Artikel

Pandehemiehe – Der Hochzeitsboom während Corona

Während der Pandemie hat die Bereitschaft, zu heiraten, zugenommen. Vielleicht, weil das "Bis dass der Tod euch scheide" in greifbare Nähe gerückt ist (Komikerrepertoire circa 1979)? Doch hält die Ehe, bis die Quarantäne vorbei ist? Wo gibt es eine passende Maske zum Hochzeitskleid? Und was passiert, wenn niemand den Brautstrauß fängt (immer peinlich, unabhängig von der Pandemiesituation)?

Die Mode

Wichtig: Geben Sie Ihren Gästen die Möglichkeit, sich so extravagant anzuziehen, wie es Ihnen ihnen passt. Alle werden sich über eine Möglichkeit freuen, die beim Onlineshopping im Lockdown erstandenen Kleidungsstücke zu präsentieren, egal, ob es sich dabei um elegante Abendkleider, paillettenbesetzte Anzüge oder erotische Sexunterwäsche handelt. Also schlucken Sie Ihr Ego runter, selbst wenn es bedeutet, dass Sie sich an Ihrem großen Tag weinend unter der Treppe verstecken müssen (und das sehr schwer ist in diesen riesigen Brautkleidern): Bei Ihrer Hochzeit darf jeder mal schöner sein als Sie! Und wie wir Ihre Verwandtschaft kennen, wird die das auch gern zugeben.

Die Gäste

Nicht nur der Drang, exquisite Mode zu tragen, sondern auch das Bedürfnis, zu streiten, ist in den letzten 1,5 Jahre drastisch gestiegen. Wollen Sie also vermeiden, dass sich Oma mit ihren Enkelkindern zankt, weil die sie nicht im Altersheim besucht haben, als es in der Pandemie verboten war? Oder dass Onkel Heinz Tante Erna vorwirft, dass sie trotz des erhöhten Infektionsrisikos ihre Affäre fortgesetzt hat? Dann besorgen Sie am besten Einzeltische und Scheuklappen für alle. Sollten Sie aber kein Entertainment für Ihre Hochzeit gebucht haben, weil zu teuer oder zu doof, können Sie sich einfach zurücklehnen und das Spektakel genießen.

Das Programm

Fehlten Ihnen während der Pandemie Hochzeitsbräuche wie die Rasur des Bräutigams durch die Braut, der Bananentanz oder von der Verwandtschaft lustig umgedichtete Lieder? Tja, auch niemand anderem. Da diese Traditionen aber seit 2014 zum UNESCO Weltkulturerbe gehören, müssen sie verpflichtend in jedes Hochzeitsprogramm integriert werden. Also machen Sie sich gefasst auf Kompositionen wie "Atemlos durch die Hochzeitsnacht", "Du wirst mich tausend Mal betrügen" oder "Hoch auf dem gelben Bräutigam", wenn der Kegelverein mal wieder das Prinzip nicht verstanden hat. Aber wurden wir nicht auch gewarnt, dass Corona zu Geschmacksverlust führt (Original Heute Show-Witz)?

Das Essen

Eigentlich können Sie auf Ihrer Hochzeit servieren, was Sie wollen (das kennen Ihre Verwandten ja nicht anders von zu Hause). Außerdem führt Corona ja eh zum Geschmacksverlust, wen stört es also (ja, das ist ein recycelter Witz, aber sowas finden Sie jungen Leute doch gut), haha!

Das Leben

Dass alle Männer ihre Ehefrau hassen, wissen Sie aus einschlägigen Cartoons. Doch können sie sie trotzdem lieben und ein glückliches Leben führen? Laut Experten hat die Pandemie dazu beigetragen, es auch mit sehr anstrengenden Menschen (wie sich selbst) auf engstem Raum auszuhalten. Ihrem Glück sollte also nichts mehr im Weg stehen. Denn bedenken Sie immer: Egal, wie sehr Sie Ihre Partnerin/ Ihr Partner nervt, Sie nerven mehr! Und zwar vor allem sich selbst.

Laura Brinkmann

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Du, »Deutsche Welle«,

betiteltest einen Beitrag mit den Worten: »Europäer arbeiten immer weniger – muss das sein?« Nun, wir haben es uns wirklich nicht leicht gemacht, ewig und drei Tage überlegt, langjährige Vertraute um Rat gebeten und nach einem durchgearbeiteten Wochenende schließlich die einzig plausible Antwort gefunden. Sie lautet: ja.

Dass Du jetzt bitte nicht zu enttäuscht bist, hoffen die Workaholics auf

Deiner Titanic

 Vielleicht, Ministerpräsident Markus Söder,

sollten Sie noch einmal gründlich über Ihren Plan nachdenken, eine Magnetschwebebahn in Nürnberg zu bauen.

