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Dax Werners Debattenrückspiegel: KW 51

Liebe Leser_innen,

jetzt ging's dann doch viel schneller als gedacht: Das Jahrhundert-Jahr 2020 biegt im fünften Gang mit rund 150 Sachen aus der letzten Kurve ab auf die Start- und Zielgerade. Wie auf der Rennstrecke gilt auch im echten Leben: Jetzt nicht zu weit raustragen lassen, nicht auf den rot-weißen Curbs beschleunigen, den ganzen Schwung mitnehmen und mit Vollgas und aktiviertem DRS den Debattendrift mit in die nächste Runde nehmen!

Diese ewig langen Zehntelsekunden, in denen rechts bereits die Boxenmauer und vor einem auf dem Asphalt bereits die weiß markierten Startplätze erscheinen, sind natürlich wie Tage um das Jahresendfest herum der kurze Moment, die vergangene Runde Revue passieren zu lassen, oder wie wir in der Persönlichkeitsentwicklung sagen: Möglichkeitsraum "Innehalten".

Denn auf den letzten Metern wird klar, dass dieses Jahr viele Verlierer – wir erinnern uns an den Brand im Krefelder Zoo –, aber auch einige wenige Gewinner kennt. Zum Beispiel den bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder: Mit seiner im Pandemie-Management dargebotenen Hands-on-Mentality mit Zip-Sweater unterm Sakko sowie täglichen Zoom-Schalten in jede noch so nischige ÖR-Talkshow hat er sich im Rennen um die Unions-Kanzlerkandidatur extrem gut positioniert. Stichwort Rennintelligenz. Aber: Söder musste sich diese Pace erst erarbeiten. Denn erinnert sich noch irgendwer an die lahmen Januar-Forderungen des flixen Franken? Das Kabinett sollte verjüngt werden und neuer Schwung in die Regierung kommen. Spätestens als das Coronavirus Wien erreichte, hörte man von diesen markigen Forderungen nichts mehr – Seehofer und Scheuer durften noch einmal aufatmen, gehören deswegen vielleicht auch zu den größten Corona-Gewinnern.

Genauso blass dürften die Erinnerungen inzwischen daran sein, dass es auf den ersten Metern von 2020 bereits so heftig krachte, dass die Welt kurz vor einem Krieg zwischen den USA und dem Iran stand, weil sich Noch-Präsident Trump beim Automaten-Daddeln auf Wunderino verklickt hatte, und so versehentlich einen hochrangigen iranischen General per Drohne töten ließ. Diese verdammten Smartphones mit ihren viel zu kleinen Displays! Doch das Seuchenjahr hatte auch Unterhaltsames zu bieten, wie zum Beispiel das 76-Tage-Trainer-Engagement von Nationalmannschaftslegende Jürgen Klinsmann beim Hauptstadtclub Hertha BSC Berlin. Nicht nur, dass ich in meiner Jugend daheim bei der Fußballmanager-Simulation Anstoss 2 teilweise länger mit einem Verein gearbeitet habe als Klinsmann in Berlin; nein, der Wahl-Kalifornier veröffentlichte danach sogar noch ein sehr persönliches Tagebuch über seine Zeit bei der Hertha in der Bild. Darin beschwerte er sich zum Beispiel darüber, dass der Verein seinen Sohn nicht als Torwart verpflichten wolle und die Vereinsführung aus seiner Sicht zu wenig "Lobbyarbeit" bei den Bundesliga-Schiedsrichtern betreibe. Einfach ursympathisch, dieses Schwabenurgestein!

Apropos kurze Amtszeiten: Auch wenn es gefühlt schon fünf Jahre her ist, fällt natürlich auch das Kabinett Kemmerich noch in 2020. Der FDP-Nobody aus Aachen hatte sich am 5. Februar in Thüringen mithilfe der AfD zum Ministerpräsidenten wählen lassen und musste nach einer nicht immer einfachen Amtszeit bereits am 6. Februar wieder zurücktreten. Irgendwo verständlich, denn politisch hatte der Mann zu diesem Zeitpunkt alles erreicht – und arbeitet laut für gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen seither an seinen Erinnerungen über die 24 Stunden als Ministerpräsident, Arbeitstitel: "Außer Dienst. 2020–2020".

Manchmal übertreibt man es eben beim Aus-der-Kurve-Beschleunigen und landet im Reifenstapel. Deswegen tut mir den einen Gefallen: Bleibt sauber und haltet die Spur!

Euer ADAC-Fahrtrainer Dax Werner

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Dax Werners Debattenrückspiegel: KW 50

Liebe Leser_innen,

erst einmal frohen dritten Advent von meiner Seite! Die heutige Ausgabe ist der perfekte Vorwand, beim Adventsfrühstück mit der Familie das Huawei aus der Hosentasche zu grabbeln und mit fester Stimme – trau dich, Tiger! – klarzustellen: "Mum, Dad, Besinnlichkeit schön und gut, aber nun ist der neue Debattenrückspiegel vom Werner online. Ihr entschuldigt mich!"

