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Das ahnungslose Portrait (38)

Alfred J. Biolek – was wir* über den TV-Pionier u. leidenschaftlichen Hobbykoch wissen und was nicht

Ahnungslos-Biolek.jpg

Liebe Trauergemeinde, sehr geehrte Hinterbliebenen,
liebe Räuspernde,

toll, dass Sie alle da sind! Ich freue mich wirklich wahnsinnig, dass Sie die Zeit gefunden haben, heute abend in meine kleine Talkshow "Bios Friedhof" zu kommen. Ja, ein trauriger Anlass, den wir uns aber nicht zum Anlass nehmen wollen, traurig zu sein! (*Augenbrauen klug hochzieh*) Aber dafür, dass es auch ein fröhlicher Abend werden wird, dafür wird unser Gast bestimmt mit Sicherheit sorgen, denn dieser Gast bin ich! (*Unterkiefer schmunzelnd nach vorne schieb*, Gelächter)

(Verbeugung. Applaus.)

Ich darf mich kurz vorstellen, mein Name ist Alfred Jodokus Biolek, ich bin oder besser gesagt war ein leidenschaftlicher Esser, also ich hab wirklich immer alles gerne gegessen und getrunken selbstverständlich auch. Ein Mann des Superlativs: Ihr Alfredissimo eben!

(Applaus, einzelne Tränen)

Nach mir wurde sogar eine Ente benannt. Das war aber keine Ente zum Essen skurrilerweise, sondern eine Zeichentrick-, also eine gezeichnete Ente. Und die wurde erfunden von Herman van Veen, dem Liedermacher, während einer Reise im griechischen Mittelmeer, und den hab ich heute abend mal eingeladen, um mir eine Art Trauerständchen vorsingen zu lassen, und darauf bin ich jetzt sehr gespannt: Herman van Veen!

(Applaus, sehr viele Tränen)

(Van Veen mit Gitarre, pfeift etwas auf Niederländisch, plötzlich singt er los)

Alfred Bio Biolek
plotseling is hij weg
Hij at getaan ejn marmaledesnittje in de kop
nu eten de wormen hem op
La la la la
Diddelje diddeljedü
La la la la

(Van Veen wird abgeführt, Auftritt Helmut Kohl.)

Vielen Dank, Herr Wecker!
Was, meine Damen und Herren, liebe Bubb'm, soll man über diesen Mann, Alfred Biolek, schon sagen, was nicht alle wüssten? Alle, die ihn kannten oder nur im Fernsehen sahen, mochten ihn. In der Hinsicht war er mein böser Zwilling. Darum habe ich mich von ihm auch interviewen lassen. Gern hätte ich auch mit ihm gekocht, zum Beispiel Butter.

(Applaus. Biolek kommt zu Kohl, klopft ihm auf die Schulter.)

Ach, Herr Dr. Kohl, Sie rühren mich!

(Kopf zur Seite gelegt, Moderationskarten fest in beiden Händen, legt die oberste nach hinten, wirft einen Blick auf die nächste, klarer Blick in die Kamera)

Ja, und das war es dann auch schon mit der heutigen Sendung. Danke, dass Sie dabei waren.

(Tiefe Verbeugung.)

 

*Elias Hauck/Tim Wolff

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Das ahnungslose Portrait (37)

Horst Tappert – was wir* über den SS-Schauspieler wissen und was nicht

Horst Tappert wachte jeden Morgen um Punkt 6 Uhr 0 auf und konnte sich an nichts mehr erinnern. Mühsam erlernte er immer wieder jeden Tag noch vor dem Frühstück das Sprechen und Salutieren, gegen 13 Uhr das Gehen und Exerzieren. Dann Brombeertee und ein Schuss Heroin, direkt in die Vene des ZDF-Stars.

