Newsticker

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Leute ... von Paula Irmschler

Frauen

Leute,

den geneigten TITANIC-Leser wird es sicher interessieren. Heute möchte ich ihm den weiblichen Zyklus erklären.

Es gibt vier Phasen: Prämenstruation, Menstruation, Postmenstruation und dann entweder Normalität oder O Gott, bin ich etwa schwanger. Jeweils dauern die Phasen etwa eine Woche, letztere bei der Antwort "Ja" vielleicht ein Leben lang. Erst wird viel geweint, Wein getrunken und Eis gegessen, Bridget Jones und Gilmore Girls geguckt. Dabei hat man eine sogenannte Lebenskrise, macht Schluss mit der Beziehung, zieht aus der Wohnung aus, kündigt seinen Job, wandert aus, schneidet sich die Haare. Dann geht man aufs Klo: Erleichterung, puh, es ist nur die Menstruation, dann: Boah, scheiße, es ist die Menstruation. Was da unten aus der Scheide kommt, ist im Übrigen gar kein Blut (ein weit verbreiteter Irrglaube), sondern Verzweiflung. Man liegt darnieder oder orientiert sich an den Tips aus dem Internet, die da lauten: Reiß dich zusammen, du Fotze. Ach, einfach schön eine Tasse Tee, ein gutes Buch, ein wenig Sport, Bauchi massieren, mit den Engeln reden. Man sagt nach einer halben Stunde dann den verfickten hässlichen Kack-Engeln, dass sie sich mal ficken mögen, ballert sich mit Ibu Meth voll und geht zu Twitter, wo man sich mit Niels Ruf anlegt. Was geschieht? Tja, aufgequollen, zu fett und "unfuckable", wird man plötzlich hysterische Feministin, die sich um Albernheiten wie Gleichberechtigung schert. Es passiert den Besten: Mal wieder hat man aus Versehen einen Genozid an Männern mit einem Hashtag ausgelöst. Im Anschluss daran muss man die Scherben zusammenkehren, sich wegen Volksverhetzung vor der Polizei verteidigen und dann hat man ganz kurz die Chance, ein normaler Mensch zu sein. In dieser Zeit kann man normale Dinge tun, zum Beispiel Niels Rufs Freundin werden oder Stift ins Auge. Nach einer Woche geht allerdings der ganze Wahnsinn wieder von vorn los und endet mit der Angst davor, von IHM schwanger zu sein. Auf dem Klo hinterlässt man eine riesige Wurst, verlässlicher Vorbote für die Menstruation, puuuh, ich grüße dich! Und: Ach süß, der Haufen sieht ein bisschen aus wie Niels.

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Nur kein Gedäh! – von Martin Knepper

Einszweidrei, im Brauseschritt

Als ich ein kleiner Junge mit einem winzigen ökologischen Fußabdruck war, erzählten ältere Verwandte – in Zeiten vor Erfindung des Internets eine wichtige Informationsquelle – ein ums andere Mal die Geschichte von der Cola, welche ein über Nacht hineingelegtes Stück Fleisch gänzlich zerfressen konnte. Eine ökotrophologische Fabel, ersonnen von Menschen, die noch eine gute Generation zuvor ganz andere Mengen Fleisches zum Verschwinden gebracht hatten und darin erst u.a. von den Erfindern der Cola gestoppt werden konnten. Der anschließende Marshallplan wurde dann zu unserer kindlichen Freude in Marsriegeln und koffeinhaltiger Limonade ausbezahlt. Dies aber grämte insgeheim unsere Alten, und so ersannen sie im Wirtshause über damals noch abtrittsdeckelgroßen Schnitzeln den Colamythos. Und obwohl die berühmte Wissenschaft heute imstande ist, das letzte Abendmahl eines Neandertalers aus seinem Zahnschmelz zu lesen: Die Unklarheiten und Legenden über die Nahrung, sie bleiben. Vegan oder Low Carb, beim Aldi oder beim Türken, schmackhaft oder gesund, zahllos sind die Konzepte. Doch letztlich geht es immer um den Zugriff auf die Körper der kleinen und großen Jungen und Mädchen und allen, die dazwischen liegen. Tendenziell freundliche, ungeschlachte Eiweißgebilde sind wir, dazu verdammt, uns täglich aufs Neue Brennstoff auf den Kessel zu legen, und das ruft die Alten im Wirtshaus und die Fernsehköche auf den Plan. Und jene Alten sterben an ihrer Galle, die Köche am Koks; wir aber sind verdammt, um 4 Uhr morgens diese Zeilen zu schreiben, denn Teufel noch eins, die Brause steckt tatsächlich voller Koffein.

