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Die neue Macht der Angestellten

Was klingt wie der Titel eines Spiegel-Bestsellers im Albtraum eines Unternehmers ist nun schaurige Wirklichkeit: Aufgrund von Dingen, die irgendetwas mit Wirtschaft zu tun haben, fehlt es an Arbeitskräften, wodurch viele Dynamiken ins Wanken geraten und nun neu aufgestellt werden müssen (Journalistenslang). Doch was bedeutet das für Arbeitnehmer? Oder für die Wirtschaft? Und wo bleibt eigentlich mein Kaffee, Boss? TITANIC beantwortet die wichtigsten Fragen (wenn uns denn gerade danach ist).

Wie werden Bewerbungsverfahren in Zukunft ablaufen?

Bewerbungsverfahren waren über viele Jahrzehnte das Nervigste, Zermürbendste und Spannendste, was vielen Arbeitnehmern in ihrem Leben passierte. Nun sind sie das immer noch – allerdings für Arbeitgeber. Diese hoffen, dass die Arbeitnehmer nicht zu nachtragend sind und die Bewerbungsabläufe human gestalten. Leider zu Unrecht. Gelingt es einem Unternehmer endlich, nachdem er Tausende Anschreiben an Privatpersonen geschickt hat, einen potentiellen Arbeitnehmer von sich zu überzeugen, hagelt es unangenehme Fragen wie "Wo sehen Sie mich in 10 Jahren?", "Haben Sie eigentlich einen Schokoladenbrunnen in Ihrer Kantine?" oder "Der Kaffee ist ja kalt, was soll das bitte?" Ist es dem Unternehmer gelungen, bei diesem Spießrutenlauf in kein Fettnäpfchen zu treten (wieder Journalistenslang; wenn Sie besser Geschriebenes lesen wollen, suchen Sie sich halt jemanden, der dazu bereit ist!), indem er die Fragen zufriedenstellend beantwortet hat ("Auf meinem Posten", "Selbstverständlich", "Entschuldigung, sorry, sorry, sorry, wird nie wieder vorkommen!"), muss es ihm nur noch gelingen, bei dem oft monatelangen Warten auf eine Antwort (und dem damit verbundenen Anfallen ALLER Aufgaben, die es in so einem Unternehmen halt gibt) nicht die Nerven zu verlieren.

Juchhu, ich habe einen Angestellten gefunden! Was jetzt?

Herzlichen Glückwunsch! Nun müssen Sie nur noch den Dreisatz der Arbeitnehmerfreundlichkeit beachten: einschleimen, einschleimen und in den Arsch kriechen! Lesen Sie Ihren Angestellten jeden Wunsch aus dem Beschwerdekasten ab, erhöhen Sie die Gehälter schwindelerregend, sorgen Sie unseretwegen sogar für genießbares Essen in der Kantine und bezahlte Praktikanten! Und noch ein Kaffee wäre nett, vielen Dank!

Ich habe nun zwar Angestellte, diese weigern sich aber, etwas zu tun. Was soll ich machen?

Tja, viele Möglichkeiten gibt es da leider nicht … Kritisieren Sie Ihre Untergebenen (oder Übergebenen, wie es nun heißt, hihi) zu sehr ("Ähm, entschuldigen Sie, Herr Müller, aber Sie sind heute fünf Stunden zu spät, muss das wirklich sein? Der Notfallpatient ist nun leider verstorben"), verschwinden diese, bevor Sie "Schwamm drüber!" sagen können. Also haben Sie nur zwei Möglichkeiten: Ihre Angestellten nicht mehr belästigen, das Unternehmen pleite gehen lassen und selbst irgendwo "in den goldenen Strom des Angestelltentums springen" (Focus Money). Oder gezielt Gerüchte streuen, dass die Chinesen den Laden übernehmen, wenn nicht mal was passiert hier!

Die Angestellten haben mich ausgelacht und gesagt, dass die Chinesen gar nicht einfach so alle Gymnasiallehrer in Deutschland ersetzen können! Und nun?

Das ist natürlich ärgerlich, weil Ihre Angestellten da Recht haben … Drohen bringt also nichts. Vielleicht könnten Si
Dieser Text wurde nicht fertig gestellt, weil unsere Autorin Mittagspause und außerdem keine Lust mehr hatte.

Laura Brinkmann

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Dear Weltgeist,

das hast Du hübsch und humorvoll eingerichtet, wie Du an der Uni Jena Deiner dortigen Erfindung gedenkst! Und auch des Verhältnisses von Herr und Knecht, über das Hegel ebenfalls ungefähr zur Zeit Deiner Entstehung sinnierte. Denn was machst Du um die 200 Jahre später, lieber Weltgeist? Richtest an Deiner Alma Mater ein Master-Service-Zentrum ein. Coole Socke!

Meisterhafte Grüße von Deiner Titanic

 Aaaaah, Bestsellerautor Maxim Leo!

In Ihrem neuen Roman »Wir werden jung sein« beschäftigen Sie sich mit der These, dass es in nicht allzu ferner Zukunft möglich sein wird, das maximale Lebensalter von Menschen mittels neuer Medikamente auf 120, 150 oder sogar 200 Jahre zu verlängern. Grundlage sind die Erkenntnisse aus der sogenannten Longevity-Forschung, mit denen modernen Frankensteins bereits das Kunststück gelang, das Leben von Versuchsmäusen beträchtlich zu verlängern.

