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Schönheit und Zauber des Mangels  

Kaltner konnte sich entsinnen, am Nachmittag vom Bahnhof mit dem Taxi zu den Eheleuten Errelier gekommen zu sein, um mit ihnen über Schönheit und Zauber des Mangels zu sprechen. Herr Errelier hatte ihm bestätigt: „Vom Bahnhof sind Sie gekommen, mit dem Taxi.“  Frau Errelier hatte gefragt: „Haben Sie etwas Besonderes mit dem Bahnhof gemalt?“  „Nein“, war Kaltners Antwort gewesen, „es ist ein Bahnhof, mit dem man nichts malt. Möchten Sie es einmal sehen?“  So waren sie auf das Thema „Darstellung des Nichts mit den Mitteln der Malerei“ gekommen. Das Licht, welches alles mit angehört hatte, versuchte daraufhin, das Nichts mit den Mitteln der Lichtbildnerei darzustellen. Ebenso gut hätte eine Migräneraura versuchen können, den Bahnhofsvorplatz zu beleuchten.  


 

 

 

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Halbdoppels Fungifabrikation (Teil 2)

Diverse Firmentiere führten den neuen Chef stundenlang herum, auf daß er ein Bild von allem gewänne. In der Fabrik wurden Pilze und Pilzkonserven hergestellt, natürlich auch Pilzsuppen in allen Sprachen. In der Forschungsabteilung arbeitete ein Spezialistenstab verbissen an Speisepilzen gegen Pilzvergiftung und Schlafstörungen sowie zur Erkenntnis der tatsächlichen Beschaffenheit der Welt.
Zu dieser Zeit häuften sich die Beschwerden über die Fabrik. Es hieß, der Betrieb verbreite bei der Herstellung seiner Produkte einen derartigen Gestank, daß es im ganzen Landkreis nicht auszuhalten sei. Alles Hornvieh und der Forellenbestand würden von solchem Geruch zersetzt. Im Freien arbeitenden Menschen werde jeder Appetit genommen, es sei ihnen unmöglich, ihr Essen draußen zu verzehren. In der Bevölkerung hielt sich das Gerücht, in der Fabrik würden Leichen verbrannt. Ein Rittergutsbesitzer schrieb gar an die Geschäftsleitung, "das ohnmachterregende und seinverwirrende Miasma" habe alle seine Hirsche hingerafft, und er selbst halte einen solchen Zustand überhaupt nicht für möglich.
Instinktiv spürte Halbdoppel, daß er sich darum kümmern mußte. Stündlich nahmen die Emissionen zu, in gleichem Maße verschärften sich die Proteste. Nun bemerkte man schon ein ungutes Vibrieren der Luft, in den Zeitungen stand nur Unfug, erste mysteriöse Todesfälle traten auf. Vom Landratsamt wurde eine Inspektorin geschickt, dann noch eine, oder war es dieselbe mit anderer Frisur oder anderem Pullover?
Bevor sich der von allen Seiten angegriffene Fabrikbesitzer der minderjährigen Tochter des Kesselmeisters widmen konnte, gab es einen lauten Knall. Dieser löste eine Explosion aus, und als häßliches Überbleibsel blieb nur der Fabrikschornstein stehen. Das war das Ende von Halbdoppels Fungifabrikation.


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Erstveröffentlichung der stark verbesserten neuen Version:

Halbdoppels Fungifabrikation (Teil 1)