Zum Auftakt ein bisschen Selbstreflektion: Ich stelle fest, dass die Krise mich selbst ein bisschen in den Rückzug der Bildungsbürger-Simulation peitscht. Erst habe ich hier eingehend den neuen Roman von Dirk Rossmann besprochen, letzte Woche dann allen Ernstes das "Literarische Quartett" kommentiert. Da fragt nicht nur ihr euch zu Recht: Was kommt als nächstes? Na ja, ein neues Buch von Benjamin von Stuckrad-Barre natürlich! Zusammen mit dem Schweizer-Starautoren Alain Sutter hat er "Alle sind so ernst geworden" veröffentlicht, ein wichtiges Buch, in dem es darum geht, dass die Neunziger und frühen Nuller Jahre vorbei sind. Ich weise deswegen noch einmal so prominent auf die Neuerscheinung hin, denn so dezent und zurückhaltend, wie das neue Produkt aktuell von vielen Promis auf Instagram beworben wird, haben das sicher viele noch gar nicht mitbekommen. TITANIC-Redakteur Fabian Lichter schon. Er urteilte diese Woche auf dem Kurznachrichtendienst Twitter schon wohlwollend: "Klasse, das neue Buch von Stucki und Suter. Man merkt einfach, dass sie sich da wirklich mal 'ne Stunde Zeit genommen haben, uns was Feines abzuliefern." Ich habe das Ding nicht gelesen, was mich schon hinreichend qualifiziert, das Werk in einem sehr langen Thread literaturwissenschaftlich auseinanderzunehmen. Und dennoch: Eine kleine Stimme in mir hält mich trotzdem zurück, für ein paar Likes so richtig draufzuhauen. Woher auf einmal die Skrupel? Weil wir alle irgendwie auch zusammen drinstecken in der Krise? Weil’s der Literaturbranche eh nicht gut geht und ich das Weihnachtsgeschäft nicht zerschießen will? Weil ich dann wieder wütende DMs (direct messages) bekomme? Ich weiß es selber nicht so richtig. Lasst uns die causa fürs Erste mit einem Zitat aus ein anderen genialen Werk aus der Männerkunstkanonwelt schließen: "It is what it is."

Wir hier in NRW kennen uns jedenfalls aus mit everybody’s darlings, die ohne erkennbaren Grund von jetzt auf gleich die Gunst des Publikums verlieren. Unser Landesvater Armin Laschet ist so einer: Sein Corona-Management mit Maß und Mitte ist seit mehr als einem halben Jahr Gespött vieler anonymer Internetrambos und Satiriker_innen. Frage mich manchmal, wie schnell diese Pantoffelhelden wohl scheitern würden, wenn sie zwischen Wahlkampftour für den CDU-Vorsitz und ständigen Talkshow-Auftritten auch noch Deutschlands bevölkerungsreichstes Bundesland in der größten Krise seit dem zweiten Weltkrieg durchregieren müssen. Ob man nun Lindner, Röttgen oder Laschet fragt: Niemand setzt sich gern in den Düsseldorfer Landtag und lässt sich von überambitionierten WDR-Volontär_innen zum sechsten Corona-Ausbruch in der Tönnies-Unternehmensgruppe grillen. Nein, diesen Job muss man wollen, aber Demut und Dankbarkeit werden dieser Tage leider zu Fremdwörtern. 

Stattdessen ununterbrochen Spott und Häme für alle Politiker_innen, die auch mal unkonventionelle Wege gehen, sich was trauen. Wie zum Beispiel Frankfurts Oberbürgermeister Peter Feldmann, der gestern trotz Pandemie zum Weihnachts-Shopping in seine Stadt einlud und mit reduzierten ÖPNV-Tickets lockte. Oder die Stadt Chemnitz, die den Samstag – vermutlich unter starken Abwägungsschmerzen – zum "Shopping Finale" machte und 1600 kostenlose Parkplätze zur Verfügung stellte. Die wenigsten machen sich ein Bild, wie schwierig die Planung solcher verkaufsfördernder Marketing-Aktionen im Umfeld der Pandemie fällt, wie sehr das "einerseits, andererseits" sie nachts um den Schlaf bringt. Menschen, die hauptberuflich ihre Meinung ins Internet schreiben, kommen mit solch komplexen Entscheidungsprozessen natürlich seltener in Berührung, warum auch, so ein "#LockdownJetzt" ist ja schnell gezwitschert. Und danach wird die nächste Sau durchs Dorf getrieben.

Auch wenn das Weihnachtsfest dieses Jahr nicht so stattfinden kann wie sonst: Vielleicht nutzen wir alle einmal die Gelegenheit, zur Besinnung zu kommen. Das heißt zum Beispiel für mich: Weniger verkürzte Kritik, mehr Konsum – und damit die Wirtschaft mit vereinten Kräften durch die Krise katapultieren. Vielleicht können wir ja einfach mal wieder ein neues iPhone bestellen? Einen Staubsauger-Roboter? Oder eine Memoryschaum-Matratze? Es gibt viele Wege, die deutsche Wirtschaft und den Einzelhandel zu supporten. Welche fallen euch noch ein?

