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Generation Girlboss – Allein mit dem Patriarchat gegen das Patriarchat

Sie hätten gern Geld, Macht und Ruhm? Aber zwei Hindernisse stehen Ihnen im Weg – Ihre X-Chromosomen? Machen Sie sich keine Sorgen (davon bekommt man Falten): Wenn Sie die Schritte in unserem Guide befolgen, kann auch aus Ihnen – ja, Sie! – ein erfolgreiches, starkes Powergirl werden:

Werte

Als Girlboss sollten Sie aufpassen, nicht aus Versehen Zeit mit erfolglosen oder armen Frauen zu verbringen. Aber mit anderen erfolgreichen Frauen eigentlich auch nicht. Erfolg hat eben seinen Preis (Einsamkeit). Dennoch verstehen sich Girlbosse als eine Gemeinschaft von starken, reichen und ehrgeizigen Frauen, die den Erfolg in einer Männerwelt neu leben. Nämlich überhaupt. Dabei ist das starke Girl von heute laut und kompromisslos, gliedert sich aber auch ein, um im Business gut anzukommen. Denn wir stehen unverblümt zu unseren Überzeugungen und Werten, erfolgreiche Mädchen und Frauen dabei zu unterstützen, noch erfolgreicher zu werden.

Mode

Ihr Style ist Ihre Chance, in der Männerwelt ernst genommen zu werden. Oder gefürchtet! Tragen Sie Camouflage, damit die Kollegen Sie nicht sehen und Sie ihnen aus dem Nichts Nierentritte verpassen können! Bonustipp: Tragen Sie dazu nudefarbenen Lippenstift, damit niemand weiß, wer gerade gesprochen und Gerüchte über die Kollegen in die Welt gesetzt hat (“Habt ihr schon gehört, dass Marie 30 Sekunden früher gegangen ist, weil ihre Tochter einen Unfall hatte?”). Die Alternative zur Tarnmode ist der offene Fashionangriff: Fahren Sie Ihre Krallen aus, egal ob pink, schwarz oder beige (really?). Lange Nägel sind ein Symbol Ihrer Macht (und eine gute Waffe, immer pragmatisch denken). Gleichzeitig schaffen sie Distanz zwischen Ihnen und den Menschen, die für Sie arbeiten, und sind gute Werkzeuge zum Durchbrechen der gläsernen Decke.

Arbeit

Zentral für jeden Girlboss ist ihre Arbeit. Geben Sie sich mit nichts zufrieden, was Sie unter Ihrem Wert verkauft (mindestens die Hälfte von dem, was Ihre männlichen Kollegen verdienen). Greifen Sie nach den (Mercedes-)Sternen: Manager, CEO oder Präsidentin vom Schrebergartenverein, Ihnen sind keine Grenzen gesetzt (es sei denn, Sie sind nicht Teil des Schengenraums). Lassen Sie Ihre Träume nicht nur Träume bleiben (außer Ihre Alpträume). Die Chefetage ist Ihr Reich (wenn auch nicht mehr lange, wenn Ihr Kaffee weiter so grauenhaft schmeckt). Sehen Sie Konkurrenz nicht als Bedrohung, sondern als Chance (für Ihren Arbeitgeber).

Auftreten

Mit Ihrem Auftreten setzen Sie ein Statement (aber Vorsicht: Statementketten sind sehr Zehnerjahre)! Zeigen Sie anderen, wer der Boss ist: Nehmen Sie Platz ein (außer körperlich)! Schaffen Sie sich eine Sekretärin an, die Sie in aller Öffentlichkeit demütigen können. Falls Sie sich keine leisten können, verpflichten Sie Ihre Mutter und machen Sie sich vor den Kollegen über sie lustig. Merke: Macht zeigt sich am besten, wo es ein Gefälle gibt. Dies bringt uns direkt zu:

Einfügen in männliche Strukturen

It’s a man’s world: Das wusste schon diese eine Person, die dieses eine Lied gesungen hat (als erfolgreicher Girlboss haben Sie keine Zeit, solche Kleinigkeiten zu googeln). Das heißt für Sie: sich anpassen, sich einfügen und ein weiteres Synonym für Assimilation. Seien Sie dabei kreativ und versuchen Sie, Ihre Kollegen zu überflügeln. Seien Sie immer top informiert über Sportergebnisse (Ausnahme: Eiskunstlauf und Frauenfußball). Denken Sie sich besonders fantasievolle Streiche aus, um die Praktikantinnen zu triezen (beim Händeschütteln tasern, Reißzwecken auf den Stuhl legen, ein ganzes Unternehmen samt ausgeschriebenen Praktikumsstellen und Bewerbungsverfahren faken). Markieren Sie Dominanz unter den Kollegen (Hosen runterziehen, Unterhosen hochziehen, nochmal Nierentritte, die helfen immer). Versprühen Sie einfach so viel Testosteron, wie Sie können!

Bedenken Sie immer: Erfolg haben ist schwer als Frau! Aber irgendjemand muss es ja machen, also warum nicht Sie?

 

Laura Brinkmann / Sulamith Tamborriello

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Wieso so eilig, Achim Frenz?

Wieso so eilig, Achim Frenz?

Kaum hast Du das Zepter im Kampf um die Weltherrschaft der Komischen Kunst auf Erden in jüngere Hände gelegt, da schwingst Du Dich nach so kurzer Zeit schon wieder auf, um in den höchsten Sphären für Deine Caricatura zu streiten.