So verlockend der Gedanke auch ist, das Finale der Fußballweltmeisterschaft 2086 bei bester Gesundheit von der heimischen Couch aus zu verfolgen und sich danach im Schaukelstuhl gemütlich das 196. Studioalbum der Rolling Stones anzuhören – wer möchte denn bitte in einer Welt leben, in der das Gerangel zwischen Joe Biden und Donald Trump noch ein ganzes Jahrhundert so weitergeht, der Papst bis zum Jüngsten Gericht durchregiert und Wladimir Putin bei seiner Kolonisierung auf andere Planeten zurückgreifen muss? Eines will man angesichts Ihrer Prognose, dass es bis zum medizinischen Durchbruch »im besten Fall noch 10 und im schlimmsten 50 Jahre dauert«, ganz bestimmt nicht: Ihren dystopischen Horrorschinken lesen!

Brennt dann doch lieber an beiden Enden und erlischt mit Stil: Titanic

 Boah ey, Natur!

»Mit der Anpflanzung von Bäumen im großen Stil soll das Klima geschützt werden«, schreibt der Spiegel. »Jetzt zeigen drei Wissenschaftlerinnen in einer Studie: Die Projekte können unter Umständen mehr schaden als nützen.« Konkret sei das Ökosystem Savanne von der Aufforstung bedroht. Mal ganz unverblümt gefragt: Kann es sein, liebe Natur, dass man es Dir einfach nicht recht machen kann? Wir Menschen bemühen uns hier wirklich um Dich, Du Diva, und am Ende ist es doch wieder falsch!

Wird mit Dir einfach nicht grün: Titanic

 Also wirklich, »Spiegel«!

Bei kleinen Rechtschreibfehlern drücken wir ja ein Auge zu, aber wenn Du schreibst: »Der selbst ernannte Anarchokapitalist Javier Milei übt eine seltsame Faszination auf deutsche Liberale aus. Dabei macht der Rechtspopulist keinen Hehl daraus, dass er sich mit der Demokratie nur arrangiert«, obwohl es korrekt heißen müsste: »Weil der Rechtspopulist keinen Hehl daraus macht, dass er sich mit der Demokratie nur arrangiert«, müssen wir es doch anmerken.

Fasziniert von so viel Naivität gegenüber deutschen Liberalen zeigt sich

Deine Titanic

 Ciao, Luisa Neubauer!

»Massendemonstrationen sind kein Pizza-Lieferant«, lasen wir in Ihrem Gastartikel auf Zeit online. »Man wird nicht einmal laut und bekommt alles, was man will.«

Was bei uns massenhaft Fragen aufwirft. Etwa die, wie Sie eigentlich Pizza bestellen. Oder was Sie von einem Pizzalieferanten noch »alles« wollen außer – nun ja – Pizza. Ganz zu schweigen von der Frage, wer in Ihrem Bild denn nun eigentlich etwas bestellt und wer etwas liefert bzw. eben gerade nicht. Sicher, in der Masse kann man schon mal den Überblick verlieren. Aber kann es sein, dass Ihre Aussage einfach mindestens vierfacher Käse ist?

Fragt hungrig: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Treffer, versenkt

Neulich Jugendliche in der U-Bahn belauscht, Diskussion und gegenseitiges Überbieten in der Frage, wer von ihnen einen gemeinsamen Kumpel am längsten kennt, Siegerin: etwa 15jähriges Mädchen, Zitat: »Ey, ich kenn den schon, seit ich mir in die Hosen scheiße!«

Julia Mateus

 Überraschung

Avocados sind auch nur Ü-Eier für Erwachsene.

Loreen Bauer

 Man spürt das

Zum ersten Mal in meinem Leben war ich in New York. Was soll ich sagen: Da war sofort dieses Gefühl, als ich zum ersten Mal die 5th Avenue hinunterflanierte! Entweder man spürt das in New York oder man spürt es eben nicht. Bei mir war sie gleich da, die Gewissheit, dass diese Stadt einfach null Charme hat. Da kann ich genauso gut zu Hause in Frankfurt-Höchst bleiben.

Leo Riegel

 Kehrwoche kompakt

Beim Frühjahrsputz verfahre ich gemäß dem Motto »quick and dirty«.

Michael Höfler

 Frühlingsgefühle

Wenn am Himmel Vögel flattern,
wenn in Parks Familien schnattern,
wenn Paare sich mit Zunge küssen,
weil sie das im Frühling müssen,
wenn überall Narzissen blühen,
selbst Zyniker vor Frohsinn glühen,
Schwalben »Coco Jamboo« singen
und Senioren Seilchen springen,
sehne ich mich derbst
nach Herbst.

Ella Carina Werner

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
20.04.2024 Eberswalde, Märchenvilla Max Goldt
20.04.2024 Itzehoe, Lauschbar Ella Carina Werner
24.04.2024 Trier, Tuchfabrik Max Goldt
25.04.2024 Köln, Comedia Max Goldt