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Gärtners kritisches Sonntagsfrühstück: Hausgeburt Hitler

Die Rückenstudios, die ich besuche, haben grundsätzlich (weil billig) keine Klimaanlage, und also muss man sich das so vorstellen, dass ich, bildlich gesprochen, in der Sauna Liegestütz mache, und hinterher geht es mir, als hätte ich in der Sauna Liegestütz gemacht. Dann ist es, heimgekehrt, freilich Essig mit Kafkas Briefen oder „To Hell and Back: Europe 1914–1949“, und der Fernseher geht an, und um den Abend aber nicht völlig herzuschenken, sehe ich auf DVD endlich die letzte Folge von Fassbinders „Acht Stunden sind kein Tag“, einer (ausdrücklich so genannten) „Familienserie“ von 1972. In dieser letzten Folge setzen sich die Arbeiter (!) mit ihrer Forderung durch, ihre Arbeit selbst zu organisieren, aber bloß, weil sie einen klugen Chef (Klaus Löwitsch) haben, der sich die Hälfte des durch die Selbstorganisation gemachten Extragewinns für die Firma sichert, was nicht nur der italienische Kollege, sondern auch Hanna Schygulla (als Freundin von Arbeitervordenker Gottfried John) unfair findet: Dass dem, dem immer alles gehört, immer alles gehört! (So ging einmal öffentlich-rechtliches Fernsehen, jedenfalls beim roten WDR.)

In der Gegenwart dann im Morgenblatt eine Reportage über den, natürlich, „dramatischen“ Hebammenmangel, denn immer mehr Frauen kriegen immer mehr Kinder, aber „es fehlt an Personal, Pflegenotstand auch hier. Im Sommer, wenn die Hebammen mit eigenen Schulkindern Ferien machen müssen, ist es noch dramatischer als sonst“, zumal da es immer weniger Hebammen gibt, die auch tatsächlich Geburtshilfe leisten, der hohen Versicherungsprämien wegen. Wäre das eine Familienserie von Fassbinder, Hanna Schygulla wäre die Vorsitzende des Bayerischen Hebammenverbandes und könnte (wie die echte im Artikel) sagen: „Unser Gesundheitssystem ist doch rein wirtschaftlich orientiert, und mit Geräten und Technik wird das Geld verdient, aber doch nicht mit der Geburtshilfe.“ Und dann ginge Gottfried John mit seinen Arbeitern zum feinen Herrn Spahn und würde ihm die Meinung geigen.

„Nicht mehr für die ,da draußen’ (den Anderen, die Nächsten und Liebsten, für ,uns’, die Gemeinschaft, die Gesellschaft, die Menschheit, den Planeten, den wir miteinander teilen) bin ich verantwortlich, sondern für meinen Körper: für sein Vermögen und seine Fähigkeit, mir die Belohnung durch ,Wellness’ zu verschaffen.“ Bauman, 2017

Aber es ist nicht Fassbinder, es ist die Renate Meinhof von der „Süddeutschen“, und also kriegen wir, weil unser Gesundheitssystem rein technisch orientiert ist und die Gewährsfrau eine Hausgeburtshebamme, nebenbei noch das Loblied aufs Hausgebären gesungen: „Wer [die Hebamme] erlebt, spürt, dass sie Gebärenden genau die Sicherheit und Ruhe spiegeln [?] kann, die sie brauchen, um ihr Kind loszulassen [!], ohne Technik, ohne Saugglocke, Anästhesie, Wehentropf und Dammschnitt.“ Was immer das nun mit dem Pflegenotstand zu tun hat. „Hier, im wohlhabenden Münchner Umland, … ist die Rate der Hausgeburten deutlich höher als anderswo“, sie liegt in den Industrieländern bei zwei Prozent, obwohl des Kindes „allererste Erfahrungen seine ganze Entwicklung, seine physische und seelische Gesundheit prägen werden, wissen Hirnforscher, Psychotraumatologen und und Neurowissenschaftler seit langem. … Von Anfang an, auch im Uterus schon, lernt das Kind, der Welt zu trauen – oder eben nicht.“ Weswegen Geburtshilfe – und nicht etwa der perennierende Skandal der Klassen- und Beutelschneidermedizin – „ein Thema der ganzen Gesellschaft werden muss. Mit Menschen, die der Welt nicht trauen, ist nämlich kein Staat zu machen, im Sinne des Wortes, jedenfalls kein guter“, und jedenfalls kein so guter wie, sagen wir, Großdeutschland mit seinen wunderbar vielen Hausgeburten. Wie sich die Vorzüglichkeit der menschlichen Geschichte bis ca. 1950 durch die Hausgeburt sehr schön erklären lassen lässt.