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Meditation und Markt mit Dax Werner

Männlich, Gamer, Feminismusexperte

Als alter Hase im Startup-Geschäft und Duz-Freund von Carsten Maschmeyer weiß ich es nur zu gut aus eigener Erfahrung: Viele spannende Innovationen und Trends aus den USA schwappen leider erst mit einigem delay herüber nach Old Europe. Ein sehr vielversprechender Trend, der es ausgerechnet in diesem August nach Germany geschafft hat, sind kostenlose Webinars und Hot Takes von weißen männlichen Youtubern zu aktuellen Fragestellungen des Feminismus. Gamer und Streamer verschenken mega die schlauen und mutigen Einschätzungen zu Fragen der Geschlechtergerechtigkeit, sagen, wie es wirklich ist, superschöne Win-Win-Situ, einfach danke!

Ich wüsste auch nicht, warum sich coole Typen wie der dreißigjährige Youtuber Montana Black aus Buxtehude (1,5 Mio. Abonnenten), der die meiste Zeit des Tages mit 12jährigen im Internet auf Fantasie-Inseln ums Überleben kämpft, nicht adäquat zum Thema Mann und Frau äußern können sollten: 0,5er Energydrink weggeext und schon wird auf Twitters losgeschossen gegen die nächstbeste "verbitterte Emanze, die öffentlich gegen Männer hetzt" (10. August 2018). Weil: "Wer Hass gegen Männer im Internet verbreitet,muss sich nicht wundern,wenn Hass von Männern zurückkommt." Mit so einem intelligenten Typen, der die Sprache der Zielgruppe spricht, arbeitet man doch gern mal ’ne lässige Youtube-Kampagne für Männerdeos, nicht wahr, Axe?

Aber "Monte", so der Spitzname bei den Fäns, ist nicht der einzige mutige Männerrechtler unter den weißen, männlichen Youtubern und Streamern, da gibt es zum Beispiel noch Deutschlands 21.-größten Youtube-Kanal iBlali mit ca. 2,7 Mio. Follis. Der Chef des Kanals, Vik, ist zum Beispiel auch Riesenfan des Wordings "Feminazi" (z.B. hier) und war mit seiner megaluziden Analyse zum Zustand des Feminismus schon vor Jahren seiner Zeit voraus als er "dumme User kritisiert [hat], die ihren dummen Männerhass mit ‚Feminismus‘ rechtfertigten. […] Heute, 2018, ist plötzlich gefühlt jeder der selben Meinung wie ich" (9. August 2018).

Ich sags mal so: Wo stünden wir gesellschaftlich, intellektuell und auch vom Diskurs her, wenn Klartexttypen wie der 25-Jährige Amberger Youtuber "Einfach Manuel" nicht regelmäßig erklären würden, was Feminismus ist und was nicht? "Es gibt 2 Arten von Feministen. Die, die Gleichberechtigung fordern, aber das ist irrelevant da in Deutschland längst Gleichberechtigung herrscht. Und es gibt die, die einfach nur ihren Männerhass ausleben und das ist vergleichbar mit Rassismus." (8. August 2018). 12 Semester Gender Studies in 245 Zeichen runterkondensiert, rattenscharfes Thinkpiece, Champ! Es ist alles so unglaublich geil im Internet, dass es mich manchmal komplett fertig macht.

Alles Liebe und bis in zwei Wochen: Ihr Dax Werner

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Der TITANIC-Ombudsmann (3)

Liebe Leserinnen und Leser, die Dürre macht uns allen zu schaffen. Hier oben, im Ombuds-Büro unterm Dach der Redaktion, kann ich die Entwicklung der Trockenkatastrophe unten an Land sehr gut beobachten. Der Boden im Hof ist seit vielen Wochen nicht gegossen worden, der Asphalt wirkt leblos und tot. Das Beet der Friesers ist nicht gemacht, teilweise sind Kippen darin ausgedrückt. Die Menschen kapitulieren sichtlich vor der Klima-Hölle.

