Vom Fachmann für Kenner | Oktober 2010


Besser als jeder Wunderbaum!

Einfach gekochten Blumenkohl zwei Tage offen in der Küche stehen lassen.

Tassilo Bachmann

You know my name

Nur wer schon einmal an der Supermarktkasse den Gruß einer verflossenen, sehr kurzen Liebschaft mit einer zärtlichen Umarmung und einem sinnlichen »Na? Alles klar?« beantwortet hat, weiß den Wert eines guten Personengedächtnisses zu schätzen. Mit einem solchen hätte er nämlich rechtzeitig erkannt, daß es doch nur die Nachbarin vom dritten Stock war.

Andreas Hesse

Geht auch ohne

Großes Erstaunen ernte ich regelmäßig, wenn ich auf die Frage, welches Sternzeichen ich habe, antworte, ich hätte gar keines, sondern sei schon vor Jahren auf die Gemeinde gegangen und dort gegen Gebühr ausgetreten. Auch wenn dann nicht selten an meinem Verstand gezweifelt wird – es ist mir egal, solange die Leute nur überhaupt an etwas zweifeln.

Tibor Rácskai

Verfahrensfrage

Darf ein Richter, wenn er nachts aufwacht und ein maskiertes Gegenüber sich mit den Worten »Einbruch, Euer Ehren!« vorstellt, im Interesse der Schlafverfolgung eine Vertagung anbieten?

Ralf Höller

Kurz berichtet

Seitdem ich Twitter nutze, kann ich nur noch in 140-Zeichen-Blöcken denken. Das strukturiert das Gehirn, doch versemmel ich oftmals die Poin

@tinamanske

Erstaufklärung

Als ich vier Jahre alt war, wurde ich von meiner etwas älteren Freundin Alexia in die Geheimnisse der Erwachsenenwelt eingeweiht. »Weißt du, was Sex ist?« fragte sie mich, während wir unsere Barbiepuppen an- und auszogen. Ich wußte es natürlich nicht. »Das ist, wenn eine Frau einem Mann Geld gibt«, flüsterte sie. Sie kam mir damals unglaublich reif und erfahren vor. Herauszufinden, daß etwas an ihrer Definition nicht stimmte, hat mich später den Großteil meines Taschengeldes gekostet.

Katharina Greve

Sebastian Frankenberger zugeeignet

Niemals würde ich mir im Hotel ein Raucherzimmer reservieren. Das stinkt widerlich und ist einem würdigen Aufenthalt abträglich. Der Nachteil besteht natürlich darin, daß es in Nichtraucherzimmern keine Aschenbecher gibt. Aber dafür stehen ja mindestens zwei Zahnputzbecher bereit.

Anna-Maria Hannoschöck-Merkle

Der Feierabend (I)

Sie haben lange keinen Urlaub gehabt? Reisen Sie in Ihrer Phantasie! Befüllen Sie Mittwoch morgen Ihre Waschmaschine mit farbigen Sommersachen. Nehmen Sie, sobald Sie aus dem Büro kommen, die fertige Wäsche aus der Maschine und bügeln Sie sie. Ja, ganz richtig: so naß wie sie ist, dann haben Sie nämlich viel länger was davon und können den ganzen Abend und die Hälfte der Nacht in Ihrer Gedankenwelt verbringen. Wohin fliegen Sie? Nach Patagonien? Stellen Sie sich vor, wie die Guanakos Ihre Tank-Tops bewundern! Am nächsten Morgen stopfen Sie die Weißwäsche in die Maschine und verfahren mit dieser am Abend genauso. Beginnen Sie Freitag abend mit dem Kofferpacken. Bedenken Sie, daß es eine Gepäckbeschränkung gibt (20 Kilogramm), und nehmen Sie ein sturmsicheres Feuerzeug mit. Gehen Sie früh zu Bett und stellen Sie den Wecker auf 4 Uhr 30. Verschlafen Sie!

Vera Henkel

Modern Times

Wie man sich aufregen kann! Mein Gott, ich hab zwei, drei Sätze in dem Artikel mit einem Edding unterstrichen, da echauffiert er sich, ob ich denn total bescheuert sei, und daß ich so mit meinen eigenen Sachen umgehen könne, nicht aber mit seinen. Ich hab ihm dann das I-Pad wiedergegeben und nie wieder mit ihm geredet.

Björn Högsdal

Multimorbidität light

Im Pflegeheim, in dem der Vater meiner Freundin untergebracht ist, grassierte jüngst das berüchtigte Norovirus. Es verursacht Brechdurchfall von ein- bis zweitägiger Dauer. Wie uns erzählt wurde, hatte es eine der Krankenpflegerinnen besonders schlimm erwischt: Sie wurde neben dem Virus auch noch von einem schlimmen Hexenschuß geplagt, so daß sie nach eigener Aussage »nicht mal richtig kotzen« konnte.

