Briefe an die Leser | Januar 2014


Lieber Sebastian, Baptist, Felix, Jacob und Timo!

Ihr wollt Eure Nachnamen auf ›Spon Unispiegel‹ nicht veröffentlicht sehen, weil Ihr Studenten der Münchener Ludwig-Maximilians-Universität Euch regelmäßig heimlich trefft, gemeinsam ›Das Kapital. Erster Band‹ von einem gewissen Karl Marx lest und diskutiert und laut Spon »insofern« als »eine Art Geheimbund operiert«. Wow! Ist das Buch denn schon wieder dermaßen verboten? Und ist das nicht ein deutliches Zeichen für eine dicht bevorstehende Revolution?

Diskutiert doch auch das mal ganz heimlich! Titanic

Direkt seriös, »Bild.de«,

wie Du im »großen NPD-Report« nicht nur erklärst: »So braun ist die Neonazi-Partei«, sondern Deinen Lesern auch noch die wichtigsten Vorwürfe gegen die Partei auflistest. So ist zu den Inhalten des Verbotsantrags der Bundesländer zu lesen: »Der NPD wird vorgeworfen, den Begriff einer ›Volksgemeinschaft‹ zu propagieren, dem das ›rassistisch-biologistische‹ Weltbild der Nationalsozialisten zugrundeliegt.«

Aber wären statt der bloßen Wiedergabe nicht ein paar Beispiele hilfreich gewesen? Diese 45teilige Klickstrecke etwa: »So feiern Bild-Leser den Deutschland-Sieg«. Den Kommentar »Ja zu Deutschland-Fahnen am Auto!, Ja zu deutschem Bier!, Ja zur deutschen Hymne!« von Norbert Körzdörfer. Deine riesige Serie von »Volks-Produkten«. Oder von uns aus auch einfach »Wir sind Papst«?

Bei dem Verbotsantrag sofort dabei: Titanic

Sehr geehrte Frau Maischberger!

Als sich in Ihrer Sendung zum Thema »Schluß mit käuflichem Sex – kann man Prostitution verbieten?« die Kontrahenten – darunter Alice Schwarzer, ein Bordellchef, ein Kriminalhauptkommissar und eine Prostituierte – derart durcheinander in Rage geredet hatten, daß einem schier die Ohren klingelten, versuchten Sie die Situation dadurch zu beruhigen, daß Sie in die Runde riefen: »So, hat jetzt jeder einmal geschrien?«

Das hat uns ausnehmend gut gefallen. Könnten Sie, dieses Modell zum Modell nehmend, nicht Ihre Show künftig erheblich kompakter gestalten, indem Sie jeden Ihrer Gäste reihum einmal schreien lassen? Um so ein Format wird man Sie von Jauch bis Lanz beneiden, ja, vielleicht macht Ihr Modell sogar Schule – als »Methode Maischberger«!

Anregung von Titanic

Mahlzeit, Sarah Wiener!

Im Interview mit dem Tagesspiegel rannten Sie wieder einmal sperrangelweit offene Küchentüren ein: »Die Agrarindustrie hat unseren Geschmack verbildet und manipuliert.« – »Jeder, der möchte, könnte kulinarische Elite sein.« – »Es ist keine Frage von Geld, es ist eine Frage von Bildung.« Immerhin gestanden Sie auf Nachfrage ein: »Wenn wir in einer Welt leben, in der sich nur Menschen ab einem gewissen Einkommen gesunde, gute und nahrhafte Lebensmittel leisten können, stimmt doch am System per se etwas nicht, dann brauchen wir eben einen Systemwechsel. Fest steht: Wenn wir nicht den wesentlichen Eckpfeilern unserer Existenz folgen, wird unsere Zivilisation untergehen.«

Gut gebrüllt, Suppenhuhn! Zu den menschlich-allzumenschlichen Eckpfeilern Ihrer Existenz zählten Sie indes dies: »Auch ich bin neidisch, eifersüchtig, gierig. Und denke: Wieso wurde der und nicht ich gefragt, wieso haben Kollegen von mir ein Schloß oder einen Hubschrauber, und ich hab noch nicht einmal meine Wohnung abbezahlt. Was stimmt denn nicht mit mir, daß ich nicht Jaguar fahre, und warum bin ich nicht jeden Tag bei irgendeinem öffentlichen Sender zu sehen.«

Nun ja, Frau Wiener, vielleicht nicht jeden einzelnen Tag! Doch als wir gerade durch das heutige TV-Programm blätterten, beschied es uns, daß Sie morgens in »Volle Kanne – Service täglich« im ZDF zu sehen waren und abends noch einmal im ZDF bei Markus Lanz. Gewiß, morgen mag das schon wieder ganz anders aussehen, doch lassen Sie’s sich gesungen sein: Davon geht die Zivilisation nicht unter, sieht man sie manchmal auch grau, einmal wird sie wieder bunter – und dann sieht man Sie, Wiener, bestimmt auch täglich bei irgendeinem öffentlichen Sender. Jaguar, Schloß und Hubschrauber kommen übrigens anschließend wie von selbst, und Sie können dann noch machtvoller für den Systemwechsel kämpfen!

Auf das Schlachtfest freuen sich schon: die Küchenhilfen von Titanic

Hui, »Spiegel online«!

