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Der Preis ist heiß

Der Klimawandel hat hierzulande seit der Jahrtausendwende jedes Jahr etwa 6,6 Milliarden Euro verbrannt. Das ist das Ergebnis einer neuen Studie zu klimawandelbedingten Mehrkosten in Deutschland. Also hot shit für die politisch Verantwortlichen, denn bei Geld hört der Spaß, wie auch beim Gas, bekanntlich auf.

Dürresommer und kein Ende in Sicht. Seit dem Jahr 2000 hat der Klimawandel unterm Strich mit mindestens 145 Milliarden Euro zu Buche geschlagen. Und da sind nur die Schäden enthalten, die Dürre, Hitze, Hochwasser, Hagel und Sturm verursacht haben. Sommerloch schlägt also Haushaltsloch, wie es im Bundesfinanzministerium hierzu "heißt". Kleiner Wermutstropfen auf den viel zu heißen Stein: Im liberal geführten Haus weist ein Mitarbeiter, der anonym bleiben will, darauf hin, dass diesen finanziellen Einbußen auch Einsparungen gegenüberstünden, und zwar in Form von 7500 Hitzetoten 2018 und 2019. Diese Ex-Wärmestrahler könnten zwar durch ihr Ableben nicht gerade die Rentenkassen sanieren, aber Kleinvieh, respektive -bürger machten eben auch Mist, versucht er etwas Hoffnung zu wecken, während er hinter seiner viel zu heißen Schreibtisch-/Herdplatte langsam davondämmert. 9 Milliarden Euro zusätzliche Kosten entstanden allein infolge des Rückgangs der Arbeitsleistung durch vermehrte Hitzebelastung, wie wir der vorsichtig unter seinem Kopf hervorgezogenen Broschüre des Ministeriums entnehmen können. Weiß der Geier, wie sie das berechnet haben!

Apropos Geier: Die ersten Tiere der Gattung sollen schon in Süddeutschland gesichtet worden sein! Dort machen sie Jagd auf dehydrierte Feldhamster und vielleicht bald schon auf Bauern. Land- und Forstwirtschaft fuhren übrigens in den letzten zwei Jahrzehnten Verluste in Höhe von gut 25 Milliarden Euro ein. Die Augenringe von Falco Holznagel, Förster aus Brandenburg, sind so zahlreich wie die Jahresringe seiner verkohlten Tannen. Traurig blickt er auf die verkohlten Stümpfe. Aber er hat auch Humor: "Manchmal denke ich mir: was ficht mich das an? Ich esse sowieso nur einmal im Jahr Baumkuchen!" Allerdings spenden Bäume wenigstens Schatten im Sommer. Die UNO mahnt daher auch eine Wiederaufforstung der Innenstädte an.

Die Grünen machen sich derzeit für eine Vogelhauszulage stark, wollen sogar Eichhörnchen mittels mehr Zoofachgeschäften in die Ballungszentren locken. Fraglich bleibt, ob sich die Ökos in der Bundesregierung damit gegen die FDP werden durchsetzen können. Wenigstens pro forma möchte aber auch die Lindner-Partei im Wege eines "mitschwitzenden Liberalismus" etwas gegen den Hitzestress in der Bevölkerung unternehmen. Nur kosten soll es eher nichts bis gar nichts. So könne, wer keine Air-Condition bezahlen kann, beispielsweise sein klappriges Billy-Regal gegen ein gebrauchtes Kühlregal aus einer Lockdown-Insolvenz aus dem Sozialkaufhaus eintauschen oder einfach den Kühlschrank künftig offen stehen und auf Volllast laufen lassen. Ihn bestücken kann inflationsbedingt ja eh kein armer Schlucker mehr.

Auch ein Umzug in den Keller ist nach Regierungsplänen, zumindest in nicht von Hochwasser gefährdeten Gebieten, vorstellbar, meint ein Abgeordneter der SPD. "Wir sind schließlich die Partei der Bergleute, Gluck auf!" Und die Kassen seien nach wie vor "klamm", versucht er sich in trockenem Humor. Doch es gibt noch ein anderes Problem: Trotz häufigerer Sturmfluten verschwindet immer mehr Wasser aus dem Land. "Da kann man nichts machen", sagt Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck, "es herrscht Freizügigkeit in der Europäischen Union. Der ganze Bodensee ist nach 20 Jahren Saunawetter schon weg!" Nun muss das kühle Nass teuer wieder eingekauft werden - als Mineralwasser aus Frankreich, als verkümmerter Brokkoli aus Italien, als trittfeste Tomate aus den Niederlanden und so weiter.