Es waren Ahnentiere aufgetreten und hatten Friedrich Halbdoppel eine Pilzfabrik in der Südheide, nahe bei der Kreisstadt Abomch, übermacht. Zu der Erbschaft gehörten unüberschaubare Pilzkulturen ebenso wie ein herrschaftliches Landhaus mit Familie. Im Salon genehmigte sich der inzwischen knebelbärtige Industrielle eine Serie von Schnäpsen, die absichtlich nicht aus Pilzen gemacht waren. Gleichzeitig beschloß er, als nächstes die Fabrik in Augenschein zu nehmen. Ein Chauffeurtier brachte ihn zum Werksgelände."Sehen Sie jetzt bitte nicht hin", ließ sich das Chauffeurtier vernehmen, als das Firmenschild in Sicht kam. Obwohl durchgestrichen und mit der handschriftlichen Korrektur Halbdoppels Fungifabrikation versehen, prangte darauf immer noch gut lesbar der Schriftzug Telefunken. Halbdoppel befahl, unverzüglich eine eindeutige Beschriftung anzubringen.Durch den Eintritt in die Fabrik unterwarf er sich automatisch den Bestimmungen der Fabrikordnung. Am besten gefielen ihm die von Telefunken übernommenen Kesselarbeiterinnen, doch auch sein Chefbüro war nicht zu verachten. Über dem reichverzierten Thron hing ein großes Ölgemälde aus der Petersburger Ikonoborzenschule mit dem Titel Wie der Genosse Solouchin einmal einen Pilz nicht fangen konnte. Darauf war zu sehen, wie es dem Wald an den Kragen ging, indem die unrasierten Pilzjäger mit Hörnerschall, härenen Beuteln und Taschenflaschen das Unterholz niederstampften. Mit einer Kappe aus Rattenfell bekleidet saß Solouchin im Baumwipfel und brummte.

(Fortsetzung folgt)


 

 

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Beim Eintritt in den Laden wunderte sich Arguld. In krassem Unterschied zu früher enthielt der Raum jetzt lediglich einen Mann weit fortgeschrittenen Alters, der in einer Ecke auf dem Fußboden saß. Arguld grüßte und fragte nach dem Erfinder Richtig-Schäfer, da erkannte er erst, daß der Mann eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Erfinder hatte und dieser eventuell sogar war. „Um Himmelswillen, was ist denn hier geschehen?“ fragte er ihn verblüfft. Ohne aufzustehen, antwortete der Mann: „Ich habe das Erfinden aufgegeben und meine Werkstatteinrichtung verkauft. Alles, auch was ich mit großer Ausdauer auf der Tischplatte vor mir geschaffen hatte, ist hinausgetragen und auf der Ladefläche eines Lastwagens festgebunden worden, um an unbekannte Orte gebracht zu werden.“
„Ja, aber weshalb denn so plötzlich?“
„Ich bin ein völlig anderer Mensch geworden. Alles ist jetzt anders. Und bald werde ich fortgehen. Mit zwei hellhaarigen – übrigens volljährigen – Mädchen will ich draußen in der Welt mein Glück finden.“
Arguld sah den Mann ungläubig an. Der fuhr fort: „Eigentlich darf ich gar nicht darüber reden, aber gemeinsam werden wir den Raum und die Zeit durchmessen, wie es die Menschheit noch nicht gesehen hat. Die Mädchen – eins links, eins rechts – werden mich an den Händen halten, und so werden wir die unerhörtesten Leistungen erbringen. Ich sehe es schon, wie wir von Hochhaus zu Hochhaus springen, über breite Verkehrsstraßen und über Flüsse. Dank der Kraft, die durch mich hindurch strömt, ist es mir möglich, sämtliche Naturgesetze zu überschreiten.“
Das einzige, was Arguld dazu einfiel, war: „Wird so etwas nicht von der Natur bestraft?“
„Nicht, wenn man ummogenisiert ist“, erwiderte Richtig-Schäfer mit großem Ernst.

(Aus der inzwischen überarbeiteten Erstfasssung einer Erzählung fürs nächste Buch)


 