Sie und wir wissen, dass niemand dieses vermeintliche High-Tech-Wunder zwischen Messe und Krankenhaus braucht. Außer eben Ihre Spezln bei der Baufirma, die das Ding entwickelt und Ihnen schmackhaft gemacht haben, auf dass wieder einmal Millionen an Steuergeld in den privaten Taschen der CSU-Kamarilla verschwinden.

Ihr Argument für das Projekt lautet: »Was in China läuft, kann bei uns nicht verkehrt sein, was die Infrastruktur betrifft.« Aber, Söder, sind Sie sicher, dass Sie wollen, dass es in Deutschland wie in China läuft? Sie wissen schon, dass es dort mal passieren kann, dass Politiker/innen, denen Korruption vorgeworfen wird, plötzlich aus der Öffentlichkeit verschwinden?

Gibt zu bedenken: Titanic

 Anpfiff, Max Eberl!

Sie sind seit Anfang März neuer Sportvorstand des FC Bayern München und treten als solcher in die Fußstapfen heikler Personen wie Matthias Sammer. Bei der Pressekonferenz zu Ihrer Vorstellung bekundeten Sie, dass Sie sich vor allem auf die Vertragsgespräche mit den Spielern freuten, aber auch einfach darauf, »die Jungs kennenzulernen«, »Denn genau das ist Fußball. Fußball ist Kommunikation miteinander, ist ein Stück weit, das hört sich jetzt vielleicht pathetisch an, aber es ist Liebe miteinander! Wir müssen alle was gemeinsam aufbauen, wo wir alle in diesem gleichen Boot sitzen.«

Und dieser schräge Liebesschwur, Herr Eberl, hat uns sogleich ungemein beruhigt und für Sie eingenommen, denn wer derart selbstverständlich heucheln, lügen und die Metaphern verdrehen kann, dass sich die Torpfosten biegen, ist im Vorstand der Bayern genau richtig.

Von Anfang an verliebt für immer: Titanic

 Hallo, faz.net!

»Seit dem Rückzug von Manfred Lamy«, behauptest Du, »zeigt der Trend bei dem Unternehmen aus Heidelberg nach unten. Jetzt verkaufen seine Kinder die Traditionsmarke für Füller und andere Schreibutensilien.« Aber, faz.net: Haben die Lamy-Kinder nicht gerade davon schon mehr als genug?

Schreibt dazu lieber nichts mehr: Titanic

 Waidmannsheil, »Spiegel«!

»Europas verzweifelte Jagd nach Munition«, titeltest Du, und doch könnte es deutlich schlimmer sein. Jagd auf Munition – das wäre, so ganz ohne diese Munition, deutlich schwieriger!

Nimmt Dich gerne aufs Korn: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Pendlerpauschale

Meine Fahrt zur Arbeit führt mich täglich an der Frankfurt School of Finance & Management vorbei. Dass ich letztens einen Studenten beim Aussteigen an der dortigen Bushaltestelle mit Blick auf sein I-Phone laut habe fluchen hören: »Scheiße, nur noch 9 Prozent!« hat mich nachdenklich gemacht. Vielleicht wäre meine eigene Zinsstrategie selbst bei angehenden Investmentbankern besser aufgehoben.

Daniel Sibbe

 Neulich

erwartete ich in der Zeit unter dem Titel »Glückwunsch, Braunlage!« eigentlich eine Ode auf den beschaulichen Luftkurort im Oberharz. Die kam aber nicht. Kein Wunder, wenn die Überschrift des Artikels eigentlich »Glückwunsch, Braunalge!« lautet!

Axel Schwacke

 Parabel

Gib einem Mann einen Fisch, und du gibst ihm zu essen für einen Tag. Zeig ihm außerdem, wie man die Gräten entfernt, und er wird auch den folgenden Morgen erleben.

Wieland Schwanebeck

 Tiefenpsychologischer Trick

Wenn man bei einem psychologischen Test ein Bild voller Tintenkleckse gezeigt bekommt, und dann die Frage »Was sehen Sie hier?« gestellt wird und man antwortet »einen Rorschachtest«, dann, und nur dann darf man Psychoanalytiker werden.

Jürgen Miedl

 Man spürt das

Zum ersten Mal in meinem Leben war ich in New York. Was soll ich sagen: Da war sofort dieses Gefühl, als ich zum ersten Mal die 5th Avenue hinunterflanierte! Entweder man spürt das in New York oder man spürt es eben nicht. Bei mir war sie gleich da, die Gewissheit, dass diese Stadt einfach null Charme hat. Da kann ich genauso gut zu Hause in Frankfurt-Höchst bleiben.

Leo Riegel

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
18.04.2024 Berlin, Heimathafen Neukölln Max Goldt
18.04.2024 Hamburg, Centralkomitee Ella Carina Werner
19.04.2024 Wuppertal, Börse Hauck & Bauer
20.04.2024 Eberswalde, Märchenvilla Max Goldt