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Gärtners kritisches Sonntagsfrühstück: Ein Hobby

Früher hießen Hobbys „Liebhabereien“, und beides ist Eselei. Ohne Liebhaberei hat man ein Spotify-Abo oder einen CD-Spieler und hört Musik, mit Hobby hat man Probleme bei der Tonabnehmerverkabelung und möchte die ganzen Scheißkabel samt Plattenspieler wegwerfen. (Früher hatte ich mal ein altes Auto, das immer kaputt war, und wenn man sich in fünfzig Jahren fragt, warum ich diese Scheißkolumne immer noch schreibe, dann lautet die Antwort: um dieses längst verkaufte Auto zu bezahlen.) Ohne den scheiß Plattenspieler hätte ich aber gestern nicht Prefab Sprouts „Protest Songs“ (1985/89) in der Hand gehabt, und mir würde heute die Zeile: „Darling, it’s a world of surprises“ fehlen, die gut zu einem ganz anderen Hörerlebnis von vorgestern passt: als sich nämlich die Kleinfamilie, die uns an der Ampel überholte, darauf verständigte, noch auf den „Spieli“ zu gehen. Gemeint: Spielplatz.

Man bekommt, wusste Pippi Langstrumpf, ja viel zu hören, ehe einem die Ohren abfallen, und meine sind noch dran, denn das war mir neu: Spieli, und sofort die Frage, warum Spieli und Kiga (für Kindergarten) Infamien sind, Kita aber in Ordnung geht. Ist nicht schwer: „Kita“ macht die Kindertagesstätte noch einmal freundlicher, Spieli und Kiga machen aus den bereits semantisch wunderschönen, darin unverbesserlichen Angelegenheiten Spielplatz und Kindergarten etwas für Kaputniks, deren Ich-Ideal ca. der ARD-Grinser Matthias Opdenhövel ist, dessen unbedingte Zeitgenossenschaft als Mitverantwortung für die „Allgegenwart“ des „nervtötenden ,flotten’ Spruchs“ Kollege David Schuh in der April-TITANIC 2015 angezeigt hat. Die pausenlose, gezwungen zwanglose Flottformulierungsbereitschaft korrespondiert dabei der formatierten Krachsprache auch der Qualitätsmedien, von wo sie stracks in den Sprachschatz der Gebildeten marschiert, denn natürlich wollen sie reden, wie der Apparat redet (oder auch nur die „Süddeutsche Zeitung“, deren „massiv“-Manie ins regelrecht Psychotische reicht), das hindert ein Medizin- sowenig wie ein Journalistikstudium; und also sollen, fordert ein Papier, das u.a. der Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte unterzeichnet hat, dass Kitas und Grundschulen nicht nur „zeitnah“ wieder öffnen, sondern auch „ohne massive Einschränkungen“, und wenn jetzt alle quengeln, den Kindern gehe ihr Recht auf Bildung verloren, dann ist es doch genau hier mit der Bildung schon vorbei, die nämlich eine ästhetische oder gar keine ist. (Bitte ausprobieren: „Die Vögelein schweigen massiv. / Warte nur, zeitnah / Ruhest du auch.“)

„ihr nutzt die Sprache so ab.“ Tucholsky, o.J.

„Bettelarm“, schrieb Klemperer, sei die Sprache des Dritten Reiches, aber auch im demokratisch totalen Heute ist alles eins: Nachm Kiga aufn Spieli, um dann zeitnah nach Hause zu gehen, andernfalls es massiven Ärger gibt, und sage keiner, das sei nun einmal Sprache in Bewegung. Sicher, sie bewegt sich, aber wohin? Auch schon wieder bemerkenswert, dass, wann immer jemand „Orwell!“ schreit, niemals dessen Neusprech gemeint ist, eine Kurzsprache, ausdrücklich zu dem Zweck geschaffen, das Denken mit der Wurzel auszureißen. Ob der Umstand, dass das heute keiner diktatorischen Verfügung bedarf, sondern, qua Presse, Glotze, Werbung, wie von selbst geht; ob der blindwütige Wille der Sprachgemeinschaft, sich dieser ganzen störenden Nuancen und Valeurs und Möglichkeiten, ja: sich dieser Schönheit als Freiheit zu entledigen, nun für die freieste Gesellschaft aller Zeiten spricht oder eher dagegen, ist eine Frage, die nicht mehr stellen zu können heißt, sie beantwortet zu haben.

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Gärtners kritisches Sonntagsfrühstück: Schlüssel zum Glück

Und schon wieder Achille Mbembe im Morgenblatt, und im Feuilleton ist schon wieder „alles nicht wahr“ (Nestroy): Die BDS-Bewegung hält Sonja Zekri für „maßlos überschätzt“, inkriminierte Textstellen Mbembes seien „oft unredlich verkürzt und verdreht“ worden, und überhaupt haben „377 namhafte Wissenschaftler aus Israel, den USA und Großbritannien ihre Solidarität mit Mbembe ausgedrückt. Am Montag wollen mehr als 700 afrikanische Intellektuelle einen offenen Brief an Kanzlerin Merkel veröffentlichen, in dem sie die ,uneingeschränkte Verurteilung der falschen und grotesken Anschuldigungen’ gegen Mbembe fordern“, und jetzt noch darauf zu bestehen, dass Mbembe manches Unschöne eben nachlesbar so gesagt hat, wäre dann geradezu, mit Mbembe selbst zu reden, negerfeindlich.

