Briefe an die Leser | Oktober 2015


So nicht, Roberto Blanco!

Daß Sie Joachim Herrmanns »Neger«-Äußerung gelassen hinnahmen, ehrt Sie. Was Sie im Tagesspiegel-Interview später von sich gaben, war allerdings völlig unhaltbar. Auf die Frage, wie Sie zur Bezeichnung »Negerkuß« stünden, antworteten Sie: »Negerküsse? Das ist doch nur ein Kuchen! Ich habe das selbst oft benutzt, zum Beispiel wenn ich geflirtet habe, dann habe ich die Frauen gefragt, ob sie einen Negerkuß wollen.«

Herr Blanco! Es gab in vergangenen Zeiten ein Gebäckstück namens »Mohrenkopf«, das alle Kriterien eines Kuchens erfüllt. Der Negerkuß aber ist eine mit Schokolade überzogene Schaumzuckersüßigkeit, eine völlig andere Spezies also. Nehmen Sie es künftig bitte genauer mit den Bezeichnungen – andernfalls beleidigen Sie die Gesamtheit unserer deutschen Traditionsbackwaren!

Konditorisch stets korrekt: Titanic

»FAZ«-Wirtschaftsredakteurin Lisa Becker!

»Jugendliche wissen zu wenig über Wirtschaft«, beklagen Sie in einem Kommentar und begrüßen es, »wenn möglichst viele Menschen mehr über die ökonomischen Kräfte, die oft sehr stark sind, erführen, und zwar schon in der Schule«. Ist das wirklich nötig? Von der seit Schülergenerationen praktizierten Lobbyarbeit durch die Schleimer und Taschenträger über die Zerschlagung von Ein-Mann-Unternehmen mittels Klassenkeile bis zum ständigen Gejammer über rote Zahlen (vorwiegend Fünfen und Sechsen) erscheinen uns Kinder und Jugendliche im Haifischbecken Schule doch bestens unterwegs! Und dank Cybermobbing, Schutzgeldzahlungen und dem in der Sprache der Jugend als »Abziehen« bezeichneten Markenwarenklau haben viele das kleine Einmaleins der Ökonomie bereits bei der Einschulung längst verinnerlicht.

Kampf dem Taschenkapital: Titanic

Fred Kogel (55), Produzent und Manager!

In der Süddeutschen antworteten Sie auf die Frage, ob Sie »zu den Musik-Melancholikern gehören, die ein Leben lang von den Hits ihrer verblaßten Jugend schwärmen«: »Nee, überhaupt nicht. Ich finde am Ende nichts schlimmer als alte Männer, die sich über alte Musik unterhalten.« Und: »Ich bin ja grundsätzlich ein Uptempto-Typ, kein balladesker Mensch … Immer volles Tempo!«

O je, Kogel. Findet am Ende nichts schlimmer als alte Männer, die sich als »Uptempo-Typen« bezeichnen: Titanic

Gott!

Wir können nicht länger an Deiner Existenz zweifeln. Die ganze Welt macht Veganer wegen ihres Mangels an Vitamin B12 nervös, und es käme wohl niemand außer Dir auf die Idee, diesen lebenswichtigen Stoff ausgerechnet in Bierhefe zu verpacken.

Darauf erst einmal drei Vaterunser (vom Faß): Titanic

Nu aber, LeFloid (27, Youtuber),

CUT alias Florian Mundt CUT, COOLE HANDBEWEGUNG, CUT, jetzt nehmen Sie denselbigen CUT aber schon etwas voll: CUT Erst Rendezvous mit Merkel, CUT, ÜBERTRIEBENE MIMIK, CUT, EINSPIELER, dann Talk mit Lanz, CUT, nun Werbung auf den analogen Screens der Berliner Tramstationen. CUT, KÄPPI ABZIEHEN, CUT, AM KOPF KRATZEN Wozu das alles? Wollen Sie etwa ins good old Fernsehen? Gar LeJauch ersetzen? CUT, KAPPE AUFSETZEN, ANGESTRENGTER BLICK Oder lieber gleich LeKanzler werden? CUT Kraß Alter! CUT Überlegen Sie sich das gut. CUT Da werden die Großen auf dem Schulhof des Qualitätsjournalismus (Spiegel, »Focus online«, Buzzfeed) CUT dann gewiß noch heftiger CUT auf Sie einprügeln PRÜGELGERÄUSCHE – das gibt dann noch größere Augenringe CUT und ist schlecht für die Followerzahl! Danke fürs Reinzappen, Herr Mundt – hier links CUT und rechts CUT und oben CUT und unten CUT gibt’s noch mehr von uns zum CUT liken, CUT spreaden, CUT, ausschneiden und wieder möglichst wirr zusammensetzen! Übrigens: Ihr hektisches Herumgecutte geht im schnarchigen Oldschool-Medium Fernsehen natürlich nicht.