Allmählich beginnt das Umdenken. Die nationale Wasserstrategie soll am Ende des Jahres stehen. So viel ist schon durchgesickert: "Das Glas ist halb leer". Kritiker meinen, das sei noch keine Strategie. Gefordert werden teure Lösungen wie eine Entsalzungsanlage am Steinhuder Meer oder der Wasserimport mittels LNG-Tankschiffen. Fest steht nur, dass es auch in Zukunft einen gigantischen Haufen Geld kosten wird. Aber wie heißt es so schön: "Wenn morgen die Welt untergeht, würde ich heute noch eine Palme pflanzen!"

 

Burkhard Niehues

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Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Ciao, Luisa Neubauer!

»Massendemonstrationen sind kein Pizza-Lieferant«, lasen wir in Ihrem Gastartikel auf Zeit online. »Man wird nicht einmal laut und bekommt alles, was man will.«

Was bei uns massenhaft Fragen aufwirft. Etwa die, wie Sie eigentlich Pizza bestellen. Oder was Sie von einem Pizzalieferanten noch »alles« wollen außer – nun ja – Pizza. Ganz zu schweigen von der Frage, wer in Ihrem Bild denn nun eigentlich etwas bestellt und wer etwas liefert bzw. eben gerade nicht. Sicher, in der Masse kann man schon mal den Überblick verlieren. Aber kann es sein, dass Ihre Aussage einfach mindestens vierfacher Käse ist?

Fragt hungrig: Titanic

 Anpfiff, Max Eberl!

Sie sind seit Anfang März neuer Sportvorstand des FC Bayern München und treten als solcher in die Fußstapfen heikler Personen wie Matthias Sammer. Bei der Pressekonferenz zu Ihrer Vorstellung bekundeten Sie, dass Sie sich vor allem auf die Vertragsgespräche mit den Spielern freuten, aber auch einfach darauf, »die Jungs kennenzulernen«, »Denn genau das ist Fußball. Fußball ist Kommunikation miteinander, ist ein Stück weit, das hört sich jetzt vielleicht pathetisch an, aber es ist Liebe miteinander! Wir müssen alle was gemeinsam aufbauen, wo wir alle in diesem gleichen Boot sitzen.«

Und dieser schräge Liebesschwur, Herr Eberl, hat uns sogleich ungemein beruhigt und für Sie eingenommen, denn wer derart selbstverständlich heucheln, lügen und die Metaphern verdrehen kann, dass sich die Torpfosten biegen, ist im Vorstand der Bayern genau richtig.

Von Anfang an verliebt für immer: Titanic

 Nicht zu fassen, »Spiegel TV«!

Als uns der Youtube-Algorithmus Dein Enthüllungsvideo »Rechtsextreme in der Wikingerszene« vorschlug, wären wir fast rückwärts vom Bärenfell gefallen: In der Wikingerszene gibt es wirklich Rechte? Diese mit Runen tätowierten Outdoorenthusiast/innen, die sich am Wochenende einfach mal unter sich auf ihren Mittelaltermärkten treffen, um einer im Nationalsozialismus erdichteten Geschichtsfantasie zu frönen, und die ihre Hakenkreuzketten und -tattoos gar nicht nazimäßig meinen, sondern halt irgendwie so, wie die Nazis gesagt haben, dass Hakenkreuze vor dem Nationalsozialismus benutzt wurden, die sollen wirklich anschlussfähig für Rechte sein? Als Nächstes erzählst Du uns noch, dass Spielplätze von Kindern unterwandert werden, dass auf Wacken ein paar Metalfans gesichtet wurden oder dass in Flugzeugcockpits häufig Pilot/innen anzutreffen sind!

Nur wenn Du versuchst, uns einzureden, dass die Spiegel-Büros von Redakteur/innen unterwandert sind, glauben Dir kein Wort mehr:

Deine Blauzähne von Titanic

 Erwischt, Bischofskonferenz!

