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Die diesjährigen Hauptattraktionen beim Oktoberfest in München

Das Münchener Oktoberfest (bayerisch: Wiese) ist endlich zurück. Das Besondere diesmal: Wer sich einen Virus einfängt (Corona, Layla, CSU-Mitgliedschaft oder ähnliches), bekommt als Wiedergutmachung einen Tropfen Weizenbierschaum gratis. Und was gibt’s sonst noch Neues auf der beliebten Kirmes rund ums Hofbauhaus? Alles Wissenswerte im Überblick:  

>>> Layla-Blaskapelle <<<
Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder ist nach eigenen Angaben froh darüber, dass der Song "Layla" pünktlich zum Oktoberfest zur neuen CSU-Hymne gekürt wurde und nun von allen Blaskapellen gespielt und von allen Gästen gesungen werden muss. Und zwar rund um die Uhr, 25 Stunden pro Tag und Nacht. Nur einer darf nicht mitsingen: Andreas Scheuer. Das Oktoberfest ist schließlich kein rechtsfreier Raum.  

>>> Winnetou-Zelt <<<
Bayern ist das freieste Land der Welt. Aus diesem Grund gibt es beim diesjährigen Oktoberfest ein eigenes Winnetou-Zelt. Wer in Winnetou-Montur erscheint, bekommt die Maß Bier 20 Cent günstiger. Wer auf einem Pferd angeritten kommt, sogar 25 Cent. Und sollte Pierre Brice noch persönlich vorbeischauen und Kay Marl mitbringen, darf er so lange Karussell fahren, bis er sich übergeben muss. Viel Zustimmung erhielt am Rande des Oktoberfestes ein Vorschlag des stellvertretenden bayerischen Ministerpräsidenten Hubert Aiwanger (Freie FDP), der forderte: Zu Ehren von Winnetou soll Kanzler Olaf Scholz die Bundeswehr mit Pfeil und Bogen ausstatten.  

>>> XXL-Kotzbude <<<
Das Bier schmeckt auch in diesem Jahr so gut, dass es von den meisten Besuchern wieder ausgekotzt wird – in einer eigens für das Oktoberfest errichteten, überdimensionalen Kotzbude namens "München" (demnächst UNESCO-Weltkotzerbe). Das diesjährige Festmotto lautet deshalb passenderweise "Kotz'n und kotz'n lassn". Die neue Alkoholgrenze liegt zwischen 12,60 und 13,80 Promille. Kontrolliert wird allerdings nur selten. Die Organisatoren und die Politik setzen auf Eigenverantwortung. Lediglich Alexander Dobrindt und Peter Ramsauer dürfen aus Sicherheitsgründen keinen Alkohol trinken.  

>>> Gröl-Kraftwerk <<<
Feiern mitten in der Energiekrise – schon im Vorfeld gab es daran viel Kritik. Immerhin benötigt das Oktoberfest ungefähr so viel Strom wie Schleswig-Holstein beziehungsweise 3,7 Saarländer in einem Jahr. CSU-Chef Söder schlug deswegen vor: "Die Menschen wollen das Oktoberfest unbedingt feiern, das lassen sie sich von niemandem verbieten. Da Bayern die Infrastruktur dafür zur Verfügung stellt, müssen andere Bundesländer als Ausgleich den Strom beisteuern. Deshalb wäre es nur fair, wenn zum Beispiel Niedersachsen für das Oktoberfest ein Atomkraftwerk bauen würde!" Da diese Idee verhallte, ließ man sich in München etwas anderes einfallen: So soll nun ein spezielles Kraftwerk auf dem Festgelände aus dem ganzen Gegröle der Besucher die benötigte Energie erzeugen. Da das vermutlich trotzdem nicht reicht, möchte Söder bis zum Ende des Festes noch ein eigenes Atomkraftwerk am Eingang errichten. Baubeginn ist in drei Tagen.  

>>> Wettrennen gegen Jens-Lehmann (mit Kettensäge) <<<
Dieser Wettbewerb sollte zunächst ausfallen, doch dann fanden sich doch noch genug betrunkene Teilnehmer. Mit Lehmanns Kettensäge soll zugleich Corona vertrieben werden. Wobei die Organisatoren überzeugt sind, dass das Virus freiwillig auf einen Besuch verzichtet, weil es angewidert ist von dem Gedanken, auf dem Oktoberfestgelände H.P. Baxxter, Monika Gruber und Thomas Gottschalk zu begegnen.  

