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Fabian Lichters Economy Class

In der Endlosschleife  

Ausgiebig wird hierzulande vor der Gefahr des Populismus gewarnt, gern wird dabei übersehen, wie viel der rechte Kulturkampf bereits erreichen konnte, ohne, dass seine Krieger die Institutionen je zu stürmen brauchten. Die vielfach wahrnehmbare Furcht von Journalisten und Medienmachern etwa, sich angreifbar zu machen. Die Angst vor Leserbriefen, die kommen, sollte man nicht "ausgewogen" genug berichten und die wiederkehrenden Debatten darüber, was man noch sagen dürfe, während der Ton allerorts längst beängstigend dumpf geworden ist. Andere sind sich schon für keinen Stumpfsinn mehr zu schade, um auch den radikalisierten Teil der potentiellen Kundschaft zu erreichen, alles im Sinne journalistischer Ausgewogenheit, versteht sich. Wer wissen möchte, wie man es in diesem Dunstkreis wirklich mit Ausgewogenheit und kritischem Journalismus hält, braucht sich nur einmal eines der Medienprodukte anzutun, auf die die entsprechende Kundschaft vorgeblich mangels etablierter Alternativen umsteigt. Etwa auf die Kanäle, die um Ex-Bild-Chef Julian Reichelts Ruhestandsprojekt "Nius" entstanden sind. Die Plattform für alle, denen die CDU zu weich geworden ist, die deshalb schon mal neidisch zur AfD und umso fordernder in Richtung Merz blicken. Im Angebot: Lächerlich tendenziöse Elendsreportagen, die an ihren Themen und den Menschen, die sie vor die Kamera zerren, lediglich insofern noch interessiert sind, als dass man sie möglichst schlagkräftig gegen den immer schon feststehenden Feind in Stellung bringen kann: eine vermeintlich naiv-tolerante Politik und ihre Vertreter, die für den Verfall des Westens verantwortlich gemacht werden. Dazu Gespräche und Talkrunden, in denen sich von vornherein alle einig sind und gegen die selbst eine Ausgabe von Markus Lanz wirkt wie ein intellektuelles Happening. Runden, in denen routiniert abgenickt oder mit gespieltem Gelächter belohnt wird, was immer sich der Nebensitzer an Altherrenwitzen noch aus dem leerdrehenden Hirn grabbeln kann. Mal wehleidiges Gejammer, mal höhnischer Spott über Regenbogenfahnen und die Statur von Ricarda Lang in ermüdendem Ausmaß dokumentieren zumindest eines tatsächlich in aller Klarheit: wer es wirklich ist, der hier keine anderen Probleme und Themen hat. 

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Block you  

In regelmäßigen Abständen muss es hier bekanntlich um Tesla-Chefesel Elon Musk und seine neuesten Streiche in der weltweiten Enge des Internets gehen. Der jüngste Vorgang im Hause X, die Verkündung dessen, dass man die Blockfunktion in Kürze wohl abzuschalten gedenke, da sie sinnfrei sei, so jedenfalls sieht es Musk, ließe sich da erst einmal auch nur als eben eine weitere traurige Entscheidung von etlichen begreifen, die man aus dieser Perspektive freilich genauso gut unkommentiert lassen könnte, stünde sie nicht beispielhaft für das, was Free-Speech-Apologeten wie Elon Musk unter Redefreiheit nun einmal verstehen: die totale Beschallung der Welt, mit dem eigenen Gelärme. Und das notfalls auch gegen ihren Willen. Als Folge der Affirmation und Verabsolutierung neoliberaler Konkurrenz, der Übertragung ihres Prinzips in den letzten Winkel der Welt wird aus jeglichem Austausch am Ende ein pubertärer Wettstreit, bei dem sich vor allem die lautere Meinung durch- und damit automatisch ins Recht setzen soll. Redefreiheit und Demokratie werden auf das Aushalten jeder noch so stumpfsinnigen Pöbelei, des letzten dahingekübelten Unflats reduziert und damit letztlich jeglichen Gehalts beraubt. Wie zivilisiert wirkt dagegen die Idee, Menschen die Wahl zu lassen, sie darüber zu entscheiden zu lassen, was sie lesen oder hören wollen und was nicht. Ihnen damit nicht zuletzt auch die Möglichkeit zu geben, sich vor Bedrohungen und Anfeindungen z.B. durch die zu schützen, die sich von besagtem Gelärme erst herausgefordert und ermutigt fühlen, ihren Mitmenschen leidenschaftlich und mit Nachdruck auf den Geist zu gehen.

