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Gärtners kritisches Sonntagsfrühstück: Beton

So ein Job wäre freilich auch etwas gewesen: als westdeutscher Redakteur beim Mitteldeutschen Rundfunk den Zonis freiheitliche Grundordnung geigen, sich vermutlich noch als Entwicklungshelfer vorkommen und, wenn es der Anlaß erfordert, sich in einem erschütternd schlechtsitzenden Anzug in die Tagesthemen setzen und den ersten Ministerpräsidenten, der von der Linkspartei kommt, topkritisch kommentieren.

Ich kann mir das mühselige Transkribieren hier sparen, denn so originell sind die Herrschaften nicht, daß es der Mühe wert wäre: Zusammengefaßt ging es vorgestern hauptsächlich um die „Verbrechen der SED-Diktatur“ und daß es nicht angängig sei, wenn Ramelow hier Versöhnung anbiete; Versöhnungsbereitschaft, die müsse nämlich von den unzähligen „Opfern“ kommen usw. Der (hörbar) westdeutsche Redakteur, dem dieser Spitzengedanke aus der Rübe fiel (und dessen Namen herauszugoogeln ich mir ebenfalls sparen will, es ist der Mühe gleichfalls nicht wert), hatte sichtlich seinen Kampf, daß es der thüringische Souverän gewagt hatte, einen Kommunisten mit der Regierungsbildung zu betrauen, wie es zuvor schon der paßgenau unbedarften, selbstgewiß superforschen Moderatorin Atalay weniger um die Probleme Thüringens als um den vergangenen „Unrechtsstaat“ ging, für den der tapfer antwortende Ramelow aber schon deshalb gar nichts kann, weil er Wessi ist.

Es ist bei allem, was man weiß und schon erlebt hat, doch wieder erschütternd zu erleben, daß öffentlich-rechtliche Journalisten noch zu dumm sind zu sehen, daß ein Ministerpräsident von der Linkspartei wirklich alles anzeigt, nur eben keine Renaissance des Sozialismus in Deutschland, viel eher schon, im Gegenteil, dessen Mausetod. Ramelow hält sich selbst für nichts anderes als einen linken Sozialdemokraten, der sich über jeden Arbeitsplatz freuen wird, den irgendein Arschkonzern auf eine Geraer grüne Wiese setzt; und dann sind ja da auch noch SPD und Grüne, die schon aufpassen werden, daß der MP nicht die Polytechnische Oberschule wieder einführt.

„Keine Lehre verfängt mehr, alles, das gesagt und gepredigt wird, fällt der Lächerlichkeit anheim, dazu ist nicht einmal mehr mein Hohn notwendig, nichts mehr, gar nichts.“ Bernhard, 1985

Also kann man in Deutschland wieder sozialistisch wählen, ohne daß Sozialismus käme, so wie man grün wählt, ohne daß Hartz-IV-Kinder deswegen Biogemüse bekommen (falls überhaupt Gemüse), und wenn die Wahl Ramelows überhaupt eine Katastrophe ist, dann weil sie dafür sorgen wird, daß sich die Leute in ihrem „bunten“ (SZ) Vaterland noch da aufgehoben fühlen, wo sie es nicht sind. Wie riesengroß die rote Gefahr ist, zeigten die Tagesthemen selbst, als sie, zehn Minuten nach der habituellen Gurgelei vom Unrechtsstaat, die Nachricht versendeten, im Bochumer Opelwerk sei nach 52 Jahren der letzte Wagen montiert worden. Das Werk wird abgerissen. „Wir sind brutal erpreßt worden“, durfte ein Arbeiter, der sich mit 3000 Kollegen in einer „Auffanggesellschaft“ wiederfinden wird, noch sagen, dann leitete die Demokratin Atalay, für die Massenentlassungen zum Vermischten gehören, scherzend zum Wetter über.