>>> Botox-Klinik <<<
Ob Botox, Aperol Spritz oder Weißwurstwasser – sich anlässlich des Besuchs auf dem Oktoberfest etwas injizieren zu lassen, ist in München schon lange Tradition. Doch seit diesem Jahr kann man das auch ganz bequem direkt auf dem Festgelände tun. Viele Wirte und Schausteller bieten diese Dienstleistung sogar selbst an, manchmal zwischen zwei Schlägen aufs Bierfass ("Oans, zwoa, ogspritzt is!"). Selbstverständlich ist dafür vorab eine umfassende Ausbildung vonnöten gewesen. Dazu mussten sie unter anderem drei YouTube-Videos von ausgewiesenen Schönheitsexperten anklicken (Dr. Löwenbräu, Dr. med. Guttenberg, Prof. Dr. Rummenigge). Einige Wirte sind besonders kreativ und spritzen den Leuten ganze Dirndln, Lederhosen und Schweinshaxen, manche auch die Stimme von Pumuckl. Und man kann sich sogar Gesichter von Promis verpassen lassen. Ausnahme ist jenes von Horst Seehofer. Das wird lediglich in den Hintern gespritzt.  

Lissek

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Aaaaah, Bestsellerautor Maxim Leo!

In Ihrem neuen Roman »Wir werden jung sein« beschäftigen Sie sich mit der These, dass es in nicht allzu ferner Zukunft möglich sein wird, das maximale Lebensalter von Menschen mittels neuer Medikamente auf 120, 150 oder sogar 200 Jahre zu verlängern. Grundlage sind die Erkenntnisse aus der sogenannten Longevity-Forschung, mit denen modernen Frankensteins bereits das Kunststück gelang, das Leben von Versuchsmäusen beträchtlich zu verlängern.

So verlockend der Gedanke auch ist, das Finale der Fußballweltmeisterschaft 2086 bei bester Gesundheit von der heimischen Couch aus zu verfolgen und sich danach im Schaukelstuhl gemütlich das 196. Studioalbum der Rolling Stones anzuhören – wer möchte denn bitte in einer Welt leben, in der das Gerangel zwischen Joe Biden und Donald Trump noch ein ganzes Jahrhundert so weitergeht, der Papst bis zum Jüngsten Gericht durchregiert und Wladimir Putin bei seiner Kolonisierung auf andere Planeten zurückgreifen muss? Eines will man angesichts Ihrer Prognose, dass es bis zum medizinischen Durchbruch »im besten Fall noch 10 und im schlimmsten 50 Jahre dauert«, ganz bestimmt nicht: Ihren dystopischen Horrorschinken lesen!

Brennt dann doch lieber an beiden Enden und erlischt mit Stil: Titanic

 Kurz hattet Ihr uns, liebe Lobos,

Kurz hattet Ihr uns, liebe Lobos,

als Ihr eine Folge Eures Pärchenpodcasts »Feel the News« mit »Das Geld reicht nicht!« betiteltet. Da fragten wir uns, was Ihr wohl noch haben wollt: mehr Talkshowauftritte? Eine Homestory in der InTouch? Doch dann hörten wir die ersten zwei Minuten und erfuhren, dass es ausnahmsweise nicht um Euch ging. Ganz im Sinne Eures Formats wolltet Ihr erfühlen, wie es ist, Geldsorgen zu haben, und über diese Gefühle dann diskutieren. Im Disclaimer hieß es dann noch, dass Ihr ganz bewusst über ein Thema sprechen wolltet, das Euch nicht selbst betrifft, um dem eine Bühne zu bieten.

Ihr als Besserverdienerpärchen mit Loft in Prenzlauer Berg könnt ja auch viel neutraler und besser beurteilen, ob diese Armutsängste der jammernden Low Performer wirklich angebracht sind. Leider haben wir dann nicht mehr mitbekommen, ob unser Gefühl, Geldnöte zu haben, berechtigt ist, da wir gleichzeitig Regungen der Wohlstandsverwahrlosung und Realitätsflucht wahrnahmen, die wir nur durch das Abschalten Eures Podcasts loswerden konnten.

Beweint deshalb munter weiter den eigenen Kontostand: Titanic

 Hey, »Zeit«,

Deine Überschrift »Mit 50 kann man noch genauso fit sein wie mit 20«, die stimmt vor allem, wenn man mit 20 bemerkenswert unfit ist, oder?