Die Debatte jedenfalls, als wäre das wichtig, „schadet Deutschland“, und zu behaupten, dass eine Bewegung überschätzt sei, die Israel schaden will, indem sie das Kauft nicht bei Juden! reaktiviert, ist da ein noch schönerer Dreh als das Wörtchen „oft“, das so schön vage ist wie die gern genommenen Wendungen, „viele Deutsche“ oder „immer mehr Menschen“ fänden das und das. Ob Jürgen Kaube von der FAZ aber wirklich grotesk unredlich zitiert hat? Hat Mbembe das, was ihm vorgeworfen wird, nun gesagt oder nicht gesagt? Brächten selbst 3770 namhafte Wissenschaftlerinnen und 70 000 afrikanische Intellektuelle, welche ihre Solidarität sogar als uneingeschränkte melden, die Einschätzung aus der Welt, Israel plane den Völkermord?

Dass zu der namhaften Wissenschaft Judith Butler und Noam Chomsky gehören, die sich für Untaten, in Palästina begangen, halt immer ein bisschen ärger interessieren als für die zehn Millionen anderen, unsemitischen, ist dem Artikel nicht zu entnehmen, dafür aber, dass im verkniffen korrekten Moral-Deutschland „neue Maßstäbe“ gälten und Museumspädagogik über „schwindende Spielräume“ klage, weil es, zitiert Zekri die Kulturwissenschaftlerin Aleida Assmann, die Mbmebe verteidigt (und passend korrektheitskritisch von einem „Klima des Verdachts“ geraunt) hat, „die Fixierung auf die Singularität des Holocaust“ diesen isoliere und „steril“ mache, zumal in der Einwanderungsgesellschaft. „Die letzten Zeitzeugen“, so Zekri weiter im Text, „sterben. Syrer, Iraker, Eritreer aber bringen andere Traumata mit. Wer ihre Empathie für den Holocaust wecken will, muss ihre Gewalterfahrungen ernst nehmen und in Beziehung zur Shoah setzen, sonst wird man sie“, die Syrer, Iraker, Eritreer, „verlieren.“ Assmann will „neue Zugänge zu unserer Geschichte“, und „Mbembe wäre der Schlüssel dazu“.

„Warten können … Nur durch die weiten Räume der Zeit gelangt man zum Mittelpunkt der Gelegenheit.“ Gracian, 1653

Diesen neuen Zugang zu unserer Geschichte, in dem die von Deutschen bewirkten jüdischen Gewalterfahrungen sich mit anderen Gewalterfahrungen messen lassen müssen, weil die Gewalterfahrungen der einen von vorgestern, die Gewalterfahrungen der anderen aber erstens Gegenwart und zweitens solche sind, mit denen Deutschland offiziell nichts zu tun hat, begleitet Israel nun glücklicherweise dadurch, dass es alles tut, um sich als Täter zu profilieren, wenn „Premier Netanjahu autokratische Züge zeigt“ (Zekri) und die Annexion von Teilen des Westjordanlandes wirklich ansteht. Dass der „Mantel der Geschichte“ nur gelegentlich vorbeiwehe, wusste Helmut Kohl, und die Gelegenheit ist günstig, mit diesem sterilen Singularitätsquatsch endlich einmal aufzuhören und die Normalisierung deutscher Schreckensgeschichte von den Rändern in die bürgerliche Mitte zu holen, wenn sich die israelische Demokratie so verhält wie die deutsche (und jede andere) auch und ekligen Mehrheitsaffekten folgt; wobei Israels Feinde immerhin echt sind und die der Deutschen solche, die, ob nun aus Syrien, Irak oder Eritrea, uns immer dann nicht überfremden, wenn man sie gegen die „Dauerpräsentation unserer Schande“ (Walser) in Stellung bringen kann.

„Der alte, neue Antisemitismus der Deutschen ist ein furchteinflößender Anblick“, heißt es eingangs von Zekris Philippika, alle Aufklärung habe nichts genützt, was, will man die Deutschen nicht für erbliche Nazis halten, wohl an verkehrter Aufklärung liegen muss. Hat’s nicht auch Augstein schon gesagt? Moralkeule, Klima des Verdachts, und siehe: „Es ist leicht zu erraten, auf welcher Seite die AfD im Fall Mbembe steht“, denn es halten halt bloß noch Nazis zu Israel, und sicher aus Gründen. Dass sich auch jüdische Intellektuelle wie Eva Illouz und Moshe Zuckerman für Mbembe verwendet und in einem offenen Brief an Innenminister Seehofer von „Hexenjagd“ gesprochen haben, muss da vielleicht nicht wunder nehmen; denn wer Anlass zur Befürchtung hat, selbst Opfer künftiger Hexenjagden zu werden, wird sich für Netanjahus Trennungsfantasien gleich zweimal nicht in Haftung nehmen lassen wollen, selbst unter der Voraussetzung nicht, dass sie auf palästinensischer Seite ihre Entsprechung haben. Weil nämlich, wie Stephan Grigat in seinem Buch „Die Einsamkeit Israels“ (Hamburg 2014) weiß (und im übrigen stur unterschlagen wird), die Gründung eines Staates Palästina „wie selbstverständlich dazu führen würde, dass dort keine Juden mehr leben dürfen, während es die ganze Welt für völlig normal hält, dass im israelischen Kernland über eine Million Araber als gleichberechtigte Staatsbürger wohnen“.