Über die Entdeckung einer Stätte, die viele Pflanzenfresser vor 240 Millionen Jahren als Latrine genutzt hatten, berichtest Du: »Die Forscher gruben in der argentinischen Provinz La Rioja acht solcher Kotansammlungen mit bis zu 90 versteinerten Haufen pro Quadratmeter aus.« Es müssen also ganze »Herden« gewesen sein, die »das Areal als Toilette nutzten«. Zu welchem Zweck? »Die öffentliche Toilette diente offenbar der Kommunikation.«

Fein, »Spon«, doch Dich dürfte diese »Entdeckung« am wenigsten überascht haben. Wo Du mit Deinen Beiträgen und Deinem Forum heute 24 Stunden am Tag genau dieser Ort bist!

Die Zeiten kehren eben wieder, sagen Deine Fäkalforscher von: Titanic

Gute alte Tante »Taz«!

So kennen wir Dich: inhaltlich volle Pulle Gegenöffentlichkeit und stilistisch immer auf der Höhe der Zeit. Die Komiker von Monty Python tituliertest Du neulich als »Klamauk-Opas«, und ihre Ankündigung, auf die Bühne zurückzukehren, bezeichnetest du als eine »Blödel-Offensive«. Jetzt warten wir natürlich gespannt auf den Tag, an dem Du Simone de Beauvoir eine »Quatsch-Oma«, Mahatma Gandhi einen »Krawall-Heini«, Theodor W. Adorno einen »Radau-Onkel«, James Joyce einen »Stammel-Trottel«, Maria Callas eine »Krakeel-Schlampe« und Marvin Gaye einen »Schlager-Neger« nennst.

Grüße auch ans Axel-Springer-Qualitätsblatt von nebenan! Titanic

Sehr geehrter Kriminalkommissar Detlev G.!

Da haben Sie gerade Ihre neue Karriere unter dem Künstlernamen »Kannibale von Reichenau« gestartet, und was müssen wir nun der Presse entnehmen? »Polizei entdeckt weitere Leichenteile«. Ja haben Ihre Eltern Ihnen denn nicht beigebracht, daß man immer brav alles aufessen soll?

Enttäuscht: Titanic

»Welt online«!

»Jung, erfolgreich, depressiv, ausgebrannt« sind nicht etwa Deine Redakteure, sondern »immer mehr junge Erwachsene«. Doch wer hat diesen Mißstand zu verantworten? Die Grünen? Crystal Meth? Jogi Löw? Weit gefehlt – »die neuen Medien«, so ein von Dir zitierter Sozialpädagoge, seien »Mitverursacher« des allgegenwärtigen Stimmungstiefs: »Besonders die Generation der sogenannten ›digital natives‹ wäre demnach gefährdet, sich zu einer Generation der labilen Persönlichkeiten zu entwickeln.« Wenn das mal nicht die Laune hebt, zumindest bei den Kulturpessimisten unter Deinen Lesern! Und wenn Du jetzt noch Deinen Facebook-Account deaktivierst, könnten auch wir heute eine Prozac weniger nehmen.

Holzige Grüße: Titanic

Hochbetagter Günter Grass!

Im Fernsehgespräch mit Denis Scheck sprachen Sie u.a. über Ihr schriftstellerisches Selbstverständnis: »Ich habe erlebt, wie Gleichaltrige in diesen letzten Wochen des Krieges dahingemäht wurden, zerfetzt wurden, die alle keine Chance hatten, ihr Leben zu leben. Und das ist mir beim Schreiben oft bewußt, daß ich, das ist jetzt ein großes Wort, ›stellvertretend‹, aber doch ›ersatzweise‹ für viele schreibe, die nicht dazu gekommen sind.« Mal abgesehen davon, daß recht viele Ihrer Kameraden schon in Walter Kempowskis »Echolot« ihren Platz in der Literatur fanden, erstaunt es doch nicht wenig, wie offen ein ehemaliger Waffen-SS-Mann wie Sie jene würdigt, die an seiner Seite unter dem Banner »Für Führer, Volk und Vaterland!« gegen den Rest der Welt ins Feld gezogen sind.

Was, so war das ja gar nicht gemeint, sagen Sie? Stellvertretend oder ersatzweise wollen Sie natürlich auch all jenen eine Stimme geben, die Sie und Ihresgleichen damals aufs Korn genommen haben? Ach, Grass! Meinen Sie nicht, daß die sich nichts sehnlicher wünschen, als daß Sie endlich mal die Klappe halten?

Ihren Nobelpreis haben Sie doch schon!

Meint’s nur gut: Titanic

Spitzenmäßige »Frankfurter Rundschau«!

Zum Thema »Demografische Entwicklung« schreibst Du: »Männer und Frauen, die nicht geboren sind, können auch keine Kinder zeugen.« Nicht zu glauben! Da wollen junge Menschen Familien gründen und fragen sich verzweifelt, ob sie für immer zu zweit bleiben müssen. Sie unterziehen sich quälenden Prozeduren, und niemand sagt ihnen die einfache Wahrheit: Zeugungsunfähig wegen fehlender eigener Geburt! Frankfurter Rundschau, die Dinge durchschauen hat einen Namen: Deinen!

Dazu gratuliert Titanic

Ewig unverstandener Peter Hartz!