"Wo war ich gestern Abend zwischen 20 Uhr 15 und 22 Uhr?"

soll er dabei immer leise seiner Ehefrau Hilde zugeflüstert haben. Um 14 Uhr straight dann jeden Tag immer wieder derselbe Schauspielunterricht bei Silvja deGulpta (bitte googeln). Legendär ihre Tipps: "Emozione mucjo, Seniore Tapperto!" – er war für seine kalte Art bekannt. Dann schminkte Silvja ihn bis zur Unkenntlichkeit, stundenlang. 16 Uhr Cognac. Fanpost beantwortete er dann einfach direkt in der Badewanne, jeden Tag ein heißes Bad, 90 Minuten lang, das ist gut für die Tränensäcke zum Aufquellen. Tja, und dann ging es ja auch schon zur Arbeit in die Bavaria Filmstudios, aber was wollte er da noch mal genau?

Vergessen wollte er dort. Vergessen, dass er bei der SS war. Problem: Die SS steckt in Vergessen. Außerdem waren alle im Fernsehgeschäft mindestens einmal bei der SS. Das gehörte damals einfach zum guten Ton. Ohne Totenkopfring kam man gar nicht erst aufs Set. Und dann wurde vom Krieg erzählt, dass die Schenkel glühten. Doch nur hinter der Kamera. Sobald es hieß "Kamera läuft!", war Schluss mit lustig. Und Tappert ein anderer, und zwar: Walter Giller. 862 Folgen lang verwandelte sich Horst Tappert innerlich in Walter Giller, um Derrick spielen zu können. Es gelang jedesmal. Das Publikum war begeistert.

Um 20 Uhr 15 hieß es dann

"Uhrenvergleich, Hilde! 3, 2, 1, klick."

Danach ging es sofort ins Bett (Tappert hasste alles, was nach der Tagesschau lief). Noch ein Glas Milch, ein Löffel Honig, total kranker Sex und dann: süße Träume Richtung Vergessen.

 

*Elias Hauck/Tim Wolff

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Das ahnungslose Portrait (36)

Maike Kohl-Richter – was wir* über die legendäre Exkanzler-Gattin wissen und was nicht

Maike Kohl-Richter hat 2 Leben, das erste führte sie zurückgezogen in einem Hutzelhäuschen im Wald, mit selbst genähten Frottee-Gardinen und einer Katze auf dem Buckel. Abends ist sie immer um einen großen schwarzen Kessel gehüpft und hat da Froschaugen, Spinnenbeine und Wurzeln reingeworfen, fertig war ihr Zaubertrank ("Maikes Finest")! Der soll gut gegen Rheuma und Geldwäsche gewesen sein, so erzählen es sich jedenfalls die Tiere des Waldes.

Jedenfalls am Wochenende verkaufte sie dann immer diesen wichtigen Trank, direkt an der Bundesstraße B1, nahe Kloster Chorin. Eines Tages hielt da ein Auto an, eine schwarze Limousine mit Aufkleber an der Stoßstange "I AM FROM OGGERSHEIM – SEX NOW!" und das Unglück nahm seinen Lauf ...

Lange wurde Maike Richter unterstellt, sie hätte sich aus niederen Motiven den besten und reichsten Kanzler der Bundesrepublik gekrallt. Selbst renommierte Politikwissenschaftler nannten sie "Kohldigger". Einfach so. Als wäre das kein ziemlich bemühtes Wortspiel. So, als müsste man nicht viel rhetorisches Brimborium auffahren, um die in dem Begriff wabernde Misogynie hinter Ironie und erfundenem Kontext zu verstecken. Einfach so: "Kohldigger – she ain't messin' with no broke Kanzlers."

Dabei war Helmut Kohl in seinen späten Jahren durchaus ein gebrochener Mann und Maike Kohl-Richter was still messin' with him bis zum Ende. Es soll keiner sagen, das sei keine beeindruckende Leistung! Daran, Kohl unter Kontrolle zu bekommen, sind Generation von vermeintlich gestandenen Männern jämmerlich gescheitert. Und wenn Maike Kohl-Richter in diesem Prozess hier und da Fehlerchen gemacht hat – ja, und? Die Frau wird nächstes Jahr erst 32. In jungen Jahren macht man nun mal Fehler.