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Wandel in der Krise  

Unlängst geriet die Sendung Monitor, besser gesagt ihr Twitter- und noch besser gesagt ihr– X-Account in die Kritik. Auf einem Sharepic war u.a. dazu geraten worden, statt vom Klimawandel doch besser von der Klimakrise zu sprechen. Dies klinge weniger verharmlosend und erinnere obendrein daran, dass es sich dabei um eine menschengemachte Krise handelt. Und so denkbar ungelenk diese halbherzige Begriffspädagogik alleine schon deshalb in Zeiten daherkommt, in denen ein Kulturkampf von rechts um einen vermeintlich zu linken ÖRR tobt, dessen Kämpfer beständig nach Futter für diese doch eher schwache These geifern, so unsinnig ist es aus sprachkritischer Sicht obendrein. Zumal ein Wandel, selbst wenn einem Jahrzehnte des Managersprechs etwas anderes suggeriert haben sollten, keineswegs zuverlässig Gutes mit sich bringen muss. Auch am ebenso empfohlenen Begriff Klimaleugner, der dem des Klimaskeptikers vorzuziehen sei, lässt sich doch nur allzu leicht weitermäkeln, das Klima selbst jedenfalls dürfte kaum jemand ernsthaft leugnen wollen. All das erinnert an den Ratschlag, statt von Verschwörungstheorien besser von Verschwörungserzählungen zu sprechen. Auch Theorien können aber nun einmal falsch und unterkomplex sein, von Erzählungen sind sie heute ohnehin kaum noch zu unterscheiden, schon alleine deshalb lässt sich derlei Kritik höchstens noch in den Bereich der Beschäftigungstherapie namens Content-Creation einordnen. Wenngleich die Krisenhaftigkeit des Status Quo schwerlich bestritten werden kann, in den herrschenden Debatten ließe sich ebensogut von der Klimaapokalypse sprechen, ohne, dass sich noch etwas am Kräfteverhältnis ändern würde. Man sähe sich demselben Block gegenüber, der weder mit Argumenten und Ergebnissen der Wissenschaft, schon gar nicht aber mit den neuesten Erkenntnissen der Sprachlabore hiesiger Social-Media-Redaktionen zu erreichen sein dürfte.

