TITANIC Gold-Artikel

Die Höhle, das sind die anderen

Ein Forschungsteam von TITANIC hat die neu entdeckte "Windloch"-Höhle erkundet – und kam aus dem Staunen gar nicht mehr heraus! Aus der Höhle leider auch nicht ...

Die kürzlich entdeckte "Windloch"-Höhle im Bergischen Land ist "deutlich größer als gedacht", hieß es vergangene Woche in vielen deutschsprachigen Medien. Da fragt man sich erstens, warum "Windloch" in Gänsefüßchen gesetzt wird, was man doch bei Ortsnamen sonst nicht macht ("Bergisches" Land?); zweitens, was die Damen und Herren Höhlenforscher sich denn "gedacht" haben, wie groß die Höhle sei. Also, von welchen Dimensionen geht man aus, wenn man eine neue Höhle findet? "Oh, der Eingang zu einer Höhle, in der noch niemand vor mir war! Die ist bestimmt so groß wie meine Garage." Think big, scientists! Vermutlich ist spontane Größenschätzung das schwierigste Teilgebiet der Speläologie. Das ist ein Fremdwort, es bedeutet "diffizilste".

Nach der Erstbegutachtung schickt man einen Laufroboter oder eine Drohne mit allerlei Vermessungsgerät und Sensoren hinab, der oder die dann wenig später wieder herausgepiept kommt und sagt: "Garage am Arsch, dass ich nicht lache! Diese Höhle ist mindestens so geräumig wie ein durchschnittliches Dänisches Bettenlager." Leicht zerknirscht ringt man sich dann via Pressemitteilung ab: "Nun gut, die Höhle könnte eventuell doch größer sein als vermutet", und die Presse bauscht die Meldung auf wie nur irgendwas. "Krasseste Fehleinschätzung von Höhlenausmaßen EVER!", heißt es dann auf der Titelseite von "Höhlen Quarterly" oder "Cave Dwelling Enthusiast". Man steckt halt nicht drin.

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Beziehungsweise eben doch! Weil die Millionen Jahre alte Windloch-Höhle (ab jetzt konsequent ohne Anführungszeichen) im Ründerother Mühlenberg bei Engelskirchen "nicht für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden" soll (DPA), hat sich eine Gruppe des TITANIC-Geologie-Ressorts auf den Weg ins Bergische Land gemacht, um die Höhle auf eigene Faust und illegal zu erkunden – und die reale Größe endgültig zu bestimmen. Hier ist ihr Bericht. (Wer nun meint, dass drei einleitende Absätze für einen Artikel mit kaum mehr als 4000 Zeichen doch ein wenig übertrieben seien, hat recht! Da wurde sich am Anfang definitiv zu lange mit dem Thema Falschvermuten aufgehalten. Und dann noch zeilenschindende Füllwörter wie "definitiv" … Aber das mit dem "größer als gedacht" ist schon reichlich obskur und war definitiv kommentierenswert.) (Um Ihre Enttäuschung, liebe Leserinnen und Leser, noch zu steigern, müssen wir Ihnen leider mitteilen, dass der versprochene Bericht des TITANIC-Teams doch nicht kommt. Es gibt keinen. Aber lesen Sie selbst.)

Seit acht Tagen gibt es kein Lebenszeichen von der furchtlosen Abordnung. Und dass, obwohl die rund zwanzig Mann vorher noch einen Lehrgang bei jemandem gemacht haben, der schon mal einen Jochen-Schweizer-Gutschein für einen Abstieg in die Kellerbar "Caverna Magica" in Leverkusen verschenkt hat. Dass man seine Gruppe erst sammeln muss, bevor man weiterziehen kann, haben sie dort zum Beispiel gelernt. Außerdem stand ihnen für die Dauer der Expedition Berry der Plantagenbär zu Seite, das beliebte und abenteuererprobte Maskottchen des Instant-Kakaogetränks Kaba – der Plantagentrank. Mehrere Rucksäcke voller Kaba hatten die Freunde dabei, welche sich, wenn man ehrlich ist, in erster Linie als Kolleginnen und Kollegen denn als Freunde verstanden; ja, einige von ihnen waren wiederholt dabei erwischt worden, wie sie "Wenn ich je mit denen in einer Höhle lande, bringe ich sie einen nach dem anderen um!" murmelten. Das Kaba hätte jedenfalls in vertrackten Situationen helfen und am Ende der Mission gemeinschaftlich ausgetrunken werden sollen, wobei für Letzteres natürlich Milch notwendig gewesen wäre, und die wurde absichtlich in den Redaktionsräumen gelassen, weil ein alter Volksglauben besagt, dass Milch giftig wird, wenn man sie in eine Höhle schafft.