Unsere Berichterstattung übers Wetter ist auch Anlass vieler Zuschriften:

► TITANIC-Leser Jörg K. sieht unseren grundsätzlichen Verzicht auf einen eigenen Wetterbericht kritisch: "Verlassen Sie sich nicht auf Wetter-Apps! Diese werden oft von Chinesen oder feministischen Wetter-Hexen ferngesteuert, um die Bevölkerung zu verwirren. Die Wahrheit über das Wetter gibt es nur auf kleinen Twitter-Accounts, wo der Moderator noch jeden Morgen selbst aufs Barometer guckt, auf die Gefühle in seinem kleinen Zeh hört."

Meine Antwort: Die Kritik ist berechtigt. TITANIC verfügt über keinen eigenen Wetterbericht. Wir verlassen uns hier auf Langzeitprognosen, die davon ausgehen, dass der Planet in 50 Jahren ohnehin komplett unbewohnbar ist. Vor diesem Hintergrund halten wir Detail-Vorhersagen für zeitraubende Kleinkrämerei. Wir garantieren aber: Sollte sich der Langzeittrend umkehren, sind wir die ersten, die davon berichten!


► TITANIC-Leserin Gundula G. sagt: "Die Bundesregierung hat die Hitze genutzt, um zahllose schmutzige Geheimnisse unter den Tisch zu kehren, zum Beispiel, dass Özil Türke (!!!) ist, also von einer fremden Macht kontrolliert wurde! Von ihrem linksgrünversifften Gutmenschenblatt erwarte ich mir aber eine faire, ausgewogene Berichterstattung!"

Meine Antwort: Die Kritik ist nicht berechtigt. TITANIC hat mehrfach darauf hingewiesen, dass Özil unter der Knute eines skrupellosen, korrupten Autokraten mit menschenfeindlichen Vorstellungen steht, nämlich Reinhard Grindel. Wir werden auch in Zukunft von deutschen Waffenlieferungen an den DFB berichten und die Lage in den vom DFB besetzten Gebieten in aller Deutlichkeit schildern. Sie Nazi.


► TITANIC-Leser Tim W. schreibt mit einiger Besorgnis: "Ich lese die Nachrichten von TITANIC sehr gern, bin aber bestürzt darüber, wie viele Ihrer Inhalte gratis im Netz verfügbar sind. Gibt es denn gar keine Möglichkeit, mich von der Billigheimer-Fraktion der Kostenlos-Kultur abzugrenzen?"

Meine Antwort: Die Kritik ist berechtigt. Leider haben wir es in der Vergangenheit versäumt, über das konkurrenzlos günstige Bezahlmodell zu berichten, über das TITANIC online neuerdings verfügt. Wir haben dazu nun ein Dossier zusammengestellt, das Ihnen einen ersten Einblick in die Sachlage erlaubt. Wir werden unsere journalistischen Ansprüche auf diesem Gebiet noch ausbauen und jede neue Entwicklung auf diesem Sektor kritisch und differenziert begleiten. Bei meiner Treu!

Herzlichst,

Ihr TITANIC-Ombudsmann

Leo Fischer

Wenn er sich noch an sein Passwort erinnert, erreichen Sie Herrn Fischer unter ombudsmann@titanic-magazin.de und ansonsten unter TITANIC, Stichwort: Sofort wegwerfen, Hamburger Allee 39, 60486 Frankfurt am Main.

Sie können ihn kontaktieren, wenn Sie Ihre politische Ansicht oder sonstige Wahnvorstellungen falsch oder verzerrt dargestellt finden. Aber auch, wenn Sie Zweifel an Fakten haben, am Leben oder "auch nur mal so". Er darf offiziell bei unserer Chefredaktion fragen, ob wir alles richtig gemacht haben. Wir werden keinen Einfluss auf seine Schützenhilfe nehmen und sie veröffentlichen, wann immer es gerade gut passt.