Das einzige, was wirklich bedauerlich an Helmut Kohls Tod ist: dass die Kohl-Ehe II nie die Chance hatte, das Insta-Game von Gerhard Schröder und seiner Frau So-yeon zu übertreffen.

 

*Elias Hauck/Tim Wolff

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Das ahnungslose Portrait (35)

Walt Disney – was wir* über den Unterhaltungsgroßmeister wissen und was nicht

Walter Richard David Disney III. war eines dieser Kinder, bei denen man denkt: "Hoffentlich wird der bald erwachsen, damit man ihn genauso hassen darf, wie seine Mitschüler es tun." Und er wusste es. Noch später scherzte er gerne in Zoom-Konferenzen: "Kinder sind die Juden unter den Menschen: Ich hasse sie." Er hatte seine Not zur Tugend gemacht.

Aus Rache an Kindern erfand er die langweiligste Comic-Maus aller Zeiten und nannte sie "Dampfboot Wilhelm", nach dem von ihm verehrten Kaiser Wilhelm II. An ihrer Seite sollte ursprünglich noch ein kleiner blauer Elefant auftauchen. Aber das war sogar dem Kinderhasser Disney zu langweilig.

Fun fact: Keine einzige von Walt Disneys Namensideen hatte Bestand in den Publikumstests, auf die er sich verließ, weil er unverschämt viel Geld verdienen wollte. So wurde aus "Dampfboot Wilhelm" Micky Maus. Donald Duck hieß ursprünglich "Brigadegeneral Schulz" und Gundel Gaukeley "Eisenbahnwaggon Schaluppke".

1960 gründete Disney einen Vergnügungspark und benannte ihn nach seinem eigenen Namen: WALTERLAND. Hier, inmitten des fröhlichsten Ortes der Welt, lernte er 1964 auch die Liebe seines Lebens kennen: Esther, die Frau, die immer so lustig im Kassenhäuschen echte Dollar in echte Disneydollar umtauschte. ER heiratete sie vom Fleck weg, SIE darf bis heute weiter im Kassenhäuschen arbeiten! Wo die Liebe hinfällt ...

Die Ehe wurde bald geschieden ("Pfandbon-Skandal"), und er eröffnete fließbandmäßig weitere Parks, heiratete in jedem Land die Kassenmaus und setzte weiter kleine Mäuschen in die ganze Welt, die wiederum in den Parks als Schuhputzer, Hotdogverkäuferinnen oder Schneewittchen arbeiten. So ist bis heute jeder Mensch um maximal 2 Ecken mit Walt Disney verwandt. (s. auch der ➝ Dschingis Khan der Unterhaltung)

1977 Tod in Kentucky, der Leichnam wurde auf sein Geheiß hin gut eingefroren. Sein feierliches Wiederauftauen ist für den 12. Februar 2475 geplant.

*Tim Wolff und Elias Hauck

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Das ahnungslose Portrait (34)

Die Brüder Grimm – was wir* über die genialen Geschichtenerzähler wissen und was nicht

Die Brüder Grimm waren riesige Schalke-Fans, wenn nicht sogar DIE größten Schalke-Fans überhaupt. Wenn irgendwo ein Auswärtsspiel von "ihrer Mannschaft" war: da mussten sie hin! Also raus aus den Studierhosen, rein in die gläserne Kutsche und Hü! Hott! auf nach Geylenhusen, ins Stadion, das damals allerdings noch Wettstreitkabane hieß, und wo der aus Lumpen und Spatzendärmen zusammengefummelte Fußball auf seinen Einsatz lechzte.

Der Fußball verzehrte sich regelrecht, damals wie heute, nach einem Kicken und Schreien.