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Kuhmilchphilosophie  

"Wir sind eine wirklich gefühlige Gesellschaft geworden", sagt Markus Lanz, der immerhin noch mit der gefühligen Knallerfrage "Was macht das mit Ihnen?" den journalistischen Olymp erklimmen konnte, in einem Clip, der gerade eifrig geteilt wird. "So eine Hafermilchgesellschaft, so eine Guavendicksaft-Truppe, die wirklich die ganze Zeit auf der Suche nach der idealen Work-Life-Balance ist." Ein echter Macher wie Lanz schlürft eben noch den klassischen Eutersaft, so wie es schon Generationen vor ihm getan haben, und würde auch noch wenn der Magen rumort nicht auf das als unmännlich konnotierte Substitut aus schmächtigen, knickbaren Halmpflanzen umsteigen. Richard David Precht – wer sonst? – schluckt den gequirlten Dung und fügt dem Ganzen für einen Philosophen eher ungewöhnlich affirmativ hinzu, dass sich 90 Prozent aller arbeitenden Menschen seiner Elterngeneration, erst recht der seiner Großeltern, gar nicht erst die Sinnfrage gestellt hätten, wohingegen die jungen Leute in dieser Hinsicht heute zu wählerisch und zu kritisch seien. Und wenn man bedenkt, wie viele Menschen sich derlei Phrasen zweier Fulltime-Esel wohlwollend anhören, als handele es sich bei ihnen um mehr als das Geraune über die Jugend, das bekanntlich alle Zeit überdauert, wird man feststellen, dass man gar nicht so viel Hafermilch trinken könnte, wie man … na ja, und so weiter. Carsten Linnemann, CDU, macht in derselben Woche damit auf sich aufmerksam, dass er eine Arbeitspflicht fordert, führt also gegen jede Empirie das alte Vorurteil ins Gefecht, ein Großteil der Arbeitslosen nutze den Staat aus. Als sei es nicht gerade so, dass kein Mensch in die Situation kommen möchte, zu denen zu gehören, gegen die Leute wie Linnemann strategisch und wann immer es ins Programm passt die ohnehin schon wirkenden Projektionen auf die Armen weiter befeuern. Man kann den Ball in diesen Fällen schlicht zurückspielen und fragen, wie ausgerechnet Richard David Precht sich und seine Tätigkeit als millionenschweres Orakel für gesellschaftlich unerlässlich erklärt. Oder ob man mit einem Jahr Mitarbeit in der von den Eltern betriebenen Linnemanschen Buchhandlung wirklich irgendjemandem etwas von Arbeit erzählen kann. Am Ende macht man sich damit doch nur die Maßstäbe derer zu eigen, die den gegebenen Blödsinn bereit sind zu hinunterzuschlucken, wiederzukäuen und für immer und alle Zeiten als alternativlos zu erklären. Und sei es nur, weil sie selbst genau wissen, wie austauschbar sie in Wirklichkeit sind.

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Brandmauer

Albern ist es, überhaupt von Brandmauern zu sprechen, das wäre zur Diskussion um Friedrich Merz und dessen vielzitierten Vorstoß, der da lautete, man könne mit der AfD auf kommunaler Ebene zusammenarbeiten, ja eigentlich nur zu sagen. Dort, wo besagte Partei es fertiggebracht hat, seit ihrer Gründung die gesamte Öffentlichkeit vor sich herzutreiben, kann von einer solchen Mauer keine Rede sein. Die einen können es kaum erwarten, die AfD zu wählen, andere können es kaum erwarten, mit ihr zu koalieren, jetzt, wo es rechnerisch interessant wird. Umfragewerte von 20 Prozent, starke Zustimmung nicht nur im Osten, nein auch in Baden-Württemberg, sind, das dürfte allmählich auch dem Letzten klar sein, weit mehr als nur Protest. Sie sind auch das Ergebnis eines besinnungslosen Umgangs mit der Partei. Eine Medienlandschaft, die knapp ein Jahrzehnt lang viel getan hat, Mitglieder der AfD auf Titelseiten und in die Talkshows zu bringen, ist da sicher nur eine Baustelle von vielen. Doch der jahrelange journalistische Eiertanz um die naive Frage, ob der gemeine AfDler nun tatsächlich meint, was er den lieben langen Tag so von sich gibt, gab der Partei genug Raum, sich als die Alternative darzustellen, als die sie von weiten Teilen auch der bürgerlicheren Wählerschaft inzwischen angesehen wird. Zehn Jahre später ist der Diskurs geprägt von Spins des rechten Kulturkampfes, Debatten im Leerlauf, aus denen stets und allein die AfD als Siegerin hervorgeht. Im Politikbetrieb war man von Anfang an bemüht, die Sorgen vor allem der Leute ernst zu nehmen, die sich um die AfD scharten oder sich in ihrem Schatten formierten, ob zu Pegida oder zu Querdenken. Wenig wiegen bis heute die Sorgen derer, die all ihnen als Feindbild dienen.