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Gärtners kritisches Sonntagsfrühstück: … geh du voran

„Man erlebt immer was Neues“, war ein Credo (unter vielen) meiner Großmutter selig, und neulich hat ein Freund von mir zum, wie er schreibt, allerersten Mal im Leben das Telefonat mit einem Freund abgebrochen, weil er, der Freund vom Freund, in puncto Corona nur verschwörungstheoretischen Quark von sich gegeben habe, Intrige der Hochfinanz, diese Liga. Hätte mein Freund besser mich angerufen; dann hätten wir über eine frische Folge der „Anstalt“ sprechen können, jener ZDF-Sendung, der man sicher einen Gefallen tut, wenn man sie nicht ins komische Fach legt, sondern das mit der Aufschrift „Aufklärung“. „Max Uthoff und Claus von Wagner klären über die Themen auf, die die Nation bewegen“, heißt es im Sendertext, und so ist es dann auch.

Ich seh’s nur gelegentlich, weil ich nicht auch noch in meiner Freizeit mit Politik behelligt werden mag, und über die umfassende Korrumpiertheit des Gesundheitswesens wollte ich diesmal, vom „Heute-Journal“ kommend, eigentlich nichts mehr wissen. Man weiß es ja; nur im Detail, da weiß man’s nicht, und also zwang ich mich, zunächst aus Neugierde, wie solche Sendungen ohne Publikum funktionieren. Ich glaube nämlich, dass solchen Sendungen das fehlende Publikum bekommt, weil sie unter dem ewigen Einverständnis des Publikums leiden. Ein alter Vorwurf lautet ja, dass Kabarett die ohnehin gängige Kritik fürs konforme Publikum mit Stempel versehe, und wäre man Thomas Bernhard, könnte man sagen, es sei geradezu tödlich, ins lachende Publikum zu sehen, weil einem von da eben nicht die Kritik, sondern im Gegenteil die objektive Kritiklosigkeit entgegengrinst.

Nun also die „Anstalt“ ohne Publikum, und wer immer hatte wissen wollen, was es mit der Ökonomisierung des Gesundheitssektors auf sich hat und was, wieder mal, Gerhard Schröder (SPD) dafür kann, dieser verlässlich beste Freund der privaten Versicherungs- und Pflegewirtschaft, der kam auf seine Kosten, aber weshalb ich überhaupt drauf komme: Die Sendung schoss in einem Schaubild zusammen, das Schritt für Schritt bloßlegte, wer jeweils hinter den Sauereien steckt, und ich sitze so auf dem Sofa und denke noch im Scherz: Bestimmt die Bertelsmann-Stiftung! Und was soll ich sagen: Natürlich war’s die Bertelsmann-Stiftung, und im nächsten Schritt war’s wieder: die Bertelsmann-Stiftung, und dann immer wieder: die Bertelsmann-Stiftung. Wenn also einer im Krankenhaus liegt und kriegt nur deshalb ein Hüftgelenk, weil es Geld bringt, dann ist daran schuld: die Bertelsmann-Stiftung. Und wenn es auf dem Land bald keine Kliniken mehr gibt, dann hat sich das wer ausgedacht? Die Bertelsmann-Stiftung. Und wer profitiert davon? Private Klinikbetreiber, bestens verbunden mit Politik und, natürlich, Bertelsmann-Stiftung, diesem Inbegriff der Gemeinnützigkeit.

„Rot blüht der Mohn / Millionen Tränen nähren ihn wie Tau.“ Udo Jürgens, 1984

Es war ja die Überzeugung des Führers, dass, in welche Eiterbeule man auch steche, ein Jude drin sitze. Bemerkenswert vielleicht, dass es, ob Hartz IV oder Bologna, nun keinesfalls Juda, sondern immer Gütersloh ist, das seine blitzsauberen arischen Finger im Spiel hat. Bertelsmann kommt der Idee von Politik als Verschwörung wirklich nahe, aber eben weil das so ist, glauben die Leute das mit der Hochfinanz; so wie sie auch die Meldungen der Volksempfänger glauben, „die Freiheit“ für Osteuropa sei nicht am 8. Mai 1945, sondern erst 1989 gekommen, obwohl täglich in der Zeitung steht, dass da Faschismus und Mafia regieren und Freiheit heißt, sich beim Ernteeinsatz im Reich noch den Tod zu holen.

Gelacht habe ich übrigens dann doch, ab ca. der 45. Minute (über den Herrn von der FAZ), und viel mehr Lacher wären der Sache auch gar nicht angemessen gewesen.

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Gärtners kritisches Sonntagsfrühstück: Eine deutsche Debatte

Man kann ja nun nicht jede Woche eine Corona-Kolumne schreiben, drum freue ich mich, einmal über was anderes zu sprechen. Vielleicht über, hm, Israel? Etwa darüber, dass die Besetzung Palästinas der größte moralische Skandal unserer Zeit ist? Eine der entmenschlichendsten Torturen des Jahrhunderts, in das wir gerade eingetreten sind, und der größte Akt der Feigheit des letzten halben? Israel, das ist meine feste Überzeugung, ist bereit, mit Gemetzel, Zerstörung und schrittweiser Ausrottung der Palästinenser den ganzen Weg zu gehen, und deshalb ist es allerhöchste Zeit für die globale Isolation Israels, dessen Apartheidpolitik schlimmer ist als die einstige Südafrikas, ja ein Labor künftiger Verhältnisse. Wenn Sie mich fragen: Boykott!

