 40000 Polizisten – Umstände, die den Vorsitzenden der Polizeigewerkschaft so mißtrauisch machten, daß er die Umfrage abbrach. Nein, selbstverständlich können Sie nichts dafür, wenn Ihre Fans ein bißchen über die Stränge schlagen so wie neulich beim politischen Aschermittwoch in Passau, als Sie völlig machtlos die Sprechchöre der betrunkenen Parteimassen (»Pauli raus!«, »Hexe!«) hinnehmen mußten. Und sich nur zu einem leichten Grinsen hinreißen ließen, gell.

Insofern Sie vielleicht doch der geborene Nachfolger von Becksteins Günther sind.

Mutmaßt arglos:

Titanic

Liebes ZDF!

Das DFB-Pokalderby Eintracht Frankfurt vs. Kickers Offenbach war natürlich schon ein großes Ding für Dich, und als es dann 3:0 für die Eintracht stand und das Spiel nur noch so dahinplätscherte, holtest Du Dein anderes As aus dem Ärmel und hast versucht, uns mit der Ankündigung der »ausführlichen Zusammenfassungen« der anderen Begegnungen dieses Viertelfinals bei der Stange zu halten; und als das Publikum, schon ganz zittrig vor Spannung, noch die Interviewrituale über sich ergehen ließ, hörte man im Hintergrund gerade den Stadionsprecher: »…und die Ergebnisse der anderen Spiele: Nürnberg – Hannover 4:2 nach Elfmeterschießen, Wolfsburg – Aachen 2:0« –

wozu hast Du eigentlich Deine Bierwerbung?

Finale Grüße von

Titanic

»Süddeutsche«!

»Unten im Tal sitzt in der Hotellobby Harlit Ergül, ein Mann, der viel Ruhe ausstrahlt, wenn er spricht, und viel Stolz. ›Wir haben hier Doppelmayr-Lifte‹, sagt Harlit Ergül. Die österreichischen Liftbauer seien die besten, bekräftigt Ergül, der in seinem ganzen Leben noch nicht auf Skiern gestanden ist.« So stand es in Deinem Reiseteil in einem Bericht über den türkischen Skiort Kartalkaya. Nur einen Tag später lasen wir in Deiner Reportage über die russische Bewerbung um die Olympischen Winterspiele 2014: »Die Gäste, unter ihnen ein drahtiger grauhaariger Herr, können den Weg von der Tal- zur Bergstation in einer der bequemen Sechs-Personen-Kabinen einer nagelneuen Seilbahn zurücklegen. Es handelt sich um eine Bahn aus dem österreichischen Hause Doppelmayr. Weltweit, versichert der Mann, gebe es eigentlich keinen besseren Hersteller als jenen aus Österreich.« Soweit, so besser. Aber wo bitte bleibt Deine Reportage über die einzigartige Doppelmayr-Erlebnisbahn in Bagdad, der Kommentar über die kuppelbare Doppelmayr-Seilbahn in Kabul oder das herrlich bissige Streiflicht über den legendären Doppelmayr-Paternoster in der Sendlingerstraße?

Fragen sich die Liftbetreiber von Deiner

Titanic

Daß Sie, Bryan Ferry,

eine Vorliebe für dandyesk-doofe Oberklassenspektakel wie Fuchsjagden hegen, kann einem gar nicht entgehen, schließlich weisen Sie bei jeder Gelegenheit darauf hin. Da das aber auf Dauer ziemlich ermüdend wird, outeten Sie sich nun in der dafür ja besonders empfänglichen Welt am Sonntag als Anhänger der Nazi-Ästhetik: »Die Art und Weise, wie sich die Nazis inszeniert und präsentiert haben, meine Herren! Ich spreche von den Filmen von Leni Riefenstahl und den Gebäuden von Albert Speer und den Massen-aufmärschen und den Flaggen – einfach fantastisch. Wirklich schön.« Und schön und fantastisch auch, daß Sie Ihr Studio in London tatsächlich und originellerweise als »Führerbunker« bezeichnen; schließlich haben auch Sie, dem Führer gleich, Ihre besten Tage hinter sich.