Es schneidet Sie gerne: Ihre Titanic

Hochwald Foods GmbH!

Warum nur stört es uns nicht sonderlich, daß Dein »Sommerjoghurt Erdbeer-Limette« so auffällig nach WC-Reiniger schmeckt? Etwa, weil uns nach all den Lebensmittelskandalen kaum noch was aus den Socken haut, oder einfach nur, weil wir genau wissen, daß nach absehbarer Zeit das Zeug genau dort landet, wo es ohnehin gebraucht wird, und wir uns somit auch noch die Kosten für den Reiniger sparen?

Es danken jedenfalls Deine Klofrauen und -männer von der Titanic

Holla, Erwin Huber (CSU)!

»Unterwêges, adverb« bedeutet laut dem historischen Wörterbuch J. Chr. Adelungs, »auf dem Wege« oder »auf der Reise« zu sein. Wenn Sie also dem wie gewohnt investigativ lauschenden Spiegel in einem seiner berüchtigten Gespräche neulich verrieten, Sie seien nun inzwischen »lesemäßig unterwegs«, dann wirft das einige Fragen auf. Die erste ist, was Sie damit sagen wollten. Heißt das, Sie lesen während des Rumlaufens, dann sollten Sie aufpassen, sonst: bummsti und möglicherweise aua Kopfi. Oder sind Sie, im Wortsinne, genau so »lesemäßig unterwegs«, wie man eben liest (Deutsch), von links nach rechts, in sehr kleinen Schritten (Buchstaben), und dann geht es immer noch ein wenig drunter (CSU) von vorne los? Oder haben Sie einfach wieder einmal bloß die dümmste aller derzeit gängigen Floskeln dafür gebraucht, um zu sagen, daß bei Ihnen gar nix unterwegs ist, sondern vielmehr alles schön beruhigend stillsteht?

Besser, Sie setzen sich wieder, rät Titanic

Hi, Rea Garvey!

Unter der Überschrift »Rea Garvey tritt dem Haß mit Mut entgegen« erklärten Sie der WAZ Ihr Konzept gegen Rassismus und Ausgrenzung: »Ich glaube, im Moment ist es wahnsinnig wichtig, daß man seinen Mund aufmacht.« Weiter hieß es da: »Und das ist auch der Grund, warum wir lauter werden müssen.« Die grundlegende Frage für uns bleibt jedoch: Wenn es für ein friedliches Miteinander Ihren schrecklichen Kuschelrock braucht, und zwar in ohrenzerfetzender Lautstärke, ist das dann nicht ein viel zu hoher Preis?

Fühlt sich ausgegrenzt: Titanic

Arme Amal Clooney!

Mit Prozeß-Schnappschuß und der Meldung »Eine Niederlage mußte Amal Clooney vor Gericht einstecken. Ihr Klient muß für drei Jahre in Haft« tauchten Sie kürzlich wo auf? Auf der »VIP-Shots«-Seite der Bunten, umgeben von: Lilly Becker beim New-York-Bummel, Madonna-Tochter Lourdes nach dem Second-Hand-Shopping und Kourtney Kardashian mit Selfiestick im Gleitschirm. Haben Sie das gewollt, Frau Rechtsanwältin Clooney? War das die Heirat mit einem Hollywood-Star wirklich wert?

Empfehlung fürs nächste Leben: Schnappen Sie sich einen der not very important Low-Key-Redakteure von Titanic

Mensch, Sophia Thomalla!

Engagiert diskutierten Sie in der im März ausgestrahlten »Hart aber fair«-Folge, die aufgrund von Beschwerden zwischenzeitig aus der ARD-Mediathek entfernt wurde, über Sexismus und »Gleichheitswahn«. Beim nochmaligen Ansehen ist uns ein Zitat von Ihnen besonders aufgefallen: »Wenn ich auf mein Äußeres reduziert wurde, in meinem Leben, dann von Frauen. Und nicht von Männern. Also ich habe das ganz selten erlebt, daß ein Mann mich nur aufgrund meines Aussehens diskriminiert hat, sondern ganz im Gegenteil, sondern von der Frau kommt erst, irgendwie in den letzten zehn Jahren meiner Karriere: ›Ach, die ist ja nur hübsch auszusehen – und hat nichts in der Birne.‹«

Helfen Sie uns auf die Sprünge: Warum sollte man Sie denn nun diskriminieren, wenn nicht wegen Ihres Auszusehens? Doch nicht etwa wegen Ihres Nachzudenkens?