Nun bin ich bloß ein mittlerer Blödmann und kein international renommierter Denker; deshalb wird es nach meinem Einsatz für die Rechte des palästinensischen Volkes auch keine Debatte geben, allenfalls ein paar verwunderte E-Mails. Ich muss auch nicht in eine große deutsche Wochenzeitung hineinversprechen, nicht gegen Israel, sondern bloß für globale Gerechtigkeit zu sein, und stehe auch nicht im Zentrum eines „deutschen Diskurses über die Beziehung zu Israel oder dem BDS“ (SZ), und die Deutsche Welle wird nicht schreiben müssen: „Im Kern geht es längst um Fragen, die in Deutschland seit Jahren immer wieder Thema sind: Darum, wie weitgehend Deutsche den Staat Israel kritisieren dürfen, ohne sich moralisch schuldig zu machen, wo Meinungsfreiheit endet und Antisemitismus beginnt – und natürlich, besonders im BDS-Zusammenhang, um oft unvereinbare politische Positionen zum Konflikt zwischen Israel und Palästina.“ Nein, wenn ich schreibe, dass Israels Apartheid- und Metzelpolitik das Schlimmste ist, was Menschen Menschen antun, trotz Jemen und Moria und Trump und den zehntausend Kindern, die Tag für Tag weltweit verhungern, dann springt mir kein deutscher Journalismus bei, der das alles, mehr oder minder direkt, für eine dieser typisch deutschen, nämlich „aufgeheizten“ (DW) Debatten hält, Debatten mithin, die’s doch gar nicht geben müsste, kämen wir nur mal von unserem Schuldkomplex herunter, der uns nämlich blind macht dafür, dass einer was sagen, aber das komplette Gegenteil meinen kann.

„Dreihundert von der südafrikanischen Polizei in Soweto erschossene Schüler kümmern niemand. Drei erschossene Schüler in Hebron machen die westdeutsche Linke vor Empörung fassungslos. Die Unterdrückung und Verfolgung der Palästinenser durch Israel wird so genau beobachtet und so leidenschaftlich angeprangert, weil sie beweisen soll: es gibt keinen Unterschied.“ Pohrt, 1982

Ich bin nicht Achille Mbembe, und wenn ich sage, ich hätte, aus Zeitmangel, nicht Ablehnung, noch keine Zeile von ihm gelesen, gilt das mit Ausnahme der inkriminierten. Ironischerweise ist der zuerst in die Kritik geratene Satz vorderhand in Ordnung: „Das Apartheidregime in Südafrika und – in einer ganz anderen Größenordnung und in einem anderen Kontext – die Vernichtung der europäischen Juden sind zwei emblematische Manifestation einer Trennungsfantasie“, denn Größenordnung und Kontext werden ja nun gerade nicht unterschlagen. Die Rede von „Gemetzel“ und „Ausrottung“, die im Zuge der eher grundlosen Empörung ans Licht geriet, ist allerdings unmissverständlich, wie die Trennungsfantasie, geht es um Israel/Palästina als „Labor“, zur jüdischen wird und das tiefe deutsche Bedürfnis bedient, in den Opfern von gestern die Täter von heute zu erkennen; und also wird jeder, der die neuen Täter anzeigt, vorsorglich und stellvertretend und auch semantisch triftig zum „Opfer“ einer „Katastrophe“: „Sollte diesem deutschen Diskurs über die Beziehung zu Israel oder dem BDS dieser afrikanische Denker der Versöhnung zum Opfer fallen, wäre das eine Katastrophe“ (SZ, natürlich).

Derweil kommt das benachbarte, etwas weniger opferselige Ausland auf die Idee, mal einen zu fragen, der Israel schon deshalb verteidigt, weil er weiß, dass er allein dort vorm Pogrom sicher wäre; und auch wenn es die „Neue Zürcher Zeitung“ natürlich allzu gern hört, dass „Israelkritik“ eine zumal linke Angewohnheit sei, ist der Skandal, dass jene das überhaupt ist. Ein Skandal, den Wolfgang Pohrt, dieser große linke Denker der Versöhnungsverweigerung, nicht müde wurde zu benennen, weil er wusste, dass deutsche Meinungsfreiheit und Antisemitismus gern mal aufs selbe hinauslaufen.

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Gärtners kritisches Sonntagsfrühstück: Das Privileg

Everyday is like Sunday, sang Morrissey mal, bevor er verrückt wurde, und was man am Sonntag gut machen kann, ist Socken sichten. Meine füllen nämlich einen doppelt schuhkartongroßen Ikea-Kunststoffkasten, dem ich stets bloß die oberste dünne Schicht entnehme, und was darunter ist, wollte ich bislang so genau nicht wissen. Jetzt weiß ich es: zwei paar Wandersocken (letzte Wanderung 2004 oder so), fünf Paar sog. Füßlinge (für den Sommer), mehrere Paar alte, noch funktionstüchtige Sportsocken, die den voriges Jahr getätigten Kauf neuer Sportsocken, zumal bei meinem Pensum, eher unnötig erscheinen lassen, außerdem diverse alte Stücke, die sich in der Waschmaschine über die Zeit auf Damen-, wenn nicht Kindergröße reduziert haben. Überdies, und das ist die gute (oder, je nachdem, schlechte) Nachricht, besitze ich aber Socken, die es „noch tun“ und bloß nach unten gerutscht waren. Weil ich nämlich, wie es aussieht, zu viele Socken besitze.