In der Wettstreitkabane jedenfalls angekommen, wir schreiben wie gesagt das Jahr 1820, machen sich die beiden Bros erstmal ein kleines Feuer an, es war so finster und auch so bitterkalt. Der Duft von gebratener Gans am Stock (2 Gulden) liegt in der Luft und die ersten Bauersleut' haben sich auch schon oben auf der Zuschauertribüne zur Ruhe gelegt und singen derbe Spott-Lieder auf die da oben, im Speziellen hier auf Kurfürst Georgolf 2, der wegen eines Gehfehlers einfach nur der "schiefe Schorsch mit seinem dicken Bobbes" genannt wurde. So kamen die beiden auf ihre Ideen!

Und dann war da neben den heute noch berühmten Brüdern Johann Sebastian und Christopher Grimm der dritte, der vergessene Grimm-Bruder Casimir Gotthilf. Er war ein rechter Tollpatsch. Mal stolperte er beim Tanz in seinen glühenden Eisenschuhen, mal biss er in einen vergifteten Apfel und überlebte nur, weil er zu ungeschickt war, richtig zu schlucken. Ein anderes Mal griff er in eine Spindel und schlief hundert Jahre. Seine Brüder lachten sich dann jedesmal "pumpelschlapp" (s. "Daes geheyme Woerterboch der Gebryder Grymm", S. 17, Verbrecher Verlag). So süchtig waren sie nach diesem Spaß, dass sie ihrem Bruder fürderhin alles mögliche vergifteten und verglühten. Zum Beispiel die Wackersteine, die sie ihm in den Bauch operierten. Er verreckte dann elendiglich. Und wenn er nicht gestorben ist ...

 

*Elias Hauck/Tim Wolff

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Das ahnungslose Portrait (33)

Barbara Schöneberger – was wir* über das Multitalent wissen und was nicht

Was viele nicht wissen: Es gab mal eine Zeit, da kannte niemand Barbara Schöneberger. Schwer vorstellbar bei einer Frau, die überall ist, im Fernsehen und bei App-Store-Eröffnungen, im Radio und bei Deiner Oma auf dem Kaffeekränzchen. Sogar eine eigene Zeitschrift hat Barbara Schöneberger ("Brigitte").

Angefangen hat alles damit, dass sie als Assistentin des Radionazis Elmar Hörig, der irgendeine seltsame Fernseh-Gameshow ("Schnickschnackschnucki" oder so) hatte, sich nicht jeden sexistischen Mist gefallen ließ. Und da dachten sich Produzenten aller Art: "Witziger und anständiger als Elmar Hörig – das geht? Als Frau? Wow." Und seither ist Barbara Schöneberger ÜBERALL und sagt lustige Sachen.

Hier die Liste ihrer besten Sprüche: … Moment. Irgendwo hier muss sie doch liegen. Liste, Liste, Liste. Nee, das ist ein Einkaufszettel. Das ist eine Quittung. Hier? Auch nicht. Ist eine Vorladung. Na ja. Dann geht es auch ohne.…

Privat soll sie jedenfalls ganz witzig sein, sammelt Gürtelschnallen mit Elvis Presley vorne drauf, ist mal zusammen mit Ina Müller im Lift steckengeblieben (über 18 Stunden, seitdem haben sie einander nichts mehr zu sagen!) und will nach eigenen Angaben "die Welt mit einem Lachen retten". Auf einer Spendengala für Millionäre, die sich für die Zukunft steuerliche Vorteile erhoffen, hat sie letztes Jahr so laut gelacht, dass Günther Jauch aus Versehen seinen eigenen Wein verschluckt hat und seitdem wie im Delirium eine WWM-Sendung nach der anderen wegmoderiert.

Mag keine Kinder und Tiere ("Aufmerksamkeits-Vampire"), hilft aber, wenn die Kamera an ist, auch mal einem Baby über die Straße. Raucht Gauloises Blondes mit Red Bull, liebt Barcelona ("schön laut"), und in Hamburg-Gonzenheim ist seit 1998 eine Clownsklinik nach ihr benannt.

Alles gut und schön, aber was ist eigentlich eine Clownsklinik?

Eine Clownsklinik behandelt chronisch kranke Witzemacher wie Dich und mich.

