Vom Fachmann für Kenner | August 2011


Vögeln

»Vögeln«, sagte er laut und deutlich. »Ich will dich vögeln!«
Ich drehte mich verwundert um. »Ist das wirklich dein Ernst?« fragte ich.
»Vögeln«, wiederholte er.
»Der meint’s ernst«, schoß es mir durch den Kopf. Doch wie oft war ich belogen worden!
»Vögeln«, sagte er noch mal, heiser. Es klang authentisch.
Ich schob den Slip hinunter.
Er öffnete seine Hose.
Eine Papierschlange sauste mir entgegen.
»Reingefallen!« lachte seine widerliche Stimme, und er verschwand.

Markus Riexinger

Mein Lieblingsfilm

Mantra, Mantra. Mantra, Mantra. Mantra, Mantra. Mantra, Mantra. Mantra, Mantra. Mantra, Mantra.

Tom Sundermann

Superkakawitz

Als Vorrede vielleicht, daß ich aus der Analphase eher raus bin mit 53, Frau, Ehe, zwei Töchter 7 und 11, Gernhardt-Preis, Renault Kangoo, diese ganze Richtung, da stehen Kakawitze nicht mehr hoch im Kurs, und außerdem haben meine Töchter eh permanent Schiß, daß ich ihren Ruf ruiniere in unserem verkackten Aschaffenburg, wenn ich morgens halb acht mal wieder in unserem Garten herumsteh’ in meinem kaputten Schlafanzug und sie die zwei Minuten zur Schule begleiten will als guter Vater, nicht daß da unterwegs was passiert – jetzt aber der Kakawitz, leider voll echt:

Normalerweise entleert man in eine Toilette, die schluckt es runter, fertig, und nicht andersrum. Aber ich sag Ihnen was: Sitz’ ich kürzlich auf dem Rückweg von irgendeiner Frankfurter Sauferei mit meinem bescheuerten Billiganzug auf der Toilette einer klapperigen Bimmelbahn und pisse und scheiße beschwipst so herum, betätige die Spülung, und was macht das beschissene Arschloch von Toilette? Ich sag es Ihnen! Die defekte Scheißkuh spuckt, kaum hat sie meine Sachen eingesaugt, den Schmodder wieder aus und in hohem Bogen genau zwischen Klovorderwand und Pimmel hindurch Richtung Füße in meine bekloppte Unterhose! Platsch! Und Anzughose! Boing! Nicht viel, okay, aber ich schätze, so eine gut gefüllte 0,3 Cola voll kam da urplötzlich wieder rausgesprotzt! Mit Currywurst. Volle Kanne retour! Ich so »Iiiih!« und »Äääähhhh!!!« und kopfschüttel, weil das ja zum Glück ungewöhnlich ist und ich auch sofort wußte, daß die nächste halbe Stunde eher scheiße werden würde mit Auswaschen, Rubbeln, Stinken, bis zum Ausstieg im Klo bleiben und dann aber trotzdem noch irgendwie blöd Auffallen, und das stimmte dann auch. Sogar auf dem Fahrradweg nach Hause war das Gefühl noch nicht gut.

Thomas Gsella

Kranke Gegend

In Deutschland leiden immer mehr Menschen an Eisenmangel. Besonders betroffen sind die Regionen Hüttenstadt und Ach.

Andreas Maier

Simulanten

Häufig sieht man Kinderwagen mit sehr großen Rädern. Von einer fachkundigen Mutter habe ich mir erklären lassen, daß man die beim Joggen besser vor sich herschieben kann. Seit ich unlängst ähnlich große Räder bei einem Rollator beobachtet habe, mache ich mir da so meine Gedanken.

Ulf Wentzien

Sozialglamour

Dachschindeln sind die Pailletten des kleinen Mannes Hauses.

Annalena Hagenah

Ihr Ressort, Hans-Peter Friedrich!

Aus purem Zufall bin ich über eine (zugegebenermaßen) pornographische Website gestolpert, mit mich (zugegebenermaßen) durchaus ansprechendem Inhalt. Aus diversen Gründen mußte ich die Seite schnell wieder wegklicken und suche seither vergebens nach ihr. Könnte mir in diesem Zusammenhang nicht die vieldiskutierte Vorratsdatenspeicherung weiterhelfen?

Helge Möhn

Reform

Circa sechshundert Jahre nach der Erfindung der »Zigarette danach« möchte ich eine postkoitale Innovation vorschlagen: das Gummibärchen danach.

Sara Hakemi

Eine mathematische Anekdote

Einmal besuchte der britische Mathematiker Godfrey Harold Hardy seinen indischen Kollegen Srinivasa Ramanujan im Krankenhaus. Kaum hatte er das Zimmer seines Freundes betreten, teilte Hardy diesem mit, er sei mit dem Taxi Nummer 58008 gekommen, was ja wohl »eine nichtssagende Zahl« sei. »Nein, Hardy«, erwiderte Ramanujan, »es ist eine sehr interessante Zahl. Wenn man sie nämlich in einen Taschenrechner eintippt und diesen dann umdreht, erscheint das Wort ›Boobs‹.«

Darüber lachten die beiden Herren noch eine schöne Weile.