Das geht die Welt, möchte man finden, natürlich wenig an, und tut es aber doch, wenn man bedenkt, wer die Baumwolle wo unter welchen Umständen anbaut und zu Socken verarbeitet, die dann bei mir im Schrank verschwinden, und wie gut, dass mir eben eine Reklamebroschüre aus dem Morgenblatt entgegenflog, die „Push Fairtrade“ heißt und davon handelt, dass man keine schlechten Klamotten kaufen soll oder besser noch gar keine, wobei die wohlfotografierte Werbung für Bustiers von Comazo oder Tops von Thokk Thokk sicher dem ersteren dienen. Eine Anna Kessel, ihres Zeichens „Co-Gründerin vom Online-Magazin ,Die Konsumentin’“, nimmt uns an die Hand: „Konsum, dessen müssen wir uns bewusst werden, ist ein Privileg. Den Preis für die günstige Mode zahlen aber die Fabrikarbeiter*innen. Können wir als Konsument*innen im globalen Norden einen Unterschied machen? Ja“, und da spricht Anna Kessel vom Online-Magazin „Die Konsumentin“ als „leidenschaftliche Modetragende, die sich in den letzten Jahren intensiv mit fair und ökologisch verträglich produzierenden Marken beschäftigt hat“. Und aber immerhin weiß, dass „über die sehr persönliche Reflexion des Konsumverhaltens hinaus“ eine „unternehmerische Sorgfaltspflicht“ her und „auf die politische Agenda“ müsse.

„Eins und eins, das macht zwei“ Hildegard Knef, 1963

Lest mich genau, lest mich gut! bittet Nietzsche zu Beginn seiner „Morgenröte“, aber so fein muss unser Besteck hier gar nicht sein: Fabrikarbeiterinnen zahlen den Preis ja nicht nur für die günstige Mode, sie zahlen den Preis immer, und noch in der vorbildlichen indischen Fairtrade-Kooperative, vorgestellt auf Seite 4, leben die Menschen „einfach. Sie haben Häuser mit ein bis zwei Zimmern und versorgen sich zu einem Großteil mit selbst angebautem Gemüse“. Fairtrade sorge nun dafür, dass es ihnen besser geht als den meisten anderen, und wir glauben es gern; wissen aber außerdem, dass es am Gegenüber von Arm und Reich nichts ändert, es bestenfalls zu einem sozialdemokratischen Mit- oder Nebeneinander modelt. Ist es unfair zu fragen, wie viele Zimmer die Wohnung von Anna Kessel hat, die möchte, dass die Unternehmer*innen ihrer Sorgfaltspflicht genügen, und die zwar den „Dreisatz der Nachhaltigkeit: Reduce, Reuse, Recycle“ aufsagen kann, aber keine lesbaren Schwierigkeiten damit hat, dass irgendwo Kleinbauern für die Baumwolle zuständig sind und die Unternehmerinnen des globalen Nordens fürs Sakko von Cherry Pieces und das Polo von White Stuff? Sachen, denen manche die günstige Mode, die zu Lasten asiatischer Fabrikbesatzungen geht, aber auch vorziehen müssen, weil es etwa in Niedersachsen schon bald 200 Euro kostet, ein Kind für die erste Klasse auszustatten?

Fairtrade ist besser als nichts, aber nicht besser als das, was besser wäre, und ob man ihm’s nun vorhalten will, dass es gaukelt, es müsse sich niemand mehr auf die Socken machen, oder lieber auf die Kleinbäuerin verweisen, der’s in einer Kooperative vergleichsweise gut geht, ist eine Sonntagsfrage, die sich metaphorisch schön beantworten lässt: gehören zu einem Sockenpaar doch beide.

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Gärtners kritisches Sonntagsfrühstück: Leerlauf

Mir fällt zum Virus nichts ein. Mir fehlen auch die Telefonnummern von wichtigen, zugleich auskunftsbereiten Leuten, etwa dem stürmisch bestsellenden Oxford-Historiker Yuval Noah Harari („Eine kurze Geschichte der Menschheit“), der Trump für einen „kurzsichtigen, egoistischen Akt“ rügt (diesen einen da, Sie wissen schon), Angst vor „den inneren Dämonen der Menschheit, Hass und Gier“ hat und sich auf Anfrage die Welt nach Corona vorstellt: „Auf institutioneller Ebene könnte es zu dramatischen Veränderungen kommen. Mehr Menschen werden zu Hause arbeiten, Geschäftsreisen werden abnehmen, es wird mehr Jobs geben, bei denen man ausschließlich online arbeitet“; andererseits und zwei Spalten später: „Ich glaube nicht, dass wir eine fundamentale Veränderung im Sozialverhalten der Menschen erleben werden … Menschen sind soziale Wesen, wir mögen Kontakt“, nur eben nicht auf Geschäftsreisen und auf institutioneller Ebene, wo es, vielleicht, zu dramatischen, ja drastischen, sogar massiven Veränderungen kommt oder auch nicht kommt, mehr dazu in einem neuen Buch, das ich leider nicht lesen kann, weil ich mich erst noch durch den Camus arbeiten muss.