*Tim Wolff und Elias Hauck

Alle Zitate aus Bunte 04/21, "Das große Promi-Lügen-Special"

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Das ahnungslose Portrait (32)

(Dr.) Erika Fuchs – was wir* über die Neologismus-Großmeisterin wissen und was nicht


+++ Plagiatsaffäre: Erika Fuchs verliert Doktortitel +++ hat von Walt Disney abgeschrieben +++

Was uns fehlt: die Sprache, um angemessen über Dr. Erika Fuchs zu schreiben. Denn wir haben nicht Begriffe wie "Fähnlein Fieselschweif" oder "kleines Helferlein" erfunden, höchstens Wortspiele wie "Clark Gäbelchen" oder "Lancier". Gut, wir durften aber auch nie Disney-Comics übersetzen. Trotzdem: So gut hätten wir das niemals gekonnt.

+++ EIL +++ Eintritt ins Entenalter mit 68 Jahren geplant +++ EI +++

Erika Fuchs hat nicht nur Namen wie Gundel Gaukeley (im Original "Eisenbahnwaggon Schaluppke" -> Walt Disney, Folge 35; schrecklich, oder?) erdacht, sondern Ausrufe, die heute noch alle nutzen. Auch diejenigen, die nie ein Lustiges Taschenbuch in der Hand hatten. Hier ein kurzes Best-of:

 

Aus höherer (oder tieferer?) Gerechtigkeit wurde Erika Fuchs dann fast so alt, wie es in Deutschland sonst nur Nazifrauen wie Leni Riefenstahl, Heinz Rühmann und Heidi Klum werden. Begonnen hatte sie ihr Leben unter falschem Namen, was sie aber mittels Heirat korrigieren konnte. Schon als Kind erfand sie gerne Ausrufe wie "Ächz", doch niemand hörte ihr zu. Vermutlich wegen Weltkrieg. Doch dann ging alles plötzlich ruckzuck - nur einen weiteren Weltkrieg später: Micky Maus! Sie war angekommen. Also Erika Fuchs. Nicht Micky Maus. Obwohl, die auch. Ja, uff. Wie gesagt: Erika Fuchs konnte viel besser Sprache machen tun als wie wir.

*Elias Hauck / Leo Riegel / Tim Wolff

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Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Hallo, Literaturkritik!

Was ist los mit Dir? Alt geworden? Müde? Wir waren doch so gut aufeinander eingespielt: Du liest ein neues Werk von Raphaela Edelbauer (»Das flüssige Land«, 2019 / »Dave«, 2021), gerätst aus dem Häuschen, schreibst irgendwas wie »sprachlich souverän« und »Raffinesse« und »Kafka« und »enorme Sprachmächtigkeit« und abermals »Kafka«, und wir schauen uns das schwergelobte Werk etwas genauer an und finden lauter wundersame Stellen, die Du wahrscheinlich überlesen hast: »Der ganze Raum zitterte glückselig vor Neid wie ein trotziger Block Aspik« zum Beispiel. Oder: »Selbst wenn jemand bloß geschäftig und zielgerichtet den Gang hinunterging, war sein Streben vom Habitus eines Handgemenges«. Oder: »Da richtete sich Pawel jäh auf, und die Lider waren wie von transparenten Seilen an der Stirn aufgerafft.«

So weit, so gewohnt. Aber jetzt? Erscheint »Die Inkommensurablen«, Edelbauers dritter Roman in knapp dreieinhalb Jahren – und Du, Literaturkritik, versagst plötzlich. Mäkelst rum! Erstmalig! Hältst das zwar alles weiterhin für »glänzend« und »klaren Stil«, meinst aber, dass sich »da und dort kleine Fehler eingeschlichen« hätten; findest das Buch stur »faszinierend«, aber auch »faszinierend misslungen«; attestierst auf einmal »Manierismus«, ja stellst (mit dem Spiegel) die ganz großen bangen Fragen: »Mist oder Musil?«

Heißt das, dass Dir allmählich was schwant? Dass Du Lunte gerochen hast? Verdacht schöpfst? Dass Dir an Sätzen wie »Dessen Reaktion produzierte eine ungeheure Diskrepanz« oder »Junge Charmeure in Militäruniform liefen ein paar Mädchen nach, die sich beim Kaufen einer Brezel aus der Auslage eines groben Böhmen kokett umdrehten« irgendwas auf-, irgendwas missfällt – Du weißt nur noch nicht, was genau?