Ihre Dandys und Gentlemen von der

Titanic

Und sagen mal Sie, Erich Böhme!

Da kommen Sie als Babypausenvertretung für Maischbergers Sandra noch einmal aus Ihrem ostelbischen Besitztum vor die Talkshow-Kameras gequallt und geben vorher dem Tagesspiegel ein Interview, der nichts Besseres zu tun hat, als Sie zu fragen: »Wie hat es Sie in die polnische Randlage verschlagen?« Was Sie gehörig empört und zu der diplomatisch verklausulierten Antwort veranlaßt: »Sagen Sie bitte nicht polnische Randlage. Wo ich wohne, schlägt das Herz Preußens. Von Polen keine Spur, außer vielleicht auf meinem Schreibtisch, auf dem hin und wieder so etwas wie polnische Wirtschaft herrscht.«

Mensch, Böhme, alter Brillenschwenker: In Ihrem hohen Alter muß man aus seinem Herzen doch keine Mördergrube mehr machen. Sagen Sie doch einfach, was Sie so denken: »Polacken? Das wäre ja noch schöner! Also, außer vielleicht der Mateusz, der uns den Garten macht, oder die Oliwia, die mir auch mal was macht. Aber sonst ist hier alles preußisch!« Wie bitte? Das hatten Sie doch gesagt? Und diese Volksverräter von der Systempresse haben das wieder alles verdreht?

Dachte sich schon:

Titanic

Robert Lembke!

Apropos: Würden Sie noch unter uns weilen und »Heiteres Berufe-raten« mit uns spielen, dann wären Braunschweiger Hartz-IV-Empfänger jetzt unser ganz heißer Tip für Sie. Der Beruf des »Stadtbildverschönerers« nämlich würde wahrscheinlich nie und nimmer erraten werden, und Ihre Gäste hätten im Schweinderl so viel Geld, wie sie sonst in der Woche kaum fürs Dreckwegmachen bekämen.

Gern geschehn:

Titanic

Da allerdings, »Braunschweiger Zeitung«,

trauten wir unsren Augen kaum, als Du kürzlich den Film »The Beach« mit den Worten angekündigt hast: »Wie einen Virus tragen die Aussteiger die Philosophie ihrer kapitalistischen Ellenbogengesellschaft in das Paradies hinein und verwandeln es in einen Ort des Schreckens.« Denn für solche, Braunschweiger Zeitung, Sprüche schmort einer wie Klars Christian bis auf weiteres im Knast.

In diesem Sinne, Kollegen: Der Kampf geht weiter!

Titanic

Sie hingegen, Telekom-Chef René Obermann,

werden von Untergebenen liebevoll »D-Obermann« genannt und planen die Ausgliederung von rund 50000 Mitarbeitern in eine neue konzerneigene Service-Gesellschaft, wo sie dann für weniger Geld länger arbeiten dürfen. Bis hierher also das ganz normale Ausbeutungsgeschäft, und wir kämen nie auf die Idee, einem Manager vorzuwerfen, daß er wie ein Manager handelt. Gerne bleiben lassen dürfen Sie in Zukunft aber Heucheleien wie diese: »Jeden Tag stelle ich mir die Frage, was tust du für die Firma, für die mehr als 250000 Menschen?« Wissen Sie doch eh: die Löhne drücken, »um Arbeitsplätze zu sichern«.

Was fragen Sie auch so blöd!

Titanic

Hubertus Heil!

Auch Sie in Ihrer Eigenschaft als Generalsekretär der SPD haben die RAF-Genossin Brigitte Mohnhaupt aufgerufen, öffentlich Reue zu bekennen. Das sei im Interesse der Opfer und der Angehörigen der Opfer »dringend erforderlich und wünschenswert«. Dabei quakten Sie von einer Geste, »die ehrlich gemeint sein muß«.