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Leute ... von Paula Irmschler

Schnappschüsse

Leute,

Achtung, Achtung, aufgepasst, es geht wieder los, macht euch warm, es ist soweit, passt auf, schützt euch, bei diesen Temperaturen und so weiter. Sie fliegen jetzt wieder viel um euch herum, wollen zuschlagen, wollen euch kriegen und dann kommt das Geräusch und zack, ist es zu spät: Ihr wurdet fotografiert. Die Foto-Faschos sind euch auf den Spuren, unterwegs, dabei und sie wollen alles dokumentieren, den Sommer ihres Lebens und euch, die sich darin verirrt haben. Denn wie besonders gut gelingen immer diese Bilder vom Imparksitzen: da in der Mitte verschiedene Saufflaschen wegen Exzess und vertrocknetes Baguette und Cherrytomaten und Melone und der Grinder und die ganzen Menschen, die gerade auf ihr Handy starren, jemandem zuhören und dabei fies gucken, sich den Rücken kratzen, im Busch ficken und einer Person am Bildrand fällt immer garantiert beiläufig eine ihrer Titten raus und die Scheide blitzt aus den Shorts. (Mir. Bitte die Fotos aus dem Facebook-Ordner "geile Leude 2018" entfernen, Sebastian.)

Aber auch, wenn man keine Freunde hat, kann es einem passieren. Man landet dann im Hintergrund von Instagram-Stars, während man sich schön einen abpopelt und seine Doppelkinne zählt (2), und die wieder irgendwelche Sneakers auf heruntergekommenen Bänke abstellen. Und irgendjemand zoomt dann ran und macht davon einen Screenshot, also vom Popelnden und zack, ist man schon wieder ein Meme. Haha, wie lustig Leute auf Fotos gucken! Und es geht immer so weiter, komm, hier ich fotografier dich mal, ach komm, es ist nur für die Kathi (und alle Kathis der ganzen Welt). Ungefragt, uneinverstanden wird alles wegfotografiert, was geht. Und wenn es etwas gibt, das ich im Internet sehen möchte, dann sind es EURE Kinder beim Badespaß. EURE Kinder, die ich gar nicht kenne, weil ich euch gar nicht kenne, aber ihr habt es ja schön öffentlich gepostet, also sind es jetzt auch meine Kinder. Bei einem Konzert letztens hab ich einen gesehen, der hat ständig den Bildschirm fotografiert, auf dem das Bühnengeschehen gezeigt wurde.  Und hinter ihm stand einer, der hat wiederum den kleinen Bildschirm abfotografiert, auf dem der große Bildschirm zu sehen war und so ging es immer weiter. Dann hab ich alle umgeschubst und sie sind umgefallen wie beim Domino und das Video davon hab ich an "Upps! – Die Pannenshow" geschickt und eure Kinder finden’s geil.

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Nur kein Gedäh! – von Martin Knepper

Der Tag, an dem die Erde stillsteht



Gestern war Welterschöpfungstag. Das ist aber nichts Chilliges, wie meine Tante gesagt hätte, sondern sollte uns vielmehr daran gemahnen, dass die Ressourcen der Erde erschöpflich sind und unsere Nachfrage ihr Angebot Jahr für Jahr etwas früher übersteigt; dieses Jahr haben wir unser Ökotaschengeld halt schon am 1. August auf den Kopf gehauen und konsumieren die letzten 5 Monate auf Pump. Das Datum ist natürlich etwas willkürlich zur allgemeinen Bewusstmachung errechnet, denn so genau weiß keiner, wie viele Kokosnüsse der liebe Gott dieses Jahr an die Bäume gehängt hat, oder ob in einem Bottroper Keller nicht noch eine vergessene Kohlenlieferung aus dem ausgehenden Wirtschaftswunder schlummert; nein, am Welterschöpfungstag sollen wir einfach alle grundsätzlich darüber nachdenken, dass wir mit unseren Vorräten nicht so rumaasen sollten. Und dies gilt nicht nur für die physischen Ressourcen: Bereits seit dem 11. Juni ist der diesjährige Beatsvorrat in der Musik erschöpft, die Beatz waren bereits am 9. Mai durch. Bei Youtube-Clips weinender Kinder, die einen Welpen geschenkt bekommen, sind wir seit dem 29. März am Limit, bei Veganerwitzen haben wir den Dispo von 2016 noch nicht abgetragen, und just heute, am 2. August sind die Kapazitäten für zeitgeistgeißelnde Kolumnen semiprofessioneller Schreiber unwiderruflich

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"Zahlen, bitte!" – Fields-Medaillen-Gewinner Scholze im Gespräch

Der Mathematiker Peter Scholze, 30 Jahre jung, gilt als Jahrhundert-Genie auf dem Gebiet der konkreten Poesie – nein, auf dem der Mathematik natürlich, kleiner Scherz. Der begnadete Zahlentheoretiker ist Professor an der Universität Bonn und seit gestern der zweite deutsche Gewinner der begehrten Fields-Medaille, der wichtigsten Auszeichnung seines Fachgebiets. TITANIC-Science hat das Mathe-Ass nach der Preisvergabe zum ungezwungenen Plausch in einer Bonner Eisdiele getroffen.