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Krawall ums Freibad

So wie man seit Jahren in jeder Lokalzeitung vom Bädersterben lesen kann, von der Privatisierung des öffentlichen Raumes und deren Folgen, kehrt seit einigen Jahren mit jedem Sommer auch die Debatte um Gewalt und Ausschreitungen in überfüllten Freibädern wieder. Und wer so gar nicht in Betracht ziehen mag, dass das eine möglicherweise etwas mit dem anderen zu tun haben könnte, dem bleibt dann eben nur der Kulturkampf übrig. An kaum einem Aufreger-Thema lässt sich jedenfalls so deutlich beobachten, wie ebenjener Kulturkampf funktioniert und seine Krieger darauf aus sind, aus strukturellen, sprich politökonomischen Problemen solche der Kultur zu machen. Zur Kontrastierung wirkt das Heraufbeschwören des Gegenbildes einer guten alten Zeit wahre Wunder, in diesem Fall also das jener goldenen Jahre, als in Freibädern noch Milch und Honig flossen und der Bademeister in der bundesrepublikanischen Hierarchie irgendwo kurz unter Helmut Kohl stand. "Früher hatte man Angst, dass Kinder im Freibad ertrinken. Heute hat man Angst, dass die Kinder ertränkt werden", weiß z.B. Julian Reichelt dazu zu sagen, unter dessen Ägide die Kriegsberichterstattung aus den Berliner Bädern in Bild einen wahren Boom erlebte und der das Thema Freibadkrawalle nun in den dubioseren Ecken Youtubes gewohnt verbissen weiterbeackert. "Die Politik versteht nicht, was in Freibädern geschieht: Uns wird gerade ein Stück Heimat, Identität, Sorglosigkeit weggenommen. Wir wollen unser Freibad zurück!" So teaserte er auf Twitter jüngst seine Beobachtungen vom Beckenrand an. Und ob Reichelt selbst versteht, was geschieht und was er so sagt, es muss doch bisweilen ernsthaft in Frage gestellt werden. Wie man früher sorglos sein und gleichsam Angst davor haben konnte, die Kinder könnten ertrinken, das versteht aber vielleicht einfach auch nur, wer damals dabei war.

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Threads vs. Twitter  

Mark Zuckerbergs neue Twitter-Alternative namens Threads ist da und alle großen Brands warten dort schon. Etwas überraschend kam sie und ohne großen Knall. Immerhin: Elon Musk gefällt das nicht, im Gegenteil. Wütend teufelt er auf seiner eigenen Plattform gegen die Konkurrenz an und droht mit Klage. Wollte man sich eben noch im Faustkampf duellieren, sprich auf klassisch händische Weise Haken verteilen, ist man sich nun also offiziell spinnefeind. Unfair sei das Verhalten Zuckerbergs, von dem es heißt, dass er einige jener alten Twitter-Angestellten in seinem Team habe, die Musk zuvor schikaniert und kurzerhand herausgeworfen haben soll. Es ist schon sagenhaft, was von der Idee sozialer Netzwerke übrig geblieben ist, die vor gar nicht allzu langer Zeit noch vage mit der Hoffnung auf mehr politische Bildung und anderen hehren Zielen assoziiert worden war. Auf Twitter trägt Elon Musk längst zu einem Großteil selbst zum Niedergang einer Branche bei, die gerade erfolglos versucht, sich neu zu erfinden. Ein digitaler Mülleimer ist aus dem Netzwerk geworden, das Musk zuvor unter großem Getöse aufgekauft hatte wie ein Spielzeug. Ein Strom aus Lügen und Unflat, der einem ganz im Sinne libertärer Ausgewogenheit entgegenkommt, sobald man die App öffnet, rassistische und sexistische Tweets authentifizierter Alt-Right-Trolle, wie man sie in jeder unmoderierten Kommentarspalte auch hätte haben können. Sie schmücken zuverlässig die "Für dich"-Seite, wo die Timeline nicht längst mit Werbung für Cryptowährungen und KI-Blödsinn besetzt ist. Schaltflächen verschwinden, die Übersetzungsfunktion gibt den Geist auf, zeitweise konnten nur ein paar Hundert Tweets geladen werden, ehe die App streikte. Stolz, die Plattform endgültig in den Schrotthaufen verwandelt zu haben, der sie heute ist, kommentiert der Meister persönlich die je neuesten Verschlimmbesserungen, ehe er sich wieder der Aufgabe annimmt, die Verschwörungstherorien seiner Anhänger zu verstärken, die ihn gerade für dieses von ihm angerichtete Chaos bewundern sowie dafür, so ungeniert und stumpfsinnig aufzutreten wie sie selbst. Entsprechend zurückhaltend wirken wohl auch daher die Reaktionen auf Zuckerbergs neues Netzwerk, das ausgerechnet nach der anstrengendsten Form der Mikro-Kommunikation benannt ist, die Twitter hervorgebracht hat: den Threads. Vielleicht könnte man angesichts dessen ja doch noch mal dieses Metaverse sehen?

