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Flotte Treter für den Köter – Die neuen Hunderechte sind da

Sie sind in der sozialen Hierarchie ganz unten. Sie haben keine Schuhe, keine Privatsphäre, keine Jobs. Von einer eigenen Krankenversicherung können die meisten nur träumen. Keine Frage: Haushunde haben es in unserer Gesellschaft nicht leicht. Niemand kümmert sich um sie – außer Julia Klöckner. Mit ihrer aktuell geplanten Verordnung "für ein besseres Leben für Hunde" hat die Agrarministerin mit den brekkiesbraunen Dackelaugen endlich ihr Lebensthema gefunden, mit dem sie bei keiner Lebensmittellobby anecken und sich bei 60 Mill. deutschen Herrchen und Frauchen lieb Windhund machen kann. Die wichtigsten Forderungen im Überblick.

Kulturelle Teilhabe

Auch Vierbeiner haben ein Recht auf gesellschaftliche Partizipation. Geplant: Drei Südfrüchte pro Woche und mindestens 1 blutwarme Mahlzeit am Tag, von gebratenem Bandwurm bis Kobe-Rind mit Sättigungsbeilage (Katze). Ein Muss: Hochwertige Markenkleidung zwecks Ausdrucks der eigenen Persönlichkeit, insbesondere für Peruanische Nackthunde, sowie ein Recht auf eine kassenfinanzierte Sehhilfe (angesagt: Calvin Kleinspitz). Nettes Surplus: Per Crowdfunding-Aktion "Ein Fuffi für Fiffi" wird ein monatliches Taschengeld ausgezahlt.

Recht auf Privatsphäre

Ob Brad Pitbull oder Sandra Bulldogge, abertausende Promi-Kläffer können sich auf Insta vor Followern nicht retten. Peinliche Schnappschüsse füllen Schmierblätter wie "Bunte", "dogs", sowie private Familienalben – das darf nicht mehr sein. "Die süßen Wauwaus hinterlassen zwar gerne Spuren in Büschen und auf meiner Kaschmirdecke, aber nicht im World Wide Web", mahnt Klöckner. Insbesondere mit prominenten Arschlöchern wie Vladi Putin und sämtlichen CDU-Politikern möchte kein Hund gesehen werden. Verpixelt oder gut getarnt mit Sonnenbrille und angeklebtem Riesenschnauzer wird das "Recht am eigenen Bild" gewahrt.

Korrekte Sprachcodes

"Männchen machen" war gestern. Julia Klöckner pocht in ihrem Ideenkatalog auf genderneutrale Sprache: "Wie wäre es mit Menschchen?" Auch herabwürdigende Phrasen wie "Da wird doch der Hund in der Pfanne verrückt" oder irreführende wie "Fellnase" werden aus dem Duden gestrichen: "Eine Hundenase ist doch überhaupt nicht behaart", weiß die Ministerin. Ungefragte Zuschreibungen wie "bester Freund des Menschen" müssen künftig um den eingeklammerten Zusatz "aus Menschenperspektive" ergänzt werden. Hehres Ziel: Den haarigen Begriff der "Rassen" ganz abzuschaffen und gar nicht mehr in solche einzuteilen, vor allem nicht in jene, die den Hund auf seinen Migrationshintergrund (Dalmatiner, Weimaraner) reduzieren, fordert die von Klöckner initiierte Online-Petition "Rassentierhaltung stopp!".

Mehr Sex

Ein geregeltes Sexualleben ist das A und O und trägt jede Menge zur Lebensqualität sowie Stressabbau bei, wie man von anderen Spezies wie Zuchtbullen und rheinischen Rentnern weiß. Geplant: mehr Auslauf, vor allem von Sperma der männlichen "Fünfbeiner" (scherzh.), ergänzt um ein breites kulturelles Angebot an Zwingerclubs (Tipp: "Zum drolligen Deckakt" in Düsseldorf). Ansonsten umstrittene Nietenhalsbänder sind hier freilich erlaubt ...

