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Das große Abschiedsinterview mit Frankfurts Oberbürgermeister Peter Feldmann

Unfassbar: Jetzt, da der Frankfurter Oberbürgermeister Peter Feldmann sich bundesweit einen Namen gemacht hat, wollen ihn Neider aus dem Amt jagen. Grund sind angeblich irgendwelche Skandale und eine Anklage der Staatsanwaltschaft. Feldmann selbst kündigte inzwischen auch seinen Rückzug an – irgendwann zwischen Januar 2023 und dem Sankt-Nimmerleins-Tag. Zeit für ein Abschiedsinterview.  

TITANIC: Herr Feldmann, nach reichlich Kritik wollen Sie sich als Oberbürgermeister von Frankfurt zurückziehen, allerdings nicht sofort. Warum?

Feldmann: Ganz einfach: Ich habe noch viel vor. Die Eingemeindung von Sylt, eine strategische Städtepartnerschaft mit Moskau, ein 20 Quadratmeter großes Denkmal in der Fußgängerzone für meinen Kater "Awo" und die Verleihung der Ehrenbürgerwürde an Verwandte, Bekannte und enge Freunde – das sind nur einige der Projekte, die ich in den kommenden Monaten realisieren möchte. Außerdem will ich mit Eintracht Frankfurt noch die Fußball-WM gewinnen. Ich freue mich schon auf die Siegesfeier mit Mario Grötze, Kevin Schlapp und dem Dingens, diesem Japaner.

TITANIC: Das sind ehrgeizige Ziele. Vor ein paar Wochen waren viele verwundert über Ihren Auftritt nach dem Europapokalsieg von Eintracht Frankfurt, weil Sie den Pokal an sich gerissen haben.

Feldmann: Verwundert? Nein, das habe ich ganz anders erlebt. Die Fans sind regelrecht ausgeflippt, und zwar vor Begeisterung. Ich habe viel Post bekommen, da muss ich mal bei Gelegenheit noch reinschauen. Aber ich verstehe das. Dass ein Oberbürgermeister maßgeblich beteiligt ist an einem Pokalsieg, das gab es eben auch noch nicht so oft. Da bin ich natürlich schon ein bisschen stolz auf mich.

TITANIC: Wo steht der Pokal jetzt eigentlich?

Feldmann: Dort, wo er sicher ist und wo er auch hingehört: bei mir im Schlafzimmer. Ich passe gut auf ihn auf, er ist bei mir jetzt erstmal in den besten Händen. Mit den Geboten bei Ebay und "Export Import Uwe Bindewald" bin ich allerdings noch nicht ganz zufrieden. Da geht noch mehr! Und wenn nicht, gehe ich mit dem Ding eben zu "Bares für Rares".

TITANIC: Machen Sie sich damit nicht noch unbeliebter?

Feldmann: Das bilden Sie sich nur ein. "Bares für Rares" ist eine tolle Sendung. Außerdem weiß ich aus unzähligen Selbstgesprächen: Bei den allermeisten Frankfurterinnen und Frankfurtern bin ich so beliebt wie eh und je.

TITANIC: Aber sogar Ihre Partei, die SPD, ist gegen Sie. Stört Sie das?

Feldmann: Keineswegs. Ich sehe das eher als Kompliment. Wenn die SPD gegen einen ist, hat man alles richtig gemacht.

TITANIC: Sie sind in den vergangenen Jahren in ganz viele Fettnäpfchen getreten, es gab einige Skandale.

Feldmann: Ja, leider haben Skandale in Deutschland über die Jahre ein schlechtes Image bekommen. Ich finde: Wir brauchen wieder eine bessere Skandalkultur. Niemand traut sich ja mehr was. Wenn zum Beispiel jemand erfahren würde, dass ich letzte Nacht vom Frankfurter Rathausbalkon aus Touristen meinen nackten Hintern gezeigt habe, dann müsste ich mich wieder wochenlang dafür rechtfertigen.

TITANIC: Sie haben Touristen Ihren nackten Hintern gezeigt?