Journalismus ist Klassendienst, und deren Traum ist ja neuerdings, in einem Bauernhaus das fünfte Kind inmitten einer Margarinereklame zu kriegen: „ … und so schnitt  Nike der Schwester die Nabelschnur durch. Hitze drang ins Zimmer. Im Garten wogte der Wein, scharrten die Hühner im Sand, strahlte der Phlox. Ein Tag im Sommer.“ Und einer in „Retrotopia“ (Zygmunt Bauman), „in dem der chronische Mangel an Erfüllung genuiner Bedürfnisse mit dem Trick der illusorischen Gratifikation phantomartiger Bedürfnisse lebbar gemacht wird.“ Und natürlich alles bleiben kann, wie es ist, solange die feineren Herrschaften mit den guten, einfachen Dingen beschäftigt sind und ihre Blagen seelisch optimiert gebären, um dann mit ihnen Staat zu machen.

Er ist danach.   

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Gärtners kritisches Sonntagsfrühstück: Race under Pressure

Ich habe es wirklich versucht. Ich habe mir Kommentare unter einem „Tagesspiegel“-Beitrag zum Klimawandelsommer („Die Erde glüht“) angesehen („Nicht vorhanden …  ist der Zusammenhang zwischen CO2-Gehalt der Atmosphäre und der globalen Mitteltemperatur, der der Treibhausthese zugrunde liegt. Wenn Sie schon 10000 Jahre zurückblicken, dann ist Ihnen doch sicher das Temperaturmaximum vor 8000 Jahren aufgefallen, dem ein CO2-Minimum gegenübersteht. Die Diagramme dazu finden Sie …“); habe mir ebd. einen Kommentar zur zeitlosen Frage „Was will die SPD eigentlich?“ durchgelesen („Steuertransparenz für Konzerne? Der sozialdemokratische Bundesfinanzminister Olaf Scholz lehnt ab – und vergrößert so die Leerstelle hinter der Sinnfrage an seine Partei“); war sogar bei „Spiegel online“ („Garmisch hält den Blitz-Rekord“). Und doch führt, fürchte ich, auch an diesem Sonntag kein Weg vorbei an dieser Debatte um diesen in Gelsenkirchen geborenen, mit deutschen Bürgerrechten ausgestatteten, aber u.a. türkischsprachigen Fußballspieler; und „Debatte“, also den rhetorischen Schlagabtausch nach festen Regeln, darf man’s spätestens seit Mittwoch nennen, als im Morgenblatt die türkischstämmige Buchautorin der türkischen Community empfahl, sich nicht in der Opferrolle zu gefallen, sondern sich lieber zu integrieren und aufzusteigen; also gegen den Hunger nach Anerkennung einfach mehr zu spachteln.

Dass sich in der Causa fast alle idiotisch aufgeführt haben, ist vielleicht als Ergebnis völlig ausreichend, und die zuletzt drängende Frage, welche Sätze des Rassismus-Tweets nun vom Fußballer selbst stammten (der doch als Stiller galt und, so die SZ in einem wirklich restlos korrupten Satz, schon zu Schulzeiten „massiv vor sich hin träumte“) und welche von seinem ausgefuchsten Berater, mag meinetwegen so im Sommerloch verschwinden wie der ganze Unsinn insgesamt; denn dass der durchschnittliche Fußballer von Politik weder Ahnung hat, noch sich für sie interessiert, ist doch genauso klar wie die Tatsache, dass hier Rassismus, der offene wie der latente, die Gelegenheit ergriffen hat. Und dass die „Zivilgesellschaft“ längst keine so zivilisierte ist, wie es etwa die FAZ („Özil wurde nicht für seine Herkunft kritisiert – sondern für sein Verhalten“) gern hätte: Ein argloser SPD-Stadtrat aus dem Osthessischen schreibt auf Facebook unter ein Foto des deutschen WM-Kaders: „25 Deutsche und zwei Ziegenficker“, entschuldigt sich dann und sagt der DPA, ihm seien da „die Pferde durchgegangen“, er habe „vielleicht nicht gleich überlegt“, aber er sei „nicht ausländerfeindlich“, seine Wortwahl bloß „nicht gut“ gewesen. Wo doch die bessere nun wirklich auf der Hand lag: 25 Deutsche und zwei Undeutsche.

„Both Germany and Turkey are similar in having persistent ideas of ,race’ and ,blood’ defining the nation.”  „The Guardian“, 23.7.2018

Rassismus ist halt immer das, was drin ist und raus will, und es oblag, natürlich, der „Bild“-Zeitung, hier Öl ins Feuer zu schütten, indem sie, das Volksempfinden sowohl bedienend als auch schürend, von des Fußballers „Jammer-Rücktritt“ zeterte und seinem „wirren“ Angriff aufs Vaterland, und Patrick Bahners, der in der FAZ die „Kampagne“ beschrieb, war noch viel zu freundlich: „Spielverderber, Heulsuse, Memme: Özil einen Jammerlappen zu nennen ist die Logik der Schulhofkämpfe, mit denen eine deutsche Tageszeitung sonst vor dem Ende der multikulturellen Gesellschaft warnt.“ Das Schwache, Weibische, Querulantische als undeutsch zu qualifizieren ist nämlich Nazi-Logik, wie das Gebarme von „Experten“ (Basler, Matthäus) wegen des Fußballers fehlender/falscher „Körpersprache“ wiederum faschistische Männerscheiße ist (und auch fachlich völlig fehlgeht: „Warum die Kritik an Özils Körpersprache schwachsinnig ist“, „Elf Freunde“, 20.6.2018). Im übrigen hat jeder Spieler, der in Russland angetreten ist, Werbung für die dortige Autokratie gemacht, und wird jeder, der 2022 in Katar dabei ist, Werbung für den dortigen „Sklavenstaat“ („Tagesspiegel“) machen. Mag sein, zeitgenössischer Fußball ist eine Werbung für Freiheit und Demokratie; allerdings im Sinne Springers.