In der Süddeutschen jammerten Sie uns wieder mächtig was vor: Warum die nach Ihnen benannten Reformen ganz anders gemeint waren, als sie gemeint waren, wie doof Sie es finden, daß die Schandgesetze immer noch nach ihrem Urheber benannt sind, wie gemein der Staatsanwalt war und dergleichen selbstverliebten Nonsens mehr. Überrascht hat uns letztlich nur dieser Satz: »Wenn wir die Erkenntnisse von heute aus der Neurologie und Hirnforschung schon vor zehn Jahren gehabt hätten, hätten wir damals noch andere Vorschläge machen können.« Wir wissen nicht genau, welche Vorschläge das gewesen wären: Elektroschocks bei zu wenigen Bewerbungen oder bedingungslose Kooperation durch Lobotomie des Jammer-Lappens. Bestätigt hat sich allerdings jener Eindruck, den wir schon vor Jahren hatten: daß man Sie, Peter Hartz, gerade noch rechtzeitig aus dem Verkehr gezogen hat. Wenn auch nur politisch.

Wie immer grußlos: Titanic

Fiese »FAZ«-Redakteure!

Was für gemeine Spielverderber und frühgreise Spannungsverächter sitzen eigentlich bei Euch im Büro? Erst plaudert Eure Medienseite freimütig das Ende der letzten »Breaking Bad«-Folge aus, dann verrät der wieder mal wahnsinnig gewordene Dietmar Dath praktisch alle wesentlichen Plot-Elemente des neuen Romans von Stephen King, schließlich verkündet Ihr schamlos, welche Hauptfigur der Cartoonserie »Family Guy« den Serientod stirbt. Welcher Teufel treibt Euch da eigentlich? Wenden sich Eure Artikel nur mehr an die Medienavantgarde, die längst schon alles gestreamt hat, bevor das Fernsehproletariat zugeschaltet wird? Oder gebt Ihr dem Dünkel einer Oberschicht Zucker, welche die ganze Populärkultur sowieso nur aus Zeitungsartikeln kennen will? Was auch immer der Grund ist: Hört sofort damit auf! Sonst verraten wir Euch etwas – nämlich das konkrete Ende Eures Miesepeter-Blatts! Kleiner Spoiler: Es hat etwas mit einem Mob enttäuschter Fans, verbarrikadierten Bürotüren und drei Tankwagen heißer Eselscheiße zu tun.

Letzte Warnung! Titanic

Annette Bruhns, Beate Lakotta, Dietmar Pieper!

Sie geben im Spiegel-Buchverlag folgendes Werk heraus: »Demenz. Was wir darüber wissen, wie wir damit leben.« Und das sagen wir Ihnen gern: 1. Nicht mehr viel, kaum noch etwas, zusehends weniger, worüber noch mal? 2. Gar nicht mal so schlecht, so lange man Sie diese Dings, na, die mit den vielen Seiten halt, herausgeben läßt.

Erinnert, wo andere vergessen: Titanic

Für eine Schrecksekunde, Per Mertesacker,

sorgten Sie, wie uns die App des Kickers informierte, in der Partie Ihres FC Arsenal gegen Cardiff. Und zwar, weil Sie bei einem Kopfballduell mit Ihrem »Teamkollegen Bacary Sagna zusammen rasselten«. Wir kennen den Stolz des Fußballers über frischen Nachwuchs aus so manchem Torjubel. Aber gerade Sie grundsolider Verteidiger nutzen einen durchschnittlichen Zweikampf, um eine Rassel hervorzuholen und kindisch zu schwingen? Wären wir Ihr Trainer, hätte uns solche Unprofessionalität auch einen Schrecken eingejagt. Andererseits: Lieber so etwas, als mit einem Kollegen zusammenrasseln und sich den Kopf verletzen!

Meinen zumindest die alten Rechtschreibverteidiger von der Titanic

Eisenbahngesellschaft »Metronom«!

»Erst das Ticket, dann das Vergnügen«, ließest Du uns wissen, als wir jüngst mit Dir von Hamburg nach Bremen gondelten. Nun, »Metronom«, für die frisch ausgepackten Camembertbrote und Käsefüße, die ihren Duft in Deinen Abteilen verströmten, kannst Du ja nichts. Auch die unplanmäßigen Zwischenhalte und die Verspätung, durch die wir unseren Termin verpaßten, seien Dir verziehen. Aber Dein Rauch- und Alkoholverbot, auf das Du uns während der Fahrt im Viertelstundentakt hinweisen mußtest, erstickte bei uns jedes Vergnügen im Keim. Dürfen wir in Zukunft also auf das Ticket verzichten?

Fragen Deine ehrlichen Fahrgäste von Titanic

Georg Diez, mal wieder!

Wenn Christoph Schlingensief, wie Sie in Diezdiktion schreiben, »der letzte deutsche Künstler« war, wer war dann eigentlich der letzte deutsche Kritiker? Und wer ist der Allerletzte? Tip: Sein hirnrissiger Pathosquatsch wird gerechterweise einmal wöchentlich auf »Spiegel online« veröffentlicht.

Gruß vom letzten deutschen Satiremagazin: Titanic

Ina Müller (Schlager u.a.)!

Auf Ihrem neuen Album »48« findet sich ein Früher-war-alles-besser-Lied namens »Teenager«, und darin singen Sie: »Ich möchte heut’ kein Teenager mehr sein und mit Youporn konkurrier’n«.
Hätten Sie mal nicht so nach Hörensagen kritisiert, sondern ein bißchen hingeschaut, dann wüßten Sie, daß Sie sich auch mit 48 dem Wettbewerb nicht entziehen können, denn bei Youporn et al. tritt man auch in der Altersklasse »MILF« an.

Kann es kaum erwarten, wie Sie sich gegen die nicht minder blondierte Vivian Schmitt schlagen: Titanic

Sieg Heil, Sven Felix Kellerhof!