Feldmann: Nein, nein, das war jetzt nur so ein Beispiel. Im Übrigen habe ich die Fotos schon wieder gelöscht.

TITANIC: Sie wollen also in Ihrer restlichen Amtszeit noch weitere Skandale produzieren?

Feldmann: Auf jeden Fall. Laut meinem Oberbürgermeister-Vertrag stehen mir bis Ende des Jahres noch einige Skandale zu. Aber ich will nicht alles ausreizen. Drei würden schon reichen. Ich bin ja ein bescheidener Mensch.

TITANIC: An welche Skandale denken Sie?

Feldmann: Was? Denken? Tut mir leid, das ist in der Politik ganz schlecht, vor allem in meinem Amt als Oberbürgermeister stört das Denken bloß.

TITANIC: Wir meinen: Was sind Ihre drei Wunsch-Skandale?

Feldmann: Nummer eins: Ich habe vor, den Song "Layla" zu singen, auf Hessisch, aber erstmal nur unter der Dusche und mit Gehörschutz, sonst bekomme ich noch Ohrenschmerzen. Nummer zwei: Ich lade Friedrich Merz nach Frankfurt ein, er kann dann auch gerne mit seinem Privatjet in der Innenstadt landen. Und Nummer drei: Ich lasse im Frankfurter Fußballstadion ein Atomkraftwerk bauen. Die Eintracht-Fans werden vor Begeisterung strahlen.

TITANIC: Und was planen Sie an Ihrem letzten Amtstag?

Feldmann: Hach, das wird ein großes Ding: den Rücktritt vom Rücktritt. Aber verraten Sie es bitte noch niemandem. Es soll eine Überraschung werden. Auch für mich.

TITANIC: Herr Feldmann, wir danken Ihnen für das Gespräch.

Feldmann: Sehr gerne. Und jetzt entschuldigen Sie mich bitte, ich habe gleich noch etwas vor, mit meiner Kettensäge. Sie dürfen gerne mitkommen. Aber bitte keine Videos davon machen!  

Lissek

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Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Chillax, Friedrich Merz!

Sie sind Gegner der Cannabislegalisierung, insbesondere sorgen Sie sich um den Kinder- und Jugendschutz. Dennoch gaben Sie zu Protokoll, Sie hätten »einmal während der Schulzeit mal einen Zug dran getan«.

Das sollte Ihnen zu denken geben. Nicht wegen etwaiger Spätfolgen, sondern: Wenn ein Erzkonservativer aus dem Sauerland, der fürs Kiffen die Formulierung »einen Zug dran tun« wählt, schon in der Schulzeit – und trotz sehr wahrscheinlichem Mangel an coolen Freund/innen – an Gras kam, muss dann nicht so ziemlich jedes andere System besseren Jugendschutz garantieren?

Sinniert

Ihre Titanic

 Ganz schön kontrovers, James Smith,

was Du als Mitglied der britischen Band Yard Act da im Interview mit laut.de vom Stapel gelassen hast. Das zu Werbezwecken geteilte Zitat »Ich feiere nicht jedes Cure-Album« hat uns jedenfalls so aufgewühlt, dass wir gar nicht erst weitergelesen haben.

Wir mögen uns nicht ausmalen, zu was für heftigen Aussagen Du Dich noch hast hinreißen lassen!

Findet, dass Provokation auch ihre Grenzen haben muss: Titanic

 Prophetisch, »Antenne Thüringen«?

Oder wie sollen wir den Song verstehen, den Du direkt nach der von Dir live übertragenen Diskussion zwischen Mario Voigt und Björn Höcke eingespielt hast? Zwar hat der Thüringer CDU-Fraktionschef Höckes Angebot einer Zusammenarbeit nach der Wahl ausgeschlagen. Aber es wettet ja so manche/r darauf, dass die Union je nach Wahlergebnis doch noch machthungrig einknickt. Du jedenfalls lässt im Anschluss den Musiker Cyril mit seinem Remake des Siebziger-Lieds »Stumblin’ in« zu Wort kommen: »Our love is alive / I’ve fallen for you / Whatever you do / Cause, baby, you’ve shown me so many things that I never knew / Whatever it takes / Baby, I’ll do it for you / Whatever you need / Baby, you got it from me.« Wenn das nicht mal eine Hymne auf eine blau-schwarze Koalition ist!