Bestellt euch doch mal wieder was Schönes, am besten gleich doppelt!

Euer Dax Werner

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Dax Werners Debattenrückspiegel: KW 49

Liebe Leser_innen,

first and foremost wünsche ich euch selbstverständlich einen maximalbesinnlichen zweiten Advent. Weihnachten und Jahresendfest stehen nicht nur schon vor der Tür, sondern blicken schon ungeduldig durch den Briefkastenschlitz in die Wohnung, fragen die Nachbarn im Hausflur, wann sie mich das letzte Mal gesehen haben, und erinnern dabei an diese zwei aufdringlichen Kommissare vom Tatort Köln oder die Stasi. Und wie immer bei aufdringlichen Besuchern vor der Tür hilft einzig und allein: sich tot stellen. Hat schon damals im Studentenwohnheim geklappt, als Malte und Jenny mich unbedingt zum total lustigen Flunkyball-Turnier der Fachschaft Germanistik mitschleppen wollten. Und sowohl für das belastendste Konsens-Saufspiel der letzten zwei Jahrzehnte als auch  für die Weihnachtsfeiertage im Balla-Balla-Pandemiejahr 2020 gilt: Lass gut sein, ich muss mich hier noch um die Debatten der letzten KW kümmern. Ein andermal vielleicht. Manche Dinge ändern sich nie.

Reden wir nicht lange um den heißen Brei: Debattentechnisch hat KW 49 leider höchstens durchwachsen geliefert. Für ein wenig Aufregung sorgte der Auftritt der Poetry-Slammerin Lisa Eckhart im Literarischen Quartett am Freitag, beziehungsweise schon die Einladung dahin. Die Sendung selbst verlief dann aber ziemlich unspektakulär und erinnerte mich von den Vibes her an literaturwissenschaftliche Proseminare aus meinem Studium: Thea Dorn verteilte im Kopf Mitarbeitsnoten, Lisa Eckhart bemühte sich so sehr, besonders klug rüberzukommen, dass sie schon recht früh verzweifelt mit Nietzsche um sich warf, und Ulrich Matthes hatte offenbar vergessen, sein Referat über das neue Büchlein "Ein bisschen schlechter" von Michel Houellebecq vorzubereiten – er googelte sich kurz vor der Sendung noch mal durch das Interview mit dem Skandal-Autor in der Berliner Zeitung. Ich kann es nicht beweisen, klang aber so! Der Tweet des Abends kam gegen Mitte der Sendung von Lars Weisbrod: "Ich hätte gerne so normale und komplett uninteressante Meinungen wie der Schauspieler Ulrich Matthes." Gedächtnisprotokoll, weil Tweet inzwischen wieder gelöscht. Im inzwischen warm gelaufenen Quartett feierte man dann noch Houellebecqs banale Erkenntnis, dass das Corona-Virus "langweilig und gefährlich" sei. Luzide, sprachgewaltig, ein echtes männliches weißes Genie eben, wie es nur die Grande Nation hervorbringt!

Im bereits erwähnten Interview mit der Berliner Zeitung gab Houellebecq so einiges zum Besten, z. B. über sein Alltagsleben in Zeiten der Pandemie: "Ich möchte darauf hinweisen, dass ich in dieser Hinsicht eine ziemliche Ausnahme darstelle, da mich der Umstand, weniger auszugehen, also in meinem Zimmer bleiben zu können, kein bisschen betrübt." Komplett überraschend und so noch nicht von 200 Normalos allein letzte Woche auf Twitter gelesen, aber so sind sie eben, die sensiblen Künstlerseelen, da ticken die Uhren einfach anders.

Ganz anders ticken die Uhren auch in Sachsen-Anhalt, das sich diese KW mal wieder auf die Debatten-Landkarte gespielt hat: Dort hat der Streit um die geplante Erhöhung des Rundfunkbeitrags um 86 Cent sein erstes Opfer gefordert, nämlich den sachsen-anhaltinischen Innenminister Holger Stahlknecht (CDU). Der hatte in einem Interview für eine Kooperation auf Augenhöhe mit der AfD plädiert und wurde postwendend von MP Reiner Hasselhoff entlassen. Schade, dass der Mann schon wieder weg ist, ich hatte mir gerade erst sein Gesicht gemerkt. Aber die Chancen stehen ja nicht schlecht, dass wir ihn demnächst bei KenFM oder einem Youtube-Livestream vom Silvester-Sturm auf den Reichstag wiedersehen werden.