Mögest Du Dir auch im Jenseits Dein beharrliches Herausgeber-Grummeln bewahren, wünscht Dir zum Abschied Deine Titanic

 Mmmmh, Thomas de Maizière,

Mmmmh, Thomas de Maizière,

über den Beschluss der CDU vom Dezember 2018, nicht mit der Linkspartei oder der AfD zusammenzuarbeiten, an dem Sie selbst mitgewirkt hatten, sagten Sie bei Caren Miosga: »Mit einem Abgrenzungsbeschluss gegen zwei Parteien ist keine Gleichsetzung verbunden! Wenn ich Eisbein nicht mag und Kohlroulade nicht mag, dann sind doch nicht Eisbein und Kohlroulade dasselbe!«

Danke für diese Veranschaulichung, de Maizière, ohne die wir die vorausgegangene Aussage sicher nicht verstanden hätten! Aber wenn Sie schon Parteien mit Essen vergleichen, welches der beiden deutschen Traditionsgerichte ist dann die AfD und welches die Linke? Sollte Letztere nicht eher – zumindest in den urbanen Zentren – ein Sellerieschnitzel oder eine »Beyond Kohlroulade«-Kohlroulade sein? Und wenn das die Alternative zu einem deftigen Eisbein ist – was speist man bei Ihnen in der vermeintlichen Mitte dann wohl lieber?

Guten Appo!

Wünscht Titanic

 Also wirklich, »Spiegel«!

Bei kleinen Rechtschreibfehlern drücken wir ja ein Auge zu, aber wenn Du schreibst: »Der selbst ernannte Anarchokapitalist Javier Milei übt eine seltsame Faszination auf deutsche Liberale aus. Dabei macht der Rechtspopulist keinen Hehl daraus, dass er sich mit der Demokratie nur arrangiert«, obwohl es korrekt heißen müsste: »Weil der Rechtspopulist keinen Hehl daraus macht, dass er sich mit der Demokratie nur arrangiert«, müssen wir es doch anmerken.

Fasziniert von so viel Naivität gegenüber deutschen Liberalen zeigt sich

Deine Titanic

 Wussten wir’s doch, »Heute-Journal«!

Deinen Bericht über die Ausstellung »Kunst und Fälschung« im Kurpfälzischen Museum in Heidelberg beendetest Du so: »Es gibt keine perfekte Fälschung. Die hängen weiterhin als Originale in den Museen.«

Haben Originale auch schon immer für die besseren Fälschungen gehalten:

Deine Kunsthistoriker/innen von der Titanic

 Erwischt, Bischofskonferenz!

In Spanien haben sich Kriminelle als hochrangige Geistliche ausgegeben und mithilfe künstlicher Intelligenz die Stimmen bekannter Bischöfe, Generalvikare und Priester nachgeahmt. Einige Ordensfrauen fielen auf den Trick herein und überwiesen auf Bitten der Betrüger/innen hohe Geldbeträge.

In einer Mitteilung an alle kirchlichen Institutionen warntest Du nun vor dieser Variante des Enkeltricks: »Äußerste Vorsicht ist geboten. Die Diözesen verlangen kein Geld – oder zumindest tun sie es nicht auf diese Weise.« Bon, Bischofskonferenz, aber weißt Du, wie der Enkeltrick weitergeht? Genau: Betrüger/innen geben sich als Bischofskonferenz aus, raten zur Vorsicht und fordern kurz darauf selbst zur Geldüberweisung auf!

Hat Dich sofort durchschaut: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Wenn beim Delegieren

schon wieder was schiefgeht, bin ich mit meinen Lakaien am Ende.

Fabio Kühnemuth

 Tiefenpsychologischer Trick

Wenn man bei einem psychologischen Test ein Bild voller Tintenkleckse gezeigt bekommt, und dann die Frage »Was sehen Sie hier?« gestellt wird und man antwortet »einen Rorschachtest«, dann, und nur dann darf man Psychoanalytiker werden.

Jürgen Miedl

 Frühlingsgefühle

Wenn am Himmel Vögel flattern,
wenn in Parks Familien schnattern,
wenn Paare sich mit Zunge küssen,
weil sie das im Frühling müssen,
wenn überall Narzissen blühen,
selbst Zyniker vor Frohsinn glühen,
Schwalben »Coco Jamboo« singen
und Senioren Seilchen springen,
sehne ich mich derbst
nach Herbst.

Ella Carina Werner

 Bilden Sie mal einen Satz mit Distanz

Der Stuntman soll vom Burgfried springen,
im Nahkampf drohen scharfe Klingen.
Da sagt er mutig: Jetzt mal ehrlich –
ich find Distanz viel zu gefährlich!

Patrick Fischer

 Parabel

Gib einem Mann einen Fisch, und du gibst ihm zu essen für einen Tag. Zeig ihm außerdem, wie man die Gräten entfernt, und er wird auch den folgenden Morgen erleben.

Wieland Schwanebeck

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
24.04.2024 Trier, Tuchfabrik Max Goldt
25.04.2024 Köln, Comedia Max Goldt
27.04.2024 Schwerin, Zenit Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
28.04.2024 Lübeck, Kolosseum Martin Sonneborn mit Sibylle Berg