Schaut jetzt gelassener in die Zukunft:

Deine Titanic

 Ach, Taube,

Ach, Taube,

die Du in Indien wegen chinesischer Schriftzeichen auf Deinen Flügeln acht Monate in Polizeigewahrsam verbracht hast: Deine Geschichte ging um die Welt und führte uns vor Augen, wozu die indische Fashion-Polizei fähig ist. Aufgrund Deiner doch sehr klischeehaften Modetattoos (chinesische Schriftzeichen, Flügel) fragen wir uns aber, ob Du das nicht alles inszeniert hast, damit Du nun ganz authentisch eine Träne unter dem Auge oder ein Spinnennetz auf Deinem Ellenbogen (?) tragen kannst!

Hat Dein Motiv durchschaut: Titanic

 Und übrigens, Weltgeist …

Adam Driver in der Rolle des Enzo Ferrari – das ist mal wieder großes Kino!

Grazie mille von Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Pendlerpauschale

Meine Fahrt zur Arbeit führt mich täglich an der Frankfurt School of Finance & Management vorbei. Dass ich letztens einen Studenten beim Aussteigen an der dortigen Bushaltestelle mit Blick auf sein I-Phone laut habe fluchen hören: »Scheiße, nur noch 9 Prozent!« hat mich nachdenklich gemacht. Vielleicht wäre meine eigene Zinsstrategie selbst bei angehenden Investmentbankern besser aufgehoben.

Daniel Sibbe

 Neulich

erwartete ich in der Zeit unter dem Titel »Glückwunsch, Braunlage!« eigentlich eine Ode auf den beschaulichen Luftkurort im Oberharz. Die kam aber nicht. Kein Wunder, wenn die Überschrift des Artikels eigentlich »Glückwunsch, Braunalge!« lautet!

Axel Schwacke

 Die Touri-Falle

Beim Schlendern durchs Kölner Zentrum entdeckte ich neulich an einem Drehständer den offenbar letzten Schrei in rheinischen Souvenirläden: schwarzweiße Frühstücks-Platzmatten mit laminierten Fotos der nach zahllosen Luftangriffen in Schutt und Asche liegenden Domstadt. Auch mein Hirn wurde augenblicklich mit Fragen bombardiert. Wer ist bitte schön so morbid, dass er sich vom Anblick in den Fluss kollabierter Brücken, qualmender Kirchenruinen und pulverisierter Wohnviertel einen morgendlichen Frischekick erhofft? Wer will 365 Mal im Jahr bei Caffè Latte und Croissants an die Schrecken des Zweiten Weltkriegs erinnert werden und nimmt die abwischbaren Zeitzeugen dafür sogar noch mit in den Urlaub? Um die Bahn nicht zu verpassen, sah ich mich genötigt, die Grübelei zu verschieben, und ließ mir kurzerhand alle zehn Motive zum Vorteilspreis von nur 300 Euro einpacken. Seitdem starre ich jeden Tag wie gebannt auf das dem Erdboden gleichgemachte Köln, während ich mein Müsli in mich hineinschaufle und dabei das unheimliche Gefühl nicht loswerde, ich würde krachend auf Trümmern herumkauen. Das Rätsel um die Zielgruppe bleibt indes weiter ungelöst. Auf die Frage »Welcher dämliche Idiot kauft sich so eine Scheiße?« habe ich nämlich immer noch keine Antwort gefunden.

Patric Hemgesberg

 Überraschung

Avocados sind auch nur Ü-Eier für Erwachsene.

Loreen Bauer

 Tiefenpsychologischer Trick

Wenn man bei einem psychologischen Test ein Bild voller Tintenkleckse gezeigt bekommt, und dann die Frage »Was sehen Sie hier?« gestellt wird und man antwortet »einen Rorschachtest«, dann, und nur dann darf man Psychoanalytiker werden.

Jürgen Miedl

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

  • 27.03.:

    Bernd Eilert denkt in der FAZ über Satire gestern und heute nach.

Titanic unterwegs
31.03.2024 Göttingen, Rathaus Greser & Lenz: »Evolution? Karikaturen …«
04.04.2024 Bremen, Buchladen Ostertor Miriam Wurster
06.04.2024 Lübeck, Kammerspiele Max Goldt
08.04.2024 Oldenburg, Theater Laboratorium Bernd Eilert mit Klaus Modick