Respektvoller Umgang

Namhafte Hundepsychiater wie Jesper Jauul betonen seit langem: Wichtig zwischen Mensch und Tier ist die Kommunikation auf Augenhöhe (kleine Hunde dafür bitte auf eine Leiter setzen), um deren Bedürfnisse und Ängste optimal ernst zu nehmen. "Nein heißt nein", auch in Sachen Einschläferung und Kastration. Peinlich-typisierte Tiernamen wie Bello, Blondi oder Sigmar-Gabriel werden verboten. Zudem gilt: Edle französische Laufhunde werden gerne gesiezt, bei geplünderten Esstischen gilt künftig die Unschuldsvermutung, usf.

Recht auf den eigenen Tod

In den Niederlanden und der Schweiz bereits seit Jahren enttabuisiert: das Thema suizidale Selbstbestimmung bei Hunden (notfalls hilft ein kleiner Schubs über den Fenstersims). Auch die Organspende wird legalisiert (lecker: Hundeleber), um wenigstens am Lebensende wieder Nutztier sein zu dürfen. "Haustiere sind keine Kuscheltiere", erklärt Klöckner, deshalb möchte sie auch in einem neuartigen Pilotprojekt allen Schoßhunden die Chance geben, sich zurück zum "Urhund" zu wandeln, kurzfristig dedomestiziert bzw. ausgesetzt zu werden, z.B. an einer hübschen Autobahnraststätte. Adios, Amigo!


Ella Carina Werner

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Anpfiff, Max Eberl!

Sie sind seit Anfang März neuer Sportvorstand des FC Bayern München und treten als solcher in die Fußstapfen heikler Personen wie Matthias Sammer. Bei der Pressekonferenz zu Ihrer Vorstellung bekundeten Sie, dass Sie sich vor allem auf die Vertragsgespräche mit den Spielern freuten, aber auch einfach darauf, »die Jungs kennenzulernen«, »Denn genau das ist Fußball. Fußball ist Kommunikation miteinander, ist ein Stück weit, das hört sich jetzt vielleicht pathetisch an, aber es ist Liebe miteinander! Wir müssen alle was gemeinsam aufbauen, wo wir alle in diesem gleichen Boot sitzen.«

Und dieser schräge Liebesschwur, Herr Eberl, hat uns sogleich ungemein beruhigt und für Sie eingenommen, denn wer derart selbstverständlich heucheln, lügen und die Metaphern verdrehen kann, dass sich die Torpfosten biegen, ist im Vorstand der Bayern genau richtig.

Von Anfang an verliebt für immer: Titanic

 Apropos: ¡Hola bzw. holla, spanischer Priester!

Du hast Dir die Worte aus dem Matthäusevangelium »Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach« zu sehr zu Herzen genommen und in Deiner Gemeinde in der Kleinstadt Don Benito einen regen Handel mit Potenzmitteln betrieben. Für diesen nach weltlichem Ermessen offensichtlichen Sündenfall musst Du Dich nun vor einem irdischen Gericht verantworten.

Uns ist zwar nicht bekannt, ob Du Dich gegenüber Polizei und Justiz bereits bußfertig gegeben hast oder weiterhin auf das Beichtgeheimnis berufst. Angesichts der laut Zeugenaussagen freudigen Erregung Deiner überalterten Gemeindemitglieder beim Geläut der Glocken sowie ihres Durchhaltevermögens bei den nicht enden wollenden Eucharistiefeiern inklusive Rumgeorgel, Stoßgebeten und orgiastischer Gottesanrufungen sprechen alle Indizien aber ohnehin gegen Dich!

Bleibt auch ganz ohne künstliche Stimulanzien weiter standfest im Nichtglauben: Titanic

 Du, »Deutsche Welle«,

betiteltest einen Beitrag mit den Worten: »Europäer arbeiten immer weniger – muss das sein?« Nun, wir haben es uns wirklich nicht leicht gemacht, ewig und drei Tage überlegt, langjährige Vertraute um Rat gebeten und nach einem durchgearbeiteten Wochenende schließlich die einzig plausible Antwort gefunden. Sie lautet: ja.