Torsten Gaitzsch

Mein kleiner Beitrag zur Integrationsdebatte

Integrationswillige Musliminnen, die auf ihre Kopftücher, nicht aber auf deren männerabschreckenden Effekt verzichten wollen, könnten sich einfach große schwarze Schnurrbärte ankleben. Das hält Männer fern, ohne Deutsche unnötig zu provozieren.

Anna Leuschner

Symbolik

Auf einem Junggesellinnenabschied in einer Gaststätte bekam eine Bekannte u.a. ein Erotikpaket, in dem sich ein Vibrator befand. Als sie diesen einschaltete, nicht ahnend, daß bereits Batterien drin waren, ratterte das Teil lärmend los. Vor Schreck ließ sie es fallen. Am Nebentisch sprangen drei ältere Damen auf, um das Gerät für sie aufzuheben, und die schnellste hielt es triumphierend in die Höhe. Offenbar glaubten die drei, der Vorgang habe eine ähnliche symbolische Bedeutung wie das Werfen und Fangen des Brautstraußes nach der Trauung – nur eben mit einer anderen Verheißung.

Uwe Geishendorf

Die Jugend von gestern

Wenn eine Zwanzigjährige einen Satz mit »Als ich noch jung war…« beginnt – ist das dann so, wie wenn ein Achtzigjähriger sagt: »Das hebe ich mir für später auf«? Oder entspricht es eher einem Zweijährigen, der übers Windeltragen reflektiert, einer Schwangeren, die eine Erzählung mit »Als ich gestern schwanger war…« einleitet? Und ab welchem Lebensalter ist der Wunsch gerechtfertigt, einer solchen Zwanzigjährigen derart den Babyspeck zu versohlen, daß sie in ihr Zimmer rennt, Poster von der Wand reißt und in ihr Tagebuch heult? Antworten Sie bitte… jetzt! Danke.

Tim Wolff (33)

Fröhliche Hundegeschichten (II)

In Frankfurt lebte einmal ein Mann, dessen Seele war so schwarz wie die Nacht und seine Brust bis zum Bersten gefüllt von Mißgunst. Er stibitzte lieben alten Damen das Süddeutsche-Magazin aus dem Shopper und radelte mit unabgeschlossenen Fahrrädern davon. Dieser Mann war der Philosoph Arthur Schopenhauer. Bald schon hatten die Frankfurter das Treiben des Bösewichts satt, und in ihrem Verdruß kauften sie ihm einen Pudel, an dem sich der Philosoph fortan abreagieren sollte. Als der Philosoph das drollige Tier da so tänzeln, schnuppern und wuseln sah, funkelte zum ersten Mal ein Lichtlein im Abgrund seiner Seele, und eine Zähre trat ihm aufs Lid. Fortan hörten ihn die Frankfurter stets ein lustiges Liedlein pfeifen und fröhlich lachen, wenn er Blumen zertrat und Kinder bestahl, und sein neuer Freund bellte ihm aufmunternd zu und freute sich von Herzen mit ihm. So hatte ein einzelner Hund doch noch alles zum Guten gewendet.

Leo Fischer

Für Sie herausgefunden

Ist eigentlich schon allgemein bekannt, daß Landkarten wesentlich zur Legendenbildung beitragen?

Theobald Fuchs

Studienberatung

Obacht, liebe karrierebewußte Abiturienten: Da es von der Vergangenheit jeden Tag ein bißchen mehr gibt, ist die Archäologie DAS Studium mit Zukunft.

Katharina Greve

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Kurz hattet Ihr uns, liebe Lobos,

Kurz hattet Ihr uns, liebe Lobos,

als Ihr eine Folge Eures Pärchenpodcasts »Feel the News« mit »Das Geld reicht nicht!« betiteltet. Da fragten wir uns, was Ihr wohl noch haben wollt: mehr Talkshowauftritte? Eine Homestory in der InTouch? Doch dann hörten wir die ersten zwei Minuten und erfuhren, dass es ausnahmsweise nicht um Euch ging. Ganz im Sinne Eures Formats wolltet Ihr erfühlen, wie es ist, Geldsorgen zu haben, und über diese Gefühle dann diskutieren. Im Disclaimer hieß es dann noch, dass Ihr ganz bewusst über ein Thema sprechen wolltet, das Euch nicht selbst betrifft, um dem eine Bühne zu bieten.

Ihr als Besserverdienerpärchen mit Loft in Prenzlauer Berg könnt ja auch viel neutraler und besser beurteilen, ob diese Armutsängste der jammernden Low Performer wirklich angebracht sind. Leider haben wir dann nicht mehr mitbekommen, ob unser Gefühl, Geldnöte zu haben, berechtigt ist, da wir gleichzeitig Regungen der Wohlstandsverwahrlosung und Realitätsflucht wahrnahmen, die wir nur durch das Abschalten Eures Podcasts loswerden konnten.

Beweint deshalb munter weiter den eigenen Kontostand: Titanic

 Hallo, faz.net!