Auf Welt.de schrieben Sie über den Düsenjet Me-262, den die Nazis kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges noch in die Luft gebracht hatten. Konstrukteur Messerschmitt habe ihn als »klassischen Abfangjäger« entwickelt, Hitler habe den Flieger aber lieber als »Blitzbomber« einsetzen wollen: »In diesem Moment verlor das Dritte Reich endgültig den Luftkrieg über Deutschland.« Denn Sie, Kellerhof, wissen’s halt einfach besser als der dusselige Führer: »Wie groß die Verzögerung durch Hitlers falsche Entscheidung war, läßt sich nicht genau sagen.« Später wurde die Me-262 nämlich doch noch als Jäger eingesetzt. Sie erwies sich »allen feindlichen Flugzeugen als deutlich überlegen – doch sie kam nicht mehr in ausreichender Zahl zum Einsatz«. Mit etwas mehr strategischem Geschick hätte man also das Kriegsende durchaus etwas hinauszögern und die Gaskammern noch mehr Tote produzieren lassen können. Kleiner Vorschlag, Kellerhof: Wir zetteln einfach einen neuen großeuropäischen Krieg unter Ihrer Leitung an – oder wir lassen Sie wegen Deppenjournalismus umgehend standrechtlich erschießen.

Kann sich nicht entscheiden: Titanic

Nebenbei, Firma BEEM:

Was willst Du im Rahmen Deines Angebots »Elements of Lifestyle« eigentlich mit dem folgenden Satz verheißen: »Das Omni Perfect Schnellkochtopfset aus dem Hause BEEM besticht durch die praktische Einhandbedienung – das Kochen wird zum Vergnügen«? Dieselbe Art Vergnügen wie bei den Büchern, die man mit einer Hand liest?

Durchaus interessiert: Deine Einhandsegler von der Titanic

Pfffft, »FAZ«!

In Deiner Rubrik »Kurze Meldungen« dichtest Du: »Chris Brown, amerikanischer Rapper mit der Selbstbeherrschung eines Dampfkochtopfs, muß nach Entscheidung eines Gerichts für die kommenden drei Monate zurück in eine Entzugsklinik, um sich wegen seiner Wutausbrüche behandeln zu lassen.« Cool down, FAZ! Zwar ist es grundsätzlich begrüßenswert, daß Du versuchst, den Chandlerschen Hardboiled-Style wieder aufzubrühen – andererseits ist ein Dampfkochtopf aber doch ein Dampfkochtopf. Und als solcher mit Verriegelungsanzeige, 4-Stufen Regelventil, Komfort-Abdampf-Funktion und Restdrucksicherung besser als sonst einer gerüstet für die von Dir so geschätzte »Selbstbeherrschung«.

Für die Ehre der Dampfkochtöpfe: Titanic

Naturwissenschaftlerin Frau Dr. Angela Merkel!

Eine Vernichtung syrischer Chemiewaffen auf deutschem Boden schlossen Sie kategorisch aus; vielleicht etwas vorschnell. Denn sagen Sie: Könnte man das Giftzeug nicht hierzulande in seine Grundbestandteile zerlegen und erneut in Krisenregionen verscheuern? Dann hätten schließlich alle was davon! Meinen Ihre ahnungslosen Tüftler von Titanic

Wie unklug, Daimler-Chef Zetsche!

»Ich muß keine zehn Millionen verdienen, ich kann auch mit fünf Millionen gut leben«, tönen Sie bei einer Diskussion zum Thema Gehaltsdeckelung von Managern vom Gruner & Jahr-Podium herunter. »Ich kann auch mit einer Million gut leben. Ich kann auch ab morgen nichts mehr verdienen und gut leben!« Was reden Sie da, Zetsche? Merken Sie nicht, wo das hinführt? Zur Wahrheit! Ja, natürlich, Sie könnten sogar fünf Millionen verschenken, ja, zehn Millionen, und müßten trotzdem täglich ein neues Konto aufmachen, weil das alte schon wieder voll ist – aber, Zetsche, dröhnt man deshalb in derartigen Zeiten mit seinem unverdienten Mammon so dreist herum? Es hat zwar bei der Nosbusch nicht ganz gereicht für Sie, aber dafür reichen reiche Typen wie Sie und Ihresgleichen den Nichtsoreichen schon lange. Und wenn Sie so weiterprahlen, wer weiß, vielleicht kommen da plötzlich mal Millionen und ziehen Sie an Ihrem albernen Bart!

Erste Warnung: Titanic

Oje, Karl Dall!

Wir können es nicht glauben, was da über Sie Ende November in der Bild-Zeitung stand: »Nach der Vorstellung klickten die Handschellen«, lasen wir, und darunter im Detail: »Die Staatsanwaltschaft Zürich ermittelt gegen den Kult-Komiker wegen eines Sexualdelikts.«

Und wir alle so: Unmöglich! Der Karl Dall? Das kann doch nicht wahr sein! Schon klar, Bild übertreibt und lügt und betrügt. Aber etwas bleibt schließlich immer hängen, und deshalb fragen wir Sie geradeheraus: Sie, Dall – ein »Kult-Komiker«?

Um schleunigstes Dementi bittet Titanic

Stößchen, nigerianische Religionspolizei!

Wir sind uns merkwürdigerweise näher als gedacht. Der Nachrichtenagentur AFP zufolge haben Deine Jungs gerade mutwillig 240 000 Flaschen Bier um ihren Inhalt gebracht: »Dazu wurde am Mittwoch eine Zeremonie abgehalten.« Und schau: Bei uns war das genauso! Bloß nennen wir das nicht »Vorgehen gegen unmoralisches Verhalten«, sondern Redaktionskonferenz.