Und dann wär’s ja geradezu inkonsequent, wenn er nicht, kommt es drauf an, rassistisch wäre.

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Gärtners kritisches Sonntagsfrühstück: Andererseits

Die Welt, ein Widerspruch: Einerseits heult das Morgenblatt jetzt sogar im Wirtschaftsteil herum, wg. Klimawandels müsse sich das Konsumverhalten endlich ändern; andererseits bewirbt, einen Tag später, dasselbe Morgenblatt ganzseitig seine Reiseführerreihe: „Alles perfekt. Nicht lange suchen, Buch kaufen, Flug buchen und eine perfekte Zeit erleben“, was immer das sei. Klingt jedenfalls ekelhaft, nach Urlaub für Befehlsempfänger (m/w), und das ist es ja wohl auch.

Einerseits lesen wir von einer CSU im Umfragetief und davon, dass da ein Kalkül nicht aufgegangen sei und sich nämlich die sog. Zivilgesellschaft bewege und auf Demos („Ausgehetzt!“) und an der Urne dem Rechtspopulismus eine schöne Absage erteile; andererseits sitze ich im Eiscafé neben einem freundlichen Vertreter und einer freundlichen Vertreterin des solventen Bürgertums (Typ Kanarische Inseln, 2x im Jahr), mindestens eine Hälfte mit höheren akademischen Weihen, und die Herrschaften loben Seehofer in hohen Tönen: Wenn er nicht wäre, geschähe ja gar nichts! Und einerseits ist Israel die einzige funktionierende Demokratie im Nahen Osten, andererseits (Achtung, Pseudowiderspruch!) hat die Knesset jetzt ein Gesetz verabschiedet, wonach Israel zum „Nationalstaat für jüdische Menschen“ wird, was die große arabische Minderheit im Land nicht freuen kann. Einerseits ist das, und das sage ich als Freund, scheiße; andererseits ist, etwa in Deutschland, die Zahl antisemitischer Angriffe, sowohl verbal/online als auch physisch, zuletzt explodiert (Faz.net: „Es wird schlimmer, Tag für Tag“). In Bonn hat es zuletzt einen jüdischen Gastprofessor aus den USA getroffen.

Einerseits ist Netanjahu ein nationalistischer Blödmann; andererseits hat eine demokratische Mehrheit diesen Blödmann genauso gewählt wie den Faschisten und Antisemiten Orbán, der jetzt von Netanjahu mit allen Ehren empfangen worden ist und von „exzellenten persönlichen Beziehungen“ gesprochen hat. Einerseits liegt das daran, dass beide sich in einer Welt aus Feinden wähnen; andererseits ist das im ungarischen Falle eine aus machtstrategischen Gründen gepflegte, faschistische Halluzination, im israelischen nicht und sucht, wo alle Welt was gegen Juden hat, Netanjahu die Nähe derer, die noch mehr als gegen Juden was gegen Muslime haben.

„Die Welt ist eben die Hölle, und die Menschen sind einerseits die gequälten Seelen und andererseits die Teufel darin.“ Schopenhauer, 1851

Einerseits hat in Israel das Gesetz das Parlament nur knapp (und nach Tumulten) passiert, hat der Staatspräsident Distanz gezeigt und ruhen liberale Hoffnungen auf dem Obersten Gericht; andererseits haben Orbáns polnische Freunde von der klerikalfaschistischen PiS dafür gesorgt, dass auf den Gerichten des Landes keine liberalen Hoffnungen mehr ruhen können, und beschwert sich der polnische Präsident allenfalls darüber, wie verzerrt sein schönes Polen im Ausland dargestellt werde. Einerseits hat sich die EU sogleich „besorgt“ über die israelischen Entwicklungen gezeigt; andererseits haben die Polen jahrelang ihren Rechtsstaat demontieren dürfen und sind dafür sogar noch mit EU-Milliarden ausgestattet worden. Einerseits ist Israel noch eine funktionierende, wenn auch trendgemäß ins Illiberale driftende Demokratie; andererseits ist Ostmitteleuropa längst rechtspopulistisch-illiberales Kernland, wo, anders als in Israel, niemand gegen die Abschiebung von Migranten protestiert: Es gibt nämlich fast keine.

Ich geh’ jetzt erst mal ins Freibad, zum Kindergeburtstag: Da gibt es hoffentlich einerseits Eis und andererseits Pommes. Shalom.