Nun also sind sie verschwunden. Aber vergessen sind sie nicht, werden sie niemals sein, sie alle: der eine, die andere da, und die von schräg gegenüber.

Was wir wissen, was wir nicht wissen.

Was wir wissen: Das Windloch gilt bereits jetzt als sog. Großhöhle, da es Gänge mit einer Länge von über zwei Kilometern aufweist; ab fünf Kilometern handelt es sich offiziell um eine Riesenhöhle. Die Bezeichnung "Monsterhöhle" ist unwissenschaftlich. Die Abkürzung AKKH steht für Arbeitskreis Kluterthöhle und nicht für "Annegret Kramp-Karrenbauer-Hohlnuss". Eine Grotte ist eine sehr schlechte Höhle. Kaba™ ist gesund, macht clever und schmeckt einfach bärig-schokostark! Stalagmiten wachsen während der Sommerzeit, Stalaktiten während der Winterzeit. Was wir nicht wissen: Führt die Höhle ins Erdinnere, wo die von unseren Regierungen verheimlichten Super-Wesen leben? Welche morbiden Schrecken erwarten einen in der unaussprechlichen Düsternis dieses gotteslästerlichen Labyrinths? Zyklopische, nicht-euklidische Verwerfungen? Hat Elon Musk bereits eine Rettungsröhre gebastelt und wird er konkurrierende Helfer wieder als Pädophile beschimpfen? Sind das schon über 4000 Zeichen?

Torsten Gaitzsch

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Mmmmh, Thomas de Maizière,

Mmmmh, Thomas de Maizière,

über den Beschluss der CDU vom Dezember 2018, nicht mit der Linkspartei oder der AfD zusammenzuarbeiten, an dem Sie selbst mitgewirkt hatten, sagten Sie bei Caren Miosga: »Mit einem Abgrenzungsbeschluss gegen zwei Parteien ist keine Gleichsetzung verbunden! Wenn ich Eisbein nicht mag und Kohlroulade nicht mag, dann sind doch nicht Eisbein und Kohlroulade dasselbe!«

Danke für diese Veranschaulichung, de Maizière, ohne die wir die vorausgegangene Aussage sicher nicht verstanden hätten! Aber wenn Sie schon Parteien mit Essen vergleichen, welches der beiden deutschen Traditionsgerichte ist dann die AfD und welches die Linke? Sollte Letztere nicht eher – zumindest in den urbanen Zentren – ein Sellerieschnitzel oder eine »Beyond Kohlroulade«-Kohlroulade sein? Und wenn das die Alternative zu einem deftigen Eisbein ist – was speist man bei Ihnen in der vermeintlichen Mitte dann wohl lieber?

Guten Appo!

Wünscht Titanic

 Wieso so eilig, Achim Frenz?

Wieso so eilig, Achim Frenz?

Kaum hast Du das Zepter im Kampf um die Weltherrschaft der Komischen Kunst auf Erden in jüngere Hände gelegt, da schwingst Du Dich nach so kurzer Zeit schon wieder auf, um in den höchsten Sphären für Deine Caricatura zu streiten.

Mögest Du Dir auch im Jenseits Dein beharrliches Herausgeber-Grummeln bewahren, wünscht Dir zum Abschied Deine Titanic

 Vielleicht, Ministerpräsident Markus Söder,

sollten Sie noch einmal gründlich über Ihren Plan nachdenken, eine Magnetschwebebahn in Nürnberg zu bauen.

Sie und wir wissen, dass niemand dieses vermeintliche High-Tech-Wunder zwischen Messe und Krankenhaus braucht. Außer eben Ihre Spezln bei der Baufirma, die das Ding entwickelt und Ihnen schmackhaft gemacht haben, auf dass wieder einmal Millionen an Steuergeld in den privaten Taschen der CSU-Kamarilla verschwinden.

Ihr Argument für das Projekt lautet: »Was in China läuft, kann bei uns nicht verkehrt sein, was die Infrastruktur betrifft.« Aber, Söder, sind Sie sicher, dass Sie wollen, dass es in Deutschland wie in China läuft? Sie wissen schon, dass es dort mal passieren kann, dass Politiker/innen, denen Korruption vorgeworfen wird, plötzlich aus der Öffentlichkeit verschwinden?