Inschallallallalaaah: Titanic

Du, Sexarbeiterin Johanna Weber,

erklärtest im Spiegel-Interview, warum viele Deiner Kolleginnen sich nicht beim Finanzamt anmelden: »Ich kann verstehen, daß sich viele schwer damit tun. Wenn man Kinder hat, will man nicht, daß die auf dem Schulhof ›Hurensohn‹ genannt werden.« Nun, Weber, wenn wir die hiesigen Jugendlichen in öffentlichen Verkehrsmitteln belauschen, nennt so ziemlich jeder jeden »Hurensohn«, und um das Argument gleich zu entkräften: Nein, selbst hier in Frankfurt kann das unmöglich mit der tatsächlichen Profession der Erzeuger zusammenhängen. Was uns aber interessiert: Wer genau beim Finanzamt verrät denn immer der ganzen Schule, was die Eltern beruflich machen?

Das wüßten nämlich gerne mal die Sexaushilfen von Titanic

Ach komm, »Bild+«!

Immer und immer wieder versucht Du, uns mit den spannendsten Geschichten die Cents aus der Tasche zu locken, letztens sogar mit der fesselnden Frage: »Bild-Test – Was kann Aldis Kaffeemaschine?«

Und gerade wollten wir wie hypnotisiert in die Bezahlfalle taumeln, da fiel uns noch rechtzeitig ein: Könnte es sein, daß die kostenpflichtige Antwort »Kaffee kochen« lautet?

Keine zehn Cent für Deine Gedanken! Titanic

Horst Seehofer!

»Ich habe ein hohes Maß an Wohlbefinden, auch in der Bauchgegend«, vertrauten Sie der SZ an, bevor Sie dem CSU-Vorstand »bedingungslose Zustimmung« zum Koalitionsvertrag »empfahlen«. Und siehe da: Ihre »Empfehlung« wurde einstimmig angenommen! Wie machen Sie das nur, Seehofer? Jeder andere Vorsitzende einer Einmannpartei ist vor entscheidenden Vorstandssitzungen unsicher, muß zittern, ob er sich mit seiner Position durchsetzt! Ob Papst Franziskus im Kardinalskonvent die Homoehe für Titularerzbischöfe »vorschlägt« oder Lukaschenko »beantragt«, seine Präsidentschaft auch 50 Jahre über seinen Tod hinaus zu zementieren, immer befällt die großen Männer dieser Welt ein leicht nervöses Flackern in den Gedärmen, wenn sie über ihre Ratschlüsse abstimmen lassen. Selbst Kim Jong-un zuckt ein bißchen mit seinen Hamsterbacken, wenn er eine Massenhinrichtung wegen Besitzes südkoreanischer TV-Serien-DVDs anordnet. Nur Sie, Seehofer, sind von derlei Irritationen völlig unangekränkelt!

Sicher, Kim Jong-un hat natürlich versäumt, nach seinem letzten strahlenden Wahlsieg eine Koalition mit der Bevölkerung einzugehen, wie Sie es im September nach der bayerischen Landtagswahl verkündeten. Und trotz eifriger Bemühungen hat es der Nordkoreaner auch immer noch nicht geschafft, mit dem südlichen Nachbarstaat einen Krieg vom Zaun zu brechen. Auch da könnten Sie dem jungen Mann mal einen Tip geben: Autobahnmaut! Ein unschuldiges Pickerl, und schon setzen die Ösis die Pickelhaube auf!

Geben Sie dem Nachwuchs mal eine kleine Einführung in »Good Governance«. Im Zirbelstüberl der bayerischen Staatskanzlei!

Möcht’ dann lieber doch nicht dabeisein: Titanic

Sie, frisch gekürtes Franzen-Frettchen Daniel Kehlmann (38),

ließen die Süddeutsche Zeitung protokollieren, daß Sie Lesungen früher, als noch nicht 800 Zuhörer zu Ihnen kamen, eher zweifelhaft fanden: »Man kommt in eine Buchhandlung, da sitzen sieben Leute, und der Veranstalter fragt: ›Aber wo ist die Frau Schröder, die Frau Schröder wollte doch kommen, warten wir noch fünf Minuten!‹ Ich hab damals gedacht: Wenn Frank Sinatra in Las Vegas auftritt, sagt auch niemand: ›Die Frau Schröder wollte doch noch kommen.‹ Da fängt man halt ohne Frau Schröder an. Ich wollte es als Autor so weit bringen, daß nicht mehr auf Leute gewartet wird, die auch noch vielleicht kommen wollten.« Was Sie, Kehlmann, bei diesem Vergleich aber völlig vergessen: Beim Auftritt von Frank Sinatra hätte Frau Schröder wirklich etwas verpaßt.

Davon könnte Ihnen ein mindestens fünfminütiges Lied singen: Titanic

Ehrenwerte Astronomen!

Jetzt, wo Weihnachten vorbei ist, solltet Ihr langsam mal wieder in Eure Sternwarten zurückkehren und die liegengebliebenen Fragen beantworten: Wie bedrohlich ist eigentlich dieser Ihrkinderlein-Komet? Und kommt der wirklich alle Jahre wieder?

Stets im Wendekreis des Kalauers: Titanic

Und wo, Piraten,

bereits Eure neue stellvertretende Vorsitzende Caro Mahn-Gauseweg heißt, wird es Euch ganz sicher bald gelingen, eine richtige Partei zu werden.