Präzise und vorhersehbar wie ein Uhrwerk läuft hingegen die Debattenmaschine und FDP-Chef Christian Lindner. Der war vergangenen Sonntag zu Gast bei Anne Will, wo ihm von der Forscherin Viola Priesemann ziemlich geduldig erklärt wurde, warum seine ständige Forderung, nach einer Corona-Strategie, die den Schutz vulnerabler Gruppen in den Mittelpunkt stellt, sinnlos sei. Schon am Abend der Sendung twitterte Stefan Scholer hellsichtig, dass Lindner zwar kein Gegenargument einfiele, er seine im Kern ja wirtschaftsfreundliche Forderung aber ab Montag gewiss trotzdem unbeirrt weiterführen wird. So kam es dann auch.

Um positiv zu enden: Irgendwie auch befreiend, noch mal so deutlich vorgeführt zu bekommen, dass es herzlich egal es ist, wie viele WissenschaftlerInnen derzeit die Talkshows stürmen, um die Politik und uns über Viruslast, Aerosole und Epidemie-Maßnahmen aufzuklären: Am Ende entscheidet dann doch immer wieder das Bauchgefühl, Faktenlage und Shitstorms in den sozialen Medien hin oder her. Vielleicht sollten wir es alle mal mehr mit Harry Potter (Daniel Radcliffe) halten, der diese Woche erklärte, dass er sich aus Selbstschutz komplett aus Social Media raushält.

Egal, ob ihr eure Apps jetzt drauf lasst oder löscht: Bleibt sauber und kommt gut durch die Woche!

Euer Dax Werner

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Dax Werners Debattenrückspiegel: KW 48


Liebe Leser:innen,

die letzte Woche war wieder einmal geprägt von allerlei Debatten, doch der wichtigste Debattenbeitrag kommt diesmal vom Ausnahme-Unternehmer Dirk Rossmann: Sein neues Buch ist meines Erachtens ein wenig vom Feuilleton übersehen worden, obwohl es wichtige Impulse und Learnings für die Herausforderungen unserer Zeit liefern kann. Pack ma’s!

Denn "Der neunte Arm des Oktopus" ist vieles zugleich: Ein Wachrüttel-Drama, ein Zukunfts-Thriller, eine Art neues altes Testament, aber vor allen Dingen ein Drehbuch für einen öffentlich-rechtlichen Mehrteiler mit anschließendem Talk bei Frank Plasberg. Dafür spricht allein schon der knappe, dialogische Stil, beispielsweise auf Seite 17, dort, wo Rossmann Altkanzler Gerhard Schröder seinen ersten Cameo-Auftritt absolvieren lässt. Im Anschluss an ein Meeting mit Vladimir Putin möchte Schröder seinem alten Freund ein Büchlein schenken, damit dieser seine Deutschkenntnisse auffrischen kann. Eine melancholische Szene, die der Romancier mit leichter Hand und nur wenigen Pinselstrichen mit dem Fluidum unabwendbaren Abschieds durchzieht: "'Hm', sagte Putin".

Es ist, in den Worten eines anderen Großdenkers, der "Realismus der Hemingway-Carver-Schule" (Daniel Kehlmann), der sich hier Bahn bricht. Nicht nur, aber auch am subtil verknappenden Stil kann man den mindestens 13-köpfigen writers room, in dem Rossmanns Opus Magnum entstanden sein soll, förmlich herausschmecken. 400 Seiten schreiben sich nicht von allein, vieles ist für einen Unternehmer mit dem workload Rossmanns schlicht nicht recherchierbar. Stichwort Schwarmintelligenz. Und damit sind wir auch schon bei Frank Schätzing. Denn "Oktopus" (ich kürze den Titel ab hier mal ab) – soviel sei schon verraten – ist der Roman, den Schätzing immer schreiben wollte. Später mehr dazu. Oder vielleicht auch nicht.

Rossman weiß zu jeder Sekunde, dass auch er nur ein Zwerg ist auf den Schultern von Riesen: "Anfang des 21. Jahrhunderts erlebte das Religiöse eine Renaissance, ausgelöst vor allem durch den Islam, leider auch in seiner verblendeten Erscheinungsform als islamistischer Terror." Hier verbeugt sich einer und reiht sich dennoch ein in die große Tradition der Abenteuerbücher von Peter Scholl-Latour, dem bis heute unübertroffenen Kenner des Orients. Bescheidenheit ist für Rossmann nach wie vor größtes Gebot und so spart er mit eigenen Auftritten im Roman und tritt lediglich 6 oder 7 Mal am Rande auf, beispielsweise – Spoileralarm! – im Abspann: "Den Staatschefs Xi, Putin und Harris wurde gemeinsam der Friedensnobelpreis verliehen. Zur Zeremonie in Stockholm wurde auch, auf Betreiben Putins, der ehemalige deutsche Kanzler Gerhard Schröder eingeladen, der wiederum für seinen Freund Dirk Rossmann eine Karte erwirkte."