Und also R. Edelbauer bloß noch sieben oder acht Romane schreiben muss, bist Du in zehn oder elf Jahren auf dem Laufenden bist, was die Sprachmächtigkeit dieser Art von Literatur betrifft?

Na dann – durchhalten!

Wünscht Titanic

 Bssssssssssssss, Bienen!

Bssssssssssssss, Bienen!

In den USA ist gerade ein Impfstoff für Euch freigegeben worden, nämlich gegen die Amerikanische Faulbrut, die Euch seit einer Weile dahinrafft. Nun wollten wir schon höhnen: »Haha, jetzt wird zurückgestochen! Da merkt Ihr mal, wie unangenehm das ist«, doch dann lasen wir die entsprechende Meldung genauer und erfuhren, dass das Vakzin gar nicht injiziert, sondern dem Gelée Royale für Eure Königinnen beigemengt wird. Erschreckend, wie sich wieder einmal die Impfgegner/innenlobby durchgesetzt hat!

Zeichnet somit erst mal keine Beeontech-Aktien: Titanic

 Nice one, Ted Cruz!

Sie sind US-Senator und mittlerweile auch hierzulande als rechter Hardliner und Schwurbelkopf der Republikaner halbwegs bekannt. Derzeit setzen Sie sich für die Begrenzung auf zwei Amtszeiten für Senator/innen ein. Und wollen gleichzeitig für eine eigene dritte kandidieren.

Diesen Ansatz finden wir sehr vielversprechend, um die Anliegen Ihrer Partei durchzubringen. Sie sollten ihn unbedingt auch auf andere Themen anwenden! Unsere Vorschläge: Waffenniederlegungen gegen schärfere Waffengesetze, Abtreibungskliniken gegen Abtreibungen und offene Grenzen gegen Einwanderung.

Für weitere Tipps stehen jederzeit zur Verfügung:

Ihre Snowflakes von Titanic

 Gute Idee, Porsche-Vorständin Barbara Frenkel …

Sie haben Ihre Erwartung zum Ausdruck gebracht, dass die Regierung das (zufälligerweise auch von Porsche produzierte) synthetische Benzin, also E-fuels, subventionieren und somit billiger machen müsse. Denn: »Der Kraftstoff, den wir herstellen, ist viel zu teuer, als dass wir ihn so verwenden könnten.«

Dieser Superidee schließen wir uns gerne an: Wir tippen jetzt jedes Heft auf unseren eigens entwickelten »E-tools« (Kryptotinte), aber weil das doch aufwendiger ist als die Arbeit am PC, fordern wir dann gemeinsam mit Porsche Geld vom Staat, um die Heftkosten zu drücken, ja? Nein? Dann sehen Sie bitte endlich ein, dass Sie sich mit Ihrer ineffizienten Deppentechnologie auf dem Markt nicht durchsetzen werden, und sagen Sie Ihren peinlichen Brummbrumms Lebewohl.

Wünscht Ihnen keine gute Fahrt: Titanic

 Ach, »Welt«,

wohl mangels Materials bewarbst Du online einen sieben Jahre alten Artikel aus dem Archiv, und zwar mit den Worten: »Wenn ihr diese Wörter benutzt, wirkt ihr intelligenter.« Dazu ein wahlloses Foto einer jungen Frau.

Nun wollen wir Dich nicht enttäuschen, müssen aber doch auf einen wichtigen Umstand hinweisen, der Dir anscheinend entgangen ist. Man muss nämlich nicht nur bestimmte Wörter benutzen, um intelligent zu erscheinen, sondern diese auch noch in eine komplizierte Reihenfolge bringen, die oft ganz entscheidend ist.

