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Gärtners kritisches Sonntagsfrühstück: Für die nicht wissen wie

Ich bin mir gar nicht sicher, ob ich eher wegen meiner Kreuzschmerzen ins Fitneßstudio gehe oder des Lesezirkelangebots wegen, das, weil es sich um ein Fitneßstudio am untersten Ende der Fahnenstange handelt (heiß duschen 50 Cent), aus wochen- bis monatealten In-Style, Bunte, Auto- und Sport-Bild besteht und dafür gut ist, mich in den Trainingspausen an dem teilhaben zu lassen, was die freie Massenpresse für ihren Beitrag zur Geistes- und Herzensbildung hält.

Es gibt – dies für alle, die den Fußballsport nicht verfolgen – zwei Sorten Fußballer: die mit und die ohne Abitur. (Dies ja auch ungefähr die Wasserscheide der Klassengesellschaft.) Per Mertesacker und Mats Hummels z.B. sind (Fach-)Abiturienten mit gutbürgerlichem Hintergrund, die sich vor Fernsehkameras keine Blöße geben, der Dortmunder Kevin Großkreutz dagegen wirft Leuten schon mal besoffen einen Döner ins Gesicht und pinkelt nach verlorenen Pokalendspielen in Hotellobbys: ein, wie es im Deutschen so unvergleichlich treffend heißt, Prolet. Großkreutz nun, vor dem Zwischenfall im Hotel, durfte (wie viele andere vor ihm) einen Multiple-Choice-Juxfragebogen in Sport-Bild ausfüllen: „Wenn mein Sohn Schalke-Fan wird, dann … a) kommt er ins Heim, b) stimme ich ihn um, c) gibt es keinen Fußballgott.“ Großkreutz, der den Spaß verstand – für Fußballabstinente: Dortmund und Schalke sind Lokalrivalen –, kreuzte brav a) an.

„Der eine kotzt's, der andere frißt's“ Brecht, 1927 

Kaum hatte er aber in Berlin ins Hotel gestrunzt, wedelte Sport-Bild alarmiert mit der „Skandalakte Großkreutz“ o.ä. und war der Spaß sofort vorbei. „Schlechter Scherz“, meldete das Blatt unter einem Ausriß des besagten Fragebogens: „Im Sport-Bild-Fragebogen drohte Großkreutz seinem Sohn mit dem Kinderheim, wenn er ein Schalke-Fan werden sollte.“ Ein schlechter Scherz, der weder schlecht war, noch überhaupt von Großkreutz stammte; und wo es ja weißgott nicht so ist, daß wir frühstückskritischen Preßbeobachter an Perfidien aller Art nicht gewöhnt wären, machte diese infame Volte mich Trainingspausierenden dann doch einmal sprachlos: wegen der Unverfrorenheit der Lüge, der unverstellten denunziatorischen Absicht und, vor allem, der begründeten redaktionsseitigen Annahme, daß dieser Dreck beim geneigten Publikum jedenfalls durchginge, einem Publikum, das in seiner Masse doch eher K. Großkreutz als M. Hummels ähneln dürfte und das in derselben Masse nichts dagegen hat, wenn der Springer-Redakteur (mit Abitur) einen Asi den anderen Asis zum Fraß vorwirft.

Bald 40 Jahre ist Wallraffs (bzw. Gremlizas) „Aufmacher“ her, und allen, denen die modernen Zeiten zu „unübersichtlich“ (Jürgen Habermas, 85) geworden sind, mögen Trost darin finden, daß die Schweinepresse noch immer die ungute alte ist. Was es damals allerdings noch nicht gab, ist das adjuvante Privatradio, das, als Juvenilsender „Big FM“, in meinem Rückenstudio als Klangtapete fungiert und alles daran setzt, daß die Dummen, die es hören und sich an jeder noch so idiotischen Call-in-Scheiße beteiligen, nicht wissen und nicht lernen, wie ihnen geschieht. 




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Briefe an die Leser

 Eine Frage, Miriam Meckel …

Im Spiegel-Interview sprechen Sie über mögliche Auswirkungen künstlicher Intelligenz auf die Arbeitswelt. Auf die Frage, ob die Leute in Zukunft noch ihr Leben lang im gleichen Beruf arbeiten werden, antworten Sie: »Das ist ja heute schon eher die Ausnahme. Ich zum Beispiel habe als Journalistin angefangen. Jetzt bin ich Professorin und Unternehmerin. Ich finde das toll, ich liebe die Abwechslung.« Ja, manchmal braucht es einfach einen beruflichen Tapetenwechsel, zum Beispiel vom Journalismus in den Fachbereich Professorin! Aber gibt es auch Berufe, die trotz KI Bestand haben werden? »Klempner zum Beispiel. Es gibt bislang keinen Roboter mit noch so ausgefeilter KI auf der Welt, der Klos reparieren kann.«

Das mag sein, Meckel. Aber was, wenn die Klempner/innen irgendwann keine Lust mehr auf den Handwerkeralltag haben und flugs eine Umschulung zum Professor machen? Wer repariert dann die Klos? Sie?