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Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Also wirklich, »Spiegel«!

Bei kleinen Rechtschreibfehlern drücken wir ja ein Auge zu, aber wenn Du schreibst: »Der selbst ernannte Anarchokapitalist Javier Milei übt eine seltsame Faszination auf deutsche Liberale aus. Dabei macht der Rechtspopulist keinen Hehl daraus, dass er sich mit der Demokratie nur arrangiert«, obwohl es korrekt heißen müsste: »Weil der Rechtspopulist keinen Hehl daraus macht, dass er sich mit der Demokratie nur arrangiert«, müssen wir es doch anmerken.

Fasziniert von so viel Naivität gegenüber deutschen Liberalen zeigt sich

Deine Titanic

 Gude, Fregatte »Hessen«!

Du verteidigst Deutschlands Demokratie zur Zeit im Roten Meer, indem Du Handelsrouten vor der Huthi-Miliz schützt. Und hast schon ganz heldenhaft zwei Huthi-Drohnen besiegt.

Allerdings hast Du auch aus Versehen auf eine US-Drohne geschossen, und nur einem technischen Fehler ist es zu verdanken, dass Du nicht getroffen hast. Vielleicht ein guter Grund für die USA, doch nicht auf der Erfüllung des Zwei-Prozent-Ziels zu beharren!

Doppelwumms von Titanic

 Aaaaah, Bestsellerautor Maxim Leo!

In Ihrem neuen Roman »Wir werden jung sein« beschäftigen Sie sich mit der These, dass es in nicht allzu ferner Zukunft möglich sein wird, das maximale Lebensalter von Menschen mittels neuer Medikamente auf 120, 150 oder sogar 200 Jahre zu verlängern. Grundlage sind die Erkenntnisse aus der sogenannten Longevity-Forschung, mit denen modernen Frankensteins bereits das Kunststück gelang, das Leben von Versuchsmäusen beträchtlich zu verlängern.

So verlockend der Gedanke auch ist, das Finale der Fußballweltmeisterschaft 2086 bei bester Gesundheit von der heimischen Couch aus zu verfolgen und sich danach im Schaukelstuhl gemütlich das 196. Studioalbum der Rolling Stones anzuhören – wer möchte denn bitte in einer Welt leben, in der das Gerangel zwischen Joe Biden und Donald Trump noch ein ganzes Jahrhundert so weitergeht, der Papst bis zum Jüngsten Gericht durchregiert und Wladimir Putin bei seiner Kolonisierung auf andere Planeten zurückgreifen muss? Eines will man angesichts Ihrer Prognose, dass es bis zum medizinischen Durchbruch »im besten Fall noch 10 und im schlimmsten 50 Jahre dauert«, ganz bestimmt nicht: Ihren dystopischen Horrorschinken lesen!