TITANIC: Sehr geehrter Herr Scholze, Sie sind der Erfinder der sogenannten perfektoiden Räume. Was genau können wir uns darunter vorstellen?

Peter Scholze: Sie können sich darunter überhaupt nichts vorstellen. Die Menschen, die mir da auch nur ansatzweise folgen können, kann man an einer Hand abzählen – es sind sieben bis acht.

TITANIC: Moooment, eine Hand hat aber doch nur fünf Finger! Wie soll man denn da … 

Scholze: Wohl noch nie was von Polydaktylie gehört. Das hätte ich mir ja denken können bzw. hab das sogar getan – die Wahrscheinlichkeit, dass einem Journalisten die Vielfingerigkeit bekannt ist, liegt bei 0,12 Prozent.

TITANIC: Dann haben Sie diese Metapher also nur gewählt, um uns und unseren Berufsstand zu kompromittieren?

Scholze: Zahlen, bitte!

TITANIC: (überrascht) Wie, wollen Sie etwa schon gehen?

Scholze: Nein, ich bat lediglich um Zahlen.

TITANIC: Wie Sie wünschen: Elf. Vierundzwanzig. Siebenundachtzig.

Scholze: (lächelt milde) Warum nicht gleich "Null. Acht. Fünfzehn"?

TITANIC: Ist Null überhaupt eine Zahl?

Scholze: Was glauben Sie denn, eine Hieroglyphe? Aber im Ernst ... (schaut auf sein Smartphone) Laut Wikipedia ist Null eine Zahl. Der entsprechende Artikel ist übrigens von mir, also muss es stimmen. Im Netz findet man ja auch viel Bullshit. Gestern stand dort über mich: "Typ Fahrradkurier. Er könnte auch als Aktivist für Tierrechte durchgehen." Wer denkt sich so einen Schwachsinn aus?

TITANIC: Manfred Dworschak vom "Spiegel". Fühlen Sie sich da falsch porträtiert?

Scholze: Ich hab nichts gegen Tiere, meine besten Freunde sind Zahlenfüchse und Brillenschlangen. Und auch ein Fahrrad hat Rechte. Trotzdem ist mir die Beschreibung suspekt – obwohl ich natürlich damit gerechnet habe, wie mit allem.

TITANIC: Dann rechneten Sie bestimmt auch mit dem Gewinn Fields-Medaille. Wissen Sie schon, was Sie mit den 15 000 Dollar Preisgeld machen werden?

Scholze: Natürlich erstmal in Euro umtauschen – das sind nach aktuellem Kurs 12 836,63 Euro.

TITANIC: Und dann?   

Scholze: Wissen Sie, ich habe eine Schwäche für Kekse von Gottfried Wilhelm Leibniz. Nur echt mit 52 Zähnen. Eine Packung kostet bei Edeka 1,09 Euro. Ich könnte mir also insgesamt 11 775 Pa- 

TITANIC: 11 776 sogar!!!

Scholze: (lacht) Jetzt haben Sie allen Ernstes geglaubt, ich hätte mich verrechnet, was? Mitnichten. Meinen Sie, ich gebe das komplette Preisgeld für KEKSE aus?! Ein neues Geodreieck ist ebenfalls dringend vonnöten, Kostenpunkt 1,79 Euro. Apropos: Zahlen, bitte!

TITANIC: (leicht genervt) Okay. Null. Acht. Fünfzehn.

Scholze: Sind Sie schwer von Begriff? Ich muss in 10 Minuten eine Vorlesung halten und habe den Kellner veranlasst, möglichst bald abzukassieren. 

TITANIC: (kleinmütig) Entschuldigung. Die Rechnung geht selbstverständlich auf uns.

Scholze: (mitleidig) Trauen Sie sich das zu, inkl. der Mehrwertsteuer?

TITANIC: (überfordert) Wir danken Ihnen für dieses Gespräch, Herr Scholze.