Hat maritime Bewegungen immer im Auge: Titanic

Christian Füller und Friederike Haupt (»FAS«)!

Unter der Schlagzeile »Druck auf die Tränendrüse« habt Ihr einen wahren Skandal aufgedeckt: »Mehrere deutsche Hilfsorganisationen haben nach dem Taifun auf den Philippinen erste Schätzungen als Tatsachen verbreitet.« Im zugehörigen Artikel präzisiert Ihr dann: »Von mehr als 10 000 Toten war die Rede, 25 Millionen Personen seien betroffen … Eine Woche später nennen die Vereinten Nationen ganz andere Zahlen – niedrigere. Etwa 3600 Tote und 12,9 Millionen Betroffene.« Nur so wenige? Da möchten wir unsere Spende natürlich sofort zurückziehen.

Ihr wißt zudem, wie es zu solchen Übertreibungen kommt: »Weinende Waisen, zerstörte Hütten, Auffanglager, das ganze Elend. Dazu Kontonummern für Spenden. Da muß die Maschine anspringen … Ein Taifun in einem Land mit sehr vielen Kindern kurz vor Beginn der Weihnachtszeit ist, geschäftlich betrachtet, eine wichtige und vielversprechende Einnahmequelle.« Aber wieso stört Ihr Euch eigentlich derart daran, Füller und Haupt? Ein bißchen Markt hat doch noch keinem geschadet, geschäftlich betrachtet.

Warum erregt Ihr Euch nicht titelträchtig über das, was z.B. die Deutsche Bank in einer Anzeige in Eurem Blatt als Tatsache verbreitet: »Chancen auf attraktive Renditen. Aktienanleihen mit hohem Zins auf DAX-Werte«? Am Ende, weil solche Werbewahrheiten die Maschinen anspringen lassen, die das Essen auf Eure Teller schaufeln? Das reichhaltige Essen, von dem Ihr offenbar philippinischen Sturmopfern nichts abgeben wollt.

Na dann: Haut weiter rein! Titanic

Und Du, H&M,

wirbst in Deiner neuen Kampagne damit, Kindern in Bangladesch eine Schulbildung zu ermöglichen. Duale Ausbildung – großartige Idee! Kriegt jetzt jedes Kind ein Buch zur Nähmaschine? Wird auch eine AG »Textiles Gestalten« angeboten? Und wo wir gerade dabei sind, Herr Hennes und Frau Mauritz, was haben die Kleinen denn eigentlich für Unterrichtsstoffe?

Fragen sich die Jubelperser der Titanic

Lisicki, Sabine und Pocher, Oliver!

Beziehungsweise »Bum-Bum-Bine und Olli Pocher« (Bild). Oder eher »Tennis-Bine und Pöbel-Pocher« (Radio Regenbogen). Also »der Tennisstar und der Comedian« (Bunte). Womöglich sogar Neu-Steffi (sportlich) und Jung-Boris (intellektuell). Oder vielmehr Liebes-Lisicki und Penis-Pocher. Vielleicht Kissi-Lissi und Trolli-Olli. Die Wimbledon-Winnerin (fast) und der Fernseh-Fatzke (total). Die blonde Bine und der plumpe Pocher. Tennis-Tusse und Komik-Kobold? Vorhand-Rückhand-Lisicki und Kotz-Würg-Pocher? Ihr beiden jedenfalls! Ihr sollt nach einem »Twitter-Flirt« zum »Traumpaar« geworden sein, postet Bilder aus einem »Liebesurlaub« und macht, was Medien-Menschen, PR-Prostituierte und Spitznamen-Spätzchen heute so machen, wenn sie sich Aufmerksamkeit wünschen. Wir aber verfügen: Unterlaßt das fürderhin!

Andernfalls könnte demnächst mal jemand Eure Bum-Bum-Birnen kräftig gegeneinanderpochern, und dann war’s wahrscheinlich Tock-Tock-Titanic

Schon wieder, ZDF,

hattest Du so eine superinteressant klingende Tierdoku im Programm: »Robben – Die Siegertypen« – und schon wieder haben wir sie verpaßt. Wenn aber »Kühe – Die Nervenbündel«, »Faultiere – Die Macher«, »Nashörner – Die Zartbesaiteten«, »Rehe – Die Coolen«, »Lemminge – Die Individualisten« und »Batteriehühner – Die Bonvivants« kommen, dann werden wir ganz bestimmt vor dem Fernsehapparat sitzen, versprochen!

Kann es kaum erwarten, alt zu sein und nur noch Dich zu gucken: Titanic

Funky, RWE-Chef Peter Terium!

Da es Ihrem Braunkohle- und Atomstromkonzern seit der Energiewende eher mittelprächtig geht, bauen Sie gerade Tausende von Stellen ab. Selbst Ihrer kleinen Ökostromsparte unter der an sich schon schlimmen Bezeichnung »Innogy« haben Sie ein Sparprogramm verordnet, das deren Belegschaft von 1500 Mitarbeitern halbieren soll. Und weil World Leader wie Sie das heute eben so machen, lassen Sie auch dieses einfallslose Kostensenkungskonzept unter einem Namen laufen, der in Ihren Ohren fresh und vor allem englisch klingt: »Fit for future all«.