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Auf Vortragsreise  

Obwohl ich erst am Anfang meines neuen Forschungsprojekts stand, beschloss ich, öffentliche Vorträge darüber zu halten. Die Gefahr, damit meine wissenschaftliche Reputation zu untergraben, ignorierte ich. Von Anfang an begegnete das Publikum mir und meinen Ausführungen freundlich-kühl bis reserviert. Offenen Widerspruch, Spott oder gar Feindseligkeit erlebte ich selten. Häufiger mußte ich die bedrückenden Anwesenheit psychisch auffälliger Personen feststellen. Sie waren die einzigen, die sich nicht auf höfliches Schweigen, nichtssagende Formulierungen oder verlegenes Ausweichen auf andere Themen beschränkten. Erfreulicher konnten ihre Reaktionen deshalb allerdings kaum genannt werden. Meist handelte es sich dabei um schlecht oder gar nicht bemäntelte Versuche von Eiferern, Aufmerksamkeit für ihre abstrusen Ideen zu finden. Ich bin sicher, von keiner einzigen derartigen Person jemals ernsthaft auf den Gegenstand meines Vortrags angesprochen worden zu sein. Stattdessen wurde oft von völlig anderen Dingen geredet, die in keinerlei Beziehung dazu standen. Manchmal ging es um absonderliche Erfindungen, "Heilslehren" oder Ideologien, auch wurden mir Patente und angebliche Wundermittel zum Kauf angeboten. Im Gedächtnis geblieben ist mir besonders eine ältere, verstört wirkende Frau, deren Worte sogleich meinen ersten Eindruck bestätigten. Sie hielt sich für eine Wächterin der geistigen Gesundheit von Wissenschaftlern und erklärte mir, in meinem Forschungsbereich sei klinischer Wahnsinn überdurchschnittlich weit verbreitet. Auf meinen Vortrag ging sie mit keinem Wort ein, auch wurde nicht deutlich, ob sie mich aufgrund seines Inhalts für wahnsinnig hielt. Sie monologisierte so lange, bis klar war, daß sie alle Menschen bis auf sich selbst für irre hielt. 

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Besinnliches zum Jahreswechsel
(Aus einer nach der Klinikschließung versteigerten Patientenakte)

(...) Am liebsten sitze ich an meinem Tisch und denke und schreibe. Leider kann ich das nicht ausschließlich tun. Von März bis November bin ich auch für Gartenarbeiten zuständig. Das ist mir zwar zuwider, aber in der Kantine eingesetzt zu werden, fände ich noch schlimmer, weil ich da mit anderen zusammenarbeiten müßte. Im Garten bin ich wenigstens allein. Manchmal sind fremde Wesen bei mir in meinem Zimmer. Sie sehen aus wie sehr große Fledermäuse mit menschlichen Gesichtern. Stumm und unbeweglich stehen sie hinter mir und beobachten mich. Da sie anscheinend nicht lesen können und keinen Begriff von Schriftsprache haben, kann ich in ihrer Gegenwart ohne jede Scheu schreiben, was ich will. Allerdings weiß ich nicht, wie lange sie mich das tun lassen werden. Ich habe Angst, sie könnten plötzlich anfangen zu schreien.


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Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Also wirklich, »Spiegel«!

Bei kleinen Rechtschreibfehlern drücken wir ja ein Auge zu, aber wenn Du schreibst: »Der selbst ernannte Anarchokapitalist Javier Milei übt eine seltsame Faszination auf deutsche Liberale aus. Dabei macht der Rechtspopulist keinen Hehl daraus, dass er sich mit der Demokratie nur arrangiert«, obwohl es korrekt heißen müsste: »Weil der Rechtspopulist keinen Hehl daraus macht, dass er sich mit der Demokratie nur arrangiert«, müssen wir es doch anmerken.

Fasziniert von so viel Naivität gegenüber deutschen Liberalen zeigt sich

Deine Titanic

 Ach, Taube,

Ach, Taube,

die Du in Indien wegen chinesischer Schriftzeichen auf Deinen Flügeln acht Monate in Polizeigewahrsam verbracht hast: Deine Geschichte ging um die Welt und führte uns vor Augen, wozu die indische Fashion-Polizei fähig ist. Aufgrund Deiner doch sehr klischeehaften Modetattoos (chinesische Schriftzeichen, Flügel) fragen wir uns aber, ob Du das nicht alles inszeniert hast, damit Du nun ganz authentisch eine Träne unter dem Auge oder ein Spinnennetz auf Deinem Ellenbogen (?) tragen kannst!