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Ach, Taube,

Ach, Taube,

die Du in Indien wegen chinesischer Schriftzeichen auf Deinen Flügeln acht Monate in Polizeigewahrsam verbracht hast: Deine Geschichte ging um die Welt und führte uns vor Augen, wozu die indische Fashion-Polizei fähig ist. Aufgrund Deiner doch sehr klischeehaften Modetattoos (chinesische Schriftzeichen, Flügel) fragen wir uns aber, ob Du das nicht alles inszeniert hast, damit Du nun ganz authentisch eine Träne unter dem Auge oder ein Spinnennetz auf Deinem Ellenbogen (?) tragen kannst!

Hat Dein Motiv durchschaut: Titanic

 Vielleicht, Ministerpräsident Markus Söder,

sollten Sie noch einmal gründlich über Ihren Plan nachdenken, eine Magnetschwebebahn in Nürnberg zu bauen.

Sie und wir wissen, dass niemand dieses vermeintliche High-Tech-Wunder zwischen Messe und Krankenhaus braucht. Außer eben Ihre Spezln bei der Baufirma, die das Ding entwickelt und Ihnen schmackhaft gemacht haben, auf dass wieder einmal Millionen an Steuergeld in den privaten Taschen der CSU-Kamarilla verschwinden.

Ihr Argument für das Projekt lautet: »Was in China läuft, kann bei uns nicht verkehrt sein, was die Infrastruktur betrifft.« Aber, Söder, sind Sie sicher, dass Sie wollen, dass es in Deutschland wie in China läuft? Sie wissen schon, dass es dort mal passieren kann, dass Politiker/innen, denen Korruption vorgeworfen wird, plötzlich aus der Öffentlichkeit verschwinden?

Gibt zu bedenken: Titanic

 Wie bitte, Extremismusforscher Matthias Quent?

Im Interview mit der Tagesschau vertraten Sie die Meinung, Deutschland habe »viel gelernt im Umgang mit Hanau«. Anlass war der Jahrestag des rassistischen Anschlags dort. Das wüssten wir jetzt aber doch gern genauer: Vertuschung von schrecklichem Polizeiverhalten und institutionellem Rassismus konnte Deutschland doch vorher auch schon ganz gut, oder?

Hat aus Ihren Aussagen leider wenig gelernt: Titanic

 Persönlich, Ex-Bundespräsident Joachim Gauck,

nehmen Sie inzwischen offenbar alles. Über den russischen Präsidenten sagten Sie im Spiegel: »Putin war in den Achtzigerjahren die Stütze meiner Unterdrücker.« Meinen Sie, dass der Ex-KGBler Putin und die DDR es wirklich allein auf Sie abgesehen hatten, exklusiv? In dem Gespräch betonten Sie weiter, dass Sie »diesen Typus« Putin »lesen« könnten: »Ich kann deren Herrschaftstechnik nachts auswendig aufsagen«.

Allerdings hielten Sie sich bei dessen Antrittsbesuch im Schloss Bellevue dann »natürlich« doch an die »diplomatischen Gepflogenheiten«, hätten ihm aber »schon zu verstehen gegeben, was ich von ihm halte«. Das hat Putin wahrscheinlich sehr erschreckt. So richtig Wirkung entfaltet hat es aber nicht, wenn wir das richtig lesen können. Wie wär’s also, Gauck, wenn Sie es jetzt noch mal versuchen würden? Lassen Sie andere Rentner/innen mit dem Spiegel reden, schauen Sie persönlich in Moskau vorbei und quatschen Sie Putin total undiplomatisch unter seinen langen Tisch.

Würden als Dank auf die Gepflogenheit verzichten, Ihr Gerede zu kommentieren:

die Diplomat/innen von der Titanic

 Aaaaah, Bestsellerautor Maxim Leo!

In Ihrem neuen Roman »Wir werden jung sein« beschäftigen Sie sich mit der These, dass es in nicht allzu ferner Zukunft möglich sein wird, das maximale Lebensalter von Menschen mittels neuer Medikamente auf 120, 150 oder sogar 200 Jahre zu verlängern. Grundlage sind die Erkenntnisse aus der sogenannten Longevity-Forschung, mit denen modernen Frankensteins bereits das Kunststück gelang, das Leben von Versuchsmäusen beträchtlich zu verlängern.