Sie, Heil, wissen nicht zufällig, was eine paradoxe Handlungsaufforderung ist? Das dachten wir uns. Zur Strafe stellen Sie nach einer allfälligen Entschuldigung Mohnhaupts bitte fest, ob diese aus tiefstem Herzen kommt oder eher dem Druck von moralischen Großmäulern wie Ihnen geschuldet ist. Falls Sie dabei zu einer eindeutigen Lösung kommen sollten, sind Sie ein noch größerer Krawallkopf als angenommen.

Meint ehrlich Ihre:

Titanic

Und Ihre Mordswut, Söder,

auf Christian Klar ist verständlich: Da hängt einer mehr als dreißig Jahre lang einer veralteten, menschenverachtenden Weltanschauung nach und schockiert die Öffentlichkeit mit völlig unzeitgemäßen, gefährlichen Ideen – klar, daß man so einen wegsperren muß! Für immer! Denn am Ende wird er vielleicht noch – CSU-Generalsekretär!

Initiative »Contra Wettbewerb« auf der

Titanic

National verläßlich, Guschtl Seibt (»SZ«),

sind auch Sie, diesen Eindruck hatten wir jedenfalls nach dem Studium Ihrer Kritik der TV-Nationalschmonzette »Die Flucht«: »Bevor es zum Einbruch der Russen mit Mord und Vergewaltigung und zur verheerenden Flucht kommt, erfährt der Zuschauer genügend vom deutschen Schuldanteil, um sein Urteil zu justieren: Die Evakuierung begann viel zu spät, weil das Regime mit illusionären Durchhalteparolen und einem ›Wall von Leibern‹« rumpeldipumpel etc. pp. – die Parolen waren also illusionär, der Russe ist beim Junker eingebrochen, und genau das war der deutsche Schuldanteil. Interessant. Nur gut, daß Sie nicht vergessen, noch auf die »kriegsrechtswidrigen Untaten der Roten Armee« hinzuweisen, die sich von den bekanntermaßen kriegsrechtskonformen Untaten der Wehrmacht negativ abheben, bevor Sie schließlich die Frage aufwerfen: »Wie bewege ich mich künstlerisch in einem von Regeln, Tatsachen und moralischen Empfindlichkeiten verminten Gelände?«

Sie, Seibt, am besten gar nicht. Keine Bewegung, sonst raucht’s!

Rät anteilig:

Titanic

Beinahe schon wieder beruhigt, Wuppertal,

sind wir, daß die im letzten Jahr im Zuge der Fußballweltmeisterschaft ausgebrochene NachkriegsWiederauferstehungsDeutschlandGutfinderitis nun in Deinem unter dem Motto »Vie send wear wat« (»Wir sind wieder wer«) stehenden Karnevalszug, einer nach verläßlichen Zeugenaussagen durch und durch armseligen und gewohnt bergisch-protestantisch-verbissenen Veranstaltung, hoffentlich endgültig zu Grabe getragen ist.

Verein zur Wahrung der Totenruhe c/o

Titanic

Hallo Klimaforscher!

Kennt Ihr den schon: »Na, fliegst du dieses Jahr wieder nach Bangladesch?« – »Nö, ist mir zu überlaufen!«?

Glucks:

Titanic

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Ach, Scheuer-Andi,

wie der Spiegel meldet, wird niemand für Sie in den Bundestag nachrücken. Da scheinen die Fußstapfen wohl einfach zu groß zu sein.

Die Besten gehen immer zu früh …

Weiß Titanic

 Du, »Hörzu Wissen«,

weißt, wie Werbung geht! Mit »Die Sucht zu töten« machtest Du so richtig Lust auf Deine aktuelle Ausgabe, um erläuternd nachzulegen: »Bestialisch, sadistisch, rätselhaft: Was Menschen zu mordenden Monstern macht – acht Täter und die Geschichten ihrer grausamen Verbrechen.«

Wer kann sich da der Faszination der »dunklen Welt der Serienkiller« noch entziehen? Aber am Ende, liebe Hörzu Wissen, ist in diesem Zusammenhang doch die Implikation Deines Slogans »Hörzu Wissen – das Magazin, das schlauer macht!« das Allergruseligste!

Da erschauert sogar

Die True-Crime-resistente Redaktion der Titanic

 Clever, »Brigitte«!