Dass Du jetzt bitte nicht zu enttäuscht bist, hoffen die Workaholics auf

Deiner Titanic

 Wieso so eilig, Achim Frenz?

Wieso so eilig, Achim Frenz?

Kaum hast Du das Zepter im Kampf um die Weltherrschaft der Komischen Kunst auf Erden in jüngere Hände gelegt, da schwingst Du Dich nach so kurzer Zeit schon wieder auf, um in den höchsten Sphären für Deine Caricatura zu streiten.

Mögest Du Dir auch im Jenseits Dein beharrliches Herausgeber-Grummeln bewahren, wünscht Dir zum Abschied Deine Titanic

 Kurz hattet Ihr uns, liebe Lobos,

Kurz hattet Ihr uns, liebe Lobos,

als Ihr eine Folge Eures Pärchenpodcasts »Feel the News« mit »Das Geld reicht nicht!« betiteltet. Da fragten wir uns, was Ihr wohl noch haben wollt: mehr Talkshowauftritte? Eine Homestory in der InTouch? Doch dann hörten wir die ersten zwei Minuten und erfuhren, dass es ausnahmsweise nicht um Euch ging. Ganz im Sinne Eures Formats wolltet Ihr erfühlen, wie es ist, Geldsorgen zu haben, und über diese Gefühle dann diskutieren. Im Disclaimer hieß es dann noch, dass Ihr ganz bewusst über ein Thema sprechen wolltet, das Euch nicht selbst betrifft, um dem eine Bühne zu bieten.

Ihr als Besserverdienerpärchen mit Loft in Prenzlauer Berg könnt ja auch viel neutraler und besser beurteilen, ob diese Armutsängste der jammernden Low Performer wirklich angebracht sind. Leider haben wir dann nicht mehr mitbekommen, ob unser Gefühl, Geldnöte zu haben, berechtigt ist, da wir gleichzeitig Regungen der Wohlstandsverwahrlosung und Realitätsflucht wahrnahmen, die wir nur durch das Abschalten Eures Podcasts loswerden konnten.

Beweint deshalb munter weiter den eigenen Kontostand: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Tiefenpsychologischer Trick

Wenn man bei einem psychologischen Test ein Bild voller Tintenkleckse gezeigt bekommt, und dann die Frage »Was sehen Sie hier?« gestellt wird und man antwortet »einen Rorschachtest«, dann, und nur dann darf man Psychoanalytiker werden.

Jürgen Miedl

 Teigiger Selfcaretipp

Wenn du etwas wirklich liebst, lass es gehen. Zum Beispiel dich selbst.

Sebastian Maschuw

 Einmal und nie wieder

Kugelfisch wurde falsch zubereitet. Das war definitiv meine letzte Bestellung.

Fabian Lichter

 Bilden Sie mal einen Satz mit Distanz

Der Stuntman soll vom Burgfried springen,
im Nahkampf drohen scharfe Klingen.
Da sagt er mutig: Jetzt mal ehrlich –
ich find Distanz viel zu gefährlich!

Patrick Fischer

 Treffer, versenkt

Neulich Jugendliche in der U-Bahn belauscht, Diskussion und gegenseitiges Überbieten in der Frage, wer von ihnen einen gemeinsamen Kumpel am längsten kennt, Siegerin: etwa 15jähriges Mädchen, Zitat: »Ey, ich kenn den schon, seit ich mir in die Hosen scheiße!«

Julia Mateus

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
24.04.2024 Trier, Tuchfabrik Max Goldt
25.04.2024 Köln, Comedia Max Goldt
27.04.2024 Schwerin, Zenit Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
28.04.2024 Lübeck, Kolosseum Martin Sonneborn mit Sibylle Berg