Terum, alter Holländer, das übersetzen wir Ihnen hiermit gerne aus dem Außerirdischen ins mehr oder weniger Deutsche: »Tauglich für Zukunft alle«. Doch doch, RWE gut Firma, tauglich für Zukunft alle. Wo wir aber schon mal so schön radebrechen, möchten wir auch Ihnen persönlich ein swingendes Motto mit auf den weiteren Lebensweg geben: »Unfit for put trousers on alone«.

Schlag nach bei Langenscheidt! Titanic

Und was, Annette Ramelsberger und Tanjev Schultz c/o »SZ«,

war Beate Zschäpe? »Offenbar war Zschäpe der Fixpunkt der rechten Männerwelt in Jena, die Frau, die mithielt. Ein, zwei Flaschen habe sie bei Treffen schon getrunken, auch wenn sie sich an ›Frauengetränke‹ hielt, an Sekt, an Wein.«

Ein, zwei Flaschen Wein oder Sekt statt Bier – das ist doch schon ganz ordentlich mitgehalten! Was allerdings die Fixpunkt-These zum Wackeln, wenn nicht Umfallen bringt.

Finden jedenfalls die Frauengetränkebeauftragten auf der Titanic

Martin Schulz (SPD)!

Hauptberuflich sind Sie Präsident des Europaparlaments. Im Nebenjob kämpften Sie sich jedoch für die deutsche Sozialdemokratie durch unzählige Verhandlungsrunden mit der Union und setzten uns die daraus hervorgegangene Koalitionsvereinbarung im Deutschlandradio auseinander: »Da steht drin, daß wir die Entsenderichtlinien für entsendete Arbeiter in Europa novellieren wollen. Das sind die Mißbrauchsstrukturen, die wir gerade in der Fleischindustrie kennen, wo Leute von einem Land ins andere geschickt werden, um für zwei Euro neunzig acht Stunden, zehn Stunden, zwölf Stunden am Tag arbeiten zu müssen, diese Ausbeutung zu regulieren.«

Und diese Ausbeutung, Schulz, muß in der Tat reguliert, der europäische Arbeiter einheitlich mißbraucht werden. Uns fiele da z.B. ein, daß die Kadaverzerteiler sich während der Arbeit von den anfallenden Fleischabfällen ernähren könnten – zwölf Stunden Schicht für alle sollten reichen, um satt zu werden, wofür es auch nicht mehr als einen Einheitslohn von zwei Euro neunzig bräuchte. Und beim Verschicken der Tierarbeiter von einem Land ins andere sollten immer die EU-Bestimmungen zum Zusammenpferchen von Lebendfleisch gelten!

Es dankt Ihnen jedenfalls für die Ehrlichkeit, Ihr Zustimmungsvieh aus: Titanic

Thomas Hermanns (50), »TV-Comedian«!

In Ihrem »Nachruf« auf Dieter Hildebrandt schreiben Sie in der SZ: »Dieter Hildebrandt war deshalb so groß, weil seine Kritik immer ganz leicht daherkam und man ihm deshalb seine intellektuelle Überlegenheit nie übel genommen hat. Er war gleichzeitig kritisch und lustig, das hat ihn in Deutschland so selten gemacht.« Sie dagegen, Hermanns, sind gleichzeitig nicht kritisch und nicht lustig und intellektuell überlegen schon gar nicht.

Dafür könnten Sie ruhig etwas schwerer daherkommen, findet: Titanic

Neinnein, FAZ.net!

Du hattest schon ganz recht, die Megadiva Madonna qua Schlagzeile als »bestbezahlteste Musikerin« der Welt zu bezeichnen. Und es war völlig unnötig, diese Überschrift nach geschätzten zehn Minuten Onlinezeit von den kleinkarierten Germanistengreisen aus der Redaktionsbesenkammer vom Netz nehmen und durch ein mattes »bestbezahlte« ersetzen zu lassen. Das Immerreicherwerden der Superreichen sprengt nun mal die Grenzen jeder Logik (»Ich bin sogar reicher als ich selbst«, staunte schon Dagobert Duck), und die Grammatik hat sich da anzupassen wie wir anderen alle auch.

Und bedenke, FAZ.net: Wer erwirtschaftet diesen Reichtum nicht zuletzt? Unterbezahlte und unbeaufsichtigte Kräfte in den Online-Redaktionen!

Das Sein bestimmt die Komparationsform: Titanic

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Wie bitte, Extremismusforscher Matthias Quent?

Im Interview mit der Tagesschau vertraten Sie die Meinung, Deutschland habe »viel gelernt im Umgang mit Hanau«. Anlass war der Jahrestag des rassistischen Anschlags dort. Das wüssten wir jetzt aber doch gern genauer: Vertuschung von schrecklichem Polizeiverhalten und institutionellem Rassismus konnte Deutschland doch vorher auch schon ganz gut, oder?

Hat aus Ihren Aussagen leider wenig gelernt: Titanic

 Aaaaah, Bestsellerautor Maxim Leo!

In Ihrem neuen Roman »Wir werden jung sein« beschäftigen Sie sich mit der These, dass es in nicht allzu ferner Zukunft möglich sein wird, das maximale Lebensalter von Menschen mittels neuer Medikamente auf 120, 150 oder sogar 200 Jahre zu verlängern. Grundlage sind die Erkenntnisse aus der sogenannten Longevity-Forschung, mit denen modernen Frankensteins bereits das Kunststück gelang, das Leben von Versuchsmäusen beträchtlich zu verlängern.