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Gärtners kritisches Sonntagsfrühstück: Jungs

Im Morgenblatt stand jetzt ein glossierendes Plädoyer dafür, den Sprachwandel als Sprache selbst zu akzeptieren und sich weder über „Denglisch“, noch über das Verschwinden von Wörtern wie etwa „Schlingel“ zu grämen. Wörter stürben nun einmal und machten neuen Platz, und dass zu Goethes Zeiten der Teufel noch „Voland“ gerufen wurde, sei nun mal so sehr Vergangenheit wie die Vokabel „Volant“ fürs Lenkrad: tempi passati, vieux jeu. (Neulich benutzte am Küchentisch eine Besucherin ganz arglos das Wort „saumselig“. Ich war begeistert und musste darauf bestehen, dass es keine ironische Begeisterung war.)

Also will ich mich gern noch ärger freuen über Gespräche, die sich, wie neulich eins im Biergarten, so gut wie ausschließlich aus den Vokabeln voll, total, echt, krass und nice zusammensetzten (es sprachen, wie ich mitbekam, zwei fortgeschrittene Studentinnen der Touristik) und mich anderseits nicht ärgern, dass aus Umgangssprache Standard wird und aus derentwegen wegen derer; falls nicht schon wegen denen. Zumal da sich Sprache im Wandel natürlich ständig verbessert und durchaus farbiger wird: Wo es, zum Beispiel, früher bloß Jungen und Mädchen hatte, haben sich zu den Mädels nun auch die Jungs gesellt, etwa die, die in Thailand gottlob nicht abgesoffen oder erstickt sind. „Durchhalten, Jungs!“ hatte „Bild“ gekräht, derart den alten, flapsigen Sinn des Kumpelplurals noch angemessen transportierend; aber auch sonst war allenthalben von den Jungs die Rede: „Seit dem 23. Juni sitzen zwölf Jungs und ihr Fußballtrainer in einer verwinkelten Höhle fest, von einer Überflutung eingeschlossen“ (meedia.de), und die Vermutung geht nicht fehl, dass der Plural „Jungen“ aussterben wird.

Der Satz zeigt die logische Form der Wirklichkeit. / Er weist sie auf.“ Wittgenstein, 1922

Ist das schlimm? Eben nicht: Jungen, das waren bloß die mit dem Pullermann; Jungs, das sind schon die Kerle von später, Jogis Jungs, die Jungs vom Bau oder unsere Jungs, die Jungs mit den Bärten und Bildern auf dem Bizeps. Jungs sind die, die immer Jungs bleiben, sich mit den anderen Jungs zum Profigrillen treffen (während die Mädels beim Mädelsabend die Kartoffelchipsorte „Mädelsabend“ verzehren) und sich für Autos, Dry Aged Beef und Technikspielzeug interessieren. Jungen waren mal groß oder klein, dick oder dünn, forsch oder schüchtern; Jungs dagegen sind stramm, froh und zupackend und müssen, wenn sie dann einmal Neue Väter sind, ihre Zuwendung sofort als „Bespaßung“ in instrumentell lockeres Jungsvokabular packen. Mädchen werden zu Frauen; Mädels sind dagegen altersunabhängig Kommerz- und Verwertungsobjekte, die in den Jungs ihr Komplement finden. Mädels und Jungs sind immer jung, und wenn sich die Jungs mit Mitte Vierzig ihre Basecaps verkehrt herum aufsetzen, dann sind sie die Jungs geblieben, die Herrschaft gut gebrauchen kann. „Jungs und Mädels protestieren gegen gesellschaftliches Unrecht“, das ist Wittgensteinscher Unsinn, denn Jungs und Mädels gehen shoppen, sind gut drauf und halten durch.

Man merkt, ich bin dann doch nicht recht einverstanden, denn das schwante Kraus ja schon, dass sich im Journalismus (und wer sonst wäre für Sprache heute mehr verantwortlich) die Sprache als Klischee reproduziert; und die Wirklichkeit gleich mit. „Als wären Deutschtürken Bürger auf Bewährung“ – das wird die „Süddeutsche“, das wird (oder will) die deutsche Presse in hundert Jahren nicht begreifen, dass „Deutschtürke“, ich sag’s nicht gern noch mal, dasselbe ist wie ein „US-Afrikaner“ und die dusselige, sogar rassistische Formel ebenjene Bewährung festnagelt, die man doch beseitigen will. Wenn Sprachwandel unter den Verhältnissen, wie sie sind, nicht immer nur die Phrase meinte, ich wär’ sogar dafür; so bin ich Schlingel wieder mal dagegen.

Und wünsche sie alle zum Voland.