Falls mich nämlich wer anruft (unwahrscheinlich!) und wissen will, wie ich, in der Krise, „Die Pest“ lese, und ich würde antworten: Mit Mühe, Existentialismus hat seine beste Zeit ja doch womöglich so hinter sich wie ich das Abitur, „nicht das Gesetz zählt, sondern die Strafe. Wir können nichts dazu“, puh! „Diese Trupps halfen unseren Mitbürgern, weiter auf die Pest einzugehen“, und da ja jetzt der Buchhandel wieder öffnet, müsste ich’s mal im Original nachsehen, ob da Mitbürger ebenfalls auf die Pest eingehen; und säße ich im Feuilleton, würde ich aber eh Herrn Jackopp anrufen, der hat nämlich „,den Camus gelesen’, und Herr Jackopp betonte dabei eigenartig ,Camus’ auf der ersten Silbe, so dass es fast wie Gummi klang, ,ich habe den Mythos des Sisyphos gelesen. Es ist ein unheimliches Buch. Du kennst es?’ … ich sagte, ja, ich würde das Werk kennen, und ein Satz daraus habe mir besonders gefallen: ,Der Ausdruck beginnt da, wo das Denken aufhört.’“ (Henscheid, Die Vollidioten)

„In der Erinnerung derer, die sie miterlebt haben, erscheinen die schrecklichen Tage der Pest nicht als grandiose und grausame hohe Flamme, sondern eher als ein endloser Leerlauf, der alles zermalmte.“ Camus, 1947

Und darum gibt’s auch einen, wie ich voraussetze, unbedingt nötigen Corona-Internet-Roman von Marlene Streeruwitz, den der ORF staunend so zusammenfasst: „Wenn das Verschwinden einzelner Socken nach dem Waschen oder der schmutzige Küchenboden zur Katastrophe werden und ein falscher Klick im Onlineformular zu Tränenströmen führt: Der Covid-19-Roman ,So ist die Welt geworden’ erzählt von der aus den Fugen geratenen Innen- und Außenwelt.“ Aus den Fugen scheint mir eine Welt freilich eh zu sein, die Jammerquatsch von Leuten, deren Welt aus den Fugen gerät, wenn das Kaffeehaus schließt, sicher begeistert weglesen wird; und besser wird nach der Krise aber eh alles, schon weil, die SZ hat’s schamfrei hingepinnt, die kommende Mundschutzpflicht die Gräben in der Gesellschaft zu schließen verspricht und weil der Journalismus halt sehen muss, wie er seine Zeitungen jeden Tag sauber vollkriegt.

Und da versteh ich ihn sogar; und hab’s aber viel besser. Ich kann nämlich zum „guten“ Beschluss einfach meinen Corona-Lieblingswitz mitteilen, der auf meinem Nicht-Corona-Lieblingswitz basiert, wie ich ihn mir vor Zeiten mit Mag. O. Nagel, München, selbst ausgedacht habe, denn schließlich: Lachen ist gesund! „Treffen sich ein Russe, ein Engländer, vier Bayern, zwölf Franzosen, noch ein Russe, zwei Österreicher (Niederösterreich), ein Schweizer, extrem viele Holländer und fünf Bulgarinnen in der Straßenbahn. Sagt der Schaffner: ,Die Fahrausweise bitte, krankes Pack!’“

Fühl ich mich gleich viel besser!

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Gärtners kritisches Ostersonntagsfrühstück: Luft, Luft

Mit irgendwas muss man die Zeitung in monothematischen Zeiten ja vollmachen, und viel ist zu lesen darüber, dass die Leute jetzt Gelegenheit haben, zur Besinnung zu kommen, zu merken, „was wirklich zählt“. Glaube ich freilich keine Sekunde dran. Denn wahrlich, ich sage Euch: Kaum ist der Spuk vorbei, geht es weiter wie immer, ja holen die Leute alles nach, was sie betr. Konsum und Remmidemmi unterlassen mussten, und im SZ-Magazin, dem Zentralorgan für Besinnung und Konsumverzicht, durfte Avon- oder wenigstens Lebensberaterin Johanna Adorján die Zentralfrage der Zeit beantworten: ob es okay sei, „zur Demonstration von Fridays for Future zu gehen und im Sommer trotzdem drei Wochen lang nach Spanien zu fliegen“.

Das sind so Fragen, und das sind so die Antworten: „Individuelle Anstrengungen werden den Klimawandel nicht aufhalten, es braucht einen Systemwandel. Die Politik muss im großen Stil handeln. Zugfahren muss viel billiger werden als Fliegen, und alles, was schädlich ist, muss enorm teuer sein. Im Moment wird versucht, dem Einzelnen zuzuschieben, die Welt zu retten. Das ist eine sehr faule und verheerende Haltung“, nämlich laut Adorjáns Gewährsleuten Slavoj Žižek und Naomi Klein eine kapitalistisch-konsumistische. „Wie aber verändert man das System? Die Politik muss begreifen, dass große Teile der Bevölkerung (= ihrer Wähler) Veränderung wollen. Deshalb ist es wichtig, seine Haltung öffentlich zu zeigen. Ob man fliegt oder nicht.“

Es wird Johannes S. aus Münster und die übrige Kundschaft freuen zu hören, dass sie, solang es billig ist, fliegen dürfen, was das Zeug hält, solange sie hin wieder dafür demonstrieren, dass Fliegen sehr viel teurer wird. Ihr demonstrativ geäußerter Wille ist nämlich wichtiger, als freiwillig das zu lassen, wozu sie doch gezwungen sein wollen, falls sie das denn wirklich wollen und wir uns das überhaupt leisten können. Die Lufthansa, sagt die Lufthansa, verliert, solange die Flotte geparkt ist, jede Stunde eine Million Euro. Diskussionen um die Verteuerung des Flugverkehrs wird es also zunächst noch weniger geben als ohnehin schon, was natürlich im Doppelsinn günstig ist, denn nicht zu fliegen ist geradezu das Gegenteil von Weltrettung, und es wird zu den erfreulichen Folgen von Corona gehören, dass sich Klimaschutz und Standortrettung spätestens nächstes Jahr wieder in einem erledigen lassen.

