Artikel
Was tun gegen Einsamkeit?
Viele Menschen leiden besonders am Jahresende und an den Festtagen unter Einsamkeit. Einige sind gar so verzweifelt, dass sie sich mit windschiefen Charakteren aus ihrer Familie zusammenrotten. Doch auch im restlichen Jahr ist Einsamkeit ein zunehmendes Problem, sowohl für Menschen auf dem Land als auch für Großstädter. Allein in der Gruppe der 45- bis 94jährigen fühlen sich rund neun Prozent allein. Was kann man dagegen unternehmen?
Kommunikative Notaufnahmen
Während einige Dörfer in entlegenen Regionen immer leerer werden, sind die Notaufnahmen in vielen Krankenhäusern stets gut besucht. Die resistenten Keimzellen des sozialen Lebens sind vielerorts die einzigen Brutstätten der Begegnung. Um sie in dieser Funktion zu stärken, hat das Bundesheimatministerium das Konzept der kommunikativen Notaufnahme entwickelt. Unterhaltungs- und Spielangebote sollen es Menschen erleichtern, dort andere kennenzulernen. Wer mag, kann hier mit Gips basteln oder einfach ein Rezept mit dem Nachbarn austauschen. Während einige Patienten dem Angebot noch mit Sepsis begegnen, wird es von anderen schon recht gut angenommen.
Städter in die dünn besiedelte Provinz lotsen
Das Maßnahmenpaket der Bundesregierung für "gleichwertige Lebensverhältnisse" hat u.a. zum Ziel, jungen Großstädtern das Landleben näherzubringen. Ein entsprechendes Modellprojekt wird gerade in der Uckermark umgesetzt. Die Abschaffung der kostenlosen Sperrmüllabholung verschafft der Region ein urbanes Flair, Bäcker öffnen erst, wenn sich davor eine Schlange gebildet hat. Außerdem werden Cow-Working-Spaces eingerichtet und zahlreiche Funklöcher erleichtern Digital Detox. Zusätzlich wurde in jedem Dorf mindestens eine alte gelbe Telefonzelle aufgestellt, damit die Ex-Städter Retro-Selfies posten und dadurch weitere Großstadthipster anlocken können.
Einsame Orte in sozialen Medien bewerben
Einsturzgefährdet, asbestverseucht, radioaktiv: Sogenannte Lost Places oder auch Sperrgebiete sind als Instagram-Motive extrem beliebt, was den einst verlassenen Orten Besucherströme beschert. Mit dem Versprechen, "auch die ein oder andere verlassene Ecke mit Seuchengefahr" bieten zu können, lockt mittlerweile auch die Stadt Krefeld Touristen an.
So reagiert die Tierwelt auf Einsamkeit
Auch im Tierreich spielt Einsamkeit eine Rolle. Besonders gefährdet sind Arten, deren Bestand bereits deutlich geschrumpft ist. Ob ein Tier sich selbst helfen kann, hängt allerdings auch von seiner Persönlichkeit ab. Einsame, aber resiliente Wölfe suchen immer wieder die Gesellschaft von Menschen. Schwerer tut sich da z.B. der nachtaktive und eigenbrötlerische Raufußkauz.
Einsamkeit am Arbeitsplatz bekämpfen
Einsamkeit befällt nicht nur Senioren, auch Berufstätige mittleren Alters sind betroffen. Wenig sozialverträgliche Arbeitszeiten und mehrfaches Umziehen für den Job und eine damit einhergehende Entwurzelung der Mitarbeiter sind in einigen Branchen keine Seltenheit. Deshalb wollen immer mehr Firmen ihrer sozialen Verantwortung nachkommen und berufsbedingte Einsamkeit durch eine freiwillige Selbstverpflichtung bekämpfen. Leuchttürme, Hochsitze, Zeitungsbüdchen, Trinkhallen und Spargelhäuschen werden danach ab sofort mit mindestens zwei Personen besetzt, Arbeitsehen dürfen ohne Einwilligung des Vorgesetzten nicht mehr geschieden werden. In den Kantinen werden Einzeltische durch gemütliche Ess-Ecken ersetzt. Und wer seinen Kollegen beim Paintball-Teamevent noch nicht liebgewonnen hat, wird angehalten, sich bei der nächsten Geschäftsreise doch mal ein "Budget"-Hotelzimmer mit Glastür vor dem "stillen" Örtchen und ebenfalls gläserner, mitten im Raum stehender Duschkabine zu teilen.
Julia Mateus