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Gärtners kritisches Sonntagsfrühstück: Heads Held High

Das ist, nach all den Jahren, jetzt auch mal eine Premiere, dass mir ein im Supermarkt gehörter Song mal eine Einleitung beschert, Roachford, „This Generation“: „Cause this generation, / Is gonna walk with their heads held high, / I know this generation is gonna, / Bring tears to the old man's eyes.“ A-huhu, a-huhu …
Zu dieser so stolzen wie tränentreibenden Generation rechnet auch der brasilianische Fußballer Neymar, der, irre ich nicht, der teuerste Fußballer (vermutlich auch Sportler) der Welt ist. Seinen aktuellen Verein hat er die sagenhafte Summe von 222 Millionen Euro gekostet, und sein Marktwert ist gewiss bereits gestiegen; sein Jahreseinkommen beträgt 50 Millionen, sein Vermögen wird auf 145 Millionen Euro geschätzt. Der 26jährige, mit Brasilien eben bei der WM ausgeschieden, hat neben seinen unzweifelhaften fußballerischen Gaben noch die Angewohnheit, bei kleinsten Berührungen des Gegners umzusinken und nach dem Arzt zu rufen. „Nach einem Beinduell mit dem Schweizer Valon Behrami krümmte sich Neymar so schmerzerfüllt auf dem Rasen, als seien ihm von Richard III. die Hoden eingetreten worden. Und als ihm im Spiel gegen Mexiko Miguel Layun in einem unfreundlichen Akt auf den Knöchel stieg, legte Neymar, sich windend, röchelnd und zuckend, eine Sterbeszene wie im letzten Akt von ,Hamlet’ hin, nur drastischer als im gängigen Regietheater. Ganz große Übertreibungskunst!“ fand da eine SZ-Kraft aus der Theater- (und nicht Fußball-)Abteilung und meinte es allenfalls halbironisch (nämlich feuilletonistisch), wie das Erstaunliche ist, dass so gut wie niemand mehr bereit zu sein scheint, ein solches Verhalten für zuallererst eine grobe Unsportlichkeit zu halten. Kommentars-Titan Kahn gab sich im ZDF direkt amüsiert: Man kenne das ja und könne bei derlei also zwischendurch Bier oder Kaffee trinken gehen. Statt etwa kotzen.

Von der WM habe ich bislang allenfalls eine Stunde verfolgt, darunter die besagte Szene aus dem Mexiko-Spiel, die sich der Schiedsrichter am Videokontrollschirm noch einmal ansieht, erkennt, dass nichts war, und auf eine Bestrafung des vermeintlichen Foulspielers verzichtet; den Simulanten aber scheint’s nicht einmal ermahnt. Simulanten gab es auch vor Neymar schon; beim „Jahrhundertspiel“ Italien – Deutschland 1970 fielen die Italiener reihenweise um (Funkkommentar Kurt Brumme: „Wir fragen uns besorgt, ob er es überleben wird …  Sie führen italienische Oper auf … Das ist ja widerlich! Das ist ja widerlich, was hier gespielt wird!“), und dem Sieg-Elfmeter im ’74er WM-Finale ging eine astreine, wenn auch erst später bestätigte Schwalbe von Hölzenbein voraus. Neu ist, dass das, was alle sehen, keiner mehr widerlich findet, es sei denn die Betroffenen: „Es ist eine Schande für den Fußball“, soll der mexikanische Trainer laut nicht nur FAZ getobt haben: „Das ist ein schlechtes Beispiel für die ganze Welt und all die Kinder vor dem Fernseher.“

„Wenn du ins Dribbling gehen musst, dann gehe ins Dribbling. Wenn du ein Tor schießen musst, dann schieße ein Tor. Wenn du nach einem Foul fällst, dann falle. Und wenn du auf dem Boden etwas Zeit sichern musst, dann sichere die Zeit, weil die anderen genau das gleiche machen.“ Rivaldo (Weltfußballer des Jahres 1999, mit Brasilien Weltmeister 2002), 2018

Und da kommen wir zum Unterschied, den es dann doch zwischen Fußball und Theater, Sport und Kunst gibt, auch wenn es Fußballkünstler und dramatische Spiele geben mag: Kunst kennt keine Sieger. Das gute Beispiel für die ganze Welt und die Kinder vor dem Fernseher wäre, dass der Bessere, die Stärkere zwar gewinnt, aber ehrlich, mit fairen Mitteln, vielleicht noch mit dem Glück der Tüchtigen: Sozialdemokratie. Dass selbst dieser Mindeststandard nicht nur (wie auch früher schon) unterlaufen, sondern verhöhnt – oder nicht mehr gekannt – wird, dass einer der weltbesten und reichsten Fußballer habituell und coram publico seine Gegenspieler denunziert und Zeit schindet, und anschließend geht’s weiter, und außer den Verlierern lachen alle: so ist der Fußball, den man zu verachten gelernt hat, der aber vielleicht auch nicht anders sein kann als die Welt, der er entspringt und die er so trefflich ins Bild stemmt.

Wer mag, kann finden, der so symptomatisch angemalte Neymar als „DER prototypische Vollidiot des Darstellungskapitalismus“ (Jürgen Roth) sei, bei allem Reichtum, halt auch nur ein sprachloses armes Schwein und das theatralische Gebarme ein Ruf nach der Zuwendung, die allen immer vorenthalten wird. Ein Opfer mehr; und freilich ebenfalls kein Grund, meine WM-Abstinenz zu überdenken.

PS. „Abiturienten in Baden-Baden haben ihre bestandene Prüfung mit dem Verbrennen ihrer Schulbücher gefeiert – und damit Polizei und Feuerwehr auf den Plan gerufen. Wie die Polizei am Donnerstag mitteilte, … hätten zehn junge Leute ,ihrer Freude … in Form einer rituellen Bücherverbrennung [!] besonderen Ausdruck verliehen’“ (AFP). A-huhu, a-huhu ...