Täte das dann natürlich nur als Frau: Titanic

Sie, Dorothee Bär (37),

kennen als Staatssekretärin im Ministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur und Vorsitzende des netzpolitischen Vereins der CSU das Internet aus dem Effeff, gehen auf Twitter viralstens steil (34 000 Follower!) und wissen auch super Bescheid, welche Smartphone-Games bei den Kids gerade hoch im Kurs stehen. »Ein tolles neues heißt ›Languinis‹«, verrieten Sie jetzt dem Nerdmag Tagesspiegel, doch »leider hat es nur 90 Level, und die habe ich schon alle durch«. Respekt, Frau Bär! Level 90 erreichen wir Casual-Gamer bei Languinis nicht mal nach fünf Red-Bull-durchzechten Nächten. Doch noch sicker sind Ihre Skills bei »My First App«, das mit dem von Ihnen geschaffenen Deutschen Computerspielpreis ausgezeichnet wurde: »Bei dieser müssen Sie Vorder- und Hinterteil von Verkehrsmitteln richtig zusammenbringen, zum Beispiel einen Traktor… Yeah, jetzt hat es funktioniert!« Woooot?! Yeah! Sie haben den Traktor geowned! Bärig! Den haben wir noch nie weggefraggt gekriegt. Und Sie haben – außer vielleicht bei der Überstundenabrechnung mit dem Ministerium – nicht mal gecheatet? Nice one! Kein Wunder, daß einige in der CSU-Führung jetzt merken, »daß das gar nicht so spinnert ist, was ich da mache, daß es die normalen Menschen interessiert«. True!

Wir haben da aber einen noch hotteren Gametip, der bei Ihren ganz normalen Bayernmenschen spitze ankommen dürfte: Versuchen Sie es einfach mal mit einem der vielen »Tower Defense«-Games, in denen mit Auffanglagern und Gebirgsschützentürmen an der Grenze klargemacht werden muß, daß kein Asylmonster mehr durchkommt. Oder halt klassisch mit den »Sims« plus Bayern-Addon – inklusive Bierzelt, Korruption und Inzest.

Gamers unite! Titanic

Hilmar Klute, Spaßbeauftragter der »Süddeutschen Zeitung«!

Über Sebastian Pufpaff schrieben Sie: »Er weiß, daß im Fernsehkabarett knarzblöde Hungergestalten unterwegs sind, die dauernd herumschreien müssen, weil sie keine Worte finden … Weil er, anders als seine Komikerkollegen, nicht aussieht wie ein psychisch kranker Waldschrat, nennen ihn Synonym-Enthusiasten den George Clooney des deutschen Kabaretts.« Abgesehen davon, daß man Dieter Nuhr schon viel länger so nennt – knarzblöde Hungergestalten? Psychisch kranker Waldschrat? Die Worte, die Sie finden, Klute, haben sich inzwischen vollständig von jedem Inhalt gelöst, wie in einer écriture automatique oder einem Delirium reihen Sie beliebige Wendungen aneinander, und lustig ist es leider auch nicht. Wenn Sie so weitermachen, geht’s Ihnen wie Ihrem Kollegen Elmar Hörig. Der ist auch darüber gestolpert, daß seine Äußerungen ihn gesteuert haben und nicht er sie.

Prophezeiung von Titanic

Cher Monsieur Jean-Marie Le Pen (87)!

Als Gründer des französischen Front National sagen Sie zu Ihrem Rauswurf und haben diesbezüglich unsere vollste Unterstützung: »Der Front National bin ich!«

Wenn, aber natürlich nur wenn dieser Drecksverein dann demnächst mit Ihnen aber auch ganz bestimmt ausstirbt, d’accord?

Merci d’avance: Titanic

Florian_Harms@spiegel.de!

Re: »Artikel, die weitergehen«:

»Liebe Leserinnen und Leser, vielleicht haben Sie es bemerkt: In den vergangenen 24 Stunden haben wir auf Spiegel online mehr Artikel als sonst veröffentlicht, die zum Weiterdenken anregen, die auch bei düsteren Themen einen Aspekt aufzeigen, der Hoffnung macht, der einen Ausweg weist, der vieldiskutierte Themen auch mal aus einer anderen Perspektive beleuchtet … Mich interessiert Ihre Meinung dazu, deshalb lade ich Sie herzlich ein, mir Ihre Gedanken darüber zu schreiben. Ich freue mich über eine E-Mail.«

Wieso denn nur einen Ausweg? »Spiegel online« bietet doch sogar deren zwei: das X rechts oben (Windows, Linux) und den roten Kreis links oben (Mac).

Das sind unsere Gedanken darüber. Titanic

Überlebenskünstler Rüdiger Nehberg (80)!