Entkernt, entseelt, bis auf den Grund verdummt. Gäbe es denn eine Saat des Sozialimus, sie fiele auf Beton.

Veranstaltungshinweis: Der Autor liest (und diskutiert) am kommenden Mittwoch abend im Nürnberger "Projekt 31", An den Rampen 31.




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Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Du, »Deutsche Welle«,

betiteltest einen Beitrag mit den Worten: »Europäer arbeiten immer weniger – muss das sein?« Nun, wir haben es uns wirklich nicht leicht gemacht, ewig und drei Tage überlegt, langjährige Vertraute um Rat gebeten und nach einem durchgearbeiteten Wochenende schließlich die einzig plausible Antwort gefunden. Sie lautet: ja.

Dass Du jetzt bitte nicht zu enttäuscht bist, hoffen die Workaholics auf

Deiner Titanic

 Kurz hattet Ihr uns, liebe Lobos,

Kurz hattet Ihr uns, liebe Lobos,

als Ihr eine Folge Eures Pärchenpodcasts »Feel the News« mit »Das Geld reicht nicht!« betiteltet. Da fragten wir uns, was Ihr wohl noch haben wollt: mehr Talkshowauftritte? Eine Homestory in der InTouch? Doch dann hörten wir die ersten zwei Minuten und erfuhren, dass es ausnahmsweise nicht um Euch ging. Ganz im Sinne Eures Formats wolltet Ihr erfühlen, wie es ist, Geldsorgen zu haben, und über diese Gefühle dann diskutieren. Im Disclaimer hieß es dann noch, dass Ihr ganz bewusst über ein Thema sprechen wolltet, das Euch nicht selbst betrifft, um dem eine Bühne zu bieten.

Ihr als Besserverdienerpärchen mit Loft in Prenzlauer Berg könnt ja auch viel neutraler und besser beurteilen, ob diese Armutsängste der jammernden Low Performer wirklich angebracht sind. Leider haben wir dann nicht mehr mitbekommen, ob unser Gefühl, Geldnöte zu haben, berechtigt ist, da wir gleichzeitig Regungen der Wohlstandsverwahrlosung und Realitätsflucht wahrnahmen, die wir nur durch das Abschalten Eures Podcasts loswerden konnten.

Beweint deshalb munter weiter den eigenen Kontostand: Titanic

 Nicht zu fassen, »Spiegel TV«!

Als uns der Youtube-Algorithmus Dein Enthüllungsvideo »Rechtsextreme in der Wikingerszene« vorschlug, wären wir fast rückwärts vom Bärenfell gefallen: In der Wikingerszene gibt es wirklich Rechte? Diese mit Runen tätowierten Outdoorenthusiast/innen, die sich am Wochenende einfach mal unter sich auf ihren Mittelaltermärkten treffen, um einer im Nationalsozialismus erdichteten Geschichtsfantasie zu frönen, und die ihre Hakenkreuzketten und -tattoos gar nicht nazimäßig meinen, sondern halt irgendwie so, wie die Nazis gesagt haben, dass Hakenkreuze vor dem Nationalsozialismus benutzt wurden, die sollen wirklich anschlussfähig für Rechte sein? Als Nächstes erzählst Du uns noch, dass Spielplätze von Kindern unterwandert werden, dass auf Wacken ein paar Metalfans gesichtet wurden oder dass in Flugzeugcockpits häufig Pilot/innen anzutreffen sind!