Der Unternehmer-Roman ist nicht erst seit Matthew Mockridge ("GATE C30 – Eine Geschichte über wahres Lebensglück", 2017), Fynn Kliemann ("Öv Aeöv Eueij: Fast 21 beknackte Romane in großer Schrift") oder Dirk Kreuter ("Was ich meinem 18-Jahrigem Ich raten würde", 2020) ein boomendes Genre, mit dem sich Geld verdienen lässt. Doch Rossmann geht einen anderen Weg: Denn wo die Visionen der vorgenannten Autoren den Staat und seine Organe aus einer Kombination von Hippietum und kalifornischen Startup-Denken oftmals als allererstes rauskegeln wollen, holt Rossmann den Staat mit großer Geste wieder rein: Der Klimawandel ist jetzt nicht mehr zu übersehen, die Welt steht vor dem Untergang und die Achse der globalen Supermächte Russland, China und USA soll es richten. Auch dies einmal mehr ein genialer Zug Rossmanns: Das geopolitikaffine Publikum, das sich seit dem Abschied Volker Pispers die Zeit bei den Nachdenkseiten, KenFM oder den Querdenker-Demos vertreibt, wird mit Rossmanns Großerzählung wieder in die Mitte der Gesellschaft genudget. So geht mit Rechten reden!

Auch in Sachen Vermarktung sucht Rossmann die Herausforderung und platziert seinen Thriller in den Regalen einer Drogeriekette – genau dort, wo es sonst nur Tommy Jaud oder Stephenie Meyer hinschaffen. Die Promorampe war diesmal lang, schon im März war Rossmann auf Gabor Steingarts dubiosen Podcast-Schiff "Pioneer" zu Gast. Doch nicht allen und schon gar nicht dem Feuilleton war klar, mit was für einem literarischen Ereignis wir es beim Oktopus zu tun haben. Udo Lindenberg dagegen schon: "Das ist Hammer. Super spannend. Respekt!". Real recognize eben real. Eine Rezensentin auf Amazon schrieb derweil: "Ich kann mir ganz gut vorstellen, dass dieses Buch (wie 'Brave New World' von Aldous Huxley) großen Zuspruch in der Schule finden wird." Hoffen, nein: Beten wir gemeinsam dafür, dass es so kommt.

 

Grüße und Lesebefehl, euer: Dax Werner

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Dax Werners Debattenrückspiegel: KW 47

Liebe Leser_innen,

bevor wir wie gewohnt die Ereignisse und Debatten der vergangenen Woche zusammenkehren, legen wir kurz den Rückwärtsgang in die KW 46 ein: Jochen Busse wird laut dpa-Meldung vom vergangenen Samstag "Ende des Jahres die Scheidung eingereicht haben". Das RTL-Urgestein lieferte auch gleich die Erklärung für das Ehe-Aus mit: "Von Haydn zu Howie (Carpendale), das ist ein weiter Weg." Dieser Satz hat mich die Woche über stark beschäftigt, weil der Mediator in mir beim besten Willen nicht verstehen konnte, wo denn hier genau das Problem liegt. Arbeiten Jochen Busse und seine Noch-Ehefrau mit genau einem Spotify-Account? Muss Busse sich wegen ihr ständig komplizierten Angeber-Klassikkram reindrücken, wo doch recht eigentlich eine ehrliche Ballade von Howard Carpendale genau das ist, was er braucht? Mein Tipp an die Noch-Eheleute Busse: Probiert's doch mal mit Kopfhörern (Stichwort Black Friday nächsten Freitag)! Und mein Bonustipp an alle anderen: Auf Medimops sind die DVDs von "Das Amt" aktuell für 7 Euro zu haben.

Jetzt aber geschwind mit dem Debatten-Porsche zurück in die Zukunft gedriftet! Nach dem Mainzer Impfhammer hat am Montag nun auch das amerikanische Unternehmen Moderna einen Impfstoff gegen die "Chinaseuche" (O-Ton Armin Laschet) vorgelegt, der sogar noch ein bisschen besser wirken soll als der von Biontech. Allein: Wenn's um's Impfen geht, bin ich Patriot und lasse keine andere Medizin als das Power-Präparat aus der Chemie-Region Rhein-Main an mich ran. Oder, wenn sie in Tübingen mal langsam zu Potte kommen, die geilen Curevac-Drops aus dem Jugend-forscht-Labor von Boris Palmer und Dietmar Hopp. Anyway, ganz gleich, welches urteutonische Arznei-Einhorn am Ende das Rennen macht: Es wird Zeit, dass mir Doc Drosten endlich den geilen Impfsaft injiziert. Drück einfach ab, Doktor.