Brennt dann doch lieber an beiden Enden und erlischt mit Stil: Titanic

 Grunz, Pigcasso,

malendes Schwein aus Südafrika! Du warst die erfolgreichste nicht-menschliche Künstlerin der Welt, nun bist Du verendet. Aber tröste Dich: Aus Dir wird neue Kunst entstehen. Oder was glaubst Du, was mit Deinen Borsten geschieht?

Grüße auch an Francis Bacon: Titanic

 Hey, »Zeit«,

Deine Überschrift »Mit 50 kann man noch genauso fit sein wie mit 20«, die stimmt vor allem, wenn man mit 20 bemerkenswert unfit ist, oder?

Schaut jetzt gelassener in die Zukunft:

Deine Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Nichts aufm Kerbholz

Dass »jemanden Lügen strafen« eine doch sehr antiquierte Redewendung ist, wurde mir spätestens bewusst, als mir die Suchmaschine mitteilte, dass »lügen grundsätzlich nicht strafbar« sei.

Ronnie Zumbühl

 No pain, no gain

Wem platte Motivationssprüche helfen, der soll mit ihnen glücklich werden. »There ain’t no lift to the top« in meinem Fitnessstudio zu lesen, das sich im ersten Stock befindet und trotzdem nur per Fahrstuhl zu erreichen ist, ist aber wirklich zu viel.

Karl Franz

 Tiefenpsychologischer Trick

Wenn man bei einem psychologischen Test ein Bild voller Tintenkleckse gezeigt bekommt, und dann die Frage »Was sehen Sie hier?« gestellt wird und man antwortet »einen Rorschachtest«, dann, und nur dann darf man Psychoanalytiker werden.

Jürgen Miedl

 Bilden Sie mal einen Satz mit Distanz

Der Stuntman soll vom Burgfried springen,
im Nahkampf drohen scharfe Klingen.
Da sagt er mutig: Jetzt mal ehrlich –
ich find Distanz viel zu gefährlich!

Patrick Fischer

 Die Touri-Falle

Beim Schlendern durchs Kölner Zentrum entdeckte ich neulich an einem Drehständer den offenbar letzten Schrei in rheinischen Souvenirläden: schwarzweiße Frühstücks-Platzmatten mit laminierten Fotos der nach zahllosen Luftangriffen in Schutt und Asche liegenden Domstadt. Auch mein Hirn wurde augenblicklich mit Fragen bombardiert. Wer ist bitte schön so morbid, dass er sich vom Anblick in den Fluss kollabierter Brücken, qualmender Kirchenruinen und pulverisierter Wohnviertel einen morgendlichen Frischekick erhofft? Wer will 365 Mal im Jahr bei Caffè Latte und Croissants an die Schrecken des Zweiten Weltkriegs erinnert werden und nimmt die abwischbaren Zeitzeugen dafür sogar noch mit in den Urlaub? Um die Bahn nicht zu verpassen, sah ich mich genötigt, die Grübelei zu verschieben, und ließ mir kurzerhand alle zehn Motive zum Vorteilspreis von nur 300 Euro einpacken. Seitdem starre ich jeden Tag wie gebannt auf das dem Erdboden gleichgemachte Köln, während ich mein Müsli in mich hineinschaufle und dabei das unheimliche Gefühl nicht loswerde, ich würde krachend auf Trümmern herumkauen. Das Rätsel um die Zielgruppe bleibt indes weiter ungelöst. Auf die Frage »Welcher dämliche Idiot kauft sich so eine Scheiße?« habe ich nämlich immer noch keine Antwort gefunden.

Patric Hemgesberg

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
20.04.2024 Eberswalde, Märchenvilla Max Goldt
20.04.2024 Itzehoe, Lauschbar Ella Carina Werner
24.04.2024 Trier, Tuchfabrik Max Goldt
25.04.2024 Köln, Comedia Max Goldt