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Gärtners kritisches Sonntagsfrühstück: Unerträglich

Diese Kolumne versteht sich ja nicht zuletzt als kritisches Propädeutikum, und also nehmen wir heute, liebe Leserin, lieber Leser, das Wort „pervers“ in den Blick.
Aus verlässlicher Quelle erfahre ich, dass an einer lokalen (städtischen) Schule Drittklässler Referate halten müssen, die benotet werden. Aus anderen Quellen weiß man, dass Lehramts- und andere Studenten (m/w) mitunter in Rechtschreibung unterrichtet werden (müssen). „Pervers“ heißt „verdreht“: Die Achtjährige wird mit aller Strenge in Präsentations- und Selbstvermarktungstechnik unterwiesen, der Zwanzigjährige in Orthographie.

An einer Berliner „Eliteschule“ (meint: für Kinder mit reichen, wichtigen oder wenigstens ehrgeizigen Eltern), „bürgerlich und weltoffen“ (Tagesschau), wird ein Fall von Mobbing mit antisemitischem Antrieb gemeldet, das Opfer ist ein Fünfzehnjähriger, der monatelang unter Hakenkreuz- und Gaskammersprüchen leidet, ehe er sich seinen Eltern anvertraut. Das Lehrpersonal hat wohl zugesehen und -gehört, sich dann entschuldigt, jetzt gibt es die üblichen Aktionstage und Aufklärungsunternehmungen, denn das alles ist „unerträglich“ (Internationales Auschwitz-Komitee). In der Tagesschau ist von einem „besorgniserregenden Trend“ die Rede, allein in Berlin habe sich die Zahl der antisemitischen „Vorfälle“ im vergangenen Jahr verdoppelt, überdies sei die Dunkelziffer wohl sehr hoch. Ein regierungsamtlich Zuständiger erklärt: „Das hat damit zu tun, dass es insgesamt zu einer Verrohung unserer Gesellschaft gekommen ist, die auch leider auf die Schulhöfe sich bezieht. Das Wort ,Jude’ als Schimpfwort hat es früher nicht gegeben“, oder sagen wir, bloß viel früher.

„He shrugged, a gesture that conveyed what they both knew; it was all going to hell. And the closer to the end they moved, the faster it went.“ Stephen King, 2004

Faschismus, sagt Gremliza, ist die Fortsetzung des Kapitalismus mit terroristischen Mitteln. Erziehung nach Auschwitz, sagte Adorno im bekannten gleichnamigen Funkvortrag, bedeute „allgemeine Aufklärung, die ein geistiges, kulturelles und gesellschaftliches Klima schafft, das eine Wiederholung nicht zulässt“. Umgekehrt, sage ich, muss das gesellschaftliche Klima allgemeiner Aufklärung allerdings günstig sein, und dass der Druck im Kessel, noch im bürgerlichen und weltoffenen, schon wieder so hoch ist, dass er sich das bekannte Ventil sucht, ist leider nicht pervers, sondern bloß Mechanik. Vom „Grauen der Sache, die das Grauen unserer Welt ist“, spricht Adorno weiter, und nicht die Araberjungs sind es, die den Judenhass ins weltoffen-friedliche Vaterland tragen; er nährt sich von der Verrohung, vom stillen täglichen Terror aus Druck und Angst und Infamie, und das verantworten nicht Ahmed und Mustafa, das verantworten die, die alles verantworten.

Die Quelle, die das mit den Referaten wusste, wusste auch, dass im Klassenzimmer der frühstmöglich Zu- und Abgerichteten auch Collagen hingen, von Achtjährigen hingebungsvoll angefertigt, von Erwachsenen genauso hingebungsvoll benotet, und zwar, die Noten standen hinten drauf, mit Dreien und Vieren. Der gestalterischen Bemühung eines Grundschulkindes erstens eine Note und zweitens ein „Ausreichend“ zu verpassen und der Gaskammerwitz an der Eliteschule sind wesentlich eins, denn pervers ist das Grauen einer Welt, die sich für das Grauen entscheidet. Erziehung nach Auschwitz? Erziehung nach Bertelsmann; und „nach“ ist hier leider nicht temporal.

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Gärtners kritisches Sonntagsfrühstück: Tiny House

Immer wenn ich finde, es wäre angezeigt, sich den Tag mit einem Lachen (oder wenigstens Grinsen) aufzuhübschen, denke ich: Tiny House. Ich denke Tiny House, und schon muss ich lachen; oder wenigstens grinsen.