Du lockst mit der Überschrift »Fünf typische Probleme intelligenter Menschen«, und wir sind blöd genug, um draufzuklicken. Wir lernen, dass klug ist: wer mehr denkt, als er spricht, wer sich ungeschickt im Smalltalk anstellt, wer sich im Job schnell langweilt, wer sich mit Entscheidungen schwertut, wer bei Streit den Kürzeren zieht und wer ständig von Selbstzweifeln geplagt wird.

Frustriert stellen wir fest, dass eigentlich nichts von alledem auf uns zutrifft. Und als die Schwachköpfe, die wir nun einmal sind, trauen wir uns fast gar nicht, Dich, liebe Brigitte, zu fragen: Waren das jetzt nicht insgesamt sechs Probleme?

Ungezählte Grüße von Deiner Titanic

 Chillax, Friedrich Merz!

Sie sind Gegner der Cannabislegalisierung, insbesondere sorgen Sie sich um den Kinder- und Jugendschutz. Dennoch gaben Sie zu Protokoll, Sie hätten »einmal während der Schulzeit mal einen Zug dran getan«.

Das sollte Ihnen zu denken geben. Nicht wegen etwaiger Spätfolgen, sondern: Wenn ein Erzkonservativer aus dem Sauerland, der fürs Kiffen die Formulierung »einen Zug dran tun« wählt, schon in der Schulzeit – und trotz sehr wahrscheinlichem Mangel an coolen Freund/innen – an Gras kam, muss dann nicht so ziemlich jedes andere System besseren Jugendschutz garantieren?

Sinniert

Ihre Titanic

 Ganz schön kontrovers, James Smith,

was Du als Mitglied der britischen Band Yard Act da im Interview mit laut.de vom Stapel gelassen hast. Das zu Werbezwecken geteilte Zitat »Ich feiere nicht jedes Cure-Album« hat uns jedenfalls so aufgewühlt, dass wir gar nicht erst weitergelesen haben.

Wir mögen uns nicht ausmalen, zu was für heftigen Aussagen Du Dich noch hast hinreißen lassen!

Findet, dass Provokation auch ihre Grenzen haben muss: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Mitgehört im Zug

»Prostitution ist das älteste Gewerbe der Welt!« – »Ja, aber das muss es ja nicht bleiben.«

Karl Franz

 Finanz-Blues

Wenn ich bei meiner langjährigen Hausbank anrufe, meldet sich immer und ausnahmslos eine Raiffeisenstimme.

Theobald Fuchs

 Empfehlung für die Generation Burnout

Als eine günstige Methode für Stressabbau kann der Erwerb einer Katzentoilette – auch ohne zugehöriges Tier – mit Streu und Siebschaufel den Betroffenen Abhilfe verschaffen: Durch tägliches Kämmen der Streu beginnt nach wenigen Tagen der entspannende Eintritt des Kat-Zengarteneffekts.

Paulaner

 Gute Nachricht:

Letzte Woche in der Therapie einen riesigen Durchbruch gehabt. Schlechte Nachricht: Blinddarm.

Laura Brinkmann

 Konsequent

Die Welt steckt in der Spermakrise. Anzahl und Qualität der wuseligen Eileiter-Flitzer nehmen rapide ab. Schon in wenigen Jahren könnten Männer ihre Zeugungsfähigkeit vollständig verlieren. Grund hierfür sind die Verkaufsschlager aus den Laboren westlicher Großkonzerne. Diese Produkte machen den Schädling platt, das Plastik weich und das Braterlebnis fettfrei und wundersam. Erfunden wurden diese chemischen Erfolgsverbindungen von – Überraschung – Y-Chromosom-Trägern. Toll, dass sich Männer am Ende doch an der Empfängnisverhütung beteiligen.

Teresa Habild

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
27.04.2024 Schwerin, Zenit Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
28.04.2024 Lübeck, Kolosseum Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
29.04.2024 Berlin, Berliner Ensemble Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
30.04.2024 Hamburg, Kampnagel Martin Sonneborn mit Sibylle Berg