»Seit dem Rückzug von Manfred Lamy«, behauptest Du, »zeigt der Trend bei dem Unternehmen aus Heidelberg nach unten. Jetzt verkaufen seine Kinder die Traditionsmarke für Füller und andere Schreibutensilien.« Aber, faz.net: Haben die Lamy-Kinder nicht gerade davon schon mehr als genug?

Schreibt dazu lieber nichts mehr: Titanic

 Gude, Fregatte »Hessen«!

Du verteidigst Deutschlands Demokratie zur Zeit im Roten Meer, indem Du Handelsrouten vor der Huthi-Miliz schützt. Und hast schon ganz heldenhaft zwei Huthi-Drohnen besiegt.

Allerdings hast Du auch aus Versehen auf eine US-Drohne geschossen, und nur einem technischen Fehler ist es zu verdanken, dass Du nicht getroffen hast. Vielleicht ein guter Grund für die USA, doch nicht auf der Erfüllung des Zwei-Prozent-Ziels zu beharren!

Doppelwumms von Titanic

 Eine Frage, Miriam Meckel …

Im Spiegel-Interview sprechen Sie über mögliche Auswirkungen künstlicher Intelligenz auf die Arbeitswelt. Auf die Frage, ob die Leute in Zukunft noch ihr Leben lang im gleichen Beruf arbeiten werden, antworten Sie: »Das ist ja heute schon eher die Ausnahme. Ich zum Beispiel habe als Journalistin angefangen. Jetzt bin ich Professorin und Unternehmerin. Ich finde das toll, ich liebe die Abwechslung.« Ja, manchmal braucht es einfach einen beruflichen Tapetenwechsel, zum Beispiel vom Journalismus in den Fachbereich Professorin! Aber gibt es auch Berufe, die trotz KI Bestand haben werden? »Klempner zum Beispiel. Es gibt bislang keinen Roboter mit noch so ausgefeilter KI auf der Welt, der Klos reparieren kann.«

Das mag sein, Meckel. Aber was, wenn die Klempner/innen irgendwann keine Lust mehr auf den Handwerkeralltag haben und flugs eine Umschulung zum Professor machen? Wer repariert dann die Klos? Sie?

Bittet jetzt schon mal um einen Termin: Titanic

 Ziemlich beunruhigt, Benjamin Jendro,

lässt uns Ihr vielzitiertes Statement zur Verhaftung des ehemaligen RAF-Mitglieds Daniela Klette zurück. Zu dem beeindruckenden Ermittlungserfolg erklärten Sie als Sprecher der Gewerkschaft der Polizei: »Dass sich die Gesuchte in Kreuzberg aufhielt, ist ein weiterer Beleg dafür, dass Berlin nach wie vor eine Hochburg für eine gut vernetzte, bundesweit und global agierende linksextreme Szene ist.«

Auch wir, Jendro, erkennen die Zeichen der Zeit. Spätestens seit die linken Schreihälse zu Hunderttausenden auf die Straße gehen, ist klar: Die bolschewistische Weltrevolution steht im Grunde kurz bevor. Umso wichtiger also, dass Ihre Kolleg/innen dagegenhalten und sich ihrerseits fleißig in Chatgruppen mit Gleichgesinnten vernetzen.

Bei diesem Gedanken schon zuversichtlicher: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Dünnes Eis

Zwei Männer in Funktionsjacken draußen vor den Gemüsestiegen des türkischen Supermarkts. Der eine zeigt auf die Peperoni und kichert: »Hähä, willst du die nicht kaufen?« Der andere, begeistert: »Ja, hähä! Wenn der Esel dich juckt – oder nee, wie heißt noch mal der Spruch?«

Mark-Stefan Tietze

 Treffer, versenkt

Neulich Jugendliche in der U-Bahn belauscht, Diskussion und gegenseitiges Überbieten in der Frage, wer von ihnen einen gemeinsamen Kumpel am längsten kennt, Siegerin: etwa 15jähriges Mädchen, Zitat: »Ey, ich kenn den schon, seit ich mir in die Hosen scheiße!«

Julia Mateus

 Teigiger Selfcaretipp

Wenn du etwas wirklich liebst, lass es gehen. Zum Beispiel dich selbst.

Sebastian Maschuw

 Frühlingsgefühle

Wenn am Himmel Vögel flattern,
wenn in Parks Familien schnattern,
wenn Paare sich mit Zunge küssen,
weil sie das im Frühling müssen,
wenn überall Narzissen blühen,
selbst Zyniker vor Frohsinn glühen,
Schwalben »Coco Jamboo« singen
und Senioren Seilchen springen,
sehne ich mich derbst
nach Herbst.

Ella Carina Werner

 Wenn beim Delegieren

schon wieder was schiefgeht, bin ich mit meinen Lakaien am Ende.

Fabio Kühnemuth

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
25.04.2024 Köln, Comedia Max Goldt
27.04.2024 Schwerin, Zenit Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
28.04.2024 Lübeck, Kolosseum Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
29.04.2024 Berlin, Berliner Ensemble Martin Sonneborn mit Sibylle Berg