Wie kommt’s? Es kommt so:

Ich sehe ja (im Ernst) fast nicht mehr fern; doch neulich saß ich lesend auf dem Sofa, und über dem Wunsch, die Fernsehnachrichten anzusehen, gerieten wir in die ZDF-Reihe „37 Grad“, nach der treffenden Einschätzung meiner trefflichen Frau „Chrismon-TV“, also quasievangelisches Fernsehen rund um Menschen wie du und ich, die entweder einen Schicksalsschlag zu verarbeiten haben oder sich noch einmal neu erfinden, was Autorinnen (es sind immer Frauen) dann sehr einfühlsam und kritiklos begleiten. Diesmal ging es zirka um „Zuhause“ (den Anfang haben wir nicht mitgekriegt) und um diesbezügliche „Lebensmodelle“ o.ä. Eine Familie aus Leipzig hatte ihre Wohnung aufgegeben (oder zwischenvermietet) und fuhr so lange mit einem schrottreifen Camper durch Europa, bis alle wieder nach Hause wollten. Das waren die Vernünftigsten. Die zweiten wollten so dringend in einem Hausboot leben, dass sie dafür einen Hafen (samt nämlich rarem Hausboot-Liegeplatz) gekauft hatten, und die Frau hatte dafür ihren Redakteurinnenjob aufgegeben und saß jetzt den ganzen Tag mit diesem spezifischen „Landlust“-Grinsen im Hausboot bei den Kindern (Hausgeburt, logisch), während ihr Mann 16 Stunden am Tag wullackte, um das alles zu finanzieren. Die waren schon ein bisschen dööfer. Die Allerbesten waren aber zwei Studenten, irgendwie Sarah und Brian, die ihren Traum nicht nur hatten, sondern auch lebten, und zwar nicht den von der Weltreise oder bekifftem Sex, sondern den vom, hahaha!: Tiny House.

Ein Tiny House ist eine Art Wohncontainer, Wohnfläche nicht mal 30 Quadratmeter, und hat unerhört viele Vorteile: Mit 50 000 Euro kostet es viel weniger als ein richtiges Haus, man kann es mit einem handelsüblichen Sattelschlepper herumfahren, und es zwingt einen, nur das Allernötigste zu besitzen, weil im Tiny House halt kein Platz ist. Zwei volle Jahre haben Sarah (20) und Brian (25) an ihrem persönlichen Tiny House herumgeplant und dafür sogar ihr Studium unterbrochen (!), und als es endlich soweit ist, erklärt Brian, ein exemplarisch freudloser Funktionsjackenträger, warum das Tiny House die Zukunft ist bzw. das Modell für seine „Generation“: Man ist superflexibel, aber man besitzt ein Eigenheim, ohne dafür 30 Jahre lang Kredite abzuzahlen. So doof seien die Eltern noch gewesen, so doof seien sie jetzt aber nicht mehr. Und also sehen wir Sarah und Brian, wie sie fast alles, was sie haben, wegschmeißen, um fürderhin zu zweit auf 28 Quadratmetern Tiny House zu wohnen. In derart leere, verheerte, vor der Zeit kaputte Gesichter hat man freilich noch nie geblickt.

„ … dass mich so unglaublich flache Menschen, die das auch noch voll ausspielen und sich keine Schranken auferlegen, dass mich die sehr faszinieren, ja oft begeistern.“ Henscheid, 1973

Der Traum nach dem Traum: die Tiny House-Siedlung, und wir sehen Sarah und Brian, wie sie mit anderen jungen Windjackenmenschen (rollen Sie, liebe Leserin, liebe Leser, ruhig mit den Augen, aber das sagt nun einmal alles, w.z.b.w.!) um ein Tonnenfeuer herumstehen, und im Hintergrund steht schon eine kleine Tiny House-Siedlung, und alle unterhalten sich angeregt über ihre Tiny-Häuser, weil man die nämlich „individuell“ konfigurieren kann usw.; und wer das hergebrachte Vorstadthaus schon deprimierend findet, mag schnurstracks hintenüberfallen: Was hier waltet, ist die restlose Konformität im Gewande des Kreativ-Individuellen, die frühvergreiste Begeisterung angesichts der eigenen bedürfnislosen Verfügbarkeit, und natürlich war die Autorin da sehr einverstanden, zumal Sarah und Brian freilich schon ein Tiny House-Start-Up …

Warum ich das alles lustig finde (und schon wieder lachen muss, wie ich es hinschreibe)? Ich weiß es nicht. Vielleicht weil sich im besten, freiesten und wunderschönsten Deutschland aller Zeiten alles unablässig selbst karikiert, ohne es zu merken?

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Kurz hattet Ihr uns, liebe Lobos,

Kurz hattet Ihr uns, liebe Lobos,

als Ihr eine Folge Eures Pärchenpodcasts »Feel the News« mit »Das Geld reicht nicht!« betiteltet. Da fragten wir uns, was Ihr wohl noch haben wollt: mehr Talkshowauftritte? Eine Homestory in der InTouch? Doch dann hörten wir die ersten zwei Minuten und erfuhren, dass es ausnahmsweise nicht um Euch ging. Ganz im Sinne Eures Formats wolltet Ihr erfühlen, wie es ist, Geldsorgen zu haben, und über diese Gefühle dann diskutieren. Im Disclaimer hieß es dann noch, dass Ihr ganz bewusst über ein Thema sprechen wolltet, das Euch nicht selbst betrifft, um dem eine Bühne zu bieten.

