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"Es ist auch mal Eierschecke" – Das Roland-Wöller-Protokoll
Wer hat es sich noch nicht gefragt: Wie sieht eigentlich ein Tag im Leben des umstrittenen sächsischen Innenministers Roland Wöller aus? Wir durften exklusiv mal dabei sein ...
7:00 Es wird Morgen über der Elbe. Erste Impfgegner sitzen bereits mit gefälschten Impfausweisen in den Cafés der beschaulichen Kleinstadt Dresden. Rolli, wie er vom engsten Kreis genannt wird, hat das erste Mal auf Snooze gedrückt.
7:05 Er wird an diesem Morgen noch einige Male auf Snooze drücken.
8:00 Roland Wöller genießt ein ausgiebiges Bad. Währenddessen haben sich einige Hundertschaften der Polizei zu einem faschistischen Putsch im Innenministerium versammelt.
8:20 Roland Wöller sitzt mit einem Strohhalm in seinem Badewasser. Als er über Connewitz und die Linke spricht, sprudeln Blasen aus dem aufgeweichten Röhrchen empor.
9:00 Wölli-Rolli, wie er in Polizeikreisen genannt wird, sitzt im Dienstwagen zum Landtag. Die Straßen sind leer. In Sachsen ist nach wie vor Teil-Lockdown. Nur einige Tausend Impfgegner machen sich an ihr frühes Tagewerk.
10:00 Der Innenminiminister zeigt erste Erschöpfungserscheinungen.
10:05 Roland Wöller legt seine erste Bubu-Zeit des Tages ein.
11:00 Der Innenminister wird nun endlich über die Vorkommnisse informiert: Es ist Schnitzeltag in der Kantine des sächsischen Landtages.
11:10 Erste Unruhe macht sich in den Räumen des Außenministeriums breit.
11:20 Roland Wöller sinniert über Linksterrorismus.
11:30 Zweite Bubu-Zeit des Vormittages. Roland Wöller erholt sich. Auf den Gängen des sächsischen Innenministeriums wird geflüstert.
11:35 Vor den Türen der Landtagskantine wird es unruhig.
12:00 Es wird spruchreif, dass die AfD bereits den Backfisch rechtsseitig des Kantineneinganges genommen hat.
12:10 Der Sturm auf die Schnitzeltheke beginnt.
12:20 Ein Vertrauter informiert Wöller über die Zustände in der Landtagskantine. Währenddessen läuft vor dem Landtag eine geringe Zahl von radikalisierten Impfgegnern auf, es sind etwa 17 000 Menschen. "Da muss man in Krisenzeiten Prioritäten setzen" - Wöller verabschiedet sich.
12:30 Kristenstab "Pannade" berät sich. Zustände wie in Connewitz, konstatieren Wöllers Berater.
12:50 Wöller überlegt, eine Einheit eines MEK aus Bautzen loszuschicken. Experten aus dem Verfassungsschutz zeigen sich alarmiert. Die Kantinensituation in ganz Sachsen scheint angespannt.
13:00 Der Sondierungstrupp berichtet von einigen grünen Überläufern.
13:20 Der Innenminister macht sich selbst ein Bild von der Lage.
13:30 Wöller erhält die Information, dass die Riffelpommessituation ebenfalls dramatisch sei. "Nach allem was wir wissen, liegt die RFI (Riffelfritteninzidenz) bei weniger als 5/MdL."
13:31 Roland Wöller verliert in der undurchsichtigen Gemengelage seine Brille: "Ich bin nun offiziell auf dem rechten Auge blind."
13:35 Bei Robin Look gibt es 15% Rabatt auf alle Modelle, die Minister kompetenter aussehen lassen.
13:37 Prof Dr. Wöller, wie er sich gerne ansprechen lässt, zeigt sich begeistert.
13:40 "Keine Ausreden mehr, wir erweitern die Befugnisse der Polizei!", tönt Wöller unvermittelt.