Frank Zupke

Keine Entspannung

Blöd ist, wenn mitten in einer autoerotischen Handlung das Kopfkino von »Emmanuelle« auf »Like Ice in the Sunshine« umschaltet. (Wer sich noch erinnert: Langnese-Werbung, achtziger Jahre.)

Ulf Wentzien

Resolut

Daß man als Lehrer schlagfertig sein muß, will man es mit frechen Schülern aufnehmen, ist bekannt. Mitunter wird der Diskurs bis auf die Schultoilette getragen. So war an unserer Schule, in wackeliger Schrift, über den Pissoirs auf Augenhöhe die etwas einfallslose Beleidigung an die Wand gekritzelt:
»Scheiß Müller!«
Dicht darunter hatte die pikierte Lehrkraft geschrieben:
»Scheiß Schüler!«

Lukas Münich

Hauptsache gesund…

Ausklingendes Kundengespräch am Metzgerwagen eines Berliner Wochenmarktes.
Verkäuferin: »Also dann tschüß, Herr Doktor, bleim se jesund.«
Der Angesprochene, ein älterer Herr, im Brustton der Berufserfahrung: »Ah, ditt schafft uff Dauer keena!«
Er muß wohl Doktor der Medizin gewesen sein.

Sebastian Zidek

Zum Lesen bitte Arme heben!

Zusammen mit einer Freundin wollte ich eine Maschine ausprobieren, die Bilder auf Textilien bügelt. Als Testobjekte brachte sie diverse Motive mit, darunter einen Schriftzug mit dem aktuellen Motto des Kasseler Staatstheaters: »MACHT/RAUSCH«. Ich fand das passend und bügelte es in Brusthöhe auf ein T-Shirt. Allerdings war der Schriftzug dann etwas zu breit und lediglich »ACHT/RAUS« zu lesen – der Rest verschwand unter meinen Achseln. Naja, immerhin zum Billardspielen kann ich es tragen.

Saskia Wagner

Verständigungsschwierigkeiten

Völkerverständigung, meint die Großmutter, sei heutzutage vielleicht ein beliebtes Thema, sie aber gebe zu bedenken, was kurz nach dem Krieg mit Josef, dem jüngsten Sohn ihrer Großtante Mariechen passiert sei. Den nämlich, erzählt sie, hätten die Polen erschlagen, einfach so. Der Josef sei zwar ein Krüppel gewesen und deshalb nicht zur Wehrmacht eingezogen worden, aber deshalb hätte man ihn nicht gleich totschlagen müssen. Vielleicht, überlegt sie, hätten diese Polen sich daran erinnert, wie der Josef mit ihnen umgesprungen sei, als sie auf dem Hof von Tante Mariechen zur Arbeit herangezogen worden waren. Der Josef habe diese Leute natürlich hart rannehmen müssen, damit sie überhaupt arbeiteten, und im Krieg seien ja sowieso viele tot geblieben. Diese Polen aber, meint die Großmutter, hätten einfach nicht vergessen und verzeihen können. Von Völkerverständigung hätten die jedenfalls nichts verstanden.

Ludger Fischer

Taxonomie der geistigen Zerrüttung

Ist es nun ein Zeichen zwanghafter Pedanterie oder fortgeschrittener Verwahrlosung, wenn ich aus den Staubflusen unter meinem Bett sorgfältig Haare weiblichen Ursprungs heraussuche und nach Farbe und Länge sortiere? Das Resultat wird in einem Oktavheft verzeichnet, dann immerhin werfe ich die Fundstücke aus dem Fenster. Denn: Ein krankhafter Sammler bin ich nun wirklich nicht.

Theobald Fuchs

Ist geritzt!

Seit meine Nachbarn wissen, daß ich das Borderline-Syndrom habe, werde ich von ihnen geschnitten.

Laura Eißenberger

Yin + Yang = Selbstbetrug

Daß ich mich in letzter Zeit einem bedenklich zenbuddhistischen Geisteszustand nähere, merkte ich gestern, als ich ein hastig zubereitetes Nachtmahl zur Hälfte komplett ungewürzt, zur anderen Hälfte völlig versalzen in mich hineinschlang und mir hinterher einzureden versuchte, es sei dann ja insgesamt okay gewesen.