Ihr als Besserverdienerpärchen mit Loft in Prenzlauer Berg könnt ja auch viel neutraler und besser beurteilen, ob diese Armutsängste der jammernden Low Performer wirklich angebracht sind. Leider haben wir dann nicht mehr mitbekommen, ob unser Gefühl, Geldnöte zu haben, berechtigt ist, da wir gleichzeitig Regungen der Wohlstandsverwahrlosung und Realitätsflucht wahrnahmen, die wir nur durch das Abschalten Eures Podcasts loswerden konnten.

Beweint deshalb munter weiter den eigenen Kontostand: Titanic

 Lustiger Zufall, »Tagesspiegel«!

»Bett, Bücher, Bargeld – wie es in der Kreuzberger Wohnung von Ex-RAF-Terroristin Daniela Klette aussah«. Mit dieser Schlagzeile überschreibst Du Deine Homestory aus Berlin. Ha, exakt so sieht es in unseren Wohnungen auch aus! Komm doch gern mal vorbei und schreib drüber. Aber bitte nicht vorher die Polizei vorbeischicken!

Dankend: Titanic

 Wow, Instagram-Kanal der »ZDF«-Mediathek!

In Deinem gepfefferten Beitrag »5 spicy Fakten über Kim Kardashian« erfahren wir zum Beispiel: »Die 43-Jährige verdient Schätzungen zufolge: Pro Tag über 190 300 US-Dollar« oder »Die 40-Jährige trinkt kaum Alkohol und nimmt keine Drogen«.

Weitergelesen haben wir dann nicht mehr, da wir uns die restlichen Beiträge selbst ausmalen wollten: »Die 35-Jährige wohnt nicht zur Miete, sondern besitzt ein Eigenheim«, »Die 20-Jährige verzichtet bewusst auf Gluten, Laktose und Pfälzer Saumagen« und »Die 3-Jährige nimmt Schätzungen zufolge gerne das Hollandrad, um von der Gartenterrasse zum Poolhaus zu gelangen«.

Stimmt so?

Fragen Dich Deine Low-Society-Reporter/innen von Titanic

 Sie, Victoria Beckham,

Sie, Victoria Beckham,

behaupteten in der Netflix-Doku »Beckham«, Sie seien »working class« aufgewachsen. Auf die Frage Ihres Ehemanns, mit welchem Auto Sie zur Schule gefahren worden seien, gaben Sie nach einigem Herumdrucksen zu, es habe sich um einen Rolls-Royce gehandelt. Nun verkaufen Sie T-Shirts mit dem Aufdruck »My Dad had a Rolls-Royce« für um die 130 Euro und werden für Ihre Selbstironie gelobt. Wir persönlich fänden es sogar noch mutiger und erfrischender, wenn Sie augenzwinkernd Shirts mit der Aufschrift »My Husband was the Ambassador for the World Cup in Qatar« anbieten würden, um den Kritiker/innen so richtig den Wind aus den Segeln zu nehmen.

In der Selbstkritik ausschließlich ironisch: Titanic

 Waidmannsheil, »Spiegel«!

»Europas verzweifelte Jagd nach Munition«, titeltest Du, und doch könnte es deutlich schlimmer sein. Jagd auf Munition – das wäre, so ganz ohne diese Munition, deutlich schwieriger!

Nimmt Dich gerne aufs Korn: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Nichts aufm Kerbholz

Dass »jemanden Lügen strafen« eine doch sehr antiquierte Redewendung ist, wurde mir spätestens bewusst, als mir die Suchmaschine mitteilte, dass »lügen grundsätzlich nicht strafbar« sei.

Ronnie Zumbühl

 Einmal und nie wieder

Kugelfisch wurde falsch zubereitet. Das war definitiv meine letzte Bestellung.

Fabian Lichter

 Treffer, versenkt

Neulich Jugendliche in der U-Bahn belauscht, Diskussion und gegenseitiges Überbieten in der Frage, wer von ihnen einen gemeinsamen Kumpel am längsten kennt, Siegerin: etwa 15jähriges Mädchen, Zitat: »Ey, ich kenn den schon, seit ich mir in die Hosen scheiße!«

Julia Mateus

 Dünnes Eis

Zwei Männer in Funktionsjacken draußen vor den Gemüsestiegen des türkischen Supermarkts. Der eine zeigt auf die Peperoni und kichert: »Hähä, willst du die nicht kaufen?« Der andere, begeistert: »Ja, hähä! Wenn der Esel dich juckt – oder nee, wie heißt noch mal der Spruch?«

Mark-Stefan Tietze

 Parabel

Gib einem Mann einen Fisch, und du gibst ihm zu essen für einen Tag. Zeig ihm außerdem, wie man die Gräten entfernt, und er wird auch den folgenden Morgen erleben.

Wieland Schwanebeck

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
25.04.2024 Köln, Comedia Max Goldt
27.04.2024 Schwerin, Zenit Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
28.04.2024 Lübeck, Kolosseum Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
29.04.2024 Berlin, Berliner Ensemble Martin Sonneborn mit Sibylle Berg