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Wissenschaftler beweisen: Gamer sind Schweine

Es riecht streng im Labor der Purdue University in Indiana. Ein Yorkshire-Schwein mit roten Augen liegt auf einer Couch, starrt auf seinen Laptop, schaut "Let’s Play"-Videos auf Youtube, leert sich den Inhalt einer Chipstüte in den Rachen und furzt. Was zunächst aussieht wie ein gewöhnlicher Samstagabend im Lockdown, ist das Ergebnis eines wissenschaftlichen Experiments: Die Forscherinnen hier haben herausgefunden, dass Schweine in der Lage sind, Videospiele zu spielen. Wie kommt man auf die Idee, so etwas zu untersuchen?

"Wir wollten der Frage nachgehen, nachdem wir in der Zeitung gelesen hatten, dass eine in Coronazeiten ja illegale Lan-Party von Peppa Wutz und Schweinchen Babe zuhause bei Piggeldy und Frederik von der Schweinepolizei aufgelöst werden musste", so die Studienleiterin Dr. Piggy Sow. Wie bitte? "War nur ein Scherz", grunzt Sow, die auch selbst gerne mal Videospiele spielt, und erklärt uns das erfolgreiche Experiment: Den Versuchsschweinen Hamlet und Omelette gelang es immer wieder, mithilfe eines Joysticks einen Cursor in verschiedene Zielfelder zu manövrieren. "Dass die Schweine das können, ist aus wissenschaftlicher Sicht freilich höchstinteressant – und es ist auch praktisch, wenn man niemanden zum Mitzocken findet, weil man sein Leben der Forschung verschrieben und nur sehr wenig Freunde hat", sagt Sow und wischt sich eine Träne von der Wange.

Schweine: Sauschlau

Diese abermalige Bestätigung der schweinischen Intelligenz wirft Fragen zum menschlichen Umgang mit den Nutztieren auf: Kriegen sie es vielleicht doch mit, wenn sie in enge Kastenstände gequetscht und aus Platzmangel dazu genötigt sind, sich gegenseitig aufzufressen? Dürfen Metzgereien das Zertifikat "Fleisch von glücklichen Tieren" künftig nur noch verwenden, wenn den Schweinen zeitlebens eine Playstation 5 zur Verfügung stand? Und sind für eine artgerechte Haltung nun auch ein ordentlicher Gamingsessel und eine leistungsstarke Nvidia-Grafikkarte unerlässlich? Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner, deren persönlicher Tetris-Highscore von einem der Tiere übertroffen wurde, hat bereits angekündigt, allen Nutzschweinen eine schlechte Internetverbindung und Videokonsolen mit Wackelkontakt zur Verfügung zu stellen, um ihnen auch weiterhin das Leben so gut wie möglich zur Hölle zu machen.

Eine weitere interessante Beobachtung machten die Forscherinnen auch im Hinblick auf die Motivation der Schweine: Nicht nur das Futter, das es im Erfolgsfall gab, spornte sie beim Zocken an. Wenn der Futterspender defekt war, reichten bisweilen auch aufmunternde Worte des Trainers ("Spiel, du Sau!").

Zocken, fressen und fett werden – ein normaler Arbeitstag bei den Rocket Beans

Als die Schweine gerade damit angefangen hatten, ihre liebsten Fortnite-Tänze zu tanzen, musste der Versuch leider schon beendet werden. Nicht jedoch, weil die Schweine keine Lust mehr gehabt hätten. Nach zwölf Wochen exzessiven Zockens hatten Hamlet und Omelette derartig zugenommen, dass sie sich nicht mehr lange genug auf den Beinen halten konnten und auch nicht mehr in die Versuchsanordnung passten. Sie waren am Ende also von menschlichen Gamern kaum noch zu unterscheiden. 

Doch nicht nur für die Schweine-, auch für die Videospielszene lieferte das Experiment bedeutende Erkenntnisse. Zu den beliebtesten Spielen der Tiere zählten "Little Pig Planet", "Grunz Theft Auto", "Tony Pork" und natürlich "Wurst of Warcraft". Eines der Schweine radikalisierte sich zudem in einem "Call of Duty"-Onlineforum und wurde dort in der Folge als "Nazisau" beschimpft. Gefährlich könnten die zockenden Viecher überdies den etablierten Streamern werden: Sollten Omelette und Hamlet jetzt auch noch lernen, wie man einen Twitch-Account anlegt, dürften amtierende Dreckschweine wie MontanaBlack und Knossi bald arbeitslos sein.

Zocken bis die Schwarte kracht

Da sich die beiden Schweine beim Zocken so erstaunlich gut anstellen, sind bereits die ersten E-Sports-Vereine aufmerksam geworden. So denkt der FC Schalke 04 darüber nach, das Duo für die eigene Fifa-Mannschaft unter Vertrag zu nehmen und somit ein Zeichen gegen den alten Clubchef und Schweinepriester Clemens Tönnies zu setzen. "Omelette und Hamlet könnten aber vielleicht auch für unsere echte Fußballtruppe eine Verstärkung sein", heißt es aus dem Sportvorstand des Bundesligaletzten.

Ob es tatsächlich mit der Karriere im Gaming-Bereich klappt, ist jedoch noch ungewiss: "Sicher, Omelette und Hamlet haben schon echt was drauf am Controller", lobt Forscherin Sow, als sie uns nach draußen begleitet: "Aber andererseits haben sie jetzt auch ein schönes Schlachtgewicht erreicht. Und ich hasse es, wenn mich diese Noobs beim Counter-Strike abziehen."