So verlockend der Gedanke auch ist, das Finale der Fußballweltmeisterschaft 2086 bei bester Gesundheit von der heimischen Couch aus zu verfolgen und sich danach im Schaukelstuhl gemütlich das 196. Studioalbum der Rolling Stones anzuhören – wer möchte denn bitte in einer Welt leben, in der das Gerangel zwischen Joe Biden und Donald Trump noch ein ganzes Jahrhundert so weitergeht, der Papst bis zum Jüngsten Gericht durchregiert und Wladimir Putin bei seiner Kolonisierung auf andere Planeten zurückgreifen muss? Eines will man angesichts Ihrer Prognose, dass es bis zum medizinischen Durchbruch »im besten Fall noch 10 und im schlimmsten 50 Jahre dauert«, ganz bestimmt nicht: Ihren dystopischen Horrorschinken lesen!

Brennt dann doch lieber an beiden Enden und erlischt mit Stil: Titanic

 Und übrigens, Weltgeist …

Adam Driver in der Rolle des Enzo Ferrari – das ist mal wieder großes Kino!

Grazie mille von Titanic

 Ach, Taube,

Ach, Taube,

die Du in Indien wegen chinesischer Schriftzeichen auf Deinen Flügeln acht Monate in Polizeigewahrsam verbracht hast: Deine Geschichte ging um die Welt und führte uns vor Augen, wozu die indische Fashion-Polizei fähig ist. Aufgrund Deiner doch sehr klischeehaften Modetattoos (chinesische Schriftzeichen, Flügel) fragen wir uns aber, ob Du das nicht alles inszeniert hast, damit Du nun ganz authentisch eine Träne unter dem Auge oder ein Spinnennetz auf Deinem Ellenbogen (?) tragen kannst!

Hat Dein Motiv durchschaut: Titanic

 Also wirklich, »Spiegel«!

Bei kleinen Rechtschreibfehlern drücken wir ja ein Auge zu, aber wenn Du schreibst: »Der selbst ernannte Anarchokapitalist Javier Milei übt eine seltsame Faszination auf deutsche Liberale aus. Dabei macht der Rechtspopulist keinen Hehl daraus, dass er sich mit der Demokratie nur arrangiert«, obwohl es korrekt heißen müsste: »Weil der Rechtspopulist keinen Hehl daraus macht, dass er sich mit der Demokratie nur arrangiert«, müssen wir es doch anmerken.

Fasziniert von so viel Naivität gegenüber deutschen Liberalen zeigt sich

Deine Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Teigiger Selfcaretipp

Wenn du etwas wirklich liebst, lass es gehen. Zum Beispiel dich selbst.

Sebastian Maschuw

 Man spürt das

Zum ersten Mal in meinem Leben war ich in New York. Was soll ich sagen: Da war sofort dieses Gefühl, als ich zum ersten Mal die 5th Avenue hinunterflanierte! Entweder man spürt das in New York oder man spürt es eben nicht. Bei mir war sie gleich da, die Gewissheit, dass diese Stadt einfach null Charme hat. Da kann ich genauso gut zu Hause in Frankfurt-Höchst bleiben.

Leo Riegel

 Parabel

Gib einem Mann einen Fisch, und du gibst ihm zu essen für einen Tag. Zeig ihm außerdem, wie man die Gräten entfernt, und er wird auch den folgenden Morgen erleben.

Wieland Schwanebeck

 Die Touri-Falle

Beim Schlendern durchs Kölner Zentrum entdeckte ich neulich an einem Drehständer den offenbar letzten Schrei in rheinischen Souvenirläden: schwarzweiße Frühstücks-Platzmatten mit laminierten Fotos der nach zahllosen Luftangriffen in Schutt und Asche liegenden Domstadt. Auch mein Hirn wurde augenblicklich mit Fragen bombardiert. Wer ist bitte schön so morbid, dass er sich vom Anblick in den Fluss kollabierter Brücken, qualmender Kirchenruinen und pulverisierter Wohnviertel einen morgendlichen Frischekick erhofft? Wer will 365 Mal im Jahr bei Caffè Latte und Croissants an die Schrecken des Zweiten Weltkriegs erinnert werden und nimmt die abwischbaren Zeitzeugen dafür sogar noch mit in den Urlaub? Um die Bahn nicht zu verpassen, sah ich mich genötigt, die Grübelei zu verschieben, und ließ mir kurzerhand alle zehn Motive zum Vorteilspreis von nur 300 Euro einpacken. Seitdem starre ich jeden Tag wie gebannt auf das dem Erdboden gleichgemachte Köln, während ich mein Müsli in mich hineinschaufle und dabei das unheimliche Gefühl nicht loswerde, ich würde krachend auf Trümmern herumkauen. Das Rätsel um die Zielgruppe bleibt indes weiter ungelöst. Auf die Frage »Welcher dämliche Idiot kauft sich so eine Scheiße?« habe ich nämlich immer noch keine Antwort gefunden.

Patric Hemgesberg

 Überraschung

Avocados sind auch nur Ü-Eier für Erwachsene.

Loreen Bauer

Vermischtes

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Das schreiben die anderen

  • 27.03.:

    Bernd Eilert denkt in der FAZ über Satire gestern und heute nach.

Titanic unterwegs
31.03.2024 Göttingen, Rathaus Greser & Lenz: »Evolution? Karikaturen …«
04.04.2024 Bremen, Buchladen Ostertor Miriam Wurster
06.04.2024 Lübeck, Kammerspiele Max Goldt
08.04.2024 Oldenburg, Theater Laboratorium Bernd Eilert mit Klaus Modick