Die FAZ interviewte Sie für ihren bekloppten »Stil-Fragebogen«, Ihnen aber war das Format offenbar unbekannt, so daß die meisten Ihrer Antworten eher unwirsch klangen (»Danke für die tiefschürfende Frage!«, »Ich mußte noch nie fehlendes Selbstbewußtsein mit Mode-Schnickschnack kompensieren«, »Wer hat sich diese Fragen ausgedacht? Wahrscheinlich eine Frau!«). Ganz in Ihrem Element waren Sie lediglich, als die Frankfurter wissen wollten: »Wo haben Sie Ihren schönsten Urlaub verbracht?« Ihre Antwort: »Nur mit T-Shirt bekleidet vom Hubschrauber im Regenwald Brasiliens ausgesetzt – und nach drei Wochen zurück in der Zivilisation. Da ist man reduziert auf seine animalischen Ur-Instinkte.«

Yeah, Herr Nehberg! Genau so geht’s uns auch immer, wenn wir mit nichts als einem T-Shirt am Leib durch die Nachbarschaft flitzen – sooo geil!

Reduzierte Grüße von Titanic

Wow, Burkhard Müller-Sönksen (FDP)!

Als Bundestagsabgeordneter erkundeten Sie noch mit dem Skateboard die weiten Flure des Reichstags. Als Bezirkspolitiker drehten Sie nun richtig auf und fuhren mit Ihrem E-Bike in den Sitzungssaal im zwölften Stock des Hamburg-Eimsbütteler Bezirksamtes – rauf mit dem Lift und nach unten, weil der Lift so voll war, mit dem Paternoster, wobei Sie das Rad auf die Schulter nahmen, um in der engen Kabine Platz zu finden. Auf dem Weg nach unten passierte es dann: Der Sattel verhakte sich am Fußbrett außerhalb des Fahrstuhls. Es knirschte, schepperte und rumste. Der historische Paternoster blieb ramponiert stehen. Die aufwändige Reparatur soll bis zu einem Jahr dauern.

Nun hatte die Arbeitsministerin erst im Juni dieses Jahres eine Betriebssicherheitsverordnung erlassen, wonach einen Paternoster nur eingewiesene Personen benutzen dürfen sollten; die allerdings kurz darauf schon wieder gekippt wurde. Einweisungen seien verzichtbar, zum einen, weil noch nie jemand von Unfällen in und mit Paternostern gehört hatte, zum anderen, weil ihre Nutzung durch Schilder und Piktogramme, die im übrigen das Mitführen von Fahrrädern verbieten, auch für den Dümmsten verständlich sei. Aber eben nicht für Sie, Herr Müller-Sönksen!

Wir empfehlen deshalb Ihre sofortige Einweisung – nicht nur in die Paternoster-Nutzung.

Ihre Verkehrspsychologen auf der Titanic

Hallihallo, Verona Pooth!

Wie Sie dem Closer-Magazin verrieten, zieht es Sie in absehbarer Zeit in Ihre Traumstadt New York, die in vielen Dingen Ihrem Charakter entspräche: »Ich schlafe auch nie wirklich, habe immer viele Ideen im Kopf. Bei mir ist es wie mit einer Lampe, die du jederzeit anknipsen kannst.« Gewiß, Frau Pooth – das setzt allerdings voraus, daß sich überhaupt eine funktionstüchtige Birne in der Fassung befindet.

Woran ein wenig zweifeln: die Lichtgestalten von Titanic

Klick klick, Pottwale!

Ihr kommuniziert über Klicklaute, und dabei entwickeln sich »komplexe Sozialstrukturen auf ähnliche Weise wie die unterschiedlichen Kulturen beim Menschen«, wie wir der Süddeutschen Zeitung entnehmen. Eine aktuelle Studie der kanadischen Dalhousie University kommt nämlich zu der Erkenntnis, daß Ihr »in größeren Gemeinschaften« zusammenlebt, die wohl nicht zufällig entstünden: »Statt dessen lernen die Wale vor allem dann die Klick-Muster ihrer Artgenossen, wenn diese sich ähnlich wie sie selbst verhalten – ganz nach dem Motto ›gleich und gleich gesellt sich gern‹.«

Wir haben zwar keine Ahnung, wie, Pottwale, aber Ihr scheint da unten wohl an Facebook gekommen zu sein. Und wo Ihr schon dabei seid, könntet Ihr doch auch mal etwas Vernünftiges liken, zum Beispiel Titanic

Umsichtige Durchsagerin am Frankfurter Hauptbahnhof!