In Spanien haben sich Kriminelle als hochrangige Geistliche ausgegeben und mithilfe künstlicher Intelligenz die Stimmen bekannter Bischöfe, Generalvikare und Priester nachgeahmt. Einige Ordensfrauen fielen auf den Trick herein und überwiesen auf Bitten der Betrüger/innen hohe Geldbeträge.

In einer Mitteilung an alle kirchlichen Institutionen warntest Du nun vor dieser Variante des Enkeltricks: »Äußerste Vorsicht ist geboten. Die Diözesen verlangen kein Geld – oder zumindest tun sie es nicht auf diese Weise.« Bon, Bischofskonferenz, aber weißt Du, wie der Enkeltrick weitergeht? Genau: Betrüger/innen geben sich als Bischofskonferenz aus, raten zur Vorsicht und fordern kurz darauf selbst zur Geldüberweisung auf!

Hat Dich sofort durchschaut: Titanic

 Aaaaah, Bestsellerautor Maxim Leo!

In Ihrem neuen Roman »Wir werden jung sein« beschäftigen Sie sich mit der These, dass es in nicht allzu ferner Zukunft möglich sein wird, das maximale Lebensalter von Menschen mittels neuer Medikamente auf 120, 150 oder sogar 200 Jahre zu verlängern. Grundlage sind die Erkenntnisse aus der sogenannten Longevity-Forschung, mit denen modernen Frankensteins bereits das Kunststück gelang, das Leben von Versuchsmäusen beträchtlich zu verlängern.

So verlockend der Gedanke auch ist, das Finale der Fußballweltmeisterschaft 2086 bei bester Gesundheit von der heimischen Couch aus zu verfolgen und sich danach im Schaukelstuhl gemütlich das 196. Studioalbum der Rolling Stones anzuhören – wer möchte denn bitte in einer Welt leben, in der das Gerangel zwischen Joe Biden und Donald Trump noch ein ganzes Jahrhundert so weitergeht, der Papst bis zum Jüngsten Gericht durchregiert und Wladimir Putin bei seiner Kolonisierung auf andere Planeten zurückgreifen muss? Eines will man angesichts Ihrer Prognose, dass es bis zum medizinischen Durchbruch »im besten Fall noch 10 und im schlimmsten 50 Jahre dauert«, ganz bestimmt nicht: Ihren dystopischen Horrorschinken lesen!

Brennt dann doch lieber an beiden Enden und erlischt mit Stil: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Neulich

erwartete ich in der Zeit unter dem Titel »Glückwunsch, Braunlage!« eigentlich eine Ode auf den beschaulichen Luftkurort im Oberharz. Die kam aber nicht. Kein Wunder, wenn die Überschrift des Artikels eigentlich »Glückwunsch, Braunalge!« lautet!

Axel Schwacke

 Bilden Sie mal einen Satz mit Distanz

Der Stuntman soll vom Burgfried springen,
im Nahkampf drohen scharfe Klingen.
Da sagt er mutig: Jetzt mal ehrlich –
ich find Distanz viel zu gefährlich!

Patrick Fischer

 No pain, no gain

Wem platte Motivationssprüche helfen, der soll mit ihnen glücklich werden. »There ain’t no lift to the top« in meinem Fitnessstudio zu lesen, das sich im ersten Stock befindet und trotzdem nur per Fahrstuhl zu erreichen ist, ist aber wirklich zu viel.

Karl Franz

 Tiefenpsychologischer Trick

Wenn man bei einem psychologischen Test ein Bild voller Tintenkleckse gezeigt bekommt, und dann die Frage »Was sehen Sie hier?« gestellt wird und man antwortet »einen Rorschachtest«, dann, und nur dann darf man Psychoanalytiker werden.

Jürgen Miedl

 Treffer, versenkt

Neulich Jugendliche in der U-Bahn belauscht, Diskussion und gegenseitiges Überbieten in der Frage, wer von ihnen einen gemeinsamen Kumpel am längsten kennt, Siegerin: etwa 15jähriges Mädchen, Zitat: »Ey, ich kenn den schon, seit ich mir in die Hosen scheiße!«

Julia Mateus

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
20.04.2024 Eberswalde, Märchenvilla Max Goldt
20.04.2024 Itzehoe, Lauschbar Ella Carina Werner
24.04.2024 Trier, Tuchfabrik Max Goldt
25.04.2024 Köln, Comedia Max Goldt