So verlockend der Gedanke auch ist, das Finale der Fußballweltmeisterschaft 2086 bei bester Gesundheit von der heimischen Couch aus zu verfolgen und sich danach im Schaukelstuhl gemütlich das 196. Studioalbum der Rolling Stones anzuhören – wer möchte denn bitte in einer Welt leben, in der das Gerangel zwischen Joe Biden und Donald Trump noch ein ganzes Jahrhundert so weitergeht, der Papst bis zum Jüngsten Gericht durchregiert und Wladimir Putin bei seiner Kolonisierung auf andere Planeten zurückgreifen muss? Eines will man angesichts Ihrer Prognose, dass es bis zum medizinischen Durchbruch »im besten Fall noch 10 und im schlimmsten 50 Jahre dauert«, ganz bestimmt nicht: Ihren dystopischen Horrorschinken lesen!

Brennt dann doch lieber an beiden Enden und erlischt mit Stil: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Einmal und nie wieder

Kugelfisch wurde falsch zubereitet. Das war definitiv meine letzte Bestellung.

Fabian Lichter

 Pendlerpauschale

Meine Fahrt zur Arbeit führt mich täglich an der Frankfurt School of Finance & Management vorbei. Dass ich letztens einen Studenten beim Aussteigen an der dortigen Bushaltestelle mit Blick auf sein I-Phone laut habe fluchen hören: »Scheiße, nur noch 9 Prozent!« hat mich nachdenklich gemacht. Vielleicht wäre meine eigene Zinsstrategie selbst bei angehenden Investmentbankern besser aufgehoben.

Daniel Sibbe

 Die Touri-Falle

Beim Schlendern durchs Kölner Zentrum entdeckte ich neulich an einem Drehständer den offenbar letzten Schrei in rheinischen Souvenirläden: schwarzweiße Frühstücks-Platzmatten mit laminierten Fotos der nach zahllosen Luftangriffen in Schutt und Asche liegenden Domstadt. Auch mein Hirn wurde augenblicklich mit Fragen bombardiert. Wer ist bitte schön so morbid, dass er sich vom Anblick in den Fluss kollabierter Brücken, qualmender Kirchenruinen und pulverisierter Wohnviertel einen morgendlichen Frischekick erhofft? Wer will 365 Mal im Jahr bei Caffè Latte und Croissants an die Schrecken des Zweiten Weltkriegs erinnert werden und nimmt die abwischbaren Zeitzeugen dafür sogar noch mit in den Urlaub? Um die Bahn nicht zu verpassen, sah ich mich genötigt, die Grübelei zu verschieben, und ließ mir kurzerhand alle zehn Motive zum Vorteilspreis von nur 300 Euro einpacken. Seitdem starre ich jeden Tag wie gebannt auf das dem Erdboden gleichgemachte Köln, während ich mein Müsli in mich hineinschaufle und dabei das unheimliche Gefühl nicht loswerde, ich würde krachend auf Trümmern herumkauen. Das Rätsel um die Zielgruppe bleibt indes weiter ungelöst. Auf die Frage »Welcher dämliche Idiot kauft sich so eine Scheiße?« habe ich nämlich immer noch keine Antwort gefunden.

Patric Hemgesberg

 Man spürt das

Zum ersten Mal in meinem Leben war ich in New York. Was soll ich sagen: Da war sofort dieses Gefühl, als ich zum ersten Mal die 5th Avenue hinunterflanierte! Entweder man spürt das in New York oder man spürt es eben nicht. Bei mir war sie gleich da, die Gewissheit, dass diese Stadt einfach null Charme hat. Da kann ich genauso gut zu Hause in Frankfurt-Höchst bleiben.

Leo Riegel

 No pain, no gain

Wem platte Motivationssprüche helfen, der soll mit ihnen glücklich werden. »There ain’t no lift to the top« in meinem Fitnessstudio zu lesen, das sich im ersten Stock befindet und trotzdem nur per Fahrstuhl zu erreichen ist, ist aber wirklich zu viel.

Karl Franz

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
19.04.2024 Wuppertal, Börse Hauck & Bauer
20.04.2024 Eberswalde, Märchenvilla Max Goldt
20.04.2024 Itzehoe, Lauschbar Ella Carina Werner
24.04.2024 Trier, Tuchfabrik Max Goldt