Hat Dein Motiv durchschaut: Titanic

 Du, »Brigitte«,

füllst Deine Website mit vielen Artikeln zu psychologischen Themen, wie z. B. diesem hier: »So erkennst Du das ›Perfect-Moment -Syndrom‹«. Kaum sind die ersten Zeilen überflogen, ploppen auch schon die nächsten Artikel auf und belagern unsere Aufmerksamkeit mit dem »Fight-or-Flight-Syndrom«, dem »Empty-Nest-Syndrom«, dem »Ritter-Syndrom« und dem »Dead- Vagina-Syndrom«. Nun sind wir keine Mediziner/innen, aber könnte es sein, Brigitte, dass Du am Syndrom-Syndrom leidest und es noch gar nicht bemerkt hast? Die Symptome sprechen jedenfalls eindeutig dafür!

Meinen die Hobby-Diagnostiker/innen der Titanic

 Anpfiff, Max Eberl!

Sie sind seit Anfang März neuer Sportvorstand des FC Bayern München und treten als solcher in die Fußstapfen heikler Personen wie Matthias Sammer. Bei der Pressekonferenz zu Ihrer Vorstellung bekundeten Sie, dass Sie sich vor allem auf die Vertragsgespräche mit den Spielern freuten, aber auch einfach darauf, »die Jungs kennenzulernen«, »Denn genau das ist Fußball. Fußball ist Kommunikation miteinander, ist ein Stück weit, das hört sich jetzt vielleicht pathetisch an, aber es ist Liebe miteinander! Wir müssen alle was gemeinsam aufbauen, wo wir alle in diesem gleichen Boot sitzen.«

Und dieser schräge Liebesschwur, Herr Eberl, hat uns sogleich ungemein beruhigt und für Sie eingenommen, denn wer derart selbstverständlich heucheln, lügen und die Metaphern verdrehen kann, dass sich die Torpfosten biegen, ist im Vorstand der Bayern genau richtig.

Von Anfang an verliebt für immer: Titanic

 Gude, Fregatte »Hessen«!

Du verteidigst Deutschlands Demokratie zur Zeit im Roten Meer, indem Du Handelsrouten vor der Huthi-Miliz schützt. Und hast schon ganz heldenhaft zwei Huthi-Drohnen besiegt.

Allerdings hast Du auch aus Versehen auf eine US-Drohne geschossen, und nur einem technischen Fehler ist es zu verdanken, dass Du nicht getroffen hast. Vielleicht ein guter Grund für die USA, doch nicht auf der Erfüllung des Zwei-Prozent-Ziels zu beharren!

Doppelwumms von Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Kapitaler Kalauer

Da man mit billigen Wortspielen ja nicht geizen soll, möchte ich hier an ein großes deutsches Geldinstitut erinnern, das exakt von 1830 bis 1848 existierte: die Vormärzbank.

Andreas Maier

 Bilden Sie mal einen Satz mit Distanz

Der Stuntman soll vom Burgfried springen,
im Nahkampf drohen scharfe Klingen.
Da sagt er mutig: Jetzt mal ehrlich –
ich find Distanz viel zu gefährlich!

Patrick Fischer

 Treffer, versenkt

Neulich Jugendliche in der U-Bahn belauscht, Diskussion und gegenseitiges Überbieten in der Frage, wer von ihnen einen gemeinsamen Kumpel am längsten kennt, Siegerin: etwa 15jähriges Mädchen, Zitat: »Ey, ich kenn den schon, seit ich mir in die Hosen scheiße!«

Julia Mateus

 Einmal und nie wieder

Kugelfisch wurde falsch zubereitet. Das war definitiv meine letzte Bestellung.

Fabian Lichter

 Kehrwoche kompakt

Beim Frühjahrsputz verfahre ich gemäß dem Motto »quick and dirty«.

Michael Höfler

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

  • 27.03.:

    Bernd Eilert denkt in der FAZ über Satire gestern und heute nach.

Titanic unterwegs
31.03.2024 Göttingen, Rathaus Greser & Lenz: »Evolution? Karikaturen …«
04.04.2024 Bremen, Buchladen Ostertor Miriam Wurster
06.04.2024 Lübeck, Kammerspiele Max Goldt
08.04.2024 Oldenburg, Theater Laboratorium Bernd Eilert mit Klaus Modick