„Es gibt aus der Verstricktheit keinen Ausweg. Das einzige, was sich verantworten lässt, ist, den ideologischen Missbrauch der eigenen Existenz sich zu versagen und im übrigen privat so bescheiden, unscheinbar und unprätentiös sich zu benehmen, wie es längst nicht mehr die gute Erziehung, wohl aber die Scham darüber gebietet, dass einem in der Hölle noch die Luft zum Atmen bleibt.“ Adorno, 1944

Von Lichtenberg stammt die Einschätzung, Halbwahrheiten seien schlimmer als Lügen, und die Hälfte der Wahrheit ist, dass Konsum nicht Teil der Lösung ist, sondern Teil des Problems. Gleichwohl hat das, was „Flugscham“ heißt, in Schweden die Zahl der Flüge immerhin etwas reduziert, während sie in SUV-Deutschland immer noch zugenommen hat, und kann es in einem System, das weder die SZ noch sonst jemand diesseits der DKP ändern will, um überhaupt noch etwas gehen, dann darum, sich nicht jene Scham abmarkten zu lassen, die unter der institutionalisierten Schamlosigkeit vielleicht bloß eine Geste, aber doch wenigstens das ist. Wer sich schämt, weiß, es ist was falsch; Schamlosigkeit aber ist, nach Freuds bekanntem Wort, der Schwachsinn selbst.

„Es fliegen ja auch nur noch Proletarier nach Neuseeland“, schreibt mir der Freund, der selbst erst da war, wie zerknirscht, und in dem Satz liegt alle Wahrheit: Was teuer sein müsste, wird nicht teurer werden, damit das, was es die Leute kostet, nicht vom Glauben abzufallen, auch weiterhin a conto der noch Schwächeren sowie einer Zukunft geht, die erst dann eine wäre, wenn sich kein Proletarier mehr schadlos halten müsste, weil alles für alle dasselbe kostet. Bis zu diesem Systemwandel, den Adorján nicht meinen kann, wird die zweite Zentralfrage der Zeit bleiben, „wie man mit Menschen umgehen soll, von denen man weiß, dass sie Faschisten wählen.“ Die Antwort könnte lauten: Die Faschisten weiter zum Abendessen einladen, denn individuelle Anstrengungen werden den Faschismus nicht aufhalten, es braucht einen Systemwandel. Und auf den wartet man doch besser bei einer guten Flasche Rotwein; oder sogar am Ninety Mile Beach.

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Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Hmmm, Aurelie von Blazekovic (»SZ«)!

Am Abend der Wahlen in Thüringen und Sachsen hatte die ZDF-Chefredakteurin Schausten dem 1. September 2024 den 1. September 1939 an die Seite gestellt, und dazu fiel Ihnen dies ein: »Das Dämonisieren von Rechtspopulisten hatte bisher keinen Erfolg. Egal, wie richtig es ist, dass die AfD gefährlich, radikal, extrem ist. Politiker, Journalisten, Demokratieverteidiger können das immer noch lauter und lauter rufen – aber es bringt nichts. Die berechtigten Warnungen sind inzwischen leere Formeln. Die Wahlergebnisse der AfD sind immer besser geworden, der Trotz immer erheblicher. Die Tatsache, dass sie sich beständig als Opfer von Medien inszenieren kann, hat der Partei genutzt. Es ist nicht die Aufgabe von Bettina Schausten, die AfD kleinzukriegen, sondern die der anderen Parteien. Sie sollten mal über den Tim-Walz-Weg nachdenken. Ist Björn Höcke etwa nicht weird

Ist er. Hitler war es auch, und ihn als »Anstreicher« (Brecht) oder inexistenten Krachmacher (Tucholsky) zu entdämonisieren, hat bekanntlich so viel gebracht, dass diese Sätze nie haben fallen müssen: »Man hat mich immer als Propheten ausgelacht. Von denen, die damals lachten, lachen heute Unzählige nicht mehr, und die jetzt noch lachen, werden in einiger Zeit vielleicht auch nicht mehr lachen.«

Wegweisend winkt Titanic

 Grüß Gott, Söder!

Grüß Gott, Söder!

Wie schlossen Sie Ihr Statement vor dem israelischen Generalkonsulat in München, wenige Stunden, nachdem ein 18jähriger mit einem Gewehr mit aufgepflanztem Bajonett auf dieses geschossen hatte und daraufhin von der Polizei erschossen worden war? Sie sagten: »Nochmals vielen Dank an alle Beteiligten!« Der Hauptbeteiligte, das war freilich der Attentäter – Ihre Danksagung lässt also tief blicken! Denn was täten Sie ohne durchgeknallte Islamisten mit anachronistischer Bewaffnung, die vom Rückstoß eines historischen Repetiergewehrs beinahe umgeworfen werden und von Ihrer Polizei spielend leicht umgenietet werden können?

Aber Obacht! Nicht dass Sie sich beim nächsten Mal zu noch offenherzigeren Reaktionen hinreißen lassen und zum Abschluss »So ein Tag, so wunderschön wie heute« anstimmen. Könnte möglicherweise missverstanden werden!

Meint Titanic

 Interessant, was Sie da sagten, Erling Haaland (Manchester City)!

»Die besten Spieler sind die besten in den einfachsten Dingen. Mit der rechten Hand berühren und mit der linken passen. Das ist das Wichtigste. Pep sagt das immer wieder zu mir.«

Mit welcher Hand man dann das Tor erzielt, ist egal, meint im Gedenken an Diego Maradona Titanic

 Keine Frage, DHT Speditionsgesellschaft,

steht da auf Deinen Lkw, sondern eine Aussage: »Lust auf Last«.