Mark-Stefan Tietze

Schwangerschaftsgedanken

Wir haben keine Kinder und erwarten auch keine. Doch weiß ich von den Schwangerschaften in meinem Bekanntenkreis, daß bereits bei der ersten sichtbaren Bauchwölbung unweigerlich folgende Worte erklingen, selbst aus wildfremden Mündern: »Ihr werdet es zwar nicht verraten, aber: Habt ihr schon einen Namen?« Dafür habe ich eine Antwort parat, die zwar nicht geschrieen, aber doch deutlich über Zimmerlautstärke vorgetragen werden sollte: »Hitlerstalinpolpot. Und wenn’s ein Junge wird: Erika.« Solche Gedanken sind es übrigens, die mich vermuten lassen, daß die ersten Wortes meines Kindes – sollte ich doch mal eines in die Welt setzen – »och Papa…« lauten werden.

Tim Wolff

Go with the flow

Hinlänglich bekannt ist, daß die Menstruationszyklen einander nahestehender Frauen zur Synchronisation neigen. Durch optimal terminierten Wechsel der Sexualpartnerinnen gelingt es mir seit nunmehr drei Monaten, lästige Blutungen komplett zu vermeiden. Praktisch ist: Dank meiner andauernden Stimmungsschwankungen fällt es keiner Frau schwer, mich gehen zu lassen. Wenn nur diese elende Gewichtszunahme nicht wäre!

Olivia Ehlers

Mitleid

Nachdem wir die offenbar flugunfähige Biene von meiner Terrasse gerettet und trotz Zuckerwasser, Wärmezufuhr und gutem Zureden keine Besserung ihres Gesundheitszustandes erreichen konnten, erlag sie auf meiner Fensterbank nur wenig später ihrem Leiden. Darauf meine Freundin, mit herzzerreißender Miene: »Die armen Bienen. Erst werden sie immer von Wespen angegriffen, dann haben sie diese Infektionskrankheiten, und dann wird ihnen noch ständig der Honig weggenommen.«

Christian Martin

Nicht nur Liebe kann weh tun

Relativ schmerzhaft ist es auch, nachts hackestramm nach Hause zu kommen und den Augen-Make-Up- mit dem Nagellackentferner zu verwechseln.

Anna-Christin Kramer

Umweltbewusst

Nach einer Statistik im Uni-Magazin stößt ein Porsche Cayenne alle 4,2 Kilometer ein Kilogramm CO2 aus. Ebenso erzeugt eine Katze alle vier Stunden ein Kilogramm CO2. Um möglichst klimafreundlich von Freiburg nach Berlin zu fahren, werde ich künftig jedes Mal versuchen, unterwegs ein paar Katzen zu erwischen.

Philipp Balcke

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Grunz, Pigcasso,

malendes Schwein aus Südafrika! Du warst die erfolgreichste nicht-menschliche Künstlerin der Welt, nun bist Du verendet. Aber tröste Dich: Aus Dir wird neue Kunst entstehen. Oder was glaubst Du, was mit Deinen Borsten geschieht?

Grüße auch an Francis Bacon: Titanic

 Waidmannsheil, »Spiegel«!

»Europas verzweifelte Jagd nach Munition«, titeltest Du, und doch könnte es deutlich schlimmer sein. Jagd auf Munition – das wäre, so ganz ohne diese Munition, deutlich schwieriger!

Nimmt Dich gerne aufs Korn: Titanic

 Kurz hattet Ihr uns, liebe Lobos,

Kurz hattet Ihr uns, liebe Lobos,

als Ihr eine Folge Eures Pärchenpodcasts »Feel the News« mit »Das Geld reicht nicht!« betiteltet. Da fragten wir uns, was Ihr wohl noch haben wollt: mehr Talkshowauftritte? Eine Homestory in der InTouch? Doch dann hörten wir die ersten zwei Minuten und erfuhren, dass es ausnahmsweise nicht um Euch ging. Ganz im Sinne Eures Formats wolltet Ihr erfühlen, wie es ist, Geldsorgen zu haben, und über diese Gefühle dann diskutieren. Im Disclaimer hieß es dann noch, dass Ihr ganz bewusst über ein Thema sprechen wolltet, das Euch nicht selbst betrifft, um dem eine Bühne zu bieten.

Ihr als Besserverdienerpärchen mit Loft in Prenzlauer Berg könnt ja auch viel neutraler und besser beurteilen, ob diese Armutsängste der jammernden Low Performer wirklich angebracht sind. Leider haben wir dann nicht mehr mitbekommen, ob unser Gefühl, Geldnöte zu haben, berechtigt ist, da wir gleichzeitig Regungen der Wohlstandsverwahrlosung und Realitätsflucht wahrnahmen, die wir nur durch das Abschalten Eures Podcasts loswerden konnten.

Beweint deshalb munter weiter den eigenen Kontostand: Titanic

 Anpfiff, Max Eberl!