Kürzlich, als Dutzende Hilfsbereite in Deinen Zuständigkeitsbereich strömten und ihn mit ihren Körpern sowie ganzen Depots an Hilfsgütern verstopften, um für die ankommenden Flüchtlinge unter Gejohle und Applaus alsbald ein Spalier zu bilden, auf daß diese auch den Weg zum Anschlußzug Richtung Erstaufnahmeeinrichtung in Dortmund fänden, sprachst Du den unendlich weisen und in seiner Geistesgegenwart wohl einmaligen Satz: »Liebe Flüchtlingshelfer, bitte halten Sie die Durchgangs- und Fluchtwege frei!«

Und wer hielt sich daran?

Natürlich wieder nur Titanic

Vier Tage später, Joachim Herrmann (immer noch CSU),

wählen Sie dann bei Plasberg ein paar unglückliche Worte, um einen beliebten Schlagersänger zu charakterisieren – und schon fällt die ganze Pressemeute mit überwiegend negertiven Kommentaren hart und unfair über Sie her. Das war vorhersehbar, mohr or less. Aber schwarz ärgern müssen Sie sich ob dieser Peinlichkeit nun nicht – Roberto Bimbo Blanco hat Ihnen schließlich längst verziehen.

Bittet Sie vor dem nächsten Fauxpas lediglich um rechtzeitige Niggerwarnung:Titanic

Übrigens, Angela Merkel!

»Merkeln« steht derzeit bei Langenscheidts Online-Abstimmung zum Jugendwort 2015 an erster Stelle und wird dort erklärt als »Nichtstun, keine Entscheidungen treffen, keine Äußerungen von sich geben«. Auf einer Pressekonferenz wurden Sie nun gefragt, was Sie davon hielten. »Damit beschäftige ich mich nicht«, war Ihre Antwort. »Ich nehme es emotionslos zur Kenntnis.« Mit anderen Worten, Merkel, Sie merkeln es?

Finden das voll gabriel: Ihre Yoloswagger von Titanic

Grüß Gott, Joachim Herrmann (CSU)!

»Ich hoffe, Sie meinen es nicht so bös’, aber es ist eine Beleidigung der Vertriebenen, der wirklich damals vor 70 Jahren Vertriebenen, die in diesen Kontext zu stellen«, konterten Sie bei Maybrit Illner bemerkenswert rassistisch den Vorschlag, Flüchtlinge Vertriebene zu nennen. Hut ab, daß Sie nicht mal mehr versuchen, Ihr wahres Gesicht zu verbergen, Herrmann, und einige Fragen an Sie: Ist es nicht eigentlich für jeden Politiker eine schallende Ohrfeige, daß Sie sich »Staatsminister des Innern« nennen? Und wie sieht es in diesem Kontext mit Ihrem Trachtenverein CSU aus, der sich ganz frech »Partei« schimpft? Wobei das alles natürlich längst nicht so eine Beleidigung ist wie Ihr Chef Horst Seehofer für die Horsts dieser Welt. Das hat nun wirklich kein Mensch verdient! Höchstens die CSU-Wähler.

Finden Ihre Stammtischbrüder von derTitanic

Schön aber auch, liebes Schweizer Fernsehen,

wie akkurat Du in Deinen Luzerner »Tatorten« der bösen Schleichwerbung enträtst und den VW-Transporter des Mörders in der Fahndung zu einem »CS-Transporter« werden läßt. Noch ein Ideechen aufrechter, ja unverheuchelter wäre uns das freilich erschienen, wenn nicht nebenher Kommissare und Zeugen ständig in den frischesten Volkswagen-Modellen unterwegs gewesen wären, oddr!

Gratistip von Deinen Mad Men auf derTitanic

Prof. Wilhelm Schmid!

Als Lebenskunst-Philosoph und Bestsellerautor (»Gelassenheit«) müssen Sie’s ja wissen: Zweifellos stellen »Sinneserfahrungen … einen Zusammenhang … zwischen uns und der Welt« her, wie Sie »Spiegel online« neulich sehr relaxed ins Notizbüchel raunten. Daß dieser Zusammenhang »so fundamental ist, daß wir ihn für gewöhnlich übersehen«, möchten wir allerdings doch bezweifeln, nachdem wir uns gerade erst die Knie an der Schreibtischkante gestoßen haben. Vollkommen daneben dann aber Ihre Schlußfolgerung: »Deshalb sind die Sinne wichtiger als das Denken« – das glaubt Ihnen doch nicht einmal mehr die »talentierte« Doktorandin auf Ihrem Sprechstundensofa!

Auf der Suche nach einem Zusammenhang zwischen Ihrem Gerede und der Welt:Titanic

Grüß Gott, Robert Sarah!