Menschen, die so gar keinen Bock auf Impfen haben, trafen sich am Mittwoch – mal wieder – zum entspannten get together in Berlin. Auch wenn ich es mit den linksliberalen Mahner_innen ("Das wird ein Thread, Leute. 1/x") aus dem Internet halte und die Querdenker aus dem deutschen bible belt (Dresden und Stuttgart) durch übermäßige Berichterstattung nicht größer machen mag, als sie eigentlich sind, hat mich eine Sache jedoch sehr fasziniert: Als die Polizei nach einem halben Jahr Querdenken-Demos unter Missachtung aller möglichen Auflagen nun am Mittwoch doch noch herausfand, dass man Wasserwerfer nicht nur gegen Linke einsetzen kann, jubelte Twitter so entfesselt, als wäre es wieder 2014 und Götze hätte gerade im Maracanã-Stadion das Ding in den Knick gedrückt. Das allein ist ja schon unglaublich unangenehm, aber was muss eigentlich alles schief gehen, damit Menschen bereitwillig einen Tweet der Polizei Berlin retweeten, in dem sich dieselben selber für diese Selbstverständlichkeit feiern ("Da die ehemaligen Teilnehmenden der Versammlung in Höhe Platz des 18. März der Verpflichtung, den Ort zu verlassen, nicht nach kamen [Sic!], wurden die Menschen soeben von unseren Wasserwerfern beregnet.")? Wie unfassbar belastend ist allein schon das Wort "beregnen"? I said it once and I say it again: Wenn der Markt wirklich so geil regeln würde, wären diese ganzen furchtbaren Polizei-Accounts längst dichtgemacht worden. Jack Dorsey, bitte übernehmen Sie!

Jetzt aber zu einem etwas weniger emotionalen Thema: Auch die deutsche Nationalmannschaft "Die Mannschaft" ist unter der Woche baden gegangen und zwar Null zu Sechs gegen Spanien. Im ARD-Studio herrschte im Anschluss eine Stimmung, als wäre das Saarland soeben durch Frankreich annektiert worden. Insbesondere Matthias Opdenhövel wirkte so niedergeschmettert, als müsste er ab nächster Woche wieder "Hast du Töne?" auf VOX moderieren und ließ seinen ganzen Frust an Bundestrainer Joachim Jogi Löw aus, wollte ihn regelrecht in den Rücktritt quatschen. Wie undankbar gegenüber einem Mann, der "uns" gerade einmal vor sechs Jahren mit dem Titel beschenkt hat. So flink kann's gehen in der schnelllebigen Fußballwelt, nicht zuletzt für den Fußball selbst: Denn allen Sonder- und Ausnahmeregelungen zum Trotz interessiert sich seit der Pandemie eigentlich niemand mehr so richtig für die ehemals beliebteste Sportart. Der Länderspielabend im Ersten entfaltete den Charme eines reinen Medienereignisses, ein Event ohne Zuschauer, für das sich nur noch Matthias Opdenhövel interessiert: Ich war nie dort, aber so stelle ich mir ungefähr den Deutschen Comedy-Preis vor.

Mit dieser Knallerpointe könnte ich euch eigentlich schon in den Sonntag entlassen, aber mir ist gerade noch eine alte Asphalt-Weisheit eingefallen: Straße nass? Fuß vom Gas. Straße trocken? Drauf' den Socken!

 Im nämlichen Sinne, kommt gut durch Woche!

Euer: Dax Werner

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Dax Werners Debattenrückspiegel: KW 46


Liebe Leser_innen,

herzlich willkommen in meiner neuen Kolumne "Dax Werners Debattenrückspiegel"! An dieser Stelle fahre ich ab heute regelmäßig Patrouille durch die abgelaufene KW und kehre die Debatten und Ereignisse für Sie und euch (jedoch in allererster Linie: für mich) mundgerecht zusammen, immer mit der Maxime: Wissen, was wichtig ist. Ein bisschen wie der Besenwagen des Diskurses. Also, MNS über die Nase ziehen, die Huaweis auf Flugmodus und die Kupplung ganz langsam kommen lassen!

Die Woche startete hoffnungsvoll: In einer Mainzer Arzneischmide hat man wohl erfreuliche Ergebnisse in der Impfstoff-Entwicklung gemacht. Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet war so hyped, dass er den Karnevalsbeginn für den 11. November kurzerhand doch noch freigeben wollte, wurde jedoch von in seinem inner circle – den kultigen Jungs von Storymachine und dem Virologenmann Hendrik Streeck aus Bonn – auf den letzten Metern ausgebremst. Laschet lenkte staatsmännisch ein, kündigte aber schon an, im nächsten Februar persönlich den Nubbel verbrennen zu wollen, "Chinaseuche hin oder her".

Der Impfhammer aus Mainz sorgte aber auch noch an ganz anderer Stelle für Meinungsstau auf der Diskursauffahrt. Wenn die Corona-Pandemie Politik und Öffentlichkeit schon in Schwierigkeiten bringt, so stellt spätestens die Entdeckung eines Impfstoffs durch das Mainzer Mediziner-Ehepaar Uğur Şahin und Özlem Türeci Medien und Politik offenbar vor unlösbare Probleme. Der "Kölner Stadtanzeiger" beispielsweise brachte es zum Beispiel fertig, den Namen von Uğur Şahin falsch und den seiner Frau gar nicht erst auszuschreiben, auch für die "Bild" konnte es natürlich nur einen "Vater des deutschen Impfstoffwunders" geben. Während die üblichen Verdächtigen also im Jahr der ausgefallenen Männer-Europameisterschaft schon wieder Deutschlandflaggen auf ihre Rückspiegel montierten, lobten von Jan Fleischhauer bis ins linke Lager hinein viele Biontech als "erfolgreiche Integrationsgeschichte", mit der man der AfD eins auswischen könnte, ganz so, als sei Integration erst dann erfolgreich, wenn die zu Integrierenden etwas in der Größenordnung von "Entwicklung eines Impfstoffs zur Bekämpfung einer weltweiten Pandemie" geleistet hätten. Neoliberaler geht’s ja kaum. Aber kruder schon: Die CDU etwa behauptete auf Twitter, dass der Durchbruch nicht nur für ein "offenes & modernes Deutschland", sondern auch für die "transatlantischen Beziehungen" stünde. Woran man eben so als erstes denkt, während man im Labor an einem Medikament forscht. Angesichts so viel Unsinns hält man es am besten mit Oğuz Yılmaz, der auf Twitter schrieb: "Ist halt ein deutsches Unternehmen aus Mainz und die haben das entwickelt, fertig."