Als Du damit auf der Autobahn an uns vorbeirauschtest, waren wir erst mal verwirrt: Kann man wirklich Lust auf etwas haben, was laut Duden »durch sein Gewicht als drückend empfunden wird«? Erst dachten wir noch, dass Du vielleicht was anderes damit meinst. »Last Christmas, I gave you my heart«, »Last uns froh und munter sein«, »I last my heart in San Francisco« – irgendwie so was.

Aber offenbar behauptest Du tatsächlich einfach, dass Du Spaß an der monotonen und zermürbenden Aufgabe hättest, dem Kapitalismus seine Waren über die stinkenden Autobahnen zu fahren, dabei Sonntage auf zugepissten Autohöfen zu verbringen und Dich beim Überholmanöver von Teslas und Audi A-Sonstwas anhupen zu lassen. Diese »Lust« wünschen wir Dir von ganzem Herzen, aber vermuten doch ganz stark, dass Dir der Spruch von jemandem auf den Lkw diktiert wurde, der bei der Berufswahl »Lust auf Marketing« hatte und seine Mittagspausen nicht in der Fahrerkabine, sondern beim Bagel-Laden in der Innenstadt verbringt.

Fahren an der nächsten Ausfahrt ab: Deine Leichtgewichte von Titanic

 Ex-VIVA-Moderator Mola Adebisi!

Im »Dschungelcamp« gaben Sie Ihre Meinung zum Thema Geschlechterrollen zum Besten: »Ich möchte nicht das tun, was eine Frau tut, das kann ich auch nicht. Und eine Frau soll auch nicht das tun, was ein Mann tut. Das geht auch nicht.« Männer sollten beispielsweise nicht als Hebammen arbeiten, denn eine Frau würde ein Kind anders lieben als ein Mann.

Und das wird von einer Hebamme ja schließlich gefordert, dass sie Kinder nicht einfach fachgerecht zur Welt bringt, sondern sie auch liebt.

Aber wenn Ihnen so viel daran liegt, die Tätigkeitsbereiche von Männern und Frauen zu trennen, warum haben Sie sich dann ein Metier gesucht, in dem sie gleichermaßen vertreten sind, Adebisi? Nämlich hauptberuflich im Dschungelcamp rumzusitzen?

Fragt sich, auch wenn sie das nicht tun soll: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Quo vadis, Fortschritt?

Unfassbar: Nach so vielen Jahren des Horrorfilms gruseln sich die Leute noch vor der Nosferatu-Spinne. Wann taucht in unseren Breiten endlich die Slasher- oder Zombie-Spinne auf?!

Mark-Stefan Tietze

 Mitläuferin? Ganz im Gegenteil!

Meine Oma fuhr im Widerstand Motorrad.

Andreas Maria Lugauer

 Aus der militärgeschichtlichen Forschung

Feldjäger sind auch nur Sammler.

Daniel Sibbe

 Zum Sterben hoffentlich zu dämlich

In der Wartezone der Arge in Fürth sitzen zwei Männer um die vierzig. Einer der beiden hält eine aufgeschlagene Tageszeitung so, dass der zweite mitlesen kann. Geduldig blättern sie gemeinsam bis zur Seite mit den Todesanzeigen. »Schau«, sagt der eine, »da ist einer zwei Mal gestorben.« – »Wie kommst du darauf?« – »Lies doch! Derselbe Name in zwei Anzeigen.« – »Tatsächlich! Zwei Mal gestorben. Wie er das wohl geschafft hat?« Eine längere Denkpause setzt ein. »Wahrscheinlich einer wie ich, der nichts auf Anhieb hinkriegt«, schlussfolgert der eine dann. »Ha, das kommt mir bekannt vor!« stimmt der zweite ein. »Meine erste Frau mit den Kindern abgehauen, Führerschein schon drei Mal gemacht. Also zwei Mal wegen Alkohol, und ich weiß gar nicht, wie oft ich schon hier nach einer neuen Arbeit angestanden bin.« – Seufzend: »Hoffentlich kriegen wir wenigstens das mit dem Sterben mal besser hin als der hier …«

Theobald Fuchs

 Im Unterzucker

Wenn man sich bei seinem Lieblingsitaliener keine Pizza bestellen kann, weil man nicht alle Vespas auf den Fotos gefunden hat – liegt das dann am nicht bestandenen Turin-Test?

Lara Wagner

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

  • 03.10.: Der MDR kramt bei der Debatte, ob Ostdeutschland in den Medien schlechtgeredet wird, die Zonen-Gaby wieder hervor.
  • 26.09.:

    Noch-Grünenchefin Ricarda Lang retweetet "ihren" Onlinecartoon vom 25.09.

  • 18.09.: TITANIC-Zeichnerin Hilke Raddatz ("Briefe an die Leser") ist mit dem Wilhelm-Busch-Preis geehrt worden. Die SZLZ und der NDR berichten.
  • 12.09.:

    "Heute detoxe ich im Manager-Retreat im Taunus": TITANIC-Chefredakteurin Julia Mateus im Interview mit dem Medieninsider.

  • 29.08.:

    Die FR erwähnt den "Björnout"-Startcartoon vom 28.08.

Titanic unterwegs
15.10.2024 Tuttlingen, Stadthalle Hauck & Bauer und Thomas Gsella
16.10.2024 München, Volkstheater Moritz Hürtgen mit Max Kersting und Maria Muhar
16.10.2024 Hamburg, Centralkomitee Ella Carina Werner
16.10.2024 Frankfurt, Buchmesse TITANIC auf der Frankfurter Buchmesse