Als Kurienkardinal und kohlrabenschwarzer Mohr aus Guinea sind Sie für die Betschwester und Negerexpertin von Thurn und Taxis ein leuchtendes Beispiel dafür, daß selbst ein Schnackselneger, so er nur inbrünstig genug zur Jungfrau Maria betet, seine genetisch bedingte Triebhaftigkeit unter Kontrolle bringen kann. Infolgedessen waren Sie der Mittelpunkt einer illustren Gesellschaft im Regensburger Schloß derer von Thurn und Taxis, allwo Ihr neues Buch »Gott oder nichts« im Beisein Ihres Kardinalskollegen Gerhard Ludwig Müller, des Papstbruders Georg Ratzinger, des Oberministranten Martin Mosebach und weiterer hochkarätiger Kirchenrutschen vorgestellt wurde. Bei Champagner, glacierter Milchkalbsschulter und dreierlei Tatar geißelte Gerhard Ludwig Müller den »zynisch-mondänen Lebensstil« der atheistisch-dekadenten Moderne, und als dann Zigarren und Cognac gereicht wurden, ließ es sich Mesner Mosebach nicht nehmen, noch eine französische Laudatio auf Sie auszubringen und Sie im »Missionsland Deutschland« willkommen zu heißen. Kaum hatte Mosebach geendigt, wurde Ihnen freilich bedeutet, daß Sie Ihre Schuldigkeit getan hätten, und Sie wurden nach Rom zurückgeflogen. Das finden wir auch gut so. Denn auch wenn die Rechristianisierung Europas unter Ihrer Führung mit glacierter Milchkalbsschulter einhergehen sollte – unter Negermission stellen wir uns doch was anderes vor.

Eher dem Katholizismus der alten Schule zugeneigt:Titanic

Lieber Jörg Pilawa!

Sie haben angekündigt, Ihre Bildschirmpräsenz allmählich zu verringern. »Ich mache sukzessive weniger als vor zehn Jahren«, verrieten Sie der DPA und fügten hinzu: »Das ist auch der Grund, warum ich vor zwei Jahren vom ZDF weggegangen bin, wo ich 30 Abendtermine im Jahr hatte. Und ich wache lieber 100 Mal mehr im Jahr zu Hause neben meiner Frau auf als in irgendeinem Hotel.« Bleibt die Frage, neben wem Sie bei den verbliebenen 70 Abendterminen am nächsten Morgen im Hotelbett aufgewacht waren? Aber um das Ihrer Frau zu erklären, haben Sie ja demnächst etwas mehr Zeit.

Viel Glück beim privaten Quizduell:Titanic

Journalisten, liebes ARD-Nachtmagazin,

machen sich nicht gemein, auch nicht mit der guten Sache. Das hat Hanns Joachim Friedrichs gesagt, der früher mal die Tagesthemen moderiert hat. Journalisten würden also folgendes nicht machen: Erst lang und breit die neuesten Bilder der deutschen Asylantenliebe bereitstellen; dann in dreißig dürren Sekunden das Allernötigste über die zwei jüngsten Brandanschläge auf Flüchtlingsunterkünfte berichten; schließlich sich für eine hauseigene Kampagne zur Verfügung stellen, die gute Nachrichten aus dem guten Welcome-Deutschland sammeln will. Wo die schlechten aus dem nicht so guten Nazideutschland ja von selbst kommen, gell.

Wer so was tut, liebes ARD-Nachtmagazin, der ist kein Journalist. Wer so was tut, ist bloß ein Patriot.

Denkt nicht an Deutschland in der Nacht:Titanic

Kanzlerin Merkel!

Zum Entzücken des deutschen Preßwesens haben Sie sich nach Ihrem Urlaub ausführlich zum Umgang mit und zur Unterbringung von Flüchtlingen hierzulande geäußert. Vor der Bundespressekonferenz stellten Sie sich die Fragen dann gleich selbst, damit das die Sie anhimmelnden Hauptstadtjournalisten nicht erledigen mußten. Und so wollten Sie, Merkel, von sich wissen: »Wie können wir noch mehr Erstaufnahmeeinrichtungen schaffen? Wie können Bund und Länder hierbei zusammenarbeiten?« Und Sie fuhren fort: »Hier stellen sich dann eine Reihe von praktischen Fragen wie Brandschutzanforderungen und Immissionsschutzgesetze, die sich mit Baugesetzen beißen.« Das Ganze werde »in eine Gesetzesinitiative münden müssen, in der wir solche Standards, die uns daran hindern, das Notwendige zu tun, dann auch zeitweise aufheben und Abweichungen möglich machen, damit wir schnell reagieren können«. Da brennen also in diesem Ihren Lande nachts die Asylbewerberunterkünfte ab, und Sie wollen weniger Brandschutz. Muß man erst mal drauf kommen!

Und was empfehlen Sie sonst noch so? Bei einem Kater morgens die Konterschnapsflasche? Dem Rivalen Gabriel die Kanzlerkandidatur? Den Sachsen genügend Freiexemplare von »Mein Kampf«, um ihnen das Lesen beizubringen?