Sie sind seit Anfang März neuer Sportvorstand des FC Bayern München und treten als solcher in die Fußstapfen heikler Personen wie Matthias Sammer. Bei der Pressekonferenz zu Ihrer Vorstellung bekundeten Sie, dass Sie sich vor allem auf die Vertragsgespräche mit den Spielern freuten, aber auch einfach darauf, »die Jungs kennenzulernen«, »Denn genau das ist Fußball. Fußball ist Kommunikation miteinander, ist ein Stück weit, das hört sich jetzt vielleicht pathetisch an, aber es ist Liebe miteinander! Wir müssen alle was gemeinsam aufbauen, wo wir alle in diesem gleichen Boot sitzen.«

Und dieser schräge Liebesschwur, Herr Eberl, hat uns sogleich ungemein beruhigt und für Sie eingenommen, denn wer derart selbstverständlich heucheln, lügen und die Metaphern verdrehen kann, dass sich die Torpfosten biegen, ist im Vorstand der Bayern genau richtig.

Von Anfang an verliebt für immer: Titanic

 Aaaaah, Bestsellerautor Maxim Leo!

In Ihrem neuen Roman »Wir werden jung sein« beschäftigen Sie sich mit der These, dass es in nicht allzu ferner Zukunft möglich sein wird, das maximale Lebensalter von Menschen mittels neuer Medikamente auf 120, 150 oder sogar 200 Jahre zu verlängern. Grundlage sind die Erkenntnisse aus der sogenannten Longevity-Forschung, mit denen modernen Frankensteins bereits das Kunststück gelang, das Leben von Versuchsmäusen beträchtlich zu verlängern.

So verlockend der Gedanke auch ist, das Finale der Fußballweltmeisterschaft 2086 bei bester Gesundheit von der heimischen Couch aus zu verfolgen und sich danach im Schaukelstuhl gemütlich das 196. Studioalbum der Rolling Stones anzuhören – wer möchte denn bitte in einer Welt leben, in der das Gerangel zwischen Joe Biden und Donald Trump noch ein ganzes Jahrhundert so weitergeht, der Papst bis zum Jüngsten Gericht durchregiert und Wladimir Putin bei seiner Kolonisierung auf andere Planeten zurückgreifen muss? Eines will man angesichts Ihrer Prognose, dass es bis zum medizinischen Durchbruch »im besten Fall noch 10 und im schlimmsten 50 Jahre dauert«, ganz bestimmt nicht: Ihren dystopischen Horrorschinken lesen!

Brennt dann doch lieber an beiden Enden und erlischt mit Stil: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Man spürt das

Zum ersten Mal in meinem Leben war ich in New York. Was soll ich sagen: Da war sofort dieses Gefühl, als ich zum ersten Mal die 5th Avenue hinunterflanierte! Entweder man spürt das in New York oder man spürt es eben nicht. Bei mir war sie gleich da, die Gewissheit, dass diese Stadt einfach null Charme hat. Da kann ich genauso gut zu Hause in Frankfurt-Höchst bleiben.

Leo Riegel

 Nichts aufm Kerbholz

Dass »jemanden Lügen strafen« eine doch sehr antiquierte Redewendung ist, wurde mir spätestens bewusst, als mir die Suchmaschine mitteilte, dass »lügen grundsätzlich nicht strafbar« sei.

Ronnie Zumbühl

 Neulich

erwartete ich in der Zeit unter dem Titel »Glückwunsch, Braunlage!« eigentlich eine Ode auf den beschaulichen Luftkurort im Oberharz. Die kam aber nicht. Kein Wunder, wenn die Überschrift des Artikels eigentlich »Glückwunsch, Braunalge!« lautet!

Axel Schwacke

 Pendlerpauschale

Meine Fahrt zur Arbeit führt mich täglich an der Frankfurt School of Finance & Management vorbei. Dass ich letztens einen Studenten beim Aussteigen an der dortigen Bushaltestelle mit Blick auf sein I-Phone laut habe fluchen hören: »Scheiße, nur noch 9 Prozent!« hat mich nachdenklich gemacht. Vielleicht wäre meine eigene Zinsstrategie selbst bei angehenden Investmentbankern besser aufgehoben.

Daniel Sibbe

 Parabel

Gib einem Mann einen Fisch, und du gibst ihm zu essen für einen Tag. Zeig ihm außerdem, wie man die Gräten entfernt, und er wird auch den folgenden Morgen erleben.

Wieland Schwanebeck

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
20.04.2024 Eberswalde, Märchenvilla Max Goldt
20.04.2024 Itzehoe, Lauschbar Ella Carina Werner
24.04.2024 Trier, Tuchfabrik Max Goldt
25.04.2024 Köln, Comedia Max Goldt