13:45 Was er von dem geplanten Mordkomplott auf Thomas Kretschmer halte, beantwortet Wöller nicht.
14:00 Die Polizei Sachsen hat sich nun offiziell vom Innenministerium abgespalten und sich für unabhängig erklärt. Teile anderer sächsischer Ordnungsbehörden sind bereits übergelaufen.
14:30 Wöller räumt im engsten Mitarbeiterkreis Versäumnisse hinsichtlich der Schnitzelsituation ein.
15:23 Der Innenmister beißt verdrossen in eine Eierschecke.
16:00 Wöller übt nun 30 Minuten lang das Wort "Demokratie" vorm Spiegel. Ein bisschen Eierschecke fällt ihm aus dem Mund.
16:30 Roland Wöllers Bubu-Zeit gegen 17:00 scheint bedroht.
16:40 ER, wie Teile der CDU-Fraktion ihnen nennen, wird von der zuständigen Stabsstelle darauf aufmerksam gemacht, dass das Abendessen in der Kantine des Landtages ebenfalls ausfällt.
16:45 Roland Wöller bespricht sich mit Mitarbeitern der Stabsstelle, ob eventuell eine Bubu-Zeit angebracht wäre. Die Wut steht ihm ins Gesicht geschrieben.
16:47 Roland Wöller beschäftigt sich eingehend mit dem Aufgabengebiet des Innenministers. "Was, das Erzgebirge auch?", entfährt es ihm.
16:49 Es geht nun Schlag auf Schlag: Roland Wöller erfährt vom repräsentativen Potenzial des Berufsbildes "Innenminister".
17:00 Wöller fragt einen Mitarbeiter im Gang, ob jemand an dieser Nazi-Sache dran sei. Lachen.
17:05 Ein weiterer Mitarbeiter wird gezwungen, über den gelungenen Witz des Ministers zu lachen.
17:15 Der Innenminister zeigt sich zufrieden über seine Idee, den Nachrichtendienst Telegram mal unter die Lupe der sächsischen Demokratie zu nehmen.
18:00 Bubu-Zeit.
18:30 Wöller muss die geplante Bubu-Zeit früher beenden.
18:45 Roland Wöller erweitert völlig sachgrundlos die Befugnisse der Polizei in puncto Telekommunikationsüberwachung.
19:00 Auf die Frage, ob dem Problem radikalisierter Corona-Leugner wirklich ausschließlich der Messenger-Service Telegram und nicht seine mörderischen Nazi-Nutzer schuld sind, steckt uns der Minister nickend ein Schnitzel in die Sakkotasche. Im Innenministerium wird offenbar eine andere Sprache gesprochen. Wir verstehen.
20:00 Die sächsische Gesundheitsministerin ruft an und möchte mit Wöller über ein neues sächsisches Maßnahmen-Paket sprechen. Wöller begrüßt indessen den 500.000sten sächsischen Corona-Infizierten bei einem Empfang in der Staatskanzlei.
20:02 Wöller lässt sich entschuldigen.
20:08 Offenbar wurde eine Bubu-Zeit angesetzt.
20:10 Wir lassen fragen: "Ist Sachsen überhaupt noch demokratiefähig?"
Wöller lässt mitteilen, dass Russland in seinen Augen noch gravierendere Probleme mit der Demokratie habe.
21:00 Maas bittet darum, morgen daran erinnert zu werden, Angela Merkel anzurufen, um zu fragen, warum er nicht Vizekanzler geworden ist.
21:10 Wöller ruft bei Thomas Kretschmer an, um nachzufragen, warum Wirtschaftsminister Martin Duhlig stellvertretender Ministerpräsident ist.
21:17 Roland Wöller erhält ein provozierendes Emoji von Martin Duhlig über WhatsApp.
22:00 Große Bubu-Zeit.
Jessica Ramczik