Dienstag sorgte dann ein Interview mit Till Lindemann und Joey Kelly im "Playboy" für mächtig Aufregung. Es war bis dahin vollkommen an mir vorbeigegangen, dass sich zwischen dem Rammstein-Sänger und Joey Kelly, der mir eigentlich nur noch durch den RTL-Spendenmarathon mit Wolfram Kons ein Begriff war, eine tiefe, ehrliche Männerfreundschaft entwickelt hatte. Beide fielen im Interview dann unangenehm auf mit markigen Macho-Sprüchen aus der Mottenkiste der achtziger Jahre, doch während man bei Lindemann eigentlich jederzeit mit allem rechnen muss, überrascht das Personality-Redesign von Joey Kelly dann doch und erinnert mich an den Weg vieler Sporthelden aus meiner Schulzeit, die bis zur Oberstufe nur für den Vereinssport leben und nach den Sommerferien plötzlich nur noch mit zweimal sitzengebliebenen Peter aus der Parallelklasse Zigarettenautomaten aufbrechen. Versau dir nicht die Zukunft, Joey!

Einer mit mächtig viel Zukunft im Gepäck ist dagegen Jürgen Todenhöfer (80). Der stellte am Donnerstag seine neue Power-Partei "Team Todenhöfer" vor 300 interessierten ZuschauerInnen am Pariser Platz in Berlin vor und versprach ihnen eine "humanistische Revolution" (Anmerkung des Verfassers: Er hat wohl noch mehr erzählt, ich bin jedoch mehrmals beim Youtube-Video seines Auftritts eingeschlafen.) Was bedeutet das nun für die Bundestagswahl im kommenden Jahr? Klar ist: Das erklärte Ziel der Union, keine Parten rechts von ihr zuzulassen, ist gescheitert. Denn mit Team Todenhöfer, der AfD und den Grünen aus Baden-Württemberg zähle ich nun mehr drei Erfolgsparteien rechts von CDU/CSU. Eine Entwicklung, die zum fahrigen Gesamteindruck der späten Merkel-Ära passt: Wieso hat die Kanzlerin es abermals verschlafen, ein politisches Ausnahmetalent wie Todenhöfer für die Zeit nach ihr aufzubauen? Stattdessen schlägt sie sich nun mit Allerweltspolitikern wie Laschet, Röttgen und Merz herum. Apropos Merz: Man darf auf das Statement des Sauerländers gespannt sein, wenn der Impfhammer aus Mainz ihn dann mit der üblichen dreiwöchigen Verspätung erreicht.

Bis dahin gilt für mich und euch: Schulterblick im Konsenskreisverkehr!

Euer Dax Werner

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Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Also wirklich, »Spiegel«!

Bei kleinen Rechtschreibfehlern drücken wir ja ein Auge zu, aber wenn Du schreibst: »Der selbst ernannte Anarchokapitalist Javier Milei übt eine seltsame Faszination auf deutsche Liberale aus. Dabei macht der Rechtspopulist keinen Hehl daraus, dass er sich mit der Demokratie nur arrangiert«, obwohl es korrekt heißen müsste: »Weil der Rechtspopulist keinen Hehl daraus macht, dass er sich mit der Demokratie nur arrangiert«, müssen wir es doch anmerken.

Fasziniert von so viel Naivität gegenüber deutschen Liberalen zeigt sich

Deine Titanic

 Ciao, Luisa Neubauer!

»Massendemonstrationen sind kein Pizza-Lieferant«, lasen wir in Ihrem Gastartikel auf Zeit online. »Man wird nicht einmal laut und bekommt alles, was man will.«

Was bei uns massenhaft Fragen aufwirft. Etwa die, wie Sie eigentlich Pizza bestellen. Oder was Sie von einem Pizzalieferanten noch »alles« wollen außer – nun ja – Pizza. Ganz zu schweigen von der Frage, wer in Ihrem Bild denn nun eigentlich etwas bestellt und wer etwas liefert bzw. eben gerade nicht. Sicher, in der Masse kann man schon mal den Überblick verlieren. Aber kann es sein, dass Ihre Aussage einfach mindestens vierfacher Käse ist?