Dumm für oft Welt hält Journalist/innen: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Marktregeln

Leuten, denen es in der Supermarktschlange nicht schnell genug geht und die deshalb eine unschuldige Mitarbeiterin ankeifen, fehlt das nötige Kassenbewusstsein.

Viola Müter

 Medienkritik

Ich kann diese Parfum-Influencer auf Youtube einfach nicht riechen.

Fabian Lichter

 Post vom Mediator

Beigelegt: ein Streit.

Andreas Maier

 Beim mittelmäßigen Zahnarzt

»Bitte weit aufmachen! Nicht erschrecken, meine Mundhöhlentaschenlampe ist mir vorhin ins Klo gefallen, ich muss eine Wunderkerze benutzen.«

Torsten Gaitzsch

 It’s not a Bug

Als Gregor Samsa, Programmierer, eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, fand er sich in seinem Bett erfreulicherweise zu einem ungeheueren Feature verwandelt.

Christian Kroll

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

  • 24.02.:

    Die Deutsche Welle über das Krieg-Spezial im aktuellen Heft und andere themenverwandte Titel (Artikel in russisch, aut. Übersetzung).

  • 10.02.:

    Spiegel berichtet: "EU-Untersuchung Russland soll Fake-'Titanic'-Titelseiten verbreitet haben"

  • 10.01.: "Der Teufel vom Dachboden" – Eine persönliche Pardon-Geschichte in der Jungen Welt von Christian Y. Schmidt.
  • 13.12.:

    Anlässlich des 85. Geburtstages Robert Gernhardts erinnert Christian Y. Schmidt in der Jungen Welt an den Satiriker und Vermieter.

  • 26.10.:

    Chefredakteurin Julia Mateus spricht über ihren neuen Posten im Deutschlandfunk, definiert für die Berliner-Zeitung ein letztes Mal den Satirebegriff und gibt Auskunft über ihre Ziele bei WDR5 (Audio). 

Wenzel Storch: "Die Filme" (gebundene Ausgabe)
Renommierte Filmkritiker beschreiben ihn als "Terry Gilliam auf Speed", als "Buñuel ohne Stützräder": Der Extremfilmer Wenzel Storch macht extrem irre Streifen mit extrem kleinen Budget, die er in extrem kurzer Zeit abdreht – sein letzter Film wurde in nur zwölf Jahren sendefähig. Storchs abendfüllende Blockbuster "Der Glanz dieser Tage", "Sommer der Liebe" und "Die Reise ins Glück" können beim unvorbereiteten Publikum Persönlichkeitstörungen, Kopfschmerz und spontane Erleuchtung hervorrufen. In diesem liebevoll gestalteten Prachtband wird das cineastische Gesamtwerk von "Deutschlands bestem Regisseur" (TITANIC) in unzähligen Interviews, Fotos und Textschnipseln aufbereitet.
Zweijahres-Abo: 117,80 EURSonneborn/Gsella/Schmitt:  "Titanic BoyGroup Greatest Hits"
20 Jahre Krawall für Deutschland
Sie bringen zusammen gut 150 Jahre auf die Waage und seit zwanzig Jahren die Bühnen der Republik zum Beben: Thomas Gsella, Oliver Maria Schmitt und Martin Sonneborn sind die TITANIC BoyGroup. In diesem Jubiläumswälzer können Sie die Höhepunkte aus dem Schaffen der umtriebigen Ex-Chefredakteure noch einmal nachlesen. Die schonungslosesten Aktionsberichte, die mitgeschnittensten Terrortelefonate, die nachdenklichsten Gedichte und die intimsten Einblicke in den SMS-Speicher der drei Satire-Zombies – das und mehr auf 333 Seiten (z.T. in Großschrift)!
Titanic unterwegs
21.03.2023 Koblenz, Ganz Ohr Max Goldt
23.03.2023 Köln, Comedia Max Goldt
23.03.2023 Neuruppin, Kulturhaus Martin Sonneborn mit Gregor Gysi
25.03.2023 Meinerzhagen, Stadthalle Martin Sonneborn