Cornelius W.M. Oettle

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Briefe an die Leser

 Wieso so eilig, Achim Frenz?

Wieso so eilig, Achim Frenz?

Kaum hast Du das Zepter im Kampf um die Weltherrschaft der Komischen Kunst auf Erden in jüngere Hände gelegt, da schwingst Du Dich nach so kurzer Zeit schon wieder auf, um in den höchsten Sphären für Deine Caricatura zu streiten.

Mögest Du Dir auch im Jenseits Dein beharrliches Herausgeber-Grummeln bewahren, wünscht Dir zum Abschied Deine Titanic

 Und übrigens, Weltgeist …

Adam Driver in der Rolle des Enzo Ferrari – das ist mal wieder großes Kino!

Grazie mille von Titanic

 Dear Weltgeist,

das hast Du hübsch und humorvoll eingerichtet, wie Du an der Uni Jena Deiner dortigen Erfindung gedenkst! Und auch des Verhältnisses von Herr und Knecht, über das Hegel ebenfalls ungefähr zur Zeit Deiner Entstehung sinnierte. Denn was machst Du um die 200 Jahre später, lieber Weltgeist? Richtest an Deiner Alma Mater ein Master-Service-Zentrum ein. Coole Socke!

Meisterhafte Grüße von Deiner Titanic

 Kurz hattet Ihr uns, liebe Lobos,

Kurz hattet Ihr uns, liebe Lobos,

als Ihr eine Folge Eures Pärchenpodcasts »Feel the News« mit »Das Geld reicht nicht!« betiteltet. Da fragten wir uns, was Ihr wohl noch haben wollt: mehr Talkshowauftritte? Eine Homestory in der InTouch? Doch dann hörten wir die ersten zwei Minuten und erfuhren, dass es ausnahmsweise nicht um Euch ging. Ganz im Sinne Eures Formats wolltet Ihr erfühlen, wie es ist, Geldsorgen zu haben, und über diese Gefühle dann diskutieren. Im Disclaimer hieß es dann noch, dass Ihr ganz bewusst über ein Thema sprechen wolltet, das Euch nicht selbst betrifft, um dem eine Bühne zu bieten.

Ihr als Besserverdienerpärchen mit Loft in Prenzlauer Berg könnt ja auch viel neutraler und besser beurteilen, ob diese Armutsängste der jammernden Low Performer wirklich angebracht sind. Leider haben wir dann nicht mehr mitbekommen, ob unser Gefühl, Geldnöte zu haben, berechtigt ist, da wir gleichzeitig Regungen der Wohlstandsverwahrlosung und Realitätsflucht wahrnahmen, die wir nur durch das Abschalten Eures Podcasts loswerden konnten.

Beweint deshalb munter weiter den eigenen Kontostand: Titanic

 Du, »Brigitte«,

füllst Deine Website mit vielen Artikeln zu psychologischen Themen, wie z. B. diesem hier: »So erkennst Du das ›Perfect-Moment -Syndrom‹«. Kaum sind die ersten Zeilen überflogen, ploppen auch schon die nächsten Artikel auf und belagern unsere Aufmerksamkeit mit dem »Fight-or-Flight-Syndrom«, dem »Empty-Nest-Syndrom«, dem »Ritter-Syndrom« und dem »Dead- Vagina-Syndrom«. Nun sind wir keine Mediziner/innen, aber könnte es sein, Brigitte, dass Du am Syndrom-Syndrom leidest und es noch gar nicht bemerkt hast? Die Symptome sprechen jedenfalls eindeutig dafür!

Meinen die Hobby-Diagnostiker/innen der Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Nichts aufm Kerbholz

Dass »jemanden Lügen strafen« eine doch sehr antiquierte Redewendung ist, wurde mir spätestens bewusst, als mir die Suchmaschine mitteilte, dass »lügen grundsätzlich nicht strafbar« sei.

Ronnie Zumbühl

 Bilden Sie mal einen Satz mit Distanz

Der Stuntman soll vom Burgfried springen,
im Nahkampf drohen scharfe Klingen.
Da sagt er mutig: Jetzt mal ehrlich –
ich find Distanz viel zu gefährlich!

Patrick Fischer

 Tiefenpsychologischer Trick

Wenn man bei einem psychologischen Test ein Bild voller Tintenkleckse gezeigt bekommt, und dann die Frage »Was sehen Sie hier?« gestellt wird und man antwortet »einen Rorschachtest«, dann, und nur dann darf man Psychoanalytiker werden.

Jürgen Miedl

 Treffer, versenkt

Neulich Jugendliche in der U-Bahn belauscht, Diskussion und gegenseitiges Überbieten in der Frage, wer von ihnen einen gemeinsamen Kumpel am längsten kennt, Siegerin: etwa 15jähriges Mädchen, Zitat: »Ey, ich kenn den schon, seit ich mir in die Hosen scheiße!«

Julia Mateus

 Dünnes Eis

Zwei Männer in Funktionsjacken draußen vor den Gemüsestiegen des türkischen Supermarkts. Der eine zeigt auf die Peperoni und kichert: »Hähä, willst du die nicht kaufen?« Der andere, begeistert: »Ja, hähä! Wenn der Esel dich juckt – oder nee, wie heißt noch mal der Spruch?«

Mark-Stefan Tietze

Vermischtes

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Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
25.04.2024 Köln, Comedia Max Goldt
27.04.2024 Schwerin, Zenit Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
28.04.2024 Lübeck, Kolosseum Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
29.04.2024 Berlin, Berliner Ensemble Martin Sonneborn mit Sibylle Berg