Fragt hungrig: Titanic

 Ach, Taube,

Ach, Taube,

die Du in Indien wegen chinesischer Schriftzeichen auf Deinen Flügeln acht Monate in Polizeigewahrsam verbracht hast: Deine Geschichte ging um die Welt und führte uns vor Augen, wozu die indische Fashion-Polizei fähig ist. Aufgrund Deiner doch sehr klischeehaften Modetattoos (chinesische Schriftzeichen, Flügel) fragen wir uns aber, ob Du das nicht alles inszeniert hast, damit Du nun ganz authentisch eine Träne unter dem Auge oder ein Spinnennetz auf Deinem Ellenbogen (?) tragen kannst!

Hat Dein Motiv durchschaut: Titanic

 Wow, Instagram-Kanal der »ZDF«-Mediathek!

In Deinem gepfefferten Beitrag »5 spicy Fakten über Kim Kardashian« erfahren wir zum Beispiel: »Die 43-Jährige verdient Schätzungen zufolge: Pro Tag über 190 300 US-Dollar« oder »Die 40-Jährige trinkt kaum Alkohol und nimmt keine Drogen«.

Weitergelesen haben wir dann nicht mehr, da wir uns die restlichen Beiträge selbst ausmalen wollten: »Die 35-Jährige wohnt nicht zur Miete, sondern besitzt ein Eigenheim«, »Die 20-Jährige verzichtet bewusst auf Gluten, Laktose und Pfälzer Saumagen« und »Die 3-Jährige nimmt Schätzungen zufolge gerne das Hollandrad, um von der Gartenterrasse zum Poolhaus zu gelangen«.

Stimmt so?

Fragen Dich Deine Low-Society-Reporter/innen von Titanic

 Persönlich, Ex-Bundespräsident Joachim Gauck,

nehmen Sie inzwischen offenbar alles. Über den russischen Präsidenten sagten Sie im Spiegel: »Putin war in den Achtzigerjahren die Stütze meiner Unterdrücker.« Meinen Sie, dass der Ex-KGBler Putin und die DDR es wirklich allein auf Sie abgesehen hatten, exklusiv? In dem Gespräch betonten Sie weiter, dass Sie »diesen Typus« Putin »lesen« könnten: »Ich kann deren Herrschaftstechnik nachts auswendig aufsagen«.

Allerdings hielten Sie sich bei dessen Antrittsbesuch im Schloss Bellevue dann »natürlich« doch an die »diplomatischen Gepflogenheiten«, hätten ihm aber »schon zu verstehen gegeben, was ich von ihm halte«. Das hat Putin wahrscheinlich sehr erschreckt. So richtig Wirkung entfaltet hat es aber nicht, wenn wir das richtig lesen können. Wie wär’s also, Gauck, wenn Sie es jetzt noch mal versuchen würden? Lassen Sie andere Rentner/innen mit dem Spiegel reden, schauen Sie persönlich in Moskau vorbei und quatschen Sie Putin total undiplomatisch unter seinen langen Tisch.

Würden als Dank auf die Gepflogenheit verzichten, Ihr Gerede zu kommentieren:

die Diplomat/innen von der Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Teigiger Selfcaretipp

Wenn du etwas wirklich liebst, lass es gehen. Zum Beispiel dich selbst.

Sebastian Maschuw

 Kapitaler Kalauer

Da man mit billigen Wortspielen ja nicht geizen soll, möchte ich hier an ein großes deutsches Geldinstitut erinnern, das exakt von 1830 bis 1848 existierte: die Vormärzbank.

Andreas Maier

 Neulich

erwartete ich in der Zeit unter dem Titel »Glückwunsch, Braunlage!« eigentlich eine Ode auf den beschaulichen Luftkurort im Oberharz. Die kam aber nicht. Kein Wunder, wenn die Überschrift des Artikels eigentlich »Glückwunsch, Braunalge!« lautet!

Axel Schwacke

 Kehrwoche kompakt

Beim Frühjahrsputz verfahre ich gemäß dem Motto »quick and dirty«.

Michael Höfler

 Man spürt das

Zum ersten Mal in meinem Leben war ich in New York. Was soll ich sagen: Da war sofort dieses Gefühl, als ich zum ersten Mal die 5th Avenue hinunterflanierte! Entweder man spürt das in New York oder man spürt es eben nicht. Bei mir war sie gleich da, die Gewissheit, dass diese Stadt einfach null Charme hat. Da kann ich genauso gut zu Hause in Frankfurt-Höchst bleiben.

Leo Riegel

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

  • 27.03.:

    Bernd Eilert denkt in der FAZ über Satire gestern und heute nach.

Titanic unterwegs
28.03.2024 Nürnberg, Tafelhalle Max Goldt
31.03.2024 Göttingen, Rathaus Greser & Lenz: »Evolution? Karikaturen …«
04.04.2024 Bremen, Buchladen Ostertor Miriam Wurster
06.04.2024 Lübeck, Kammerspiele Max Goldt