Nur wenn Du versuchst, uns einzureden, dass die Spiegel-Büros von Redakteur/innen unterwandert sind, glauben Dir kein Wort mehr:

Deine Blauzähne von Titanic

 Ziemlich beunruhigt, Benjamin Jendro,

lässt uns Ihr vielzitiertes Statement zur Verhaftung des ehemaligen RAF-Mitglieds Daniela Klette zurück. Zu dem beeindruckenden Ermittlungserfolg erklärten Sie als Sprecher der Gewerkschaft der Polizei: »Dass sich die Gesuchte in Kreuzberg aufhielt, ist ein weiterer Beleg dafür, dass Berlin nach wie vor eine Hochburg für eine gut vernetzte, bundesweit und global agierende linksextreme Szene ist.«

Auch wir, Jendro, erkennen die Zeichen der Zeit. Spätestens seit die linken Schreihälse zu Hunderttausenden auf die Straße gehen, ist klar: Die bolschewistische Weltrevolution steht im Grunde kurz bevor. Umso wichtiger also, dass Ihre Kolleg/innen dagegenhalten und sich ihrerseits fleißig in Chatgruppen mit Gleichgesinnten vernetzen.

Bei diesem Gedanken schon zuversichtlicher: Titanic

 Du, »Brigitte«,

füllst Deine Website mit vielen Artikeln zu psychologischen Themen, wie z. B. diesem hier: »So erkennst Du das ›Perfect-Moment -Syndrom‹«. Kaum sind die ersten Zeilen überflogen, ploppen auch schon die nächsten Artikel auf und belagern unsere Aufmerksamkeit mit dem »Fight-or-Flight-Syndrom«, dem »Empty-Nest-Syndrom«, dem »Ritter-Syndrom« und dem »Dead- Vagina-Syndrom«. Nun sind wir keine Mediziner/innen, aber könnte es sein, Brigitte, dass Du am Syndrom-Syndrom leidest und es noch gar nicht bemerkt hast? Die Symptome sprechen jedenfalls eindeutig dafür!

Meinen die Hobby-Diagnostiker/innen der Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Pendlerpauschale

Meine Fahrt zur Arbeit führt mich täglich an der Frankfurt School of Finance & Management vorbei. Dass ich letztens einen Studenten beim Aussteigen an der dortigen Bushaltestelle mit Blick auf sein I-Phone laut habe fluchen hören: »Scheiße, nur noch 9 Prozent!« hat mich nachdenklich gemacht. Vielleicht wäre meine eigene Zinsstrategie selbst bei angehenden Investmentbankern besser aufgehoben.

Daniel Sibbe

 Nichts aufm Kerbholz

Dass »jemanden Lügen strafen« eine doch sehr antiquierte Redewendung ist, wurde mir spätestens bewusst, als mir die Suchmaschine mitteilte, dass »lügen grundsätzlich nicht strafbar« sei.

Ronnie Zumbühl

 Dünnes Eis

Zwei Männer in Funktionsjacken draußen vor den Gemüsestiegen des türkischen Supermarkts. Der eine zeigt auf die Peperoni und kichert: »Hähä, willst du die nicht kaufen?« Der andere, begeistert: »Ja, hähä! Wenn der Esel dich juckt – oder nee, wie heißt noch mal der Spruch?«

Mark-Stefan Tietze

 Man spürt das

Zum ersten Mal in meinem Leben war ich in New York. Was soll ich sagen: Da war sofort dieses Gefühl, als ich zum ersten Mal die 5th Avenue hinunterflanierte! Entweder man spürt das in New York oder man spürt es eben nicht. Bei mir war sie gleich da, die Gewissheit, dass diese Stadt einfach null Charme hat. Da kann ich genauso gut zu Hause in Frankfurt-Höchst bleiben.

Leo Riegel

 No pain, no gain

Wem platte Motivationssprüche helfen, der soll mit ihnen glücklich werden. »There ain’t no lift to the top« in meinem Fitnessstudio zu lesen, das sich im ersten Stock befindet und trotzdem nur per Fahrstuhl zu erreichen ist, ist aber wirklich zu viel.

Karl Franz

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
18.04.2024 Berlin, Heimathafen Neukölln Max Goldt
18.04.2024 Hamburg, Centralkomitee Ella Carina Werner
19.04.2024 Wuppertal, Börse Hauck & Bauer
20.04.2024 Eberswalde, Märchenvilla Max Goldt