Make it, Hillary!
Ein politischer Gastkommentar von Senior Editor Torsten Gaitzsch, TITANIC
Verschiedenen Medien zufolge soll Hillary Rodham Clinton am morgigen Sonntag via Twitter ihren Entschluß bezüglich der Präsidentschaftskandidatur 2016 verkünden. Und egal wie dieser Tweet genau lauten wird, er wird sich hinsichtlich seiner Bedeutung und verbalen Sprengkraft gewiß einreihen in große amerikanische Ansprachen wie Abraham Lincolns Godesberg Address und Martin Luther Kings Traum-Rede (darf wegen Erbscheiß nicht zitiert werden; Anm.). Vorbild USA: Regierungsentscheidungen werden heute in sozialen Netzwerken gefällt, Vizepräsidenten über Tinder ernannt ("It's a match!"). In unserer schnarchigen Bundesrepublik war man dagegen schon erstaunt, als Peer Steinbrück im Wahlkampf 2013 ein Schach-Let's Play auf Youtube lud (61 Aufrufe, Stand April 2015).
Wollen wir nun hoffen, daß Hillary Nimrod Clinton nicht bloß kandidiert, sondern auch zum ersten weiblichen US-Präsidenten gewählt wird. Endlich wäre Angela Merkel nicht mehr "die mächtigste Frau der Welt" (InTouch), endlich würde Deutschland mal von seinem hohen europäischen Stier runtergeholt werden. Und wäre es nicht die ultimative Demütigung für Hillus Mann Bill, wenn dieser fortan bei Besuchen der deutschen Kanzlerin zusammen mit Joachim Sauer die Zeit totschlagen müßte? "Nice to meet you, Professor Buzzkill!" Außerdem wäre die Tea-Party-Bewegung weg vom Fenster, sobald Hillary anfängt, richtige Teepartys im Weißen Haus zu veranstalten, und die Mullahs würden bestimmt auch ganz schön doof gucken. Nur das jüngst gelockerte Zigarrenembargo gegen Kuba würde die Präsidentin aufgrund unangenehmer Erinnerungen reinstallieren (kleiner Witz für die Älteren unter uns!).
Man könnte freilich monieren, daß die US-Präsidentschaft seit fast drei Jahrzehnten nur noch von den selben paar Familien innegehabt wird: erst Bush Sr., dann Mr. Clinton, dann Bush Jr., dann Mrs. Clinton, dazwischen die Obama-Brüder. Doch spricht das in irgendeiner Weise gegen die Kompetenz von Hillary Bonham Carter, die immerhin schon Senatorin und Außenministerin gewesen ist? Nepotismus und Kungelei sind Grundpfeiler der westlichen Wertegemeinschaft! Drücken wir die Daumen, daß Clintons Twittermeldung nicht zu ihrem zweiten Benghasi wird – und daß sie ihn auch wirklich mit ihrem Dienst-Blackberry sendet! In diesem Sinne: #Pantsuit2016
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