Hätte sich dann doch eher »Highway to Hell« gewünscht: Titanic

 Ganz schön unentspannt, Giorgia Meloni!

Ganz schön unentspannt, Giorgia Meloni!

Nachdem Sie eine Klage wegen Rufschädigung eingereicht haben, wird nun voraussichtlich ein Prozess gegen den britischen Rockstar Brian Molko eingeleitet. Dieser hatte Sie bei einem Konzert seiner Band Placebo in Turin als Nazi und Faschistin bezeichnet.

Wir finden, da könnten Sie sich mal etwas lockermachen. Wer soll denn bitte noch durchblicken, ob Sie gerade »Post-«, »Proto-« oder »Feelgood-« als Präfix vor »Faschistin« bevorzugen? Und: Wegen solcher Empflichkeiten gleich vor Gericht zu gehen, kostet die Justiz so viel wertvolle Zeit. Die könnte sie doch auch nutzen, um Seenotretter/innen dingfest zu machen oder kritische Presse auszuschalten. Haben Sie darüber schon mal nachgedacht, Sie Snowflake?

Schlägt ganz gelassen vor: Titanic

 Hoppla, Berliner Gefängnischefs!

Drei von Euch haben laut Tagesspiegel wegen eines Fehlers der schwarz-roten Regierungskoalition statt einer Gehaltserhöhung weniger Geld bekommen. Aber der Ausbruch von Geldnöten soll durch einen Nachtragshaushalt verhindert werden. Da ja die Freundschaft bekanntlich beim Geld endet: Habt Ihr drei beim Blick auf Eure Kontoauszüge mal kurz über eine Ersatzfreiheitsstrafe für die nachgedacht, die das verbrochen haben?

Wollte diese Idee nur mal in den Raum stellen: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Konsequent

Die Welt steckt in der Spermakrise. Anzahl und Qualität der wuseligen Eileiter-Flitzer nehmen rapide ab. Schon in wenigen Jahren könnten Männer ihre Zeugungsfähigkeit vollständig verlieren. Grund hierfür sind die Verkaufsschlager aus den Laboren westlicher Großkonzerne. Diese Produkte machen den Schädling platt, das Plastik weich und das Braterlebnis fettfrei und wundersam. Erfunden wurden diese chemischen Erfolgsverbindungen von – Überraschung – Y-Chromosom-Trägern. Toll, dass sich Männer am Ende doch an der Empfängnisverhütung beteiligen.

Teresa Habild

 Frage an die Brutschmarotzer-Ornithologie

Gibt es Kuckucke, die derart hinterhältig sind, dass sie ihre Eier anderen Kuckucken unterjubeln, damit die dann fremde Eier in fremde Nester legen?

Jürgen Miedl

 Gute Nachricht:

Letzte Woche in der Therapie einen riesigen Durchbruch gehabt. Schlechte Nachricht: Blinddarm.

Laura Brinkmann

 100 % Maxx Dad Pow(d)er

Als leidenschaftlicher Kraftsportler wünsche ich mir, dass meine Asche eines Tages in einer dieser riesigen Proteinpulverdosen aufbewahrt wird. Auf dem Kaminsims stehend, soll sie an mich erinnern. Und meinen Nachkommen irgendwann einen köstlichen Shake bieten.

Leo Riegel

 Immerhin

Für mich das einzig Tröstliche an komplexen und schwer zugänglichen Themen wie etwa Quantenmechanik, Theodizee oder den Hilbertschen Problemen: Letztlich ist das alles keine Raketenwissenschaft.

Michael Ziegelwagner

Vermischtes

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Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
27.04.2024 Schwerin, Zenit Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
28.04.2024 Lübeck, Kolosseum Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
29.04.2024 Berlin, Berliner Ensemble Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
30.04.2024 Hamburg, Kampnagel Martin Sonneborn mit Sibylle Berg