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Joachim Gauck: Zur Russenfrage

Liebe Bürgerinnen und Bürger, liebe Freiheitsfreunde!

Ich spreche heute zu Ihnen, um Ihnen mitzuteilen, daß in zehn Minuten der unbeschränkte Atomkrieg mit Rußland beginnt.

Haha, nur ein kleiner Spaß! Jetzt, wo ich Ihre Aufmerksamkeit habe, möchte ich Ihnen aus tiefster Seele mitteilen, daß das Bundespräsidialamt die Lage auf der Krim beobachtet und keinen Grund zur Panik sieht. Wir haben den Russen, wie man so schön sagt, "im Griff". Sicherheitshalber sollten Sie trotzdem in die Supermärkte laufen und große Vorräte an Lebensmitteln anlegen – kaufe, wenn Kanonen donnern, so heißt es nicht nur an der Börse.

Viele haben in den vergangenen Wochen ein stärkeres Engagement deutscher Truppen in aller Welt gefordert. Vielleicht sogar ich selber. Aber das war erstens in einer völlig anderen historischen Situation (DDR!), andererseits ja auch gemünzt auf relativ schwache, rohstoffreiche Länder, die wir notfalls mit der Konstanzer Feuerwehr nehmen können. Nicht jedoch auf ein befreundetes europäisches Land, das wir gerade, durch zähe Verhandlungen und mit einem minimalen Einsatz an Gewalt, dem Einflußbereich der EU zuschlagen konnten. Demokraten und Faschisten haben ihre Differenzen überwunden, um den großen Traum aller Ukrainer zu erfüllen – von einem alten Jahrmarktsboxer und einer rückenkranken Ölmillionärin regiert zu werden. In so ein blühendes Gemeinwesen werden wir selbstverständlich keine Truppen schicken, zumal ja auch das Grundgesetz einen Einsatz der Bundeswehr im Inland verbietet.

Darüber hinaus möchte ich Ihnen den Schlachtplan für die nächsten Wochen vorstellen, damit Sie keinen falschen Befürchtungen erliegen, sondern den richtigen. Die Bundesregierung wird Herrn Putin zunächst Sorge und Unverständnis entgegenbringen, sowie einen Blumenstrauß und eine Schachtel Pralinen. Sollte das nicht fruchten, werden wir "Spiegel online" anweisen, solange live aus dem Kreml zu tickern, bis Putin nicht einmal einen Schnaps trinken kann, ohne daß wir es unbarmherzig twittern. Nach diesem Stahlgetwitter ist der Russe hoffentlich mürbe! Danach werden Obama, Merkel und Hollande ausknobeln, wer von ihnen nach Moskau fliegen und dort herumwieseln muß. Bis dahin sind hoffentlich auch die amerikanischen Flugzeugträger eingetroffen. Ein paar Kampfjets werden hin- und herzischen, bis wir schließlich Janukowitsch wieder zurück nach Kiew fliegen und die ganze Revolution noch einmal von vorne durchspielen, diesmal eben mit Putin am Tisch. Denn da haben unsere russischen Partner recht: Eine Revolution, die von Frank-Walter Steinmeier angeführt wird, ist keine.

All jenen unter Ihnen, die ihren politischen Ansichten gern im Supermarkt Luft machen, möchte ich empfehlen, Soljanka, Blini und Petuschki zu boykottieren und auf den Konsum des Erlebnisgetränks "White Russian" zu verzichten, bis die Krise beigelegt ist. Das interessiert Gazprom zwar wenig, stärkt aber unser Selbstbewußtsein als aktiver westlicher Bündnispartner und legt uns für die Zukunft nicht fest.

Übrigens: Sollten Sie demnächst unmarkierte, vermummte Milizionäre mit schweren Waffen in Ihrem Vorgarten sehen, so greifen Sie nicht gleich zur Kalaschnikow. Wahrscheinlich handelt es sich nur um die Bereitschaftspolizei, die sich für die nächste Blockupy-Demo warmläuft. Denn damit es bei uns nicht zu Szenen wie auf dem Maidan kommt, bedarf es der höchsten Wachsamkeit aller Demokraten. Und aller Faschisten.

Bis zur nächsten Krise grüßt Sie herzlich Ihr

Kategorie: Allgemein



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