Fragt ja nur:Titanic

»SZ«-Chefredakteur Kurt Kister!

In der Kolumne »Spreebogen« wußten Sie: »Wer diese Kolumne regelmäßig liest, weiß auch, daß an diesem Platz normalerweise Nico Fried schreibt. Der ist nun im Urlaub … Weil ich weder witzig schreiben kann, noch viel von Politik verstehe, vertrete ich ihn ein paar Wochen lang. Prinzipiell ist es gut, wenn einen Leute vertreten, die irgendwie häßlicher, schlechter oder langweiliger sind als man selbst.« Und Sie sind nie im Urlaub, Kister, weil es keinen gibt, der die Kriterien für Ihre Vertretung erfüllt?

Dankt für die Klärung: Titanic

Huhu, Til Schweiger!

Auf die Frage nach der Motivation für Ihren Plan, sich um Flüchtlinge zu kümmern und ein »Vorzeigeflüchtlingsheim« zu bauen, steckten Sie der Bild am Sonntag: »Ich mache ja nur Faxen vor der Kamera und kriege dafür auch noch Geld. Jeder Polizist, jeder Soldat, jede Krankenschwester leistet mehr für die Gesellschaft.« Jeder Polizist? Jeder Soldat? Nicht zu vergessen, Schweiger: auch jeder andere Schauspieler.

Nicht kleinlich: Titanic

Und was, Martin Mosebach,

»aber ist die Ursache der großen ethnischen Massaker und Kriege im 20. Jahrhundert, für den Haß zwischen Deutschen und Juden, Türken und Armeniern, Serben und Kroaten, Indern und Pakistani?« frugen Sie sich und uns im SZ-Magazin, wo Sie mit Navid Kermani über Religion sprachen. »Das waren alles Konflikte zwischen höchst assimilierten Gruppen mit derselben Sprache, derselben Kultur, denselben Gewohnheiten. Es waren immer nur die letzten kleinen Differenzen, die zum Haß führten.« Wie zum Beispiel, soweit es den Haß zwischen Juden und Deutschen betrifft, die Sache mit den blonden Jungfrauen: Die einen wollten sie schänden, und die anderen waren dagegen, und schon gingen sie sich an die Gurgel, gegenseitig. Schlimm!

Genaueres zum Massaker zwischen Türken und Armeniern bitte gelegentlich anTitanic

Huch, Schauspielerin Katja Riemann!

Aus der Welt am Sonntag erfuhren wir, daß Sie einen Marsch für Flüchtlinge planen, um zu zeigen, »daß Deutschland zu einem Einwanderungsland geworden ist«. Wo soll’s denn langgehen: westliche Balkan- oder östliche Mittelmeerroute?

Unmißverständlich gegen Schlepper:Titanic

Heda, Straubinger Max!

Du bist Parlamentarischer Geschäftsführer der CSU-Landesgruppe im Bundestag und erklärtest gegenüber dem sog. Redaktionsnetzwerk Deutschland, man solle auch syrische Flüchtlinge wieder zurückschicken: »Nicht überall in Syrien wird gekämpft. Aleppo ist nicht Damaskus.« Außerdem gebe es auch in Syrien Regionen, in denen man leben könne.

Schon richtig, es kursieren ja sogar vereinzelt Gerüchte, wonach es selbst in Bayern Regionen gibt, in denen man leben kann (Tirol). Aber warum bist Du, Straubinger Max, dann eigentlich nach Berlin geflohen?

Fordert Deine sofortige Abschiebung:Titanic

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Waidmannsheil, »Spiegel«!

»Europas verzweifelte Jagd nach Munition«, titeltest Du, und doch könnte es deutlich schlimmer sein. Jagd auf Munition – das wäre, so ganz ohne diese Munition, deutlich schwieriger!

Nimmt Dich gerne aufs Korn: Titanic

 Wussten wir’s doch, »Heute-Journal«!

Deinen Bericht über die Ausstellung »Kunst und Fälschung« im Kurpfälzischen Museum in Heidelberg beendetest Du so: »Es gibt keine perfekte Fälschung. Die hängen weiterhin als Originale in den Museen.«

Haben Originale auch schon immer für die besseren Fälschungen gehalten:

Deine Kunsthistoriker/innen von der Titanic

 Persönlich, Ex-Bundespräsident Joachim Gauck,

nehmen Sie inzwischen offenbar alles. Über den russischen Präsidenten sagten Sie im Spiegel: »Putin war in den Achtzigerjahren die Stütze meiner Unterdrücker.« Meinen Sie, dass der Ex-KGBler Putin und die DDR es wirklich allein auf Sie abgesehen hatten, exklusiv? In dem Gespräch betonten Sie weiter, dass Sie »diesen Typus« Putin »lesen« könnten: »Ich kann deren Herrschaftstechnik nachts auswendig aufsagen«.