Gibt zu bedenken: Titanic

 Apropos: ¡Hola bzw. holla, spanischer Priester!

Du hast Dir die Worte aus dem Matthäusevangelium »Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach« zu sehr zu Herzen genommen und in Deiner Gemeinde in der Kleinstadt Don Benito einen regen Handel mit Potenzmitteln betrieben. Für diesen nach weltlichem Ermessen offensichtlichen Sündenfall musst Du Dich nun vor einem irdischen Gericht verantworten.

Uns ist zwar nicht bekannt, ob Du Dich gegenüber Polizei und Justiz bereits bußfertig gegeben hast oder weiterhin auf das Beichtgeheimnis berufst. Angesichts der laut Zeugenaussagen freudigen Erregung Deiner überalterten Gemeindemitglieder beim Geläut der Glocken sowie ihres Durchhaltevermögens bei den nicht enden wollenden Eucharistiefeiern inklusive Rumgeorgel, Stoßgebeten und orgiastischer Gottesanrufungen sprechen alle Indizien aber ohnehin gegen Dich!

Bleibt auch ganz ohne künstliche Stimulanzien weiter standfest im Nichtglauben: Titanic

 Ciao, Luisa Neubauer!

»Massendemonstrationen sind kein Pizza-Lieferant«, lasen wir in Ihrem Gastartikel auf Zeit online. »Man wird nicht einmal laut und bekommt alles, was man will.«

Was bei uns massenhaft Fragen aufwirft. Etwa die, wie Sie eigentlich Pizza bestellen. Oder was Sie von einem Pizzalieferanten noch »alles« wollen außer – nun ja – Pizza. Ganz zu schweigen von der Frage, wer in Ihrem Bild denn nun eigentlich etwas bestellt und wer etwas liefert bzw. eben gerade nicht. Sicher, in der Masse kann man schon mal den Überblick verlieren. Aber kann es sein, dass Ihre Aussage einfach mindestens vierfacher Käse ist?

Fragt hungrig: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Tiefenpsychologischer Trick

Wenn man bei einem psychologischen Test ein Bild voller Tintenkleckse gezeigt bekommt, und dann die Frage »Was sehen Sie hier?« gestellt wird und man antwortet »einen Rorschachtest«, dann, und nur dann darf man Psychoanalytiker werden.

Jürgen Miedl

 Nichts aufm Kerbholz

Dass »jemanden Lügen strafen« eine doch sehr antiquierte Redewendung ist, wurde mir spätestens bewusst, als mir die Suchmaschine mitteilte, dass »lügen grundsätzlich nicht strafbar« sei.

Ronnie Zumbühl

 Frühlingsgefühle

Wenn am Himmel Vögel flattern,
wenn in Parks Familien schnattern,
wenn Paare sich mit Zunge küssen,
weil sie das im Frühling müssen,
wenn überall Narzissen blühen,
selbst Zyniker vor Frohsinn glühen,
Schwalben »Coco Jamboo« singen
und Senioren Seilchen springen,
sehne ich mich derbst
nach Herbst.

Ella Carina Werner

 No pain, no gain

Wem platte Motivationssprüche helfen, der soll mit ihnen glücklich werden. »There ain’t no lift to the top« in meinem Fitnessstudio zu lesen, das sich im ersten Stock befindet und trotzdem nur per Fahrstuhl zu erreichen ist, ist aber wirklich zu viel.

Karl Franz

 Pendlerpauschale

Meine Fahrt zur Arbeit führt mich täglich an der Frankfurt School of Finance & Management vorbei. Dass ich letztens einen Studenten beim Aussteigen an der dortigen Bushaltestelle mit Blick auf sein I-Phone laut habe fluchen hören: »Scheiße, nur noch 9 Prozent!« hat mich nachdenklich gemacht. Vielleicht wäre meine eigene Zinsstrategie selbst bei angehenden Investmentbankern besser aufgehoben.

Daniel Sibbe

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
25.04.2024 Köln, Comedia Max Goldt
27.04.2024 Schwerin, Zenit Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
28.04.2024 Lübeck, Kolosseum Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
29.04.2024 Berlin, Berliner Ensemble Martin Sonneborn mit Sibylle Berg