Bittet jetzt schon mal um einen Termin: Titanic

 Mmmmh, Thomas de Maizière,

Mmmmh, Thomas de Maizière,

über den Beschluss der CDU vom Dezember 2018, nicht mit der Linkspartei oder der AfD zusammenzuarbeiten, an dem Sie selbst mitgewirkt hatten, sagten Sie bei Caren Miosga: »Mit einem Abgrenzungsbeschluss gegen zwei Parteien ist keine Gleichsetzung verbunden! Wenn ich Eisbein nicht mag und Kohlroulade nicht mag, dann sind doch nicht Eisbein und Kohlroulade dasselbe!«

Danke für diese Veranschaulichung, de Maizière, ohne die wir die vorausgegangene Aussage sicher nicht verstanden hätten! Aber wenn Sie schon Parteien mit Essen vergleichen, welches der beiden deutschen Traditionsgerichte ist dann die AfD und welches die Linke? Sollte Letztere nicht eher – zumindest in den urbanen Zentren – ein Sellerieschnitzel oder eine »Beyond Kohlroulade«-Kohlroulade sein? Und wenn das die Alternative zu einem deftigen Eisbein ist – was speist man bei Ihnen in der vermeintlichen Mitte dann wohl lieber?

Guten Appo!

Wünscht Titanic

 Apropos: ¡Hola bzw. holla, spanischer Priester!

Du hast Dir die Worte aus dem Matthäusevangelium »Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach« zu sehr zu Herzen genommen und in Deiner Gemeinde in der Kleinstadt Don Benito einen regen Handel mit Potenzmitteln betrieben. Für diesen nach weltlichem Ermessen offensichtlichen Sündenfall musst Du Dich nun vor einem irdischen Gericht verantworten.

Uns ist zwar nicht bekannt, ob Du Dich gegenüber Polizei und Justiz bereits bußfertig gegeben hast oder weiterhin auf das Beichtgeheimnis berufst. Angesichts der laut Zeugenaussagen freudigen Erregung Deiner überalterten Gemeindemitglieder beim Geläut der Glocken sowie ihres Durchhaltevermögens bei den nicht enden wollenden Eucharistiefeiern inklusive Rumgeorgel, Stoßgebeten und orgiastischer Gottesanrufungen sprechen alle Indizien aber ohnehin gegen Dich!

Bleibt auch ganz ohne künstliche Stimulanzien weiter standfest im Nichtglauben: Titanic

 Waidmannsheil, »Spiegel«!

»Europas verzweifelte Jagd nach Munition«, titeltest Du, und doch könnte es deutlich schlimmer sein. Jagd auf Munition – das wäre, so ganz ohne diese Munition, deutlich schwieriger!

Nimmt Dich gerne aufs Korn: Titanic

 Ciao, Luisa Neubauer!

»Massendemonstrationen sind kein Pizza-Lieferant«, lasen wir in Ihrem Gastartikel auf Zeit online. »Man wird nicht einmal laut und bekommt alles, was man will.«

Was bei uns massenhaft Fragen aufwirft. Etwa die, wie Sie eigentlich Pizza bestellen. Oder was Sie von einem Pizzalieferanten noch »alles« wollen außer – nun ja – Pizza. Ganz zu schweigen von der Frage, wer in Ihrem Bild denn nun eigentlich etwas bestellt und wer etwas liefert bzw. eben gerade nicht. Sicher, in der Masse kann man schon mal den Überblick verlieren. Aber kann es sein, dass Ihre Aussage einfach mindestens vierfacher Käse ist?

Fragt hungrig: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Tiefenpsychologischer Trick

Wenn man bei einem psychologischen Test ein Bild voller Tintenkleckse gezeigt bekommt, und dann die Frage »Was sehen Sie hier?« gestellt wird und man antwortet »einen Rorschachtest«, dann, und nur dann darf man Psychoanalytiker werden.

Jürgen Miedl

 Teigiger Selfcaretipp

Wenn du etwas wirklich liebst, lass es gehen. Zum Beispiel dich selbst.

Sebastian Maschuw

 Neulich

erwartete ich in der Zeit unter dem Titel »Glückwunsch, Braunlage!« eigentlich eine Ode auf den beschaulichen Luftkurort im Oberharz. Die kam aber nicht. Kein Wunder, wenn die Überschrift des Artikels eigentlich »Glückwunsch, Braunalge!« lautet!

Axel Schwacke

 Frühlingsgefühle

Wenn am Himmel Vögel flattern,
wenn in Parks Familien schnattern,
wenn Paare sich mit Zunge küssen,
weil sie das im Frühling müssen,
wenn überall Narzissen blühen,
selbst Zyniker vor Frohsinn glühen,
Schwalben »Coco Jamboo« singen
und Senioren Seilchen springen,
sehne ich mich derbst
nach Herbst.

Ella Carina Werner

 Treffer, versenkt

Neulich Jugendliche in der U-Bahn belauscht, Diskussion und gegenseitiges Überbieten in der Frage, wer von ihnen einen gemeinsamen Kumpel am längsten kennt, Siegerin: etwa 15jähriges Mädchen, Zitat: »Ey, ich kenn den schon, seit ich mir in die Hosen scheiße!«

Julia Mateus

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
25.04.2024 Köln, Comedia Max Goldt
27.04.2024 Schwerin, Zenit Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
28.04.2024 Lübeck, Kolosseum Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
29.04.2024 Berlin, Berliner Ensemble Martin Sonneborn mit Sibylle Berg