Allerdings hielten Sie sich bei dessen Antrittsbesuch im Schloss Bellevue dann »natürlich« doch an die »diplomatischen Gepflogenheiten«, hätten ihm aber »schon zu verstehen gegeben, was ich von ihm halte«. Das hat Putin wahrscheinlich sehr erschreckt. So richtig Wirkung entfaltet hat es aber nicht, wenn wir das richtig lesen können. Wie wär’s also, Gauck, wenn Sie es jetzt noch mal versuchen würden? Lassen Sie andere Rentner/innen mit dem Spiegel reden, schauen Sie persönlich in Moskau vorbei und quatschen Sie Putin total undiplomatisch unter seinen langen Tisch.

Würden als Dank auf die Gepflogenheit verzichten, Ihr Gerede zu kommentieren:

die Diplomat/innen von der Titanic

 Sie, Victoria Beckham,

Sie, Victoria Beckham,

behaupteten in der Netflix-Doku »Beckham«, Sie seien »working class« aufgewachsen. Auf die Frage Ihres Ehemanns, mit welchem Auto Sie zur Schule gefahren worden seien, gaben Sie nach einigem Herumdrucksen zu, es habe sich um einen Rolls-Royce gehandelt. Nun verkaufen Sie T-Shirts mit dem Aufdruck »My Dad had a Rolls-Royce« für um die 130 Euro und werden für Ihre Selbstironie gelobt. Wir persönlich fänden es sogar noch mutiger und erfrischender, wenn Sie augenzwinkernd Shirts mit der Aufschrift »My Husband was the Ambassador for the World Cup in Qatar« anbieten würden, um den Kritiker/innen so richtig den Wind aus den Segeln zu nehmen.

In der Selbstkritik ausschließlich ironisch: Titanic

 Boah ey, Natur!

»Mit der Anpflanzung von Bäumen im großen Stil soll das Klima geschützt werden«, schreibt der Spiegel. »Jetzt zeigen drei Wissenschaftlerinnen in einer Studie: Die Projekte können unter Umständen mehr schaden als nützen.« Konkret sei das Ökosystem Savanne von der Aufforstung bedroht. Mal ganz unverblümt gefragt: Kann es sein, liebe Natur, dass man es Dir einfach nicht recht machen kann? Wir Menschen bemühen uns hier wirklich um Dich, Du Diva, und am Ende ist es doch wieder falsch!

Wird mit Dir einfach nicht grün: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Man spürt das

Zum ersten Mal in meinem Leben war ich in New York. Was soll ich sagen: Da war sofort dieses Gefühl, als ich zum ersten Mal die 5th Avenue hinunterflanierte! Entweder man spürt das in New York oder man spürt es eben nicht. Bei mir war sie gleich da, die Gewissheit, dass diese Stadt einfach null Charme hat. Da kann ich genauso gut zu Hause in Frankfurt-Höchst bleiben.

Leo Riegel

 Nichts aufm Kerbholz

Dass »jemanden Lügen strafen« eine doch sehr antiquierte Redewendung ist, wurde mir spätestens bewusst, als mir die Suchmaschine mitteilte, dass »lügen grundsätzlich nicht strafbar« sei.

Ronnie Zumbühl

 Dünnes Eis

Zwei Männer in Funktionsjacken draußen vor den Gemüsestiegen des türkischen Supermarkts. Der eine zeigt auf die Peperoni und kichert: »Hähä, willst du die nicht kaufen?« Der andere, begeistert: »Ja, hähä! Wenn der Esel dich juckt – oder nee, wie heißt noch mal der Spruch?«

Mark-Stefan Tietze

 Kehrwoche kompakt

Beim Frühjahrsputz verfahre ich gemäß dem Motto »quick and dirty«.

Michael Höfler

 Tiefenpsychologischer Trick

Wenn man bei einem psychologischen Test ein Bild voller Tintenkleckse gezeigt bekommt, und dann die Frage »Was sehen Sie hier?« gestellt wird und man antwortet »einen Rorschachtest«, dann, und nur dann darf man Psychoanalytiker werden.

Jürgen Miedl

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

  • 27.03.:

    Bernd Eilert denkt in der FAZ über Satire gestern und heute nach.

Titanic unterwegs
28.03.2024 Nürnberg, Tafelhalle Max Goldt
31.03.2024 Göttingen, Rathaus Greser & Lenz: »Evolution? Karikaturen …«
04.04.2024 Bremen, Buchladen Ostertor Miriam Wurster
06.04.2